Es steht nirgendwo in der Bibel, daß wir Hochhäuser bauen, auf dem Mond landen oder ein gutes Schulzeugnis heimbringen sollen; aber die Bibel ermahnt uns, daß wir unsere gottverliehenen Gaben nutzen sollen. Keine der uns von Gott verliehenen Gaben sind zu gering, um nicht wert zu sein, daß wir sie mit aller Hingabe nutzen und entfalten.
Christus Jesus erzählte seinen Jüngern das Gleichnis von dem Menschen, der seinen Knechten — je nach ihren Fähigkeiten — verschieden große Güter anvertraute, die sie während seiner Abwesenheit verwalten sollten. Wir lesen: „Einem gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, einem jeden nach seiner Tüchtigkeit, und zog hinweg." Matth. 25:15;
Zwei dieser Knechte verdoppelten das Eigentum ihres Herrn. Nur der Knecht, der den einen Zentner hatte, war von Nörgelei und Furchtgedanken erfüllt. Er nahm daher das ihm anvertraute Gut und vergrub es in die Erde, anstatt es zu nutzen. Der Herr lobte jeden der beiden tätigen Knechte. Dem „bösen und faulen Knecht" V. 26; aber erteilte er einen strengen Verweis und ließ das von ihm nicht genutzte Gut dem geben, der die zehn Zentner hatte.
Obwohl die Schreiberin dieses Artikels in einem orthodox-christlichen Glauben aufgewachsen war, blieb ihr die Bibel oft unverständlich und widerspruchsvoll. Besonders die oben angeführte Stelle schien ihr eine unerklärliche Härte zu enthalten, die sie nicht mit einem liebenden Vater in Einklang zu bringen wußte. Erst durch das Studium der Christlichen Wissenschaft wurde ihr die Heilige Schrift verständlich und anwendbar. Sie lernte verstehen, daß alle Fähigkeiten in Gott vorhanden sind und daß wir als Seine Widerspiegelung mit dieser unendlichen Quelle des Guten eins sind.
Im Lichte dieser Wissenschaft sah sie, daß die in diesem Gleichnis als viele Zentner Silber angeführten Güter göttliche Fähigkeiten sind, die dem Menschen zugehören, und daß die Menschheit sie nutzen und mehren soll. Sie erkannte auch, daß jedes ungenutzte Talent verlorengeht und daß der faule Knecht diesen Verlust durch seine eigene Trägheit verschuldet hatte.
Unsere gottverliehenen Fähigkeiten zu nutzen ist also eine biblische Forderung, die wir in Gottes ganzer Schöpfung wahrnehmen können. Dies wurde einer Christlichen Wissenschafterin an einem Wintermorgen veranschaulicht. Sie hatte den Vögeln draußen vor ihrem Fenster Futter ausgestreut, und sie beobachtete mit großer Freude, wie sie kamen und sich daran gütlich taten. Weit, weit entfernt zogen sieben weiße Schwäne dahin, klar gegen den Winterhimmel abgezeichnet. Und im Garten fiel goldenes Sonnenlicht auf eine Birke, die in Rauhreif gehüllt war. Die Wissenschafterin war tief erfüllt von Dankbarkeit für diesen Hinweis auf Gottes unendliche Fürsorge für jedes Seiner Geschöpfe.
Es mag jedoch jemand fragen, was die Vögel, die Schwäne und die Birke dazu beitragen, daß sie befähigt sind, an dieser Güte Gottes teilzuhaben. Der kleine Vogel hat sein Lied, und er singt es auch. Die weißen Schwäne haben ihre Flügel, und sie schwingen sie auch; daher haben sie ihre Spannweite. Die zarte Birke im Garten hat ihre Zweige, und sie breitet sie aus; darum kann das helle Sonnenlicht auf ihnen ruhen.
Die Christliche Wissenschaft zeigt uns, daß wir in Wirklichkeit alles durch Widerspiegelung besitzen. Mrs. Eddy sagt: „Der zu Gottes Gleichnis geschaffene Mensch besitzt Gottes Herrschaft über die ganze Erde und spiegelt sie wider." Wissenschaft und Gesundheit, S. 516; Es ist also keine schwierige Forderung, unsere Gaben zu nutzen, sondern die ganz natürliche Folge unserer Bereitschaft, unser geistiges Verständnis anzuwenden.
Unsere Führerin hat uns Jesu heilende Macht neu erschlossen und hat uns gezeigt, daß es eine göttlich verliehene Gabe ist, die jedem der Kinder Gottes zuteil geworden ist und die wir auch heute noch nutzen und ausüben können. Sie sagt uns: „Die Talente, die Er gibt, müssen wir pflegen." S. 6;
Jeder noch so kleine Beweis, den wir in der Christlichen Wissenschaft erbringen, deutet auf die ganze Wahrheit hin. Aber jede ungenutzte Gelegenheit ist ein Zeichen der Undankbarkeit gegen Gott für die uns von Ihm verliehenen Gaben. Mrs. Eddy ermahnt uns: „Bringt Frucht —, mitfolgende Zeichen' —, damit Euer Gebet nicht aufgehalten werde." Vermischte Schriften, S. 154. Und weiter unten fügt sie hinzu: „Laßt Euer Licht Licht widerspiegeln."
Wir alle erinnern uns gern der ersten Erfahrungen, die uns zuteil wurden, nachdem wir das Prinzip des immergegenwärtigen Guten in der Christlichen Wissenschaft gefunden und anzuwenden gelernt hatten. Mit schlichtem Vertrauen machten wir uns zunutze, was wir von der Wahrheit verstanden. Selbst Kinder können schon Beweise ihres Verständnisses von den Lehren der Christlichen Wissenschaft erbringen.
In einer christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule stellte die Lehrerin in einer Klasse kleiner Kinder die Frage, welche Heilungen sie zu Hause durch richtiges Denken vollbracht hätten. Ein Junge, der gerade das erste Schuljahr beendet hatte, antwortete: „Einmal hatte meine Freundin starke Halsschmerzen. Als ich davon hörte, dachte ich gleich:, Das muß aufhören!' Ich ging in mein Zimmer und las eine Geschichte in dem Buch, Das Haus mit den bunten Fenstern'. Als ich wieder rauskam, war meine Freundin gesund." Dieser Junge hatte gerade vorher erzählt, daß er zu seiner eigenen Freude den 91. und den 23. Psalm auswendig gelernt hatte. Daher fügte er hinzu: „Heute würde ich es natürlich mit den Psalmen tun."
Dieser Junge hatte sich nicht vom materiellen Augenschein erschrecken lassen, sondern er hatte sich sogleich an seinen liebenden Vater-Mutter Gott gewandt, der Seinen Kindern nur Gutes gibt. Er wußte, daß Krankheit in Gottes harmonischem All eine Unmöglichkeit ist. Und er hatte auch erkannt, wie wichtig es ist, das anzuwenden, was er von der Wahrheit wußte.
Wir haben mancherlei Möglichkeiten, unser Wissen von der Christlichen Wissenschaft zu erweitern und es der Menschheit nutzbar zu machen. Unsere geliebte Führerin hat uns in selbstloser, unermüdlicher Arbeit so viele Wege aufgetan, auf denen wir unsere Gaben zur Entfaltung bringen können. Laßt uns tätige Christliche Wissenschafter sein!
