Emerson sagt: „Hefte deinen Wagen an einen Stern.“ Essays and Addresses, American Civilization; Der Wagen entspricht nicht der Neuzeit, aber der Gedanke ist immer noch wahr: man muß sich hohe Ziele setzen und einen würdigen Zweck verfolgen, wenn man im Leben etwas vollbringen will, was von Dauer ist. Jeder braucht sozusagen einen Stern, um sich in die Höhe ziehen zu lassen. Und doch überlegen heranreifende, denkende Menschen manchmal, ob es irgendeinen Zweck gibt, der es verdient, daß man sich ihm ein ganzes Leben lang hingebungsvoll widmet.
Junge Leute sind heute im allgemeinen skeptischer gegenüber großangelegten politischen und philosophischen Systemen oder Ismen aller Art, als sie es vor ein oder zwei Generationen waren. Sie erkennen auch, daß rein selbstsüchtige Ziele kein großes Opfer wert sind. Und da es heute leichter ist als früher, zu einer ausreichenden Versorgung zu gelangen, überrascht es nicht, daß sich manche junge Leute weniger veranlaßt fühlen, materiellen Reichtum anzusammeln.
Gleichzeitig hat auch die kaum noch angezweifelte Autorität der Naturwissenschaften den Begriff eines zweckmäßigen Universums teilweise verdunkelt, während sie die Spinnengewebe der spekulativen Philosophien wegfegte, die einer genauen Prüfung nicht standzuhalten vermochten.
Ein Stern ist jedoch glücklicherweise nicht verlorengegangen. Er mag vielleicht zeitweilig verhüllt sein, aber die Wissenschaft des Christentums ist gekommen, um ihn wieder voll und ganz sichtbar werden zu lassen. Der Stern, oder der Lebenszweck, den die Christliche Wissenschaft der Menschheit vor Augen hält, besteht darin, Geistigkeit zu gewinnen, das Sein des Menschen als Idee, oder geistiges Bewußtsein, in dem einen göttlichen Gemüt, Gott, zu demonstrieren. Und die Christliche Wissenschaft legt auch die Ursache für das Mißverständnis fest, das über die wahre Natur des Universums besteht, nämlich die gegenwärtige Vorherrschaft der materiellen Sinne und der Gedankensysteme, die sich auf ihren Augenschein gründen.
Vor vielen Jahren schrieb Mrs. Eddy in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit: „Die göttliche Wissenschaft führt ihren Hauptstreich gegen die vermeintlichen materiellen Grundlagen des Lebens und der Intelligenz. Sie verurteilt Abgötterei. Eine Annahme von anderen Göttern, anderen Schöpfern und anderen Schöpfungen muß vor der Christlichen Wissenschaft fallen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 535; Dadurch, daß die Christliche Wissenschaft den Glauben an materielle Grundlagen oder einen materiellen Ursprung angreift, gibt sie dem Christentum seine ursprüngliche Reinheit wieder. Sie zeigt uns die Vollkommenheit des Menschen, der seinem Ursprung gemäß der Sohn Gottes, des Geistes, ist. Wie die Christliche Wissenschaft lehrt, besteht der Mensch als das Ebenbild eines allmächtigen, immergegenwärtigen Gottes, der das Leben des Menschen ist.
In der Zeit seit Mrs. Eddys Entdeckung haben Theorien der materiellen Evolution allgemein Aufnahme gefunden. Das materielle Atom ist gespalten worden. Und der Fortschritt bei der Aufschlüsselung des Vererbungsgesetzes scheint vieles über die physische Vererbung zu erklären. Aber keine dieser Entwicklungen entfernt sich von den „materiellen Grundlagen des Lebens“, die Mrs. Eddy als falsch erkannte. Die Christliche Wissenschaft allein widerspricht den materialistischen Theorien. Sie fährt fort, in der Praxis, nicht nur in der Theorie, zu demonstrieren, daß das Ziel der Geistigkeit wirklich und erreichbar ist.
Der Gipfel der Geistigkeit wird nicht an einem einzigen Tage erklommen. Aber jeden Tag können wir ihm ein wenig näher kommen, und jeder Tag bietet Gelegenheiten, an denen wir unseren Fortschritt messen können. Das endgültige Ziel steht fest, aber der Christliche Wissenschafter kann sich auf diese Weise auf seinem Weg vergewissern, daß er sich nicht auf dem Pfad zu einem trügerischen Ziel befindet. Die Christliche Wissenschaft antwortet dem Skeptiker mit den Worten des Johannes: „Ihr Lieben, glaubet nicht einem jeglichen Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie von Gott sind.“ 1. Joh. 4:1; Der Geist Gottes, oder des Guten, wird unvermeidlich an den Wirkungen auf das Leben derer, die ihm folgen, erkannt werden.
Dadurch, daß wir unsere Energien hauptsächlich der Demonstration geistiger Tatsachen oder Gesetze widmen, ändert sich unsere gegenwärtige Erfahrung. Dies hat, wie die Christliche Wissenschaft erklärt, seinen Grund darin, daß es keine ätherische, geistige Welt irgendwo anders gibt und eine physische, sterbliche Schöpfung hier. Das Gute, das wir eben jetzt erleben, ist die Widerspiegelung unseres Verständnisses von der Wirklichkeit. Die geistigen Gesetze, die die Wissenschaft erklärt, sind eben jetzt, eben hier wirksam, während das, was wir als eine materielle, planlose Welt wahrnehmen, nur den Grad unserer eigenen Unwissenheit über das, was Gott geschaffen hat, widerspiegelt.
Daraus folgt, daß wir nützliche und praktische Arbeit unmittelbar vor uns haben, wenn unser Lebensziel das Höchste ist. Mrs. Eddy spricht in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit von ihrer eigenen Erfahrung: „Die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft findet den Weg weniger schwierig, wenn sie das hohe Ziel beständig vor Augen hat, als wenn sie ihre Fußtapfen zählt in ihrem Bemühen, dieses Ziel zu erreichen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 426; Das „hohe Ziel“ hilft uns in der Tat, die nützlichste menschliche Beschäftigung zu finden, denn es dient als Maßstab, an dem wir den Wert aller menschlichen Tätigkeit messen können.
Ein echter Wissenschafter versucht nicht, in den Augen anderer wichtig zu erscheinen. Aber er sollte erwarten, daß in der Christlichen Wissenschaft hohe Anforderungen an seine gegenwärtigen Fähigkeiten gestellt werden. Christus Jesus sagte: „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern nur was er sieht den Vater tun.“ Joh. 5:19. Der Beweggrund des Wissenschafters sollte sein, die Eigenschaften Gottes zu verkörpern, nicht seine eigene Persönlichkeit zu verherrlichen.
Ehe man sich einem Beruf oder einer Sache widmet, fragt man sich zunächst: Ist es etwas Rechtschaffenes? Nützt es in irgendeiner Weise der menschlichen Gesellschaft? Aber der Wissenschafter geht sogar noch weiter. Er lernt, die Bedürfnisse der Welt an den göttlichen Eigenschaften oder Ideen zu messen, die am notwendigsten sind. Fördert der in Frage stehende Beruf einen besseren Begriff von Gerechtigkeit unter den Menschen? Werden damit selbstlose Interessen verfolgt? Und, was die Hauptsache ist, trägt er dazu bei, die Gegenwart des Christus, der Wahrheit, ans Licht zu bringen, die die Menschheit von ihrem falschen Glauben an materielle Gesetze befreit?
Die öffentliche Ausübung der Christlichen Wissenschaft ist ein besonders hohes Ziel, da sie am eindeutigsten zur Vergeistigung des Denkens beiträgt. Dieser Beruf dient nicht nur dem Heilen von Krankheit, Sünde und anderen Disharmonien. In ihm findet man die menschliche Beschäftigung, die am meisten dem Stand des geistigen Menschen entspricht, nämlich die Eigenschaften Gottes so klar widerzuspiegeln, daß nicht einmal die bloße Suggestion vom Bösen vorhanden ist.
Wenn sich unser Denken darauf konzentriert, des Menschen Einssein mit seinem Vater-Mutter Gott als Seiner Idee zu demonstrieren, dann wird jede Arbeit, die wir zu tun haben, nützlich und befriedigend sein. Die Möglichkeit, daß die Menschheit dieses große Ziel verwirklichen kann, ist sowohl die Herausforderung wie auch die Lösung, die die Christliche Wissenschaft unserem Zeitalter bringt. Diejenigen, die für die Herausforderung bereit sind, werden sie freudig akzeptieren. Sie haben ihren Wagen an einen Stern geheftet, der sie nicht fehlleiten wird.