Was immer unseren menschlichen Nöten abhilft und sie heilt, geht uns alle an. Und wenn diese Hilfe, wie in der Christlichen Wissenschaft, durch die Begriffe eines folgerichtigen und demonstrierbaren geistigen Gesetzes zugänglich gemacht worden ist, so verdient das die gründlichste Beachtung aller denkenden Menschen. Ein wesentlicher Gesichtspunkt bei der Anwendung dieses heilenden Gesetzes wird von Mrs. Eddy auf Seite 269 von „Wissenschaft und Gesundheit“ angegeben. Sie schreibt dort: „Die Metaphysik löst Dinge in Gedanken auf und tauscht die Dinge des Sinnes gegen die Ideen der Seele ein.“
Es mag nicht immer leicht scheinen, „Dinge in Gedanken“ aufzulösen. Aber wir wollen beachten: Mrs. Eddy sagt uns, daß es die Metaphysik ist, die auflöst. Der menschliche Wille hat daran keinen Teil.
Der Christliche Wissenschafter folgert, daß Gott, weil Er die unendliche Intelligenz und der alles in sich schließende Geist ist, der Schöpfer von geistigen Ideen und von nichts anderem ist. Im wirklichen Sein gibt es keine Materie oder auch nur den Glauben an Materie. Die Ideen der Seele existieren jetzt und haben immer im göttlichen Gemüt existiert, und sie drücken ewiglich die Natur, die Eigenschaft und die Wesenheit der Göttlichkeit aus.
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß der Mensch als vollendete Widerspiegelung oder als die zusammengesetzte Idee Gottes alle rechten Ideen verkörpert. So spiegeln wir in unserem wahren Selbst unaufhörlich die geistige Idee wider, die wir, menschlich gesprochen, vielleicht erst erkennen müssen. Es ist gut, diese Wahrheit zu bejahen, die behauptet, daß wir in Wirklichkeit immer wissen, was wir gerade dann wissen müssen, wenn wir es brauchen. Es gibt in den Selbstbekundungen des Gemüts keine zeitliche Verzögerung. Daher werden die stets gegenwärtigen, heilenden Ideen des Gemüts, die unverzüglich da sind, um unserer menschlichen Not abzuhelfen, weniger durch irgendeine persönliche Anstrengung demonstriert als durch unsere aufrichtige und entschlossene Anwendung der geistigen Wahrheit und durch unser Vertrauen auf Gott, die Quelle alles Guten.
Auch wird durch Gottvertrauen das menschliche Bewußtsein gereinigt, und man erlebt größere Freiheit von den übersättigenden Vergnügungen, Begrenzungen und Nachteilen des Materialismus. Die vom Menschen widergespiegelten Ideen der Seele offenbaren Weisheit, Harmonie, Stärke, Gesundheit. Diese geistigen Ideen werden durch Gottes Gesetz beschützt, beherrscht und aufrechterhalten; sie sind niemals verwundbar und niemals den Umständen oder Annahmen von Alter, Krankheit, Unfall und Zerrüttung ausgesetzt.
Wir sollten die entsprechenden Ideen und geistigen Eigenschaften, die die tatsächlichen Wirklichkeiten und bedeutsamen Tatsachen in jeder menschlichen Lage Sind, demütig anerkennen; wir sollten sie mehr pflegen und ihnen eher vertrauen als den sterblichen Fälschungen, die man Personen, Orte und Dinge nennt. Wir sollten hindurchdenken bis zur Wahrheit des Seins, anstatt die negativen Eindrücke des materiellen Sinnenzeugnisses anzunehmen. Wenn wir das tun, werden wir mehr von der Gegenwart und dem Wesen der Wirklichkeit gewahren; und diese harmonische, geistige Wirklichkeit entfaltet sich natürlich, spontan und unwiderstehlich als unsere eigene gegenwärtige Erfahrung. So werden wir erkennen, daß alles wahrhaft Gute, das wir im Leben lieben und schätzen, sicher ist in Gottes Hut, daß es fortwährend beschützt und durch Sein stets wirkendes und allmächtiges Gesetz immer erneuert wird.
Die geistigen Ideen, die vom wirklichen Menschen immerdar widergespiegelt werden, gehören nicht der Vergangenheit oder der Zukunft an, noch werden sie an irgendeinem Ort oder in irgendeiner Lage gefunden, wo wir nicht sind, noch verzögert Liebe deren Erscheinen, bis wir mehr Verständnis und Erfahrung haben. Die Ideen der Liebe sind da, wo wir jetzt sind; sie sind jetzt gegenwärtig, tätig und wirksam. Diese gesegneten Ideen werden im individuellen Bewußtsein gerade da widergespiegelt, wo die falschen Vorstellungen — die sogenannten Gegenstände, Bedingungen, Freuden und Leiden des sterblichen Sinnes — zu sein scheinen.
Wenn wir uns erwartungsvoll in Liebe und Demut dem göttlichen Gemüt zuwenden, sind wir unvermeidlich empfänglich geworden für die geistige Wahrheit, die notwendig ist, um uns zu heilen und zu helfen. Gehört uns nicht durch Widerspiegelung jede nur mögliche christusähnliche Idee? Und weil sie von Gott ist, ist sie rein, selbstlos, kraftvoll, gut, nützlich, befriedigend, wirksam und fortdauernd. Wenn einmal solch eine Wahrheit erkannt und demonstriert worden ist, wissen wir, daß wir uns ohne Vorbehalt auf sie verlassen können.
Vor vielen Jahren kehrten meine Frau und ich nach dem Besuch bei einer älteren Verwandten über ein hoch gelegenes Stück Moorland auf dem Motorrad heim. Es war mitten im Winter und begann zu schneien. Bald tobte ein Schneesturm, und es war so bitterkalt, daß es mir immer schwerer wurde, die Maschine zu beherrschen. Meine Frau rief mir zu, ihr sei so kalt, daß sie vom Sitz zu fallen drohe.
Bis zu diesem Augenblick hatten wir, in der Hoffnung durchzukommen, geradeso ausgehalten. Aber nun war etwas mehr vonnöten. Unsere Gedanken wandten sich an Gott, und auf einmal kam uns die klare Erkenntnis, daß alles Leben Liebe und daß Liebe Wärme ist. Augenblicklich wurden meine Hände und Füße von Wärme durchstömt, und meine Frau rief aus: „Mir ist durch und durch warm geworden.“ Dankbar setzten wir unsere Fahrt durch den Sturm fort, und einige Stunden später erreichten wir bequem und sicher unser Heim.
Wie verzweifelt auch die menschliche Lage zu sein scheint, allein die geistige Tatsache, die Wahrheit des Gemüts, ist gegenwärtig und mächtig. Eine anscheinend gefährliche Situation oder ein krankhafter Zustand ist nur eine falsche Annahme oder eine Illusion. Ihre augenscheinliche Existenz besteht in dem vermeintlichen sterblichen Gemüt, nicht, wie es scheint, in der Materie. Was immer der Anspruch sein mag, er ist nichts als ein Aspekt der verkehrten und falschen Daseinsauffassung dieses sogenannten Gemüts, und wir brauchen und sollten uns nicht in plötzlichen Schrecken versetzen lassen und dabei den Anspruch als wahr annehmen. Gerade da, wo die Bedrängnis zu sein scheint, ist immer die ungebrochene Harmonie des wirklichen Seins.
Mrs. Eddy sagt in ihrem Buch „Vermischte Schriften“ (S. 74): „Christi Jesu Anschauung von der Materie war der der Sterblichen entgegengesetzt: Seine Geburt bezeugte ein geistiges und unsterbliches Bewußtsein von der Ideenwelt. Seine irdische Aufgabe war es, die Substanz in der ursprünglichen Bedeutung von Gemüt zu veranschaulichen.“ Und weiter fügt sie hinzu: „Durch seinen Beweis von der Macht des Geistes bezwang er tatsächlich die Materie und ihre vermeintlichen Gesetze.“
Für Christus Jesus war nur das wirklich, was Gott, Leben, Wahrheit und Liebe offenbarte. Haß und Furcht, Krankheit und Verderblichkeit, Mangel und Tod waren für ihn falsche und unbegründete Aspekte des trügerischen und sterblichen Sinnestraumes. Weil er seine Einheit mit dem Vater, dem göttlichen Gemüt, verstand, war ihm die geistige Wirklichkeit immer klar. Wenn Furcht und Häßlichkeit, Elend und Leiden gegenwärtig schienen, blieb Jesus furchtlos.
Der Meister vertraute und gehorchte völlig dem, was sein Vater-Gemüt ihm als wirksame und wesenhaft geistige Tatsache offenbarte. Er beschränkte sich nicht darauf, über Geist zu theoretisieren, er wandelte im Geist, lebte und wirkte im Einklang mit dem, was er als göttlich wahr erkannte, und zwar in einem solchen Maße, daß er auf dem Wasser wandeln und die Toten erwecken konnte.
Daß unser Wegweiser diese Beweise geistiger Stärke als wichtige Zeugnisse der Wahrheit und der Demonstrierbarkeit seiner Lehren ansah, wird durch seine Worte angezeigt (Joh. 5:36): „Ich aber habe ein größeres Zeugnis als des Johannes Zeugnis; denn die Werke, die mir der Vater gegeben hat, daß ich sie vollende, eben diese Werke, die ich tue, zeugen von mir, daß mich der Vater gesandt hat.“
Da die Schöpfung aus sich ständig entfaltenden geistigen Ideen besteht, muß die Schöpfung geistig gedanklich sein, denn wo anders als im Bewußtsein können sich Ideen entfalten? Wenn wir über diese Wahrheit nachsinnen, rücken wir dem göttlichen Universum näher, das seine Quelle und sein Sein im Gemüt hat, in dem Gemüt, das wir in Wirklichkeit widerspiegeln. Dann beginnt die falsche Vorstellung vom Menschen als sterblich und vom Universum als materiell dem Licht und der Wärme des geistigen Bewußtseins zu weichen, und Christus, Wahrheit, erleuchtet das menschliche Denken.
Die meisten nachdenklichen Menschen nehmen die Tatsache an, daß sie nur wissen und empfinden können, was in ihrem Bewußtsein vorgeht. Aber oft vergessen wir das und sehen unsere Probleme als weitgehend materiell an, als ob sie außerhalb des Denkens existierten, und diese Annahme möchte uns furchtsam machen. Aber anstatt solches zu glauben, ist der Christliche Wissenschafter bereit, die Tatsache anzunehmen, daß der Irrtum gänzlich mental ist.
Die Überzeugung, daß das Böse subjektiv ist und gedanklich zu sein scheint, gibt uns Herrschaft darüber. In dem Maße, wie ein Irrtum furchtlos als lügnerische und undenkbare Suggestion, und nicht als Wirklichkeit, angesehen wird, verliert er seine Macht zu verletzen. Dann, wenn die Wahrheit vergegenwärtigt wird, setzt die Heilung ein, und sie geht erstlich und letztlich im menschlichen Denken vor sich. Das Licht der Wahrheit vertreibt das Dunkel von Furcht, Unwissenheit und Sünde, und das Ergebnis ist die Heilung. Die Ideen der Seele, die den materiellen Sinnen völlig unbekannt sind, sind die bleibende Substanz alles dessen, was wir menschlich benötigen oder auf das wir berechtigt hoffen dürfen.
In dem Maße, wie wir fortschreitend „Dinge in Gedanken“ auflösen, werden wir der göttlichen Ideen mehr und mehr gewahr, und insoweit wir sie um ihrer selbst willen lieben und sie innig und gehorsam im denken hegen, werden wir feststellen, daß sie sich in unserem Leben in der Überfülle von Liebe, Gesundheit, Frieden, Sicherheit, Nützlichkeit und Freude bekunden.
