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Der Segen der Versöhnlichkeit

Aus der Dezember 1967-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Manch einer neigt dazu zu glauben, daß er etwas Lohnendes aufgeben müsse, wenn er jemandem vergibt. Vielleicht glaubt er, daß er sich demütigen oder sich im gewissen Grade in das Böse schicken müsse. Jemand anderes mag sagen: „Ich kann vergeben, aber ich kann nicht vergessen." Am weitesten verbreitet ist vielleicht die Annahme, daß sich ein Mensch, der verleumdet oder verdammt wurde, darin gerechtfertigt sieht, Groll gegen jene zu hegen, die er für die Verantwortlichen hält.

Jesus sagte: „Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebet, so wird euch vergeben." Luk. 6:37; Und Mrs. Eddy schreibt in ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1902: „Der Christliche Wissenschafter hegt keinen Groll; er weiß, daß ihm das mehr schaden würde, als alle Bosheit seiner Feinde." '02, S. 19;

Wir lernen in der Christlichen Wissenschaft, daß wir die Wirkung unserer eigenen Gedanken erleben, ob sie nun gut oder böse sind. Die Heilung muß in unserem Bewußtsein vor sich gehen, bevor in unseren eigenen Angelegenheiten gut Ergebnisse in Erscheinung treten können. Ist es darum nicht notwendig, daß wir gesunde, aufbauende und gottähnliche Gedanken gegen alle Menschen hegen, wenn wir ein gewisses Wohlbefinden erleben wollen? Wenn wir unsere Mitmenschen lieben, zeigen wir dadurch unsere Liebe zu Gott.

Wenn jemand glaubt, daß er kritisiert oder verleumdet wurde und dann den Verantwortlichen verdammt, macht er — der Annahme nach — aus dem Irrtum eine Wirklichkeit. Seine Aufgabe besteht darin zu verneinen, daß der Irrtum zu der wahren Selbstheit des Menschen gehört. Er muß wissen, daß der von den fünf Sinnen dargestellte Mensch nicht der Mensch der Gottesschöpfung, sondern eine Fälschung dieses Menschen ist. Unehrlichkeit, Unwissenheit, Neid oder Haß einem anderen anzuheften bedeutet, das wahre Sein des Menschen zu leugnen. Ein jeglicher Gedanke, der unsere Mitmenschen begrenzt, sie herabsetzt oder verurteilt, stammt nicht von Gott. Da der Mensch, den Gott erschuf, geistig ist, kann er keine Feindschaft kennen, und er ist unfähig, Feindschaft zu bekunden.

Jedes der sieben Synonyme für Gott, wie Seele oder Gemüt, kann gegen eins der sechs anderen ausgetauscht werden. Wer anderen gegenüber Mitgefühl, Versöhnlichkeit, Liebe und Herzenswärme zum Ausdruck bringt, macht sich die Eigenschaften der Seele zunutze. Wer freundlich, hilfsbereit, rücksichtsvoll gegenüber seinen Mitmenschen ist und gern mit ihnen zusammenarbeitet, nutzt die Eigenschaften des Gemüts.

Wenn wir uns zu Gemüt und Seele sowie zu den anderen Synonymen in Beziehung setzen, wird unser Denken mit dem Göttlichen verbunden. Die Segnungen, die uns aus dieser Erleuchtung erwachsen, werden unser Leben mit Harmonie erfüllen. Gleicherweise wird auch allen geholfen, auf denen unsere Gedanken ruhen. Es mag uns zuweilen und unter gewissen Umständen schwer fallen, andere freundlich anzusehen, aber das muß und kann durch die Vergeistigung unseres Denkens getan werden. Die Klarheit, mit der wir Gott schauen, bestimmt unser Denken und Handeln der Menschheit gegenüber.

In einem Artikel mit der Überschrift „Liebet eure Feinde” fragt Mrs. Eddy: „Wer ist dein Feind, daß du ihn lieben solltest? Ist er ein Geschöpf oder ein Etwas, das du dir nicht selbst geschaffen hast? Kannst du einen Feind gewahren, wenn du nicht zuvor für ihn diesen Ausdruck geprägt hast und dann auf den Träger dieses deines Begriffes schaust?" Vermischte Schriften, S. 8; Sie fährt fort: „Nenne nur das deinen Feind, was das Christusbild, das du widerspiegeln sollst, besudelt, entstellt und entthront." Und auf der folgenden Seite sagt sie: „, Liebe deine Feinde' ist gleichbedeutend mit, du hast keine Feinde'.”

Eine Wissenschafterin hatte das Gefühl, daß ihre Geschwister sie in Familienangelegenheiten ausnutzten. Sie war unfreundlich gegen sie, besonders gegen eine Schwester, die sie für die Hauptverantwortliche hielt. Obwohl sie jahrelang eine Wissenschafterin gewesen war, versuchte sie, ihre Haltung zu rechtfertigen. Stundenlang überdachte sie die Situation immer wieder. Während sie ihre Position verteidigte, überhäufte sie die anderen mit Kritik und Verurteilung. Sie war ständig unruhig und unglücklich. Schließlich wurde es ihr klar, daß dies kein normaler Zustand für eine Wissenschafterin war.

Von dem starken Wunsch erfüllt, ihre von Gott gegebene Herrschaft über die materiellen Sinne zu beweisen, wandte sie sich in hingebungsvollem Gebet an Gott. Nachdem sie das, was die eigentlichen Irrtümer zu sein schienen, verneint und Gottes Herrschaft über jede Situation bejaht hatte, sah sie allmählich ihre Verwandten in einem neuen Licht. Es war nicht leicht, sich dieser gedanklichen Disziplin zu unterziehen, aber durch ihre Beharrlichkeit obsiegten ihre Gebete.

Stolz und verletzte Gefühle wichen der Demut, Selbstgerechtigkeit der Rücksichtnahme auf die Gesichtspunkte anderer und Groll und Ärger dem Mitgefühl und der Liebe. Als sie ihr Denken mit Gott, Gemüt und Seele in Einklang brachte, erfolgten gerechte Berichtigungen. Sie steht nun in freundlichen und normalen Beziehungen zu ihrer Familie. Die Verwandte, die sie am meisten verurteilt hatte, wandte sich bei mehreren Gelegenheiten an sie um Inspiration, und sie haben sich gegenseitig viel gegeben.

Eine Zeile in dem Gebet des Herrn heißt: „Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern." Matth. 6:12; Mrs. Eddy gibt die geistige Auslegung wie folgt: „Und Liebe spiegelt sich in Liebe wider." Wissenschaft und Gesundheit, S. 17; Wenn wir andere lieben und das tiefe Verlangen haben, den Willen Gottes zu tun, wird die Wirkung dieser Liebe in der Weise erscheinen, wie Gott es bestimmt, und alle Beteiligten werden gesegnet werden.

Wahres Vergeben bedeutet, sich der Eigenschaften Gottes zu bemächtigen, den Menschen als eine Idee des Gemüts zu sehen und den sterblichen Sinn des Selbst zu verneinen. Wenn wir verurteilt wurden und versucht sind zu vergelten, oder wenn wir glauben, es sei gerechtfertigt, daß wir einen Groll hegen, liegt es in unserer Hand, diese Situation aufzuheben. Warum sollten wir an einer Illusion über unseren Mitmenschen festhalten, da ja das Böse das Böse nicht zerstört, sondern es vielmehr vergrößert und verlängert?

Paulus nannte zerstörerisches Denken „fleischlich gesinnt sein" Röm. 8:7;. Er kannte die Bitterkeit des Verdammens und des Hasses aus eigener Erfahrung. Doch als er sich davon abwandte, die ersten Christen zu verfolgen, nahm er ihren Glauben an und legte den Kirchen dringend nahe, sich in Vergebung zu üben. Er schrieb an die Kirche in Ephesus: „Seid aber miteinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem andern, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christus." Eph. 4:32. Diese christusgleiche Ermahnung ist heute genauso anwendbar wie zu Paulus' Zeiten.

Wahrlich vergeben können wir, wenn wir unser Denken so erheben, daß wir die göttliche Gegenwart erkennen und spüren. Vergeben ist die Kraft des Gottesprinzips, die der Menschheit offenbar gemacht worden ist. Ihre Anwendung heilt, führt und offenbart die Freuden und die Kraft eines Gemüts, das Frieden hat.

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