Noch nie zuvor ist die Materie einer solch gründlichen und intelligenten Prüfung unterzogen worden wie zu unserer Zeit. Die Naturwissenschaftler haben festgestellt, daß die Materie mit Energie vertauschbar ist und daß aus ihr ungeheure Mengen von Energie frei gemacht werden können, entweder zum Nutzen oder zum Schaden der Menschheit. Dies ist die materialistische Seite von der Bewertung der Materie.
Die Christliche WissenschaftChristian Science; sprich: kr’istjən s’aiəns. geht an die Bewertung der Materie von einem religiösen oder theologischen Gesichtspunkt heran. Sie definiert die Materie als eine gottlose Illusion im fleischlichen oder sterblichen Gemüt — nicht als eine Substanz außerhalb jenes falschen Gemüts, sondern als ein ihm zugehöriges Substrat. Der Christliche Wissenschafter sieht die Materie als etwas an, das aus üblen Kräften besteht, die von Gott, Geist, und Seinen Attributen zerstört werden. Die Christliche Wissenschaft besteht darauf, daß die Materie schließlich verschwinden wird, wenn Gottes Schöpfung geistiger Ideen und Energien verstanden wird. Dieses Verschwinden ist unvermeidlich, weil Geist unendlich und die Materie endlich ist; diese beiden können tatsächlich nicht gleichzeitig existieren. Je klarer wir die Gegenwart des Geistes erkennen, desto weniger werden wir beeindruckt von der Materie und den Übeln, die der Glaube an die Materie mit sich bringt — Sünde, Krankheit, Armut, Tod.
Jede durch die Christliche Wissenschaft herbeigeführte Heilung hat in gewissem Grade bewiesen, daß die Materie Illusion ist, ein mentaler Zustand, eine gottlose Nachbildung der Wirklichkeit, die der geistigen Wahrheit weichen muß. Christus Jesus zeigte unablässig, welche Wirkung es hat, wenn Geist, Gott, auf die materiellen Illusionen Einfluß bekommt, eine Tatsache, die die gründlichste wissenschaftliche Untersuchung verdient. Als Jesus zu seinen Jüngern sagte: „Der Geist ist's, der da lebendig macht, das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben“ Joh. 6:63;, lehrte er sie, daß das Leben nicht in der Materie ist, und demzufolge, daß die Materie nichts ist.
Es ist erstaunlich, daß die Materie in unserem Denken so fest verwurzelt bleibt, selbst wenn wir anerkennen, daß sie eine vergängliche sterbliche Illusion ist und nicht mehr Substanz hat, als wir ihr zugestehen. Mary Baker Eddy dachte sehr tief über diese Situation nach, und in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift berichtet sie: „Bis die Verfasserin dieses Buches die Unermeßlichkeit der Christlichen Wissenschaft, die Beharrlichkeit der sterblichen Illusionen und den menschlichen Haß gegen Wahrheit begriffen hatte, hegte sie die zuversichtliche Hoffnung, daß die Christliche Wissenschaft sofortige und allgemeine Aufnahme finden würde.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 330;
Es ist diese scheinbare Beharrlichkeit der Materie, die die Christlichen Wissenschafter sehr beschäftigt. Aber was ist eingewurzelt — das materielle Objekt oder der Glaube daran? Die eingewurzelte Illusion von der Materie ist im sterblichen Gemüt seit Billionen von Jahren aufgebaut worden; aber deswegen ist sie nicht weniger eine Illusion. Ihre flüchtige Natur wird in dem Grade bewiesen, wie sich das Denken des einzelnen Menschen gründlich vergeistigt. Und wenn er gottähnliche Eigenschaften bekundet und sie täglich zum Ausdruck bringt, ist er fähig, die geistige Kraft zu demonstrieren, die Gott Seinen Kindern, Seinen geistigen Ebenbildern, verliehen hat.
Eine Illusion hat nur der, der mesmerisiert ist. Wenn also jemand mit einer eingewurzelten Illusion zu tun hat und weiß, daß er sie beseitigen muß, beginnt er damit, sich standhaft zu weigern, das zu glauben, was er sieht. Dies hilft ihm dabei, sich selbst aus dem Mesmerismus zu erwecken. Aber der größte Schritt bei diesem Vorgang ist der, das christusgleiche Wesen zum Vorschein zu bringen, das tief in seinem Bewußtsein liegt. Das christusgleiche Wesen kann nicht mesmerisiert werden; folglich unterstützt es nicht die eingewurzelte Illusion, die die Materie als eine wohlbegründete Tatsache erscheinen läßt, sondern es zerstört sie.
Mrs. Eddy deutete an, wie sie selbst es erreichte, die Illusion von der Materie zu überwinden, als sie im Jahre 1905 schrieb: „Diese zeitliche Welt schwirrt wie ein unwirklicher Schatten durch mein Denken, und ich kann die argen Übel der Menschheit nur lindern durch einen unermüdlichen Kampf mit, der Welt, dem Fleisch und dem Teufel‘, in dem Liebe der Befreier ist und dem Menschen den Sieg über sich selbst gibt.“ The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 268.
Weil die Materie nichts weiter als eine Illusion ist, wenngleich schon eine eingewurzelte, muß sie wie eine Illusion behandelt werden, nicht wie Substanz — wie „ein unwirklicher Schatten“, der die körperlichen Sinne heimsucht, nicht wie die Wirklichkeit. Für die materiellen Sinne sieht die Materie wirklich aus und fühlt sich wirklich an, aber für das erleuchtete Bewußtsein ist sie immer eine Illusion, immer etwas, was der Wirklichkeit weichen muß.
Wir müssen daran denken, daß eine Illusion keine Substanz, keine Dichte, kein Gewicht, keine Intensität, Empfindung noch Beständigkeit hat. Sie hat kein Prinzip, kein Gesetz, keine Stärke und keine Wirklichkeit. Sie hat nicht die Fähigkeit, sich selbst zu bilden, einen Zustand zu entwickeln oder Krankheit, Unordnung, Sorge und Tod hervorzubringen. Sie hat keine Macht, zu beharren, der Wahrheit zu widerstehen, keine Macht, zu verletzen, zu behindern, unseren Frieden zu stören, unsere Gesundheit zunichte zu machen oder unsere Aktivität zu vermindern. Sie ist nicht imstande, Freude oder Schmerz zu empfinden.
Eine Illusion kann nicht Furcht hervorbringen, irgend jemanden arm machen, jemanden zur Verantwortungslosigkeit, Sinnlichkeit, Degeneriertheit, Verderbtheit oder zum Verbrechen treiben. Das sterbliche Gemüt suggeriert nur, und die Materie reagiert auf das sterbliche Denken. Aber die Materie ist von sich aus absolut leblos und nicht-intelligent. Ihre Beharrlichkeit wird allmählich vor dem Christus, der Wahrheit, weichen, wenn wir erkennen, daß Geist das einzige Gemüt ist und sich keiner Illusion bewußt sein kann.