Oft kann man hören, wie jemand mutlos ausruft: „So viele bewerben sich um die wenigen offenen Stellen; es ist zwecklos, daß ich versuche, eine Anstellung zu bekommen!“ Oder: „Alle meine Freunde beklagen sich, daß sie nicht die geeigneten Hilfskräfte bekommen können, die sie für ihr Geschäft brauchen; ich bin überzeugt, daß es mir nicht möglich sein wird, jemanden zu finden !“ Oder wir hören vielleicht: „Jeder sagt, die Lebensmittel würden in unserem Lande knapp; ich weiß, es wird mir nicht möglich sein, genügend für meine Familie heranzuschaffen. Wir werden uns mit der halben Ration begnügen müssen.“ Oder: „Im Nachbarkreis sind zwei Fälle von Grippe aufgetreten. Was soll ich tun? Ich kann nicht damit rechnen, ihr zu entgehen.“
Solches zu sagen und daran zu glauben heißt, sich mit dem Irrtum, wie er ringsum im allgemeinen menschlichen Denken vorherrscht, zu identifizieren, ihn für sich anzuerkennen und dadurch seinen Wirkungen ausgesetzt zu sein. Es bedeutet, das eigene Denken der von den Massen gehegten Furcht zu öffnen und mit ihnen das Böse zu erwarten. Mrs. Eddy schreibt klar und deutlich über diese schwache und gedankenlose Haltung, wenn sie erklärt: „Wenn wir im allgemeinen Strom des sterblichen Denkens treiben, unbekümmert um die Verläßlichkeit seiner Beteuerung, tun wir, was andere tun, glauben, was andere glauben und sagen, was andere sagen. Das allgemeine Übereinkommen ist ansteckend und macht Krankheiten übertragbar.“ Vermischte Schriften, S. 228; Und es macht Verwirrung übertragbar, und Furcht und Argwohn und Haß.
Ein verbreitetes Empfinden von Niedergeschlagenheit oder Mangel ist ebensosehr das Ergebnis allgemeiner Zustimmung wie lähmende Furcht oder ein finanzieller Zusammenbruch. Die Christliche Wissenschaft lehrt jedoch, daß böse Suggestionen, wie sehr man auch um uns her auf sie eingeht, an sich nicht die geringste Macht haben, unsere Zustimmung zu erzwingen. Daher besteht unser Schutz darin, daß wir uns weigern, ihnen beizupflichten. Diese Weigerung muß sich aber auf eine wissenschaftlich geistige Grundlage stützen.
Das Wohlergehen des einzelnen hängt nicht von dem ab, was andere um ihn her denken oder tun, sondern ausschließlich von seinem eigenen treuen Festhalten an dem, was er von den wissenschaftlichen Tatsachen des Seins, von dem Christus, der Wahrheit, wie die Christliche Wissenschaft sie erklärt, versteht. Sein Wohlergehen hängt auch von der Pflege seiner geistigen Disziplin ab, die es ihm ermöglicht, seine eigene Identität als die individuelle Widerspiegelung des schöpferischen Gemüts aufrechtzuerhalten — eine Widerspiegelung, die von nichts anderem abhängig ist als von der unveränderlichen, unfehlbaren Liebe Gottes zu Seinem Kind. Das ist es, was Christus Jesus während seines ganzen Lebens demonstrierte und andere lehrte, damit sie es auch beweisen könnten.
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß das Böse eine Illusion, das Produkt des sterblichen Gemüts ist — ein völlig falscher Begriff von Leben, Substanz und Macht. Und es ist eine Illusion, ob es nun dem menschlichen Denken ein Bild von Krankheit, Mangel oder Unglück irgendwelcher Art vorhält. Es ist eine falsche Vorstellung, ob seine Suggestionen nun, offenbar aus keiner bestimmten Quelle, direkt auf uns zuzukommen scheinen oder ob sie versuchen, uns dadurch zu gewinnen, daß wir selbst unbewußt oder bewußt den Irrtümern der allgemeinen Ansichten beipflichten. Und allgemeine Ansichten werden durch den materiellen Sinn gebildet, der in bezug auf die geistige Wahrheit unwissend ist.
Die Christliche Wissenschaft zeigt und beweist deutlich, daß jeder von uns, der wissenschaftlichen Tatsache gemäß, ein individuelles Wesen und nicht einer aus der Masse ist. Demzufolge hat jeder von uns Anspruch auf seine individuelle Erfahrung, und sie ist ihm gewiß. Der Mensch, die geistige Widerspiegelung Gottes, des göttlichen Gemüts, ist untrennbar eins mit Ihm. Was immer auch ein Mensch benötigen mag, bekommt er unaufhörlich und ununterbrochen unmittelbar vom göttlichen Prinzip, der unendlichen Quelle alles Guten und nur des Guten. Das ist das Gesetz unseres wahren Seins.
Wenn wir diese Wahrheit für uns beanspruchen, werden wir in der Tat unsere individuelle Erfahrung machen — ungeachtet der Irrtumsphase, die im Denken der Menschen um uns her vorübergehend Fuß gefaßt haben mag. Auf diese Weise können wir uns durch das Verständnis der Christlichen Wissenschaft und durch ein furchtloses, unerschütterliches Festhalten an ihren Wahrheiten wirksam von den Suggestionen des Bösen, die von Zeit zu Zeit das menschliche Denken zu überwältigen scheinen, frei halten. Und als Gottes geliebte Erben, die nie bedroht, nie dem Ungemach ausgesetzt sind, da nie von Ihm vergessen, haben wir durch Widerspiegelung die Fähigkeit, unsere geistige Unabhängigkeit von sterblichen Illusionen zu bewahren.
Um sich erfolgreich aus dem Strom allgemeiner Annahmen herauszuhalten und damit gegen deren Wirkungen immun zu bleiben, ist es wichtig, die einfache Tatsache zu verstehen und im Auge zu behalten, daß kritikloses, falsches Annehmen einer Täuschung des sterblichen Gemüts — sei es durch einen einzelnen oder durch die Masse — den Irrtum nicht aus dem Reich der Täuschung herausholen und mit Intelligenz, Substanz und Macht versehen kann. Denn was nicht eine Kundwerdung Gottes, des unendlichen Guten oder der Wahrheit ist, existiert nicht im Universum der Wahrheit, dem Universum der Wirklichkeit.
Wir halten uns frei von den Wirkungen der allgemeinen Annahmen, wenn wir auf wissenschaftliche Weise die Nichtsheit solcher Annahmen erkennen. Wir halten uns frei von dem allgemeinen Erwarten des Bösen, wenn wir zuerst einmal einsehen, daß das Böse selbst unwirklich ist, und dann erkennen, daß die Furcht vor dem Bösen und die Erwartung desselben in Wahrheit völlig unbegründet ist. Das Böse ist ein flüchtiger Traum des sterblichen Gemüts; es hat an sich nicht die Macht, in unser Denken einzudringen und so auf unsere Erfahrung einzuwirken. Auf diese Weise werden uns Befürchtungen und gefühlsmäßige Beunruhigungen, die rings um uns her gehegt und geäußert werden, nicht berühren.
Wenn wir verständnisvoll an der klaren, unerschütterlichen Erkenntnis unserer wahren Identität als des individuellen Ausdrucks Gottes festhalten, werden wir uns in der wissenschaftlich begründeten Überzeugung stark fühlen, daß wir mit unserem liebenden, allmächtigen Vater, dem göttlichen Prinzip, dem Alles-in-allem des Menschen und des Universums, untrennbar eins sind.
Indem wir beharrlich daran festhalten, daß wir tatsächlich mit dem göttlichen Gemüt zusammenbestehen, mit der immergegenwärtigen Quelle und dem tätigen Geber alles Guten und von nichts anderem, werden wir zu erkennen beginnen, daß diese Verbindung durch keinen falschen, sterblichen Begriff von einer Gott entgegengesetzten Ursache und Macht beeinträchtigt werden kann. Dann werden sich die sichtbaren Beweise für unser wahres Dasein, das reich versorgt, unfehlbar geführt und göttlich beschützt ist, in unserer täglichen Erfahrung zeigen, und zwar völlig unberührt von den allgemein gehegten materiellen Annahmen.
Was dann jenen, die allein nach dem materiellen Sinn leben, gelegentlich als eine Wüste der Hoffnungslosigkeit, des Mangels und der Furcht erscheinen mag, wird für das geistig erleuchtete Bewußtsein, für das das Gute die einzige, ewig gegenwärtige und sich immerdar mitteilende Wirklichkeit ist, „fröhlich stehen und ... blühen wie die Lilien.“ Jes. 35:1; „Es werden Wasser in der Wüste hin und wieder fließen und Ströme im dürren Lande“ V. 6; für jene, die verständnisvoll an der Allheit Gottes festhalten. Sie werden nicht in der Wüste der Furcht leben oder auf dem ausgedörrten Boden des materiellen Sinnes wandeln. Für sie sollen, „wo es zuvor trocken gewesen ist, ... Teiche stehen; und wo es dürr gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. Da zuvor die Schakale gelegen haben, soll Gras und Rohr und Schilf stehen... Es wird da kein Löwe sein, und wird kein reißendes Tier darauf treten noch daselbst gefunden werden; sondern [die Erlösten werden] daselbst gehen... Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.“ V. 7, 9, 10.
Wenn wir uns beharrlich und auf wissenschaftlicher Grundlage weigern, den ringsum gehegten, bösen Annahmen beizupflichten, werden wir von ihren Wirkungen frei bleiben.
