Der grundlegende Irrtum der Sterblichen ist die mesmerische Illusion, daß Substanz oder Wirklichkeit vergängliche Materie ist, daß die Materie ihr eigener Schöpfer ist, daß ihr Eigenschaften wie Leben, Intelligenz, Stärke und Tatkraft innewohnen und daß sie daher die Ursache für ihre eigenen Zustände enthält. In dieser Illusion erblickt der sterbliche Mensch sich selbst als einen lebenden, intelligenten Körper, von dem seine mentale und körperliche Harmonie, seine Charakterstärke und sein gesamtes Wohlbefinden abhängen.
Infolge seiner erdichteten Grundlage ist dieses ganze sterbliche Denken über Substanz und über den Menschen falsch. Seiner Natur nach ist es ein Wachtraum, und die Wirkungen, die es hervorzubringen scheint, sind die flüchtigen Schöpfungen des Traums und bestehen nur im Traum. Dieser Wachtraum ist die Folge des vorbehaltlosen Annehmens des materiellen Sinnenzeugnisses, verbunden mit einem absichtlichen, furchtsamen oder zynischen Nichtbeachten der wissenschaftlichen Tatsachen des Seins, Tatsachen, die der geistige Sinn stets bereit ist, dem menschlichen Bewußtsein darzubieten.
In geradem Gegensatz zu diesem falschen Zeugnis stehen die Lehren der Christlichen Wissenschaft, die die absolute Wahrheit offenbaren, daß Substanz, Leben und Intelligenz geistig sind, daher niemals in der Materie bestehen, und daß der Mensch ein ganz und gar geistiges Wesen, der ewige Ausdruck des göttlichen Gemüts, ist. Diese Offenbarung schließt die vollständige Herrschaft des Gemüts über seine Widerspiegelung, den Menschen, ein.
Die Christliche Wissenschaft lehrt und beweist, daß der Mensch, der die unendliche Intelligenz des göttlichen Gemüts widerspiegelt, niemals in einen Sinnestraum über sich selbst versinken kann, sondern sich durch die wahre Selbsterkenntnis, die er durch das Gemüt erlangt hat, ganz und gar seiner eigenen wahren Natur und Identität bewußt ist. Der Mensch hat sich weder selbst erschaffen, noch ist er durch den Menschen erschaffen worden; er ist nicht Fleisch, sondern die Idee Gottes, der sein unendlich guter Vater-Mutter ist. Daher kann der Mensch in Wirklichkeit keine Eigenschaften aus sich selbst besitzen und besitzt sie auch nicht, sondern leitet durch Widerspiegelung alle Eigenschaften vom göttlichen Gemüt her. Durch den Prozeß der geistigen Widerspiegelung bringt der Mensch das volle Maß der Intelligenz und Liebe, der Stärke und Lebenskraft seines göttlichen Prinzips zum Ausdruck.
Mrs. Eddy stellt die grundlegende Wahrheit über den Menschen fest, wo sie schreibt, daß er das ist, „was keine einzige Eigenschaft hat, die nicht der Gottheit entlehnt ist; das, was weder Leben, Intelligenz noch schöpferische Kraft aus sich selbst besitzt, sondern alles seinem Schöpfer Zugehörige geistig widerspiegelt“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 475).
Einer der Irrtümer, die diejenigen beständig hegen, die sich selbst als eine Verbindung von mentalen und physischen Elementen betrachten, ist der, daß sie dem materiellen Körper für jedes Nachlassen der Gesundheit, der Stärke oder der Intelligenz die Schuld geben. Solange jemand glaubt, daß zum Beispiel Stärke physisch ist und dem materiellen Körper innewohnt, wird er die Ursache für jede Schwäche im Körper suchen. Die Christliche Wissenschaft hat jedoch die Tatsache offenbart, daß der materielle Leib nur die Verkörperung des falschen menschlichen Begriffs vom Menschen ist, eines Begriffs, der dem sterblichen Gemüt als ein Gegenstand außerhalb seiner selbst erscheint und so, als ob er seine eigenen Gesetze und Eigenschaften besitze. Also kann der Körper als Materie offensichtlich nur die Annahmen bekunden, die dieses sogenannte Gemüt über ihn hegt. Daher ist der Körper stets unschuldig, und Furcht vor ihm ist unnötig, da sie grundlos ist.
Jede Art von Schwäche ist nur eine Annahme des sterblichen menschlichen Gemüts, das, indem es auf den Körper hinweist, uns einreden möchte, daß es der Körper ist, dem es an Stärke fehlt. Dieser falsche Sinn muß durch das Verständnis berichtigt werden, daß Stärke als wissenschaftliche Tatsache rein geistig, unversiegbar und immergegenwärtig ist. Was als Stärke oder Schwäche der Muskeln, als Biegsamkeit oder Steifheit der Gelenke, als harmonische oder gestörte Funktion irgendeines Teiles des materiellen Körpers erscheint, ist nicht die Wirkung einer dem Fleische innewohnenden Ursache, sondern ist nur die Kundwerdung einer Illusion des menschlichen Gemüts.
„Wissenschaft und Gesundheit“ unterrichtet uns besonders über die Beziehung zwischen dem sterblichen Gemüt und seiner eigenen Auffassung vom Körper (S. 177): „Das sterbliche Gemüt und der sterbliche Körper sind eins. Keins besteht ohne das andere, und beide müssen durch das unsterbliche Gemüt zerstört werden. Die Materie oder der Körper ist nur ein falscher Begriff des sterblichen Gemüts. Dieses sogenannte Gemüt errichtet seinen eigenen Aufbau, dessen gröberer Teil der materielle Körper ist; aber von Anfang bis zu Ende ist der Körper ein sinnlicher, menschlicher Begriff.“
Diese Erklärung macht es offensichtlich, daß der materielle Körper weder Stärke noch Schwäche aus sich selbst besitzt. Daher müssen wir Stärke und Ausdauer nicht im Körper, sondern im Geist suchen, und wir werden sie durch unser wissenschaftliches Verständnis vom Christus finden, der wahren Idee vom vollkommenen Gott und Seiner Widerspiegelung, dem vollkommenen geistigen Menschen. Denn bei allem, was uns je dabei im Wege sein könnte, eine göttliche Eigenschaft auszudrücken, handelt es sich um eine falsche materielle Auffassung und die unwahren Befürchtungen, die sie hervorruft.
Der Mensch, die geistige Idee Gottes, besitzt all die Stärke, Lebendigkeit und Beständigkeit, die er in jedem Augenblick nötig hat, nicht aus sich selbst, sondern spiegelt sie geistig wider. Das sterbliche Gemüt kann uns nicht dahin bringen zu glauben, daß diese Eigenschaften dem materiellen Körper innewohnen, noch besitzt es die Macht, den ununterbrochenen Prozeß der geistigen Widerspiegelung zu hemmen, durch den uns die göttliche Liebe mit denjenigen ihrer eigenen Eigenschaften und Fähigkeiten versorgt, die wir für die spontane, erfolgreiche Durchführung einer jeden gottgegebenen Aufgabe benötigen.
Ermüdung ist nicht eine Eigenschaft, sondern eine blinde Verneinung oder ein Nichtbeachten der geistigen Tatsache von Gottes immer-tätiger Gegenwart und von des Menschen natürlicher Widerspiegelung Seiner Allmacht. Abneigung gegen das, was man zu tun hat, und der daraus erwachsende mentale Widerstand dagegen, kann jedoch einen gedanklichen Konflikt hervorrufen, der fälschlicherweise als eine Suggestion von Ermüdung und Niedergeschlagenheit angesehen werden könnte. Solcher Groll, ebenso wie Egoismus, wird unsere Stärke und Wirksamkeit schwächen, während die Vergegenwärtigung wahrer Stärke, die mit jedem gottgegebenen Vorsatz kommt, die Verwirrung und mit ihr die falsche Auffassung von Schwäche vertreiben wird.
Für wahre Stärke gibt es kein Auf und Ab, denn sie ist ausschließlich durch die Immergegenwärtigkeit des unveränderlichen Geistes bedingt. Unser bewußtes Eingehen auf das Gesetz des Lebens wird Lebendigkeit, Lebenskraft und intelligente Wirksamkeit hervorbringen, die die eigentlichen Zeichen dafür sind, daß Gott mit uns ist. Sie können niemals nachlassen oder versagen, denn Gott ist die Stärke und der Erhalter unseres Lebens, einschließlich all seiner rechten Tätigkeiten.
Die göttliche Inspiration, die Christus Jesus beispielhaft zum Ausdruck brachte und seinen Jüngern mitteilte, sollte in ihrem Denken keinen Raum für irgendwelche Fragen oder Zweifel darüber gelassen haben, ob sie die mentale und physische Stärke und Ausdauer haben würden, um ihre heilige Mission weiterzuführen. Ihr Bewußtsein war über das Niveau der Materie zu den Wundern des Christus, der Wahrheit, erhoben. Ähnlich ist es, wenn wir von der Inspiration eines hohen geistigen Vorsatzes erfüllt sind; dann wird sich keine Furcht in unser Bewußtsein drängen, daß uns irgendeine Eigenschaft fehlen könnte, die wir zu seiner Ausführung benötigen. Voller Zuversicht können wir erklären: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus“ (Phil. 4:13).
Zu wissen, daß Gott die Quelle und der Geber alles Guten ist, heißt, in der Demonstration unversiegbarer Lebenskraft und Freude zu frohlocken. Die inspirierten Worte des Jesaja sind eine Weisung von tiefer Bedeutung: „Verlasset euch auf den Herrn ewiglich; denn Gott der Herr ist ewige Stärke“ (Jes. 26:4 — n. der engl. Bibel).