Eine Flut von verwirrten Gedanken und Meinungen durchwogt die Welt und sucht durch viele Propagandamittel Eingang in das Denken der Menschheit zu finden. Obgleich jeder gute und aufbauende Gedanke, der ausgedrückt wird, reinigend und stärkend ist, so scheinen dennoch die Tendenzen zum Sensualismus und Materialismus oft zu überwiegen.
Unter der Randüberschrift „Die große Frage" schreibt Mary Baker Eddy in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit: „Über dem furchtbaren Getöse des Irrtums, seiner Finsternis und seinem Chaos, ertönt noch heute die Stimme der Wahrheit:, Adam ... wo bist du? Bewußtsein, wo bist du? Weilst du in der Annahme, daß Gemüt in der Materie sei und daß das Böse Gemüt sei, oder lebst du in dem lebendigen Glauben, daß es nur einen Gott gibt und geben kann, und hältst du Sein Gebot?' Bis die Lektion gelernt ist, daß Gott das einzige Gemüt ist, das den Menschen regiert, wird die sterbliche Annahme, wie zu Anfang, von Furcht erfüllt sein und wird sich vor der Frage verstecken:, Wo bist du?'" Wissenschaft und Gesundheit, S. 307;
Dieser Ruf der Wahrheit: „Bewußtsein, wo bist du?" rüttelt uns auf und fordert uns zur Selbstprüfung heraus. Paulus appellierte im gleichen Sinne an die Gemeinde zu Thessalonich, als er schrieb: „Prüfet aber alles, und das Gute behaltet. Meidet das Böse in jeder Gestalt." 1. Thess. 5:21, 22;
Die Christliche WissenschaftChristian Science; sprich: kr'istjǝn s'aiǝns. wendet sich nur an das Bewußtsein, an unser Denken. Sie lehrt die Menschheit die Wahrheit über das Bewußtsein des Menschen und zeigt die fortdauernde Wirkung dieser Wahrheit auf ihr Wohlergehen.
Der Christlichen Wissenschaft zufolge entstammt das individuelle geistige Bewußtsein des Menschen dem göttlichen Gemüt; es ist eins mit diesem unendlichen Gemüt oder Bewußtsein, und daher manifestiert es nur göttliche Eigenschaften und Gedanken.
Aber was denken die Menschen im allgemeinen über das Bewußtsein? Sie wissen, daß das Bewußtsein die Hand des Malers führt, die Hände des Pianisten regiert, die Unternehmungen des Erfinders ermöglicht und die Sehnen und Muskeln des Sportlers antreibt. Aber glauben die Menschen nicht im allgemeinen, daß das Bewußtsein seinen Sitz im Gehirn hat und daß von diesem materiellen Gehirn nicht nur gute, sondern auch böse Gedanken und Motive ausgehen, die um Vorherrschaft ringen?
Mrs. Eddy schreibt: „Ruht unser Bewußtsein in der Materie oder in Gott? Haben wir irgendein anderes Bewußtsein als das vom Guten? Wenn ja, so sagt Er heute zu uns:, Adam, wo bist du?' Wir fehlen, wenn unser Bewußtsein von Sünde, Krankheit und Tod erfüllt ist. Das ist das alte Bewußtsein." Vermischte Schriften, S. 179;
Wir müssen die Tür unseres Bewußtseins sicher gegen das Eindringen trüber und verderblicher Gedanken verriegeln und in erhöhtem Maße nur gute und wahre Gedanken beherbergen. Doch darüber hinaus müssen wir das gottverliehene individuelle Bewußtsein, das nur göttliche Gedanken und Einflüsse bekunden kann, erkennen und als unser eigenes beanspruchen. Gott, Geist, das unendliche Gute, der Urquell aller Harmonie, konnte kein Bewußtsein schaffen, das beides bekundet, das Gute und das Böse, denn Gleiches bringt Gleiches hervor.
Christus Jesus hat uns durch sein Beispiel die Reinheit, die Verbundenheit mit Gott und die beglückende Wirksamkeit des wahren individuellen Bewußtseins gelehrt und bewiesen. Die göttlichen Gedanken, Kräfte und Fähigkeiten, die ihm beständig von Gott zuflossen, ermöglichten seine großen Werke. Angesichts seines strahlend reinen Denkens, das sich auf sein Verständnis des wahren Seins gründete, löste sich jede Disharmonie, die ihm zur Berichtigung vorgetragen wurde, wie Sünde, Selbstsucht, Furcht, Verzweiflung, Krankheit, Tod und Mißbildung, in ihre völlige Wesenlosigkeit und Nichtsheit auf. Der große Beispielgeber wußte, daß alle sichtbaren und fühlbaren Irrtümer die Auswirkungen schlechter und krankhafter Gedanken waren. Daher erschreckten ihn keine Krankheitserscheinungen; er kannte ihre mentale Grundlage und Gesetzlosigkeit.
In ihrem Buch Die Einheit des Guten schreibt Mrs. Eddy von Jesus: „Er hob die Gesetze der Materie auf und zeigte, daß sie Gesetze des sterblichen Gemüts sind, und nicht Gesetze Gottes. Er zeigte, wie nötig es ist, dieses Gemüt und seine machtlosen Gesetze umzuwandeln. Er forderte eine Umwandlung des Bewußtseins und des Augenscheins, und er bewirkte diese Umwandlung durch die höheren Gesetze Gottes." Einh., S. 11;
Solch eine Umwandlung des Bewußtseins ist nicht die Sache eines Augenblicks, noch erfolgt sie aus dem bloßen Verstehen des Buchstabens der göttlichen Wissenschaft. Sie ist eine Sache des Herzens und der Liebe zum Guten; sie kann nur durch wahre Demut erreicht werden. Sie ist ein Läuterungsprozeß, durch den wir uns nach und nach, aber entschlossen, von den dunklen Schatten einer materiellen Vergangenheit, von falschen Daseinsauffassungen und anerzogenen Gewohnheiten lossagen. Unser Meister sagte: „Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, die werden ausgerissen." Matth. 15:13;
Wir leben in dem ewigen Heute, in Gottes Tag, der weder Anfang noch Ende hat. Folglich können wir auch heute die Offenbarungsworte des Allmächtigen: „Es werde Licht!" 1. Mose 1:3; in ihrer göttlichen Harmonie und Zeitlosigkeit hören.
Gottes Befehle sind dem geistigen Sinn immer klar vernehmbar und sind stets in ihrer ganzen Wirksamkeit gegenwärtig. Der Mensch Gottes ist mit keiner materiellen Geschichte verkettet. Zeitloses, ewiges Dasein schließt jede Möglichkeit von Disharmonien, wie Kriege, Notzeiten, Unfälle, ererbte Krankheiten und dergleichen, aus.
Individuelles geistiges Bewußtsein ist unsere einzige Selbstheit, und es hat nie den unendlichen Umkreis Gottes verlassen. Dieses Bewußtsein ist die reine, ununterbrochene Offenbarwerdung des Wesens Gottes und Seines Seins. Paulus sagte sehr deutlich: „Nicht daß wir tüchtig sind von uns selber, etwas zu erdenken als von uns selber; sondern daß wir tüchtig sind, ist von Gott." 2. Kor. 3:5; Während seiner ganzen Mission wurde Christus Jesus beständig von Gott inspiriert. Wenn wir seinem Beispiel demütig und liebevoll folgen, so weit wir es vermögen, werden sich die Harmonien der Seele ganz natürlich in uns entfalten.
Wir sollten uns oft und bereitwillig die Frage stellen: „Bewußtsein, wo bist du?" Wir müssen das Bewußtsein des Guten demonstrieren, die freie und mühelose Bekundung Gottes. Laßt uns mit dem Psalmisten sagen und singen: „Wie köstlich sind vor mir, Gott, deine Gedanken! Wie ist ihrer so eine große Summe! Sollte ich sie zählen, so wären ihrer mehr als der Sand." Ps. 139:17, 18 [n. der engl. Bibel].
