Nachdem ich jahrelang in verschiedenen Nervenkliniken und -heilanstalten vergeblich Heilung gesucht hatte und als ich im Jahre 1955 wieder in eine andere Heilanstalt eingewiesen worden war, richtete ich mich dort ohne Hoffnung für den trostlosen üblichen Tageslauf ein. Kurz nach meiner Einlieferung betonte der Chefarzt seine Ausführungen mir gegenüber dahin, daß ich nicht fünf Minuten außerhalb der Anstalt zubringen könnte, ohne daß er mich für geisteskrank erklären und der Pflege und dem Schutz unterstellen müßte. Obwohl ich von der Unrechtmäßigkeit dieser Äußerung überzeugt war, reichte der Stempel dieser zusätzlichen seelischen Wunde aus, meinen Zustand zu verschlechtern.
Ich tröstete mich damit, daß ich in Gesellschaft eines Insassen, der langsam sein Augenlicht verlor, die Blindenschrift übte und die verstaubten Bücherborde der Anstalt nach Lesematerial absuchte. Die Regale gaben zwei Bücher her, die einen unglaublichen Einfluß auf mein Leben haben sollten; das eine war „Wissenschaft und Gesundheit“ von Mary Baker Eddy, und das andere war ein Buch über die Kanarischen Inseln.
In der Anstalt waren etwa tausend bis zweitausend Patienten, aber unter diesen war keiner, der die beiden Bücher beanspruchte; so las ich sie fast pausenlos in der scheinbar endlosen Zeit, die mir zur Verfügung stand. Die Auswirkung des ersten Buches war die, daß es strahlende neue Hoffnung erweckte; mit dem zweiten kam die Sehnsucht, frei zu sein und auf den schönen, sonnigen Kanarischen Inseln zu leben.
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