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Wahre Geduld ist tätig

Aus der Dezember 1967-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Nach dem allgemeinen menschlichen Begriff gilt Geduld als eine Tugend, da sie auf die Fähigkeit hinweist, klaglos Leiden zu erdulden, und auf die Gewohnheit, die Dinge hinzunehmen, wie sie sind. Doch sie mag angesichts der Wechselfälle des Lebens auch auf ein Gefühl der Hilflosigkeit hindeuten, und daher könnte Geduld in einem gewissen Grade als Unterwerfung unter das Böse angesehen werden. Ebenso mag das, was in einigen Fällen oberflächlich betrachtet als Geduld erscheint, nichts als Apathie sein, eine Form von Trägheit oder Untätigkeit, die aus einer Vorliebe fürs Bequeme und aus Arbeitsunlust erwächst. Sie mag auch nur ein Deckmantel für Schüchternheit sein. In jedem einzelnen dieser Fälle deutet jedoch Geduld stark auf einen Zustand der Untätigkeit hin.

Die Christliche WissenschaftChristian Science; sprich: kr'istjən s'aiəns. zeigt, daß Geduld in allen diesen Fällen materialistisch und falsch ist und weit davon entfernt, eine Tugend zu sein; daß sie jedoch ihrer geistigen und wahren Bedeutung nach nicht ein ruhiges Hinnehmen seelischen oder körperlichen Leidens, des Unrechts oder der Einschüchterung ist. In Wirklichkeit ist Geduld nicht Unterwerfung unter das Böse, und sie leistet stets Widerstand. Geduld ist auch kein unbegrenztes Warten darauf, daß ein anderer tut, was er tun sollte, noch ist sie unbegrenztes Tolerieren eines Unrechts.

Ihrer höchsten Bedeutung nach, wie sie durch die Christliche Wissenschaft ans Licht gebracht wird, ist Geduld nie ein untätiger oder stagnierender Gemütszustand. Sie ermangelt nie des Mutes, sondern ist der Antrieb zu unauffälliger, aber unermüdlicher Tätigkeit im Guten. Wahre Geduld entspringt dem wissenschaftlichen Verständnis, daß die allwissende göttliche Liebe, Gott, allein Intelligenz und Macht hat, und sie ist angesichts jeder vom sterblichen Gemüt herrührenden Suggestion von Verzagtheit, Unzulänglichkeit oder Niederlage vom Vertrauen auf den schließlichen Sieg Seines Gesetzes inspiriert.

Wer, ungeduldig mit dem langsamen Fortschritt, der Entmutigung nahe ist, tut gut daran, sich der einfachen, aber erleuchtenden Veranschaulichung in dem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift zu erinnern, worin unsere Führerin, Mary Baker Eddy, uns die Lehre erteilt, daß sogar der Wurm durch stille Beharrlichkeit den Gipfel erreicht. Das ist wahre Geduld, denn es ist tätige Geduld.

Indem sie von jenen spricht, die unerschütterlich an dem festhalten, was sie von der Wahrheit gelernt haben, schreibt Mrs. Eddy: „Sie folgen getreu; unbehelligt durch böse oder gute Gerüchte, befleißigen sie sich, Gutes zu vollbringen; durch Geduld ererben sie die Verheißung.” Vermischte Schriften, S. 340; Dann gibt sie den so treffenden Rat: „Sei tätig, und, wie lange es auch dauern mag, dein Erfolg ist dir sicher: die Anstrengung führt zum Sieg, und — du bist über wenigem getreu gewesen.” Getreue, durch ruhige Entschlossenheit inspirierte Arbeit ist die Geduld, die den Sieg erringt.

Christus Jesus wußte wohl um den Widerstand gegen die geistige Wahrheit, der zu seiner Zeit tief im allgemeinen Denken verwurzelt war. Er wuße um die persönliche Gefahr, die ihn bedrohte, wenn er fortfuhr, den eingefleischten menschlichen Begriffen mit seiner Lehre, daß Gott Liebe und der Mensch der immer vollkommene Ausdruck Gottes ist, entgegenzutreten. Und doch arbeitete er weiter, inspiriert durch seine erhabene Überzeugung, daß der Christus, die Wahrheit, allein wirklich ist, und in der Gewißheit ihres Sieges über die sterbliche Unwissenheit und Sünde. Von ihm sagt Mrs. Eddy: „Jesus beharrte geduldig im Lehren und Demonstrieren der Wahrheit des Seins." Wissenschaft und Gesundheit, S. 136; Hier weist unsere Führerin erneut darauf hin, daß geistige Geduld in ruhigem, beharrlichem Bemühen für das Rechte Ausdruck findet.

Versuche die Geduld von der Tätigkeit zu trennen, und Geduld wird entweder zu Trägheit, oder die Tätigkeit beschränkt sich auf eine einzelne konzentrierte Anstrengung, die — falls erfolglos — wahrscheinlich zusammenfällt und in Enttäuschung, Hoffnungslosigkeit und Müdigkeit endet. Wiederum kommt uns der Rat unserer Führerin in den Sinn: „Bezähmt den ungemäßigten Eifer., Lernt arbeiten und warten.' Vor alters wurden die Kinder Israel durch geduldiges Warten errettet." Rückblick und Einblick, S. 79; Doch das war ein mit „arbeiten" verbundenes Warten.

Wissenschaftliche Geduld befähigt uns, ohne Aufregung zu arbeiten und ohne den Druck der hemmenden Suggestion, daß wir unserer Aufgabe nicht gewachsen seien oder daß die Zeit nicht ausreiche. Das bedeutet, ruhig mit der Arbeit fortzufahren, im festen Vertrauen darauf, daß unsere tätige Anwendung der allerhabenen Intelligenz und Macht Gottes, die wir durch geistige Widerspiegelung besitzen, uns nicht überfordert, und so bleibt uns die Illusion von Müdigkeit erspart. Im Leben und Wirken unseres großen Vorbildes, Christus Jesus, verbanden sich Geduld, unermüdliche Tätigkeit, bedingungslose geistige Zuversicht und Tapferkeit in wunderbarer Harmonie, wobei das eine das andere stärkte.

Die wissenschaftlich christliche Tugend tätiger Geduld kommt in einer beständigen Liebe zu jenen zum Ausdruck, die uns hassen oder verleumden. Der Apostel Petrus erkannte klar, daß die kleinen Gruppen von Christen in Kleinasien ständig versucht waren, angesichts des grundlosen Hasses, den die heidnischen Nachbarn ihnen entgegenbrachten, ungeduldig zu werden und so den Haß zu erwidern. Petrus warnte sie davor, dieser Versuchung nachzugeben, als er schrieb: „Was ist das für ein Ruhm, wenn ihr um Missetat willen geschlagen werdet und das geduldig ertragt? Aber wenn ihr um guter Taten willen leidet und das ertragt, das ist Gnade bei Gott.” 1. Petr. 2:20;

Die Lage jener ersten Christen und die Herausforderungen des fleischlichen Gemüts, denen sie gegenüberstanden, unterschieden sich in nichts von jenen, denen wir heute gegenüberstehen. Solange die Selbstdisziplin und Inspiration des Christus uns dazu anspornen, der hohen geistigen Norm der christlichen Ethik zu folgen, die Jesus in den Seligpreisungen zusammenfaßte, so lange wird es stets Menschen geben, die — beherrscht vom materiellen Sinn — entweder unsere christliche Haltung belächeln oder versuchen, sie auszunützen. In solchen Momenten wird es für uns besonders deutlich, daß die Mahnung des Petrus an die ersten Christen voll und ganz auf unsere Zeit anwendbar ist.

Angesichts des Widerstandes, des Spottes oder gar der Schmähung des fleischlichen Gemüts die christliche Norm hochzuhalten heißt die von der Liebe inspirierte Geduld zu beweisen. Die göttliche Liebe beherrscht ihre eigene Idee, den Menschen, was als wahre Selbstbeherrschung sichtbar wird. Durch die Selbstdisziplin wissenschaftlicher Geduld gelangen wir in den Besitz jenes klaren Begriffs von der Wahrheit, der uns unfehlbar beschützt und erhält und uns der Erfüllung der uns von Gott zugewiesenen Aufgabe zuführt.

Christus Jesus lehrt eine treffende Lektion in seinem Gleichnis vom Säemann, wie es im Lukasevangelium aufgezeichnet ist. Etliche dieser Samen, so sagt uns der Apostel, fielen an den Weg, andere auf den Fels und unter die Dornen, und etliches fiel auf gutes Land. Hier verweist der Meister auf die Geduld als eine notwendige Eigenschaft bei der Demonstration des Gotteswortes, denn Lukas zitiert seine Worte wie folgt: „Das aber auf dem guten Land sind, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld." Luk. 8:15.

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