Welche Verantwortung habe ich als Mitglied einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter? Was sind meine Pflichten, meine Vorrechte, meine Obliegenheiten? Das wichtige Wort, das bei diesen Fragen zu betrachten ist, ist das scheinbar unbedeutende „mein“.
Wenn wir unsere Gedanken über Kirchenmitgliedschaft und Kirchenfortschritt prüfen, werden wir vielleicht feststellen, daß wir geneigt waren zu glauben, Probleme und Mangel an Fortschritt seien auf die Unzulänglichkeiten anderer Kirchenmitglieder zurückzuführen. Wir sind ehrlich überzeugt, daß wir unser Teil recht gut tun, aber wir können nicht umhin, über einige andere bekümmert zu sein, und wir sind versucht, uns beunruhigen zu lassen. Wir lieben ja schließlich unsere Kirche, und es interessiert uns sehr, ob sie wächst und gedeiht.
In der Bibel lesen wir, daß Petrus bei einer Gelegenheit sah, wie der Jünger Johannes, den Jesus lieb hatte, diesem folgte, und er sagte, vielleicht mit einem Anflug von Neid und Selbstgerechtigkeit: „Herr, was wird aber mit diesem?“ Joh. 21:21; Jesu Antwort kann unsere Richtschnur in allen Kirchenangelegenheiten sein: „Was geht es dich an? Folge du mir nach!“
Unsere Führerin, Mrs. Eddy, folgte diesem Rat und riet auch ihren Schülern, dies zu tun. Sie sagte: „Schließlich, meine Brüder, wartet geduldig auf Gott; erwidert Fluch mit Segen; laßt euch nicht vom Bösen überwinden, sondern überwindet Böses mit Gutem. Seid standhaft, beharrt und nehmt zu im Glauben, im Verständnis und in guten Werken; studiert die Bibel und das Lehrbuch unserer Religion; gehorcht streng den bestehenden Gesetzen und folgt eurer Führerin nur insoweit, wie sie Christus nachfolgt.“ Message to The Mother Church for 1901, S. 34;
Die geistige Idee Kirche, wie wir aus Mrs. Eddys Definition im Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift wissen, ist „der Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 583; Es sollte uns klar sein, daß wir im Dienst der Christlichen Wissenschaft auf das Prinzip achtgeben müssen, nicht auf Personen; auf Liebe, nicht auf menschliche Wesen; auf Wahrheit, nicht auf das, was zu sein scheint.
Man gewinnt ein starkes Gefühl der Freude und des Friedens, wenn man sich klar wird, daß man in der Kirchenmitgliedschaft nur für sich selbst verantwortlich ist, für seine eigenen Gedanken und Handlungen. Das befreit von einem Gefühl persönlicher Last. Zu gleicher Zeit macht es dazu frei, den eigenen höchsten Begriff von Kirchenmitgliedschaft zu betätigen, einschließlich des regelmäßigen Besuchs der Sonntagsgottesdienste, Mittwochversammlungen und Geschäfts- und Komiteesitzungen. Wenn wir ein tieferes Verständnis von dem geistigen Begriff Kirche erlangen, werden wir allmählich feststellen, daß wir nicht länger um den Kirchenfortschritt besorgt sind, denn wir erleben tatsächlich diesen Fortschritt. Und das wird in zunehmender Wohlfahrt unserer Zweigkirche zum Ausdruck kommen.
Wenn wir uns ernste Gedanken darüber machen, ob die Gottesdienste unserer Kirche dem hohen Standard der Christlichen Wissenschaft entsprechen, müssen wir uns zunächst einmal Gedanken darüber machen, wie wir uns selbst für diese Gottesdienste vorbereiten und daran teilnehmen. Wir können uns zum Beispiel klarmachen, daß jeder Gottesdienst vom göttlichen Gemüt, dem göttlichen Prinzip, motiviert, inspiriert und geleitet wird. Wir können unser Denken erweitern, so daß es das ganze Gemeinwesen einschließt, in dem Bewußtsein, daß sich die Menschheit von der geistigen Idee angezogen fühlt. Nach dem Gottesdienst werden wir vielleicht still über die Wahrheiten nachdenken, die uns offenbart worden sind, und daran festhalten, daß das Wort nicht umsonst ausgesandt worden ist, sondern daß es vollbringt, was nötig ist, und die Menschheit fördert.
All dies muß natürlich aus einem Gefühl wahrer Liebe geschehen, nicht mit einem Gefühl der Selbstgerechtigkeit oder Überheblichkeit oder übertriebener Geschäftigkeit. Als jemand Jesus mit „guter Meister“ anredete, sagte er: „Was heißest du mich gut? Niemand ist gut als allein Gott.“ Mark. 10:17, 18; Wenn wir wirklich verstehen, daß wir nur als die Widerspiegelung Gottes handeln, werden wir alles zur Ehre Gottes tun, nicht zur eigenen Ehre.
Wie steht es, wenn zum Beispiel der Baufonds oder der Orgelfonds oder der Fonds für allgemeine Ausgaben nicht ausreichend unterstützt wird? Wir brauchen uns nur zu vergegenwärtigen, daß ein jeder Beitrag, den wir unserer Kirche spenden, im Grunde keine materielle Gabe, sondern ein Ausdruck unserer Dankbarkeit ist. Mrs. Eddy sagt uns: „Geben im Dienst unseres Schöpfers macht uns nicht arm, ebensowenig bereichert uns Zurückhalten.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 79;
Wir können nicht in Gruppen, nicht einmal paarweise in das Himmelreich eintreten. So wollen wir also hier und jetzt anfangen, uns durch unseren Begriff von Kirche so erheben zu lassen, daß wir all unsere Kirchenmitglieder so sehen, wie sie in Wirklichkeit sind — wachsam, aktiv, gehorsam, beständig, liebevoll —, als den tatsächlichen Ausdruck der unendlichen Liebe, als der sie nicht durch ihr eigenes Wollen wirken, sondern ständig vom Gemüt, Prinzip, gelenkt werden.
Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Bleibet in mir und ich in euch. Gleichwie die Rebe kann keine Frucht bringen von sich selber, sie bleibe denn am Weinstock, so auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Joh. 15:4, 5. In dem Maße, wie jeder von uns individuell dem Christus, der Wahrheit, folgt, kann er Kirchenfortschritt hier und jetzt erleben.