Sich des einen unendlichen Gemüts, Gottes, des Guten, dauernd bewußt zu sein, ist das Streben der Christlichen Wissenschafter. Obwohl es unser Ziel ist, ewiges Leben und Unsterblichkeit zu erreichen, müssen wir lernen, zu allen Dingen hier auf Erden die richtige Einstellung zu haben.
Im Gedanken an eine materielle Erde und einen materiellen Himmel sang der Psalmist: „Sie werden alle veralten wie ein Gewand; sie werden verwandelt wie ein Kleid, wenn du sie verwandeln wirst“ (Ps. 102:27). Wollen wir teilhaben an diesem großen Erlösungswerk — der Verwandlung der Erde, des Himmels und des Menschen —, so müssen wir jedem Ruf zum geistigen Wachstum folgen. Wenn wir bessere Christen werden und unsere Geistigkeit zunimmt, öffnet sich uns die Tür zum Himmelreich, zur Harmonie.
Kunst, Wissenschaft und Technik mögen wohl unser Denken erweitern, aber sie sind nicht die geistige Wirklichkeit und die wissenschaftlichen Tatsachen des Seins. Die geistige Wirklichkeit ist die göttliche Idee, die im Gegensatz zu den Gedanken der Sterblichen kein Element des Bösen, der Disharmonie und des Verfalls in sich trägt. Diese göttliche Idee ist die Wahrheit, die allem Guten hier auf Erden zugrunde liegt.
Gott schafft weder irriges Denken noch veränderliche Liebe und Güte noch veränderliches Leben. Wie Musik die Harmonie des Seins ausdrücken kann, so kommt in der Naturwissenschaft und Technik eine Art schöpferisches Denken und Intelligenz zum Ausdruck. Sie geben uns einen Schimmer von der wahren Wirklichkeit.
Wie die Kunst eines Volkes das Wesen seines Denkens anzeigt, so zeigt unsere Einstellung zu allen Dingen hier unseren mentalen und geistigen Standpunkt an. In der Kunst scheint die Musik die am wenigsten materielle Ausdrucksform zu sein. Aber trotz all ihrer Schönheit und Harmonie ist die Musik nicht die Sprache Gottes, selbst wenn sie zuweilen dafür gehalten wird. Sie ist die Sprache der Erde. Die reine Sprache des Geistes hat nie jemand materiell gehört oder gesprochen.
In ihrer ersten Ansprache in Der Mutterkirche im Jahre 1895, die in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ enthalten ist, schreibt Mrs. Eddy (S. 106): „In der Musik spiegelt sich die Harmonie des Seins; aber in der Musik der Seele allein erklingen Gefühlsweisen und erwecken Harfentöne des Herzens.“ Sie fügt dann hinzu: „Vom Gemüt bewegt, singt eure vielstimmige Orgel, die Klänge vieler Instrumente nachahmend, Sein Lob. Aber selbst die Traulichkeit dieses Tempels und seine äußere Schönheit, die Ihn loben, sind die Sprache der Erde und dürfen nicht irrigerweise für das lebendige Wort Gottes gehalten werden. Die Kunst darf in der Wissenschaft nicht vorherrschen.“ Und im nächsten Abschnitt fährt Mrs. Eddy fort: „Mehr Liebe ist das, was der Menschheit not tut. Reine, innerliche Zuneigung, die sich selbst vergißt, Unrecht verzeiht, ja, ihm zuvorkommt, sollte die Leier menschlicher Liebe zum Erklingen bringen.“
Diese Töne sind für den Christlichen Wissenschafter wichtiger als die Töne der Musik. Nicht die materielle Musik, sondern die Musik der Seele ist göttlich. Selbstverständlich können wir uns an allem Schönen und Guten erfreuen und erheben, denn sie geben uns einen Schimmer von der Wahrheit des Seins. In „Wissenschaft und Gesundheit“ von Mary Baker Eddy lesen wir (S. 234): „Alles, was Weisheit, Wahrheit oder Liebe einflößt — sei es nun Gesang, Predigt oder Wissenschaft —, segnet die menschliche Familie mit Brosamen des Trostes von dem Tische Christi, speist die Hungrigen und gibt den Durstigen lebendiges Wasser.“ Die göttliche Wissenschaft allein gibt uns die Speise, an der wir volle Genüge haben.
Wir machen Anstrengungen, menschlich versorgt zu sein und mit anderen in Harmonie zu leben. Machen wir aber dieselben Anstrengungen, um Gottes Schöpfung zu erschauen, wie sie in Wirklichkeit ist? Um unser geistiges Sein zu erkennen, müssen wir damit anfangen, unseren Blick aufwärts zu richten.
Wenn uns das Böse Unbehagen macht, sind wir bereit, es aufzugeben; aber wir möchten nicht unsere teuersten Annahmen über etwas aufgeben, was uns schön erscheint und woran wir Freude haben. Und doch müssen wir zu allen Dingen den geistigen Standpunkt einnehmen. Wir verlieren dadurch nichts, sondern gewinnen alles. Jesus sagte zu Petrus (Matth. 16:19): „Ich will dir des Himmelreichs Schlüssel geben, und alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein.“
Viele Gelehrte, Künstler, Techniker, Geschäftsleute usw. haben, wie Petrus, ihren Beruf aufgegeben, um Christus, der Wahrheit, zu folgen. Für den Christlichen Wissenschafter bedeutet die Wissenschaft des Christus die höchste Berufung. Denn weder Kunst noch Philosophie noch materielle Höhen oder Tiefen vermögen das Erlösungswerk für die Menschheit zu vollbringen. Allein die Wissenschaft des Christus kann uns helfen, die Tiefen der Gottheit zu ergründen, bis wir — in den Worten des Paulus an die Epheser (4:13) — „alle hinankommen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur Reife des Mannesalters, zum vollen Maß der Fülle Christi.“