Eine kürzlich angestellte Untersuchung auf dem Gebiet der Religion enthüllte, daß sehr viele Menschen wegen ihrer Unkenntnis über die Christliche Wissenschaft glauben, daß sie in erster Linie ein Ersatz für Medizin sei. Wenn sie gefragt wurden, wie sie über die Christlichen Wissenschafter dächten, war häufig ihre Antwort, daß das die Leute seien, die nicht zum Arzt gingen, wenn sie krank sind.
Das ist natürlich wahr; die Christlichen Wissenschafter gehen nicht zum Arzt und nehmen keine Medizin, um Krankheit zu heilen. Gott ist unser großer und einziger Arzt, und durch unser Verständnis von der Christlichen Wissenschaft vertrauen wir ausschließlich auf Ihn. Aber daß wir gesund werden, ist nur eine Seite des unermeßlichen Bereichs des christlich-wissenschaftlichen Heilens. Es schließt noch viel mehr ein. Das Heilen körperlicher Beschwerden ist nur der Anfang der heilenden Wirksamkeit dieser Wissenschaft.
Für einen Christlichen Wissenschafter ist es ein schwerer Fehler, wenn er glaubt, daß seine Religion nur als ein Heilmittel zu benutzen sei, wenn er krank wird, daß er sie wie eine Flasche Medizin vom Regal nehmen und in Augenblicken körperlichen Leidens anwenden und sie dann vergessen könne, wenn er sich besser fühlt — wenn er sich an sie also nur um materielles Wohlbefinden wendet. Die Christliche WissenschaftChristian Science; sprich: kr’istjən s’aiəns. ist sein Weg des Lebens, dem seine Lebensweise entsprechen und den er lieben muß und an dem er jeden Augenblick arbeiten muß, wenn er alles erlangen will, was seine machtvolle Religion für ihn bereithält.
Der Christliche Wissenschafter ist sich darüber klar, daß Krankheit oder irgendeine andere Art von Disharmonie, die sich seinem Gedanken präsentiert, nichts ist, was man zu fürchten hat, sondern daß es statt dessen eine Gelegenheit zur Läuterung des Denkens ist, eine Herausforderung zu wachsen, eine Zeit, aus dem Denken das auszurotten, was behauptet, den unharmonischen Zustand herbeigeführt zu haben. Er stellt fest, daß etwas in seinem Bewußtsein vor sich geht, was weit zuträglicher ist als nur die Erleichterung, die er spürt, wenn die eigentliche Disharmonie verschwindet.
Christus Jesus beschränkte sein Wirken nicht auf die Linderung körperlichen Leidens. Die Reichweite seines heilenden Wirkens war außerordentlich. Wir sehen ihn die Wissenschaft auf jedem Gebiet des täglichen Lebens anwenden. Als Steuergeld nötig war, fand er es im Maul eines Fisches. Als die Volksmenge hungrig war, speiste er sie reichlich mit fünf Broten und zwei Fischen. Sturm und Zeit und Raum waren kein Problem für ihn. Er kam zu seinen Jüngern, als sie mitten in einem furchtbaren Sturm auf dem Meer waren. Auf den Wogen wandelnd, begab er sich in ihr Schiff, und unmittelbar darauf waren sie unversehrt an ihrem Ziel.
Als Jesus den Gichtbrüchigen gesund machte, heilte er Sünde und Krankheit im selben Augenblick und bewies damit, daß das eine zum anderen beigetragen hatte. Er sagte zu ihm: „Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.“ Matth. 9:2; Und Jesus erläuterte diese ungewöhnliche Erklärung mit den Worten: „Was ist leichter, zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Stehe auf und wandle? Auf daß ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Vollmacht hat, auf Erden die Sünden zu vergeben, — sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Stehe auf, hebe dein Bett auf und gehe heim! Und er stand auf und ging heim.“ Erneuerung stand bei der heilenden Mission unseres Meisters stets im Vordergrund.
Betrachtete Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, das Heilen der Kranken als das einzige in der Christlichen Wissenschaft? Sie gibt uns ihre Antwort auf diese Frage mit folgenden Worten: „Das Heilen von körperlicher Krankheit ist der kleinste Teil der Christlichen Wissenschaft. Es ist nur der Weckruf zum Denken und Handeln im höheren Bereich der unendlichen Güte. Was die Christliche Wissenschaft mit allem Nachdruck anstrebt, ist das Heilen von Sünde.“ Grundzüge der Göttlichen Wissenschaft, S. 2;
Wir wollen einmal einige Beispiele betrachten, die die unermeßliche Reichweite des christlich-wissenschaftlichen Heilens veranschaulichen. Wir wollen damit anfangen, zu sehen, wie die Christliche Wissenschaft Sünde heilt. Wir wollen eine Heilung betrachten, wo einer von Sinnlichkeit befreit werden möchte. Da ist also jemand, der glaubt, daß er unfähig war, sich für das Gute einzusetzen, jemand, der gedacht hat, daß ihm der Körper wirklichen Genuß verschaffe.
Der Christliche Wissenschafter, der um Hilfe gebeten wird, beginnt vielleicht damit, daß er sich fest und unerschütterlich die gegenwärtige Vollkommenheit des Menschen — des Gottesmenschen — klarmacht, des einzigen Menschen, den es wirklich gibt. Er würde sich zweifellos im Gebet an die Wahrheiten wenden, die nötig sind, um die Unschuld seines Patienten zu begründen. Er könnte erklären, daß Gott in Seiner eigenen absoluten Reinheit nichts von Sünde weiß — daß daher der Mensch, Gottes Widerspiegelung, sich ihrer ebenfalls nicht bewußt ist. Der Heiler würde mental darauf bestehen, daß sein Patient, da der Mensch Gottes nur an dem geistig Guten Freude hat, tatsächlich unbestrittene Vollmacht hat, die reinen Gedanken zu denken, die er denken möchte.
Da der Wissenschafter versteht, daß der Körper selbst unschuldig ist und nicht sündigen kann, denn dieser besitzt weder Intelligenz, Empfindung noch die Fähigkeit, zu handeln oder zu reagieren, gibt er die Schuld für die Sünde dem sterblichen Gemüt als dem eigentlichen Sünder und dem einzigen Faktor, der in diesem Fall richtiggestellt werden muß. Mit starken Dosen der Liebe und Zärtlichkeit und Vergebung rottet der Heiler aus dem Denken des Patienten die Selbstverdammung und das Schuldgefühl aus und macht ihn dadurch frei. Das ist christlich-wissenschaftliches Heilen.
Kann die Christliche Wissenschaft Leid heilen? Was kann sie für den Wissenschafter tun, der einen lieben Menschen verloren hat? Zahllose Tausende haben durch ihr Verständnis von der Wahrheit sofort und für die Dauer Heilung von Kummer gefunden. In solch einer Situation wendet sich der Wissenschafter vorbehaltlos an Gott als das einzige Leben und stellt fest, daß er schnell sein seelisches Gleichgewicht wiederfindet. Er weiß, daß er die Art und Weise, wie er denken muß, zu wählen hat. Er sieht, daß er unmittelbar an dem Punkt steht, wo er das Vorrecht hat, sich zu entscheiden, welche Richtung er einschlagen will. Und er wählt den richtigen Weg. Er weigert sich entschieden, sich umwerfen zu lassen, niedergedrückt zu sein, zu trauern, denn er weiß, daß der Tod eine Illusion ist, daß ihm oder dem geliebten Angehörigen in Wirklichkeit nichts geschehen ist. Er argumentiert auf der Seite des ewigen Lebens, spricht zugunsten seines Glücks, erhält sich seine Freude und drückt sie aus. Und Heilung folgt.
Wie steht es mit der Versorgung? Können wir uns darauf verlassen, daß Gott unsere täglichen Bedürfnisse stillt? Ist auch das in dem Bereich des christlich-wissenschaftlichen Heilens eingeschlossen? Ein treuer Wissenschafter weiß, daß es bei der Denkweise, die er gelehrt wurde, nicht sehr wahrscheinlich ist, daß er Mangel haben wird. Wenn er jedoch in seiner Wachsamkeit nachgelassen hat, wenn er den Glauben an Mangel in sein Denken eingelassen hat, dann stehen ihm die Wahrheiten zur Verfügung, die diesem Problem entgegenwirken. Er kann mit Bestimmtheit erklären, daß Gott, die göttliche Liebe, die Bedürfnisse Seiner Kinder kennt und sie beständig stillt. Ebenso wie die Sonne Licht, Wärme und Energie verbreitet, so vermittelt Gott Seinen Kindern göttliche Energien. Der einzelne kann daran festhalten, daß Gottes Geben ein tägliches Mitteilen von versorgungvermittelnden Ideen ist, Ideen, die reiche Fülle hervorbringen, wenn wir sie in uns aufnehmen und ihnen entsprechend handeln. Es sind stets Ideen, nicht Dinge, die der Wissenschafter von Gott erbittet.
Er mag sein Gebet mit einem tiefen Ausdruck der Dankbarkeit für das Gute, das er bereits besitzt, beginnen. Wie gut kennen wir doch die Freude eines menschlichen Vaters, wenn sein Kind sagt: „Ich danke dir, Vater!“ Wieviel mehr können wir erwarten, bei dem unendlichen Geber alles Guten Widerhall zu finden, wenn wir aufrichtig dankbar sind! In einem wahrhaft dankbaren Herzen ist kein Raum für irgendeinen Mangel. Keine Furcht, keine Sorge um die Zukunft kann in Gegenwart der Dankbarkeit fortbestehen. Der Wissenschafter wird nicht bekümmert sein, wenn er keine großen Reichtümer ansammeln kann oder nicht den sogenannten Notgroschen auf der Bank hat. Denken Sie daran, wie die Kinder Israel bei ihrem Auszug aus Ägypten nur immer das Manna bekamen, das sie für einen Tag brauchten, nie zuviel, nie zuwenig, nichts zum Ansammeln oder um es auf die Seite zu legen — gerade genug. Das Gebet des Wissenschafters könnte sehr wohl sein: „Armut und Reichtum gib mir nicht; laß mich aber mein Teil Speise dahinnehmen, das du mir beschieden hast.“ Spr. 30:8; Das wird Gott tun, wenn wir Ihm von ganzem Herzen vertrauen.
Und wie steht es mit den Problemen einer leidenden Welt, einer Welt, die in einem Chaos zu sein scheint, durch Krieg, Armut und Verwirrung zerrüttet? Kann ein Wissenschafter inmitten eines solchen Bildes seinen eigenen Frieden finden? Ja. Mit den Worten des Psalmisten: „Wenn auch tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen.“ Ps. 91:7;
Der Wissenschafter kann sich vergegenwärtigen, daß er als Gottes Kind von diesen Annahmen gänzlich getrennt ist; er weilt im unendlichen Gemüt. Dann kann er mit geistiger Einsicht auf diese dunklen Schatten blicken und ihre Unwirklichkeit erkennen. Er ruft jedoch nicht: „, Friede! Friede!‘, und ist doch nicht Friede“ Jer. 6:14;. Der Wissenschafter weiß, daß er die ihm dargebotenen Ansprüche, nämlich daß etwas neben Gott vor sich gehe — daß es ein Universum getrennt von Ihm gebe —, von der Höhe geistiger Vergegenwärtigung aus handhaben und auf ihre Nichtsheit zurückführen muß. Aber er vergewissert sich, daß er gut über das informiert ist, was da beansprucht, vor sich zu gehen. Der von Mrs. Eddy gegründete Christian Science Monitor bringt für die ganze Menschheit zuverlässige Informationen über die Weltangelegenheiten. Sie selbst war höchst interessiert an dem, was in der Welt um sie her geschah, und sie wollte, daß ihre Nachfolger sachkundig und wahrheitsgemäß informiert sind.
In dieser Weise informiert, kann jeder Christliche Wissenschafter ein Ausüber für die Welt sein. Der Monitor kann ihm jeden Tag die Fälle vor Augen führen, die behandelt werden müssen, die Leiden der Welt — ihre Ungerechtigkeiten, ihre verderbte Politik, ihre Rassenprobleme —, und er kann seine Verpflichtung als Christlicher Wissenschafter erfüllen, indem er sie heilen hilft.
In den weiten Bereich des christlich-wissenschaftlichen Heilens gehört selbstverständlich auch dessen prophylaktische oder vorbeugende Macht. Wenn der einzelne diese Wissenschaft besser verstehen lernt, stellt er fest, daß sie ihm zur vollständigen Rüstung, zur wunderbaren Deckung wird, die ihn vor den vielen ihn umgebenden Suggestionen des sterblichen Gemüts beschirmt. Obwohl ihm Probleme begegnen, die er lösen muß — manchmal große Probleme —, so stellt er doch fest, daß er in dem Verhältnis, wie er Tag für Tag geistig fortschreitet, größtenteils von den vielen Schwierigkeiten verschont bleibt, denen die Menschheit gegenübersteht.
Kürzlich wurde der Verfasser dieses Artikels an diesen Aspekt des Heilens erinnert — das relative Gefeitsein gegen das Böse, dessen er sich während seines Lebens als Wissenschafter erfreut hatte —, als ein junges Mitglied seiner Familie bei Bewerbung um Mitgliedschaft in Der Mutterkirche von dem entsprechenden Komitee gefragt wurde, ob er jemals eine größere Heilung erlebt habe. Der junge Mann verneinte dies, und er fügte hinzu, daß er glaube, sein größter Heilungsbeweis sei der, daß er in seinem ganzen Leben kein ernstes Leiden gehabt habe, das der Heilung bedurfte. Viele Wissenschafter können ebenfalls jene Art von Immunität bezeugen.
Jemand, der viele Jahre lang Anhänger dieser Wissenschaft war, kann mit einem tiefen Gefühl der Dankbarkeit, ja fast mit Verwunderung darauf zurückschauen, wie seine Religion jede Phase seines menschlichen Lebens durchdrungen hat, um ihn zu segnen. Er stellt fest, daß, wenngleich er und seine Familie sich wohl zunächst an die Christliche Wissenschaft um Heilung von Krankheit gewandt hatten, er sie bald auf all seine Probleme anwandte und jeweils die Lösung fand.
Was in gewissem Grade in seinem eigenen Leben vor sich gegangen ist, ist so wunderbar in Mrs. Eddys inspirierten Worten zusammengefaßt, mit denen sie auf die Taufe des Heiligen Geistes Bezug nimmt; sie schreibt: „Durch Läuterung des menschlichen Denkens durchdringt dieser Gemütszustand mit zunehmender Harmonie all die Einzelheiten der menschlichen Belange. Er bringt wunderbare Voraussicht, Weisheit und Macht mit sich; er entselbstet den sterblichen Vorsatz, verleiht dem Entschluß Festigkeit und dem Streben Erfolg. Mit der zunehmenden Vergeistigung regiert buchstäblich Gott, das göttliche Prinzip der Christlichen Wissenschaft, die Ziele, Bestrebungen und Handlungen des Wissenschafters. Die göttliche Herrschaft verleiht Besonnenheit und Tatkraft; sie verscheucht für immer allen Neid, alle Rivalität, böses Denken, Reden und Handeln, und so gereinigt, gewinnt das sterbliche Gemüt Frieden und Kraft außerhalb seiner selbst.“ Vermischte Schriften, S. 204.
Dies ist die Reichweite des christlich-wissenschaftlichen Heilens!