In dem Buch Jeremia lesen wir: „Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott von ferneher? Meinst du, daß sich jemand so heimlich verbergen könne, daß ich ihn nicht sehe? spricht der Herr. Bin ich es nicht, der Himmel und Erde füllt? spricht der Herr." Jer. 23:23, 24;
Für den Propheten Jeremia war Gott eine lebendige, leicht wahrnehmbare Gegenwart, die ihn bei seinen Bemühungen, die Juden nach der langen und götzendienerischen Regierungszeit König Manasses zu reformieren, inspirierte und aufrechterhielt. Die innere Stimme geistiger Wahrnehmung sprach zu ihm als die Stimme Gottes und versicherte ihn des Schutzes und der Liebe Gottes, die überall gegenwärtig sind.
Jahrhunderte zuvor muß die Bewußtheit geistiger Wirklichkeit in Moses Denken aufgedämmert sein, als er lange Zeit mit dem Weiden der Herden Jethros, seines Schwiegervaters, in der Einsamkeit zubrachte. Hier in der großen Stille der Wüste verbrachte er wahrscheinlich viele Stunden in tiefem, forschendem Denken, mental nach einem klareren Verständnis des Gottes seiner Väter trachtend. Schließlich gewann er das Verständnis, daß Gott der große Ich bin ist, der weder kommt noch geht, sondern immer nahe ist, an jedem Ort und unter allen Umständen. In einer schweren Zeit während des Aufenthalts der Israeliten in der Wüste war sein Denken so erhoben, daß Gottes Wort als ein bewußter Laut zu ihm kam. Es wird berichtet: „Der Herr aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde redet.. . Er sprach: Mein Angesicht soll vorangehen; damit will ich dich leiten." 2. Mose 33:11, 14;
In unserer Zeit ist es sehr notwendig, die erhaltende Gegenwart Gottes zu kennen und zu spüren. Heute wird sogar die Existenz Gottes in Frage gestellt, und wir, die wir tatsächlich etwas von der göttlichen Macht und Gegenwart gespürt und erlebt haben, sollten sehr dankbar für diese höchste Gabe sein. Gott hat uns die Christliche Wissenschaft gegeben, mit der wir die Tatsache Seiner Macht und Fürsorge beweisen können. Die Wahrheit hat sich diesem Zeitalter durch die klare Transparenz von Mrs. Eddys Denken als göttliches Prinzip offenbart, das mit Intelligenz erfaßt und in den menschlichen Angelegenheiten praktisch demonstriert werden kann.
Obwohl die begrenzte Vorstellung von der Gottheit als einem verherrlichten menschlichen Wesen aus dem Denken der Christen überall mehr und mehr verschwindet, sollte man klar verstehen, daß Gott immer eine bestimmte, erkennbare, intelligente und ihrer selbst bewußte Wesenheit gewesen ist, jetzt ist und immer sein wird. Die Bibel definiert Ihn gleicherweise als Leben und Gemüt. Diese Tatsache kann nur bedeuten, daß Gott lebendes, bewußtes Sein ist.
Wir sollten uns daher darin schulen anzuerkennen, daß alles wirkliche Leben und alle wirkliche Intelligenz die unmittelbare Offenbarwerdung Gottes selbst ist. Alles wirkliche Leben ist die Tätigkeit von Leben. Alle Intelligenz ist die Tätigkeit von Gemüt. Mrs. Eddy schreibt: „Gemüt ist in allen Fällen der ewige Gott, das Gute." Wissenschaft und Gesundheit, S. 415; Menschliches Folgern mag diese Erklärung in Frage stellen und Leben und Gemüt als materiell organisch und funktionell bezeichnen. Aber Mrs. Eddy sagt uns: „Die Materie ist eine falsche Behauptung über Gemüt, sie ist eine Lüge, die behauptet, sprechen und die Wahrheit in Abrede stellen zu können; sie ist Abgötterei, da sie andere Götter hat; sie ist das Böse, das Gegenwart und Macht über die Allmacht haben will." Vermischte Schriften, S. 174;
Wir alle spüren tatsächlich und erleben direkt das göttliche Leben in unserer individuellen Daseinsauffassung. Weil das Leben lebt, leben auch wir. Wir sind lebende Wesenheiten, weil wir von dem einen grenzenlosen Ich bin umfangen werden. Weil Gott Gemüt ist, muß die gesamte Schöpfung die Wirkung des Wissens dieses Gemüts sein. Das eine Gemüt bringt sich selbst in einer Vielheit bewußter Identitäten zum Ausdruck. Wenn dann der Anhänger der Christlichen Wissenschaft erleben möchte, daß Gott ganz nahe ist, muß er sein eigenes individuelles bewußtes Sein als einen unmittelbaren Selbst-Ausdruck des Gemüts demütig anerkennen.
Seit Menschengedenken ist sich niemand so lebhaft „ein [es] Gott [es], der nahe ist", bewußt gewesen, wie Jesus von Nazareth. Für Christus Jesus war die Gegenwart Gottes etwas so Wirkliches, daß er zu Philippus sagte: „Glaubst du nicht, daß ich im Vater und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut seine Werke." Joh. 14:10; Jesus wußte, daß seine leuchtenden Worte und mächtigen Werke das Ergebnis seiner bewußten Einheit mit Gott waren. Er wußte, daß alle Intelligenz und Heilkraft in und von dem einen göttlichen Leben, oder Gemüt, sind und daß er nichts von sich selbst tun konnte. Die Demut des Meisters zerstörte die Undurchsichtigkeit einer falschen Auffassung vom Menschen als einem körperlichen Wesen und befähigte ihn, sein Einssein mit der göttlichen Gegenwart klar zu erkennen.
Mrs. Eddy sagt uns: „Jesu fleischliche Persönlichkeit war, soweit das die materiellen Sinne beurteilen konnten, der anderer Menschen gleich. Die Wissenschaft aber ersetzt diesen menschlichen Begriff von Jesus durch das göttliche Urbild, seine geistige Individualität, die den Immanuel oder, Gott mit uns' widerspiegelt. Dieser Gott war nicht umgrenzt. Dazu war Er zu mächtig. Er war ewiges Leben, unendliche Wahrheit und Liebe. Die Individualität ist vom Gemüt umfangen und darum immerwährend beim Vater. Daher die Bibelstelle:, Ich bin ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr.'" Vermischte Schriften, S. 103;
Wenn sich der Anhänger der Christlichen Wissenschaft demütig vergegenwärtigt, daß Gott Alles ist, daher jederzeit nahe, wirkt dieses Sich-Vergegenwärtigen als ein Berichtigungsgesetz für alles, was berichtigt werden muß. Wenn er es verneint, daß er eine materielle Persönlichkeit ist, die ein eigenes getrenntes Gemüt hat, und wenn er anerkennt, daß das göttliche Leben tatsächlich seine wahre Individualität ausmacht, wird diese Wahrheit die Disharmonie zum Schweigen bringen.
Wir können uns der Gegenwart Gottes nicht durch rein verstandesmäßiges Können bewußt werden. Es ist der geistige Sinn, durch den wir uns der geistigen Wirklichkeit bewußt werden. Wir spüren die Nähe der Liebe, sowie wir lieben lernen. Jeder Ausdruck von Mitgefühl, Sanftmut, Umsicht, Gedult ist ein Beweis von der tatsächlichen Gegenwart Gottes, denn alle Liebe entströmt der Liebe. Die Bibel sagt uns: „Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm." 1. Joh. 4:16.
Für jeden ernsten Anhänger der Christlichen Wissenschaft besteht heute die Möglichkeit, die gleiche lebensvolle, lebendige Auffassung von der Gegenwart Gottes, die die großen Bibelcharaktere inspirierte und aufrechterhielt, zu erleben. Sich die Tatsächlichkeit des Geistes zu vergegenwärtigen ist keine unrealistische Vorstellung. Es ist die Macht und die Gegenwart, die die Kranken heilt und die Sünder umwandelt. Es ist die innere Erleuchtung, die uns Freude, Fröhlichkeit, Vollendung und Befriedigung bringt. Niemand, der diese reichen Segnungen erlebt hat, kann je Zweifel hegen, daß unser Gott „ein Gott [ist], der nahe ist".
