Paulus schrieb an die Christen in Korinth: „So haben wir doch nur einen Gott, den Vater, von welchem alle Dinge sind und wir zu ihm; und einen Herrn, Jesus Christus, durch welchen alle Dinge sind und wir durch ihn." 1. Kor. 8:6;
Die Einheit von Gott und Mensch als Prinzip und Idee, richtig verstanden und in die Praxis umgesetzt, gestaltet das menschliche Erleben harmonisch. Wir müssen jedoch verstehen, daß die Einheit nicht erst hergestellt werden muß, sondern ewig besteht. Was die Menschheit scheinbar hindert, diese Wahrheit in größerem Maße zu erkennen, ist die falsche Annahme von zwei Arten von Leben: einem materiellen Dasein und einem nach dem Tode zu gewinnenden ewigen, geistigen Dasein. Diese falsche Annahme muß und kann aufgegeben werden durch das in der Christlichen Wissenschaft erlangte Verständnis, daß Gott, den der Mensch widerspiegelt, das einzige Leben ist.
Wenn Paulus sagte: „Ich sterbe täglich" 15:31;, so meinte er damit nicht, daß er täglich die Todeserfahrung durchmachte. Vielmehr liegt es auf der Hand, daß er sein Bewußtsein täglich von allem Unreinen, Falschen, allen irrigen menschlichen Auffassungen, Zweifeln und von gottunähnlichen Gedanken reinigte, indem er seine Gotteskindschaft anerkannte.
In Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy finden wir eine klare Darlegung, wie ein geistiger Bewußtseinszustand und damit die Erkenntnis und Demonstration Gottes als des einen Lebens erreicht werden kann. Nachdem die Verderbtheit und demzufolge die Unwirklichkeit des sterblichen Gemüts beschrieben worden ist, heißt es dort unter anderem: „Zweiter Grad: Böse Annahmen im Verschwinden begriffen. Moralisch. Menschlichkeit, Ehrlichkeit Herzenswärme, Erbarmen, Hoffnung, Glaube, Sanftmut, Mäßigkeit." Wissenschaft und Gesundheit, S. 115;
Durch das Betätigen dieser Eigenschaften in der täglichen Erfahrung und die bewußte Vergegenwärtigung, daß sie ihren Ursprung im göttlichen Gemüt haben, bringen wir das göttliche Wesen praktisch zum Ausdruck. Dann kommen wir dem wahren Menschen, dem Bild Gottes immer näher, dem Menschen, der ständig die Eigenschaften widerspiegelt, die wie folgt klar beschrieben werden: „Dritter Grad: Verständnis. Geistig. Weisheit, Reinheit, geistiges Verständnis, geistige Kraft, Liebe, Gesundheit, Heiligkeit." S. 116;
Wir müssen täglich den Beweis erbringen, daß es nur ein Leben gibt. Mrs. Eddy schreibt: „Das Göttliche Wesen muß vom Menschen widergespiegelt werden — sonst ist der Mensch nicht das Bild und Gleichnis des Geduldigen, Gütigen und Wahren, des Einen, der, ganz lieblich' ist; aber Gott verstehen ist das Werk der Ewigkeit und erfordert absolute Hingabe der Gedanken, der Energie und des Verlangens." S. 3;
Worin besteht diese absolute Hingabe? Sie besteht zum Teil im demütigen und unvoreingenommenen Studium der Bibel in Verbindung mit Wissenschaft und Gesundheit und den anderen Schriften Mrs. Eddys. Heilige Einsamkeit mag bisweilen notwendig sein, um unser Bewußtsein an diesen himmlischen Quellen zu erfrischen. Dieses Studieren allein ist aber nicht alles, was wir brauchen. Jeder Tag bietet uns reichlich Gelegenheit, das Studierte anzuwenden. Die scheinbare Trennungslinie zwischen den erhebenden Augenblicken geistigen Forschens und dem, was Alltag genannt wird, muß immer mehr verschwinden.
Solange wir glauben, daß wir nach unserem Erquicken an göttlichen Quellen durch äußere Umstände aus diesem erhobenen Zustand verdrängt werden können, haben wir das ewige Leben nicht verstanden. Selbst wenn es uns nicht immer sofort gelingt, den Gleichmut erleuchteten Denkens zu demonstrieren, sollte doch kein Gefühl der Niedergeschlagenheit von unserem Denken Besitz ergreifen. Vielmehr sollten wir immer wieder demütig und ehrlich fortfahren, das Verstandene praktisch anzuwenden, denn durch Christus, Wahrheit, wird Gott diese Anstrengungen mit Erfolg krönen. „Gott ist's, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, zu seinem Wohlgefallen" Phil. 2:13., schrieb der Apostel Paulus an die Philipper.
Wenn wir dann ab und zu dankbar auf das gewonnene geistige Verständnis zurückblicken — und dies ist der einzige Rückblick, den wir uns gestatten sollten —, werden wir erfreut feststellen, daß wir bessere Ehepartner, Freunde und Nachbarn, bessere Arbeitgeber und Arbeitnehmer geworden sind. Wir werden auch erkennen, daß die von uns zum Ausdruck gebrachten geistigen Eigenschaften von Gott stammen, der Leben, Wahrheit und Liebe ist, und diese Erkenntnis wird unseren Bemühungen Beständigkeit und Fortdauer verleihen.
Die Erkenntnis, daß Gott die Quelle aller geistigen Eigenschaften ist, gibt uns auch Freude und Begeisterung. Dann stellen wir uns den Anforderungen des Tages nicht mehr bedauernd, sondern eifrig, beglückt darüber, ein beweisbares Verständnis von Gott als dem einen Leben erlangt zu haben.
