Nachdem ich jahrelang in verschiedenen Nervenkliniken und -heilanstalten vergeblich Heilung gesucht hatte und als ich im Jahre 1955 wieder in eine andere Heilanstalt eingewiesen worden war, richtete ich mich dort ohne Hoffnung für den trostlosen üblichen Tageslauf ein. Kurz nach meiner Einlieferung betonte der Chefarzt seine Ausführungen mir gegenüber dahin, daß ich nicht fünf Minuten außerhalb der Anstalt zubringen könnte, ohne daß er mich für geisteskrank erklären und der Pflege und dem Schutz unterstellen müßte. Obwohl ich von der Unrechtmäßigkeit dieser Äußerung überzeugt war, reichte der Stempel dieser zusätzlichen seelischen Wunde aus, meinen Zustand zu verschlechtern.
Ich tröstete mich damit, daß ich in Gesellschaft eines Insassen, der langsam sein Augenlicht verlor, die Blindenschrift übte und die verstaubten Bücherborde der Anstalt nach Lesematerial absuchte. Die Regale gaben zwei Bücher her, die einen unglaublichen Einfluß auf mein Leben haben sollten; das eine war „Wissenschaft und Gesundheit“ von Mary Baker Eddy, und das andere war ein Buch über die Kanarischen Inseln.
In der Anstalt waren etwa tausend bis zweitausend Patienten, aber unter diesen war keiner, der die beiden Bücher beanspruchte; so las ich sie fast pausenlos in der scheinbar endlosen Zeit, die mir zur Verfügung stand. Die Auswirkung des ersten Buches war die, daß es strahlende neue Hoffnung erweckte; mit dem zweiten kam die Sehnsucht, frei zu sein und auf den schönen, sonnigen Kanarischen Inseln zu leben.
Nach mehr als zwei Jahren entfloh ich der Anstalt und gelangte mittellos, abgerissen, unrasiert und sehr krank in eine große Stadt. Da ich weder Geld noch Empfehlungen hatte, war ich gezwungen, in einem Park auf dem Erdboden zu schlafen, und die bittere Kälte, verbunden mit dem Hunger, trieb mich dazu, in der Stadt eine warme Zuflucht zu suchen. Es war dieser Gedanke an zeitweilige Behaglichkeit, und nicht an Heilung, der mich veranlaßte, in ein Lesezimmer der Christlichen Wissenschaft einzutreten.
Am dritten aufeinanderfolgenden Tag empfahl mir die Bibliothekarin, einen Ausüber aufzusuchen, der — so meinte sie zuversichtlich — mein allzu augenscheinliches Leiden lindern würde.
Auf dem Wege zum Ausüber notierte ich mit dem Bleistift meine Gedanken, die für meinen Geisteszustand, den die Ärzte in der Anstalt mit Wahnsinn bezeichneten, richtungweisend sein könnten. Ich hoffte, daß diese Notizen für den Ausüber bei seinen Bemühungen, mir zu helfen, von Nutzen sein könnten. Ich erinnere mich, daß sie mit den Worten endeten: „Ich möcht’ dorthin gehn, wo die Orangen stehn.“ (Drei Jahre danach konnte ich dem Ausüber eine herrliche Orange aus meinem Garten in Teneriffa schicken.)
Als er die enthüllenden Notizen, die ich gemacht, gelesen und ich auf einige kurze Fragen geantwortet hatte, sagte er: „Die Orangen, die Sie suchen, sind die Früchte der Liebe, und ich werde Ihnen zeigen, wie Sie sie finden können. Dies für den Anfang: Ich habe Sie lieb. Ich habe Sie wegen Ihrer Wahrheitsliebe und Ehrlichkeit lieb, und auf diesen geistigen Eigenschaften werden wir einen gänzlich neuen, starken und moralisch gefestigten Charakter aufbauen, so daß Sie der mentalen Malpraxis, der Sie ausgesetzt zu sein schienen, widerstehen können.“
Seine Worte mit Taten begleitend, wusch er mich, kleidete mich neu ein und gab mir zu essen, so daß ich mich im Aussehen von einem entflohenen Wahnsinnigen gewißlich unterschied, wenn ich auch nur wenig Ähnlichkeit mit dem britischen Rundfunkstar hatte, der ich einst war. Schritt für Schritt befreite mich dieser freundliche Ausüber von der Versuchung, in frühere Laster zurückzufallen; er leitete mich und lehrte mich gleichzeitig die Christliche Wissenschaft und hielt mich durch all dieses aufrecht, während ich mich rechtlich für gesund erklären ließ, meine musikalische Karriere wieder aufbaute und für blinde Musiker ein Unterweisungsbuch in Blindenschrift schrieb.
Mit der Nachricht vom plötzlichen Tode meiner Mutter traf mich ein neuer Schlag. Aber der Ausüber tat gute Arbeit. Jede Veränderung wurde in Übereinstimmung mit dem göttlichen Prinzip unternommen, und jeder Zweifel wurde durch das Hinzuziehen der Werke von Mrs. Eddy zerstreut, so daß ich mich von liebevollen Freunden umgeben sah, deren zahlreiche Freundlichkeiten so viel Dankbarkeit verlangten, daß keine Zeit für Kummer blieb.
Das zitternde, unrasierte, gelbhäutige Wrack, das dem Ausüber zuerst gegenübergetreten war, hatte sich mittlerweile in einen begeisterten, gesunden Bürger verwandelt. Jugendlicher Schwung und jugendliche Leistungsfähigkeit waren mir im Alter von 52 Jahren wiedergegeben worden, obwohl es in den sieben vorhergegangenen Jahren nicht danach aussah.
Ich bin glücklich, berichten zu können, daß diese Heilung vollständig gewesen ist. Die unregelmäßig auftretende Krankheit, die meinen rechten Arm in Mitleidenschaft zog und die Ursache für mein langes Stillschweigen auf musikalischem Gebiet war, ist nie wieder aufgetreten. Ich bin glücklich, daß meine geistige Kraft unvermindert anhält und daß ich wahrlich mehr als fünf Minuten „außerhalb“ geblieben bin durch das Wissen, daß Gott für mich sorgt und mich beschützt. Ich freue mich darüber, daß der Ausüber und seine Frau bei meiner Hochzeit Trauzeugen waren; und diese Ehe hat sich als harmonisch erwiesen.
Am dankbarsten bin ich jedoch, daß ich hier in Teneriffa das Studium der Christlichen Wissenschaft weiterverfolgen kann, und zwar im gleichen Geist der dankbaren Ehrfurcht vor der Offenbarung der Wahrheit. Gott ist sehr gut zu mir gewesen seit ich Ihn durch die Christliche Wissenschaft kennengelernt habe. Seine Allmacht wurde deutlich bewiesen, als ich scheinbar unüberwindliche Schwierigkeiten überwand, wie die, auf diesen Inseln eine passende Wohnung zu finden, bevor ich die Sprache der Einheimischen beherrschte.
„Unser himmlischer Vater hat niemals bestimmt, daß die Sterblichen, die ein besseres Land suchen, von widrigen Umständen umhergestoßen und unvermeidlich der Sünde, der Krankheit und dem Tode ausgesetzt, als enttäuschte Wanderer am Gestade der Zeit dahinziehen“ (Botschaft für Die Mutterkirche für das Jahr 1902 von Mary Baker Eddy, S. 11). Dank der Leitung von „Wissenschaft und Gesundheit“ wurde der Kurs, der von den „widrigen Umständen“ in der Heilanstalt in England bis zu den Kanarischen Inseln führte, zuerst eine Möglichkeit und dann eine vollendete Tatsache. — Teneriffa, Kanarische Inseln.