In „Wissenschaft und Gesundheit“ schreibt Mrs. Eddy (S. 547): „Die Bibel ist sehr heilig. Sie geistig zu verstehen, muß unser Ziel sein; denn nur durch dieses Verständnis kann man die Wahrheit erlangen.“ Und weiter unten auf derselben Seite sagt sie: „Das geistige Erkennen der Heiligen Schrift ist es, das die Menschheit aus Krankheit und Tod heraushebt und den Glauben inspiriert.“ Die Christliche Wissenschaft nimmt das 1. Kapitel der Genesis, das die Vollkommenheit Gottes und des Menschen, Seiner Offenbarwerdung, beschreibt, als den einen und einzig wahren Schöpfungsbericht an.
Im zehnten Kapitel des Markusevangeliums wird uns berichtet, daß Bartimäus, ein blinder Mann, „am Wege [saß] und bettelte“. Sein Glaube wurde zu Hoffnung, „als er hörte, daß es Jesus von Nazareth war“, der vorüberzog. Dann kamen in sein erwachendes Bewußtsein die Worte: „Sei getrost, stehe auf! Er ruft dich!“
Die Schreiberin dieses Artikels erfuhr eine Heilung durch das Nachsinnen über diese drei Schritte, die Bartimäus unternahm, um frei zu werden: „Er warf seinen Mantel von sich, sprang auf und kam zu Jesus.“ Durch geistige Erleuchtung sah sie, daß Bartimäus zuerst seinen Mantel fortwarf, und das bedeutete für sie, daß er sich von dem trennte, was ihn in den Glauben einhüllte, ein Sterblicher zu sein. Dann konnte er sich im Bewußtsein erheben und seinen geistigen Stand annehmen, den Jesus sah.
Die Verfasserin erkannte, daß einer der ersten Schritte beim christlich-wissenschaftlichen Heilen der ist, es abzulehnen, sich mit der Schwierigkeit zu identifizieren. In diesem speziellen Fall warf auch sie den Mantel oder die falsche Annahme ab, die ihr sagen wollte, daß sie eine Nacht voller Schmerzen hinter sich hätte und mit ihren Organen etwas nicht in Ordnung sei.
Sie vollbrachte den zweiten Schritt, als es ihr gelang, sich im Bewußtsein zu erheben und die Wahrheit anzunehmen, daß sie als ein Kind Gottes nur Gottes Eigenschaften ausdrücken konnte, und diese waren niemals Schmerz oder Krankheit unterworfen. Mit dieser Anerkennung öffnete sie ihr Denken für den dritten Schritt, und zwar, sich dem Christus, der Wahrheit, zuzuwenden, de den vollkommenen Gott und den vollkommenen Menschen als Sein Bild und Gleichnis offenbart. Dieser Schritt brachte eine sofortige Heilung.
Unsere Führerin schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit“: „Das dritte Stadium in der Ordnung der Christlichen Wissenschaft ist für den menschlichen Gedanken ein wichtiges, denn es läßt des Licht des geistigen Verständnisses ein“ (S. 508, 509). In dem Buch „Mary Baker Eddy: Her Mission and Triumph“ (Mary Baker Eddy: Ihre Mission und ihr Triumph) schreibt Julia Michael Johnston auf Seite 36 bezüglich Mrs. Eddys Entdeckung, die die Materie von der Heilarbeit ausschließt: „Wie in dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft — zu dieser Zeit geschrieben — erklärt wird, wirkt das christlich-wissenschaftliche Heilen dahin, den Menschen stets als geistig vollkommen zu enthüllen, statt mit den Unvollkommenheiten der Sterblichen zu kämpfen. Dieses wird durch das Verständnis und die Anwendung des geistigen Gesetzes erreicht, das die Falschheit der Disharmonie demonstriert und die ursprüngliche und ewige Gottähnlichkeit des Menschen aufrechterhält.“
Die ewige Tatsache bleibt bestehen, daß nur das wirklich ist, was Gott ausdrückt. Daher ist alles, was unharmonisch ist, nicht wirklich, denn Gott kann nichts kennen, was Ihm ungleich ist; wenn das der Fall wäre, würde Gott nicht unendlich, das Alles sein. Der Irrtum, ganz gleich, welches sein Name oder seine Natur sein mag, ist ohne Gemüt, ohne Bewußtsein, Ort, Wesenheit, Intelligenz oder Identität. Diese Bloßstellung nimmt dem Irrtum alles, wodurch er wirken könnte, und er löst sich auf, weil er keinen Zeugen hat. In der Erleuchtung, die die Gedanken der Schreiberin erfüllte, sah sie, daß sie als Gottes Widerspiegelung nichts besaß, wodurch sich der Irrtum kundtun konnte.
Die Christliche Wissenschaft ist die endgültige Offenbarung des Christus, der Wahrheit, die zum menschlichen Bewußtsein kommt und die freudige Wahrheit bringt, daß Gott für uns Vater und Mutter ist und daß der Mensch Seine Offenbarwerdung oder Idee ist und daher ganz und gar außerhalb einer körperlichen Selbstheit besteht. Da Gott Seine Schöpfung stets als Sein eigenes Gleichnis sieht, so müssen auch wir bemüht sein, uns darin zu üben, von diesem Standpunkt aus zu sehen und darauf zu achten, daß jeder unserer Gedanken Gott, das Gute, in allem, was wir in unserem Alltag tun, verherrlicht.
Wenn wir vielleicht versucht sind zu glauben, daß es noch ein weiter Weg sei bis zur Heilung und wir wie die Jünger „die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen“ haben (Luk. 5:5), dann lassen Sie uns daran denken, daß wahre Heilung die Bestätigung und das Akzeptieren von dem ist, was Gott bereits getan hat. Der Mensch, zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffen, ist von der Annahme von Disharmonie niemals berührt worden.
Sollte der Gedanke der Welt gewaltige Proportionen anzunehmen scheinen und sich die Versuchung einstellen, verzagt und mutlos zu werden, lassen Sie uns wissen, daß niemand, ja nichts, was von außen auf uns wirkt, uns aus der Fassung bringen kann, es sei denn, wir geben unsere Zustimmung dazu. Wir sollten lieber unser Denken zum Geist hin erheben und uns fragen: Ist es wahr? Weiß Gott davon? Geschieht es in Seinem Universum?
Gerade dort, wo die Schwierigkeit zu sein scheint, ist in Wirklichkeit nur Gott und Seine Offenbarwerdung, und Er beschützt und regiert Sein Universum in vollkommener Harmonie. So demonstrieren wir in unserer individuellen Erfahrung die Erfüllung der Worte unserer Führerin auf Seite 548 in „Wissenschaft und Gesundheit“: „In dieser Wissenschaft entdecken wir den Menschen als das Bild und Gleichnis Gottes. Wir sehen, daß der Mensch seinen geistigen Stand und seine ewige Harmonie niemals verloren hat.“
So können wir für uns selbst und für andere beweisen, daß wir, wenn wir die Botschaft beachten: „Sei getrost, stehe auf! Er ruft dich!“, den Mantel der falschen Identität abwerfen, unseren wahren Stand anerkennen und aus dem Traum von einem materiellen Dasein zu der Immergegenwart des Christus erwachen.
