Seit Jahrhunderten trachten die Menschen danach, ein allgemeines Heilmittel gegen die so zahlreichen Übel zu finden, die die Menschheit bedrängen. Befriedigende Resultate sind jedoch bisher im allgemeinen ausgeblieben. Der Ruf erschallt noch immer: „Ist denn keine Salbe in Gilead, oder ist kein Arzt da? Warum ist denn die Tochter meines Volks nicht geheilt?“ Jer. 8:22;
Mrs. Eddy fordert die Christlichen Wissenschafter zu folgendem auf: „Laßt uns in geduldigem Gehorsam gegen einen geduldigen Gott daran arbeiten, daß wir mit dem universalen Lösungsmittel der Liebe das harte Gestein des Irrtums — Eigenwillen, Selbstgerechtigkeit und Eigenliebe — auflösen, das gegen die Geistigkeit ankämpft und das Gesetz der Sünde und des Todes ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 242;
Die Liebe, die hier als das universale Lösungsmittel zur Heilung jeder Form der Disharmonie, mental und körperlich, bezeichnet wird, ist nicht die irrende, wechselhafte, von persönlicher Zuneigung bestimmte menschliche Liebe. Es ist die allumfassende, immergegenwärtige und nie versagende göttliche Liebe. In der Bibel lesen wir: „Gott ist Liebe.“ 1. Joh. 4:8; In Wirklichkeit gibt es keine andere Liebe, denn es gibt keinen anderen Gott. Liebe ist gleichbedeutend mit Geist, Leben und Wahrheit, Gemüt, Seele und Prinzip.
Die göttliche Liebe ist nie etwas anderes als Liebe, weil Gott unveränderlich ist. Diese Liebe ist immer hier, um zu heilen und zu helfen, weil Gott immer gegenwärtig ist. Ein Verständnis von der Allmacht der Liebe, das durch den Christus, die Wahrheit, erlangt wird, ist mächtig genug, um auch, manchmal augenblicklich, die scheinbar schwersten und hartnäckigsten Übel zu überwinden. Diese Liebe ist in Überfülle verfügbar und ausreichend, um alles Leiden auszugleichen und zu zerstören, denn Gott ist unendlich.
Mrs. Eddy fragte einst ihre Schüler, wie man am besten augenblickliche Heilungen erzielen könne. Viele gaben Antworten, aber es wird aus der Erinnerung berichtet, daß sie abschließend erklärte: „Ich will Ihnen sagen, wie man es macht. Es heißt lieben! Leben Sie einfach die Liebe — seien Sie Liebe, Liebe, Liebe. Kennen Sie nichts anderes als Liebe. Seien Sie ganz und gar Liebe. Es gibt nichts anderes. Dies wird das Werk vollbringen. Es wird alles heilen; es wird die Toten auferwecken. Seien Sie nichts als Liebe.“ We Knew Mary Baker Eddy, Zweiter Band, S. 49;
Die Annahmen des Bösen, die die Menschen plagen, scheinen in Ursache, Verlauf und Wirkung so unterschiedlich zu sein, daß viele glauben, sie seien nicht auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Schließt man sich dieser Ansicht an, dann mag ein universales Heilmittel tatsächlich undenkbar erscheinen.
Die Christliche Wissenschaft geht den Dingen auf den Grund und erklärt, warum wir nur eines einzigen universalen Heilmittels bedürfen. Weil Gott, das unendliche Gute, Alles ist, kann es nichts neben Ihm geben. Im wesentlichen bedeutet es folgendes: Weil der Alles-in-allem Geist ist, kann es keine Materie geben und demnach auch kein materielles Selbst. Wenn wir in Betracht ziehen, daß der Alles-in-allem Leben ist, kann es tatsächlich kein materielles Leben geben, das Geburt, Reife, Verfall und Tod einschließt. Da ja der Alles-in-allem Gemüt ist, kann es kein sterbliches Gemüt, keinen körperlichen Sinn geben.
Weil der Alles-in-allem Seele und göttliche Liebe ist, kann es keine menschliche Seele geben, die einem materiellen Körper innewohnt oder Sinnlichkeit, Leidenschaft und Eifersucht, Macht oder Wirklichkeit besitzt. Da der Alles-in-allem Prinzip ist, kann es keine Zufälle und keine Gesetzlosigkeit, keine Herrschaft ohne Gott noch eine Gott entgegengesetzte Herrschaft geben. Weil der Alles-in-allem Wahrheit ist, muß das unwahr sein, was nicht mit dem Göttlichen übereinstimmt. Es kann nichts weiter sein als eine irrige Annahme, die dem Unwirklichen Wirklichkeit beimißt.
Wenn wir diese Punkte anerkennen und verstehen, werden wir gewahr, daß das universale Lösungsmittel der göttlichen Liebe bereits am Werk ist und zeigt, daß die Materie und die materielle Selbstheit nichts als die Annahme ist, daß es eine von Gott, Geist, getrennte Existenz gäbe. Die Wissenschaft des Christentums bleibt jedoch hier nicht stehen. Sie erklärt, daß in der Allheit Gottes letzten Endes nicht einmal Raum für Annahmen irgendwelcher Art ist. Damit beginnt das „harte Gestein des Irrtums“ sich in sein natürliches Nichts aufzulösen und zu verschwinden.
Die göttliche Liebe ist das Lösungsmittel für Probleme aller Art, wo und wann auch immer sie auftreten. Sünde, Krankheit und Tod können als ein Mangel an Liebe erklärt werden. Wenn die Menschen Gott über alles liebten, und zwar von ganzem Herzen und von ganzem Gemüte, dann wären Sünde, Krankheit und Tod unbekannt. Der Bibel zufolge ist der Mensch das Bild und Gleichnis Gottes, der Liebe. Göttliche Liebe zum Ausdruck zu bringen bedeutet Gott gehorsam, sündlos zu sein. Gottes Liebe zu offenbaren ist die normale Tätigkeit und der natürliche Zustand des Menschen und macht seine Gesundheit aus. Göttliche Liebe auszudrücken bedeutet unaufhörlich zu leben, denn Gott, Liebe, ist Leben, das ewig und todlos ist.
Wenn der Christliche Wissenschafter ein Problem zu lösen hat, betet er zu Gott. Er bittet nicht um körperliche Heilung oder um materielles Wohlergehen. Er wendet sich an seinen himmlischen Vater, um der göttlichen Liebe näherzukommen und sie mehr in seinem Leben kundwerden zu lassen. Er tut dies, weil er weiß, daß die göttliche Liebe das universale Lösungsmittel ist.
Er betet darum, daß die einzelnen Bestandteile dieses Heilmittels als Geduld, Freundlichkeit, Großmut, Selbstlosigkeit, Sanftmut, Arglosigkeit, Aufrichtigkeit, Vertrauen und Hoffnung in seiner Erfahrung in Erscheinung treten mögen. Diese Eigenschaften führen von einem vermeintlichen, sterblichen Ich zu der geistigen Widerspiegelung des einen göttlichen Ich bin. Auf diese Weise lösen sie das „harte Gestein des Irrtums“, nämlich die Illusion auf, daß der Mensch ein von Gott getrenntes Selbst mit Eigenwillen, Selbstgerechtigkeit und Eigenliebe habe.
Der Christliche Wissenschafter weiß, daß er nicht zu materiellen Heilmitteln Zuflucht zu nehmen braucht. Mit dem Psalmisten frohlockt er in der Gewißheit, daß es die göttliche Liebe ist, die „dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen, ... [die] dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit.“ Ps. 103:3, 4.
