Viele Menschen, die vor wichtigen Entscheidungen stehen, fragen: „Was soll ich tun?“ Es gibt nur eine wirklich passende Antwort, und das ist: „Wende dich an Gott um Führung.“ Oft wird bei Ausübern der Christlichen Wissenschaft oder bei Freunden menschlicher Rat gesucht, und man macht ihnen dann vielleicht Vorwürfe, wenn sich nicht alles in der bestmöglichen Weise regelt. Durch solche Erfahrungen mögen wir die Lektion lernen, daß es nur eine Quelle der Weisheit gibt, und das ist das göttliche Gemüt.
Jesus wehrte sich dagegen, in die Stellung eines menschlichen Ratgebers versetzt zu werden. Als sich jemand darüber beklagte, daß sein Bruder das Erbe nicht mit ihm teilte, und Jesus in die Angelegenheit hineinziehen wollte, sagte der Meister: „Wer hat mich zum Richter oder Erbteiler über euch gesetzt?“ Luk. 12:14; Jesu Einstellung zu der Lösung menschlicher Probleme war einzig und allein, sich im Gebet an Gott zu wenden und Gottes Führung zu suchen. Er sagte: „Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe denn ihr ihn bittet.“ Matth. 6:8;
Keine zwei Probleme sind einander genau gleich. Obwohl wir aus den Erfahrungen anderer lernen können, sollten unsere Probleme auf der Grundlage der Führung Gottes gelöst werden. Früher oder später wird jeder einzelne ausfindig machen müssen, daß Gott Gemüt ist und daß Gott das Gemüt des Menschen ist. Zu diesem Schluß kann man nur gelangen, wenn man sich im Gebet an Gott wendet und die Ideen sucht, die Gott allen beständig vermittelt.
Individualität ist eine der Tatsachen des Lebens. Das heißt, wir müssen uns vergegenwärtigen, daß die Gedanken, die Hoffnungen und Befürchtungen, die besondere Zusammensetzung von Eigenschaften und Fähigkeiten, der Grad des Verständnisses und die Reaktionen, die wir haben, unserer besonderen Eigenart entsprechen. Sie ergeben eine gänzlich individuelle Situation. Es gibt nie eine andere, die ihr genau gleich ist. Daher können die Lösungen für die Probleme, die in unserem Leben aufkommen, nicht nach einem allgemeinen Muster zugeschnitten werden; es muß jedesmal Maßarbeit sein. Nur der himmlische Vater weiß genau, was nötig ist. Die Lösung ist individuell, und sie kommt durch Gebet.
Mrs. Eddy weist auf diese allgemeine Art des Vorgehens in einem ihrer Artikel über die Ehe hin. Sie schreibt: „Wenn mir von einer Frau oder einem Mann wichtige Fragen über ihr Glück gestellt werden, so antworte ich im wesentlichen: ,Gott wird euch führen. Haltet eure Familienbande heilig; sie führen zu höheren Freuden: gehorcht der Goldenen Regel im menschlichen Leben, sie wird euch viel Bitteres ersparen.‘ “ Vermischte Schriften, S. 287;
Eine der großen Lektionen, die Mrs. Eddy durch ihre frühen Erfahrungen lernte, war, daß man sich nicht von Menschen abhängig machen darf. Menschliche Mittel versagten immer wieder, bis sie lernte, sich von ganzem Herzen auf Gott zu verlassen. Als sie sich in ihrer größten Not rückhaltlos an Ihn wandte, fand sie die Lösung für ihr unmittelbares Problem, und sie offenbarte den Weg, wie alle menschlichen Probleme zu lösen sind. Als die Tatsache der Einheit des Menschen mit Gott in ihrem Denken aufdämmerte, standen ihr die Hilfsquellen des göttlichen Prinzips zur Verfügung. Die tiefe, umfassende Bedeutung dieser Entdeckung entfaltete sich in der Christlichen Wissenschaft, und die praktische Anwendbarkeit ihrer Lehren wurde demonstriert.
Hindert uns dies daran, uns gegenseitig zu helfen oder einander um Hilfe zu bitten? Nein. Eine der grundlegenden Forderungen des Christentums ist, unsere Mitmenschen zu lieben und ihnen zu helfen. Das menschliche Bedürfnis zu stillen ist äußerst wichtig. Aber was ist das grundlegende Bedürfnis der Menschheit? Das grundlegende Bedürfnis ist, das Wesen Gottes zu verstehen und zu demonstrieren, Ihn als göttliches Leben, göttliche Wahrheit und Liebe und den Menschen als Gottes Bild und Gleichnis zu verstehen. Dieses Verständnis offenbart den Christus als die göttliche Idee Gottes, die alle menschlichen Bedürfnisse stillt. Das Kommen des Christus ist der Schwerpunkt in Jesu Wirken. Wenn wir unseren Mitmenschen helfen, wollen wir nicht eine Abhängigkeit von Menschen herbeiführen, sondern eine Abhängigkeit von Gott. Diese Unterscheidung ist wichtig.
Alles, was diese Abhängigkeit von Gott hindert, alles, was der klaren Individualität des Menschen entgegenwirkt, führt uns in eine Sackgasse. Obwohl viele einzelne Schritte mit der Befriedigung zeitweiliger Bedürfnisse verbunden sind, so sollten doch unsere Bemühungen im wesentlichen eine ganz bestimmte Richtung nehmen, nämlich, jeden einzelnen zu seinem göttlichen Schöpfer — seinem göttlichen Prinzip — hinzulenken, der die Quelle alles Guten ist. Nur auf diese Weise spiegeln wir die Liebe wider, die alle menschlichen Bedürfnisse stillt.
Jesus wies auf diese Tatsache hin, als er sagte: „Es ist euch gut, daß ich hingehe. Denn wenn ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch.“ Joh. 16:7. Das Verständnis von Gottes Gegenwart und Macht muß zu jedem einzelnen als Antwort auf sein Gebet kommen. Dann wird er wirklich Trost empfinden, denn die Gegenwart des Guten wird erkannt werden.
Wir sollten nie zulassen, daß wir in die Lage kommen, gewissermaßen an Gottes Stelle zu stehen. Jeder einzelne, der zu uns kommt, damit wir ihm helfen, sollte sich bewußt sein, daß Gott die Quelle aller Macht, Kraft, Gesundheit und Herrschaft ist. Und er sollte sich ebenso bewußt sein, daß der Mensch die Widerspiegelung der Liebe, die Widerspiegelung alles Guten ist. Die göttliche Liebe ist es, die die menschliche Not stillt, und der Mensch ist der Ausdruck dieser Liebe.