Wir können das geistige Verständnis der Christlichen Wissenschaft nicht von unseren menschlichen Eltern erben, denn es kommt durch individuelles Wachstum. Meine Mutter war eine Christliche Wissenschafterin, ehe ich geboren wurde, doch als ich zwanzig Jahre alt war, geriet ich unter den Einfluß einer Person, deren religiöse Ansichten mich verwirrten und von der Wissenschaft abbrachten. Voller Furcht suchte ich mir einen Halt in der Materie. Während mehr als zwanzig Jahren lernte ich durch die trüben Erfahrungen des sterblichen Lebens erkennen, wie sinnlos der Versuch ist, sich auf den materiellen Sinn zu verlassen.
Schließlich kehrte ich um und beanspruchte mein wahres Erbe und erlebte die Wiedergeburt, die geistiges Verständnis mit sich bringt. Ich wurde sofort ein tätiges Mitglied einer Zweigkirche und Mitglied Der Mutterkirche. Dieser Fortschritt führte zu Klassenunterricht.
Der Same der Wahrheit kann nie verlorengehen. Die Ernte war groß, als der Same von neuem auf guten Boden gesät wurde. Ich hatte Heilungen von Grippe, Schleimbeutelentzündung, Erkältungen, Ermüdung und Insektenstichen. Ich habe auch Schutz und Führung erlebt. Dies schien mir alles natürlich, denn meine Mutter war mehr als fünfzig Jahre lang eine gewissenhafte Ausüberin gewesen, und ich hatte viele Heilungen miterlebt und selbst erfahren, wie zum Beispiel Heilungen von Scharlach und Ziegenpeter, und als Kind hatte ich ganz aHein die Furcht vor der Dunkelheit überwunden.
Nachdem ich angefangen hatte, die Wahrheiten der Wissenschaft im täglichen Leben anzuwenden, war ich während einer Zeit von zehn Jahren nur einmal von meinem Posten abwesend. Zuvor hatte ich häufig gefehlt, gewöhnlich einige Tage oder Wochen, mitunter sogar Monate.
Nachdem ich 38 Jahre lang als Bibliothekarin in einem College tätig gewesen war, wurde ich Schritt für Schritt dazu geführt, vor der üblichen Zeit in den Ruhestand zu treten, um ein Leben im Freien in der weiten Welt zu genießen. Anstatt mich dem Alter hinzugeben und materiellen Besitz von mir Besitz ergreifen zu lassen, schien es mir selbstverständlich, mich unabhängig zu machen, mein Zuhause, meine Familie, meine Freunde und meine Tätigkeiten zu verlassen und allein einem neuen Abenteuer entgegenzugehen. Obgleich ich nur eine bescheidene Pension bezog, war ich mir bewußt, daß mein himmlischer Vater den Weg bereitet hatte.
Ich legte meine Hand in Gottes Hand, und ich war in den entlegendsten Teilen Neuseelands oder in solchen Ländern wie Kaschmir niemals ohne die nötigen Mittel. Gott ist unser Freund; wie konnte ich deshalb jemals vor dem Problem der Einsamkeit stehen? Ich war niemals wirklich allein, niemals von der Kundwerdung der göttlichen Liebe getrennt. Ja, mein Freundeskreis hat sich erweitert und erstreckt sich über die ganze Erde. Ehe ich mein Heim in Amerika verließ, hatte ich ernsthaft über das Thema Heim nachgedacht und war zu der Überzeugung gelangt, daß das Heim ein Zustand des göttlichen Bewußtseins ist, immer und überall bei mir.
In Neuseeland schien einmal ein Fehler in meinem Reiseplan zu sein, und für drei Wochen war keine Unterkunft für mich vorhanden. Ich war gerade in einer fremden Stadt angekommen und befand mich in einem Hotel, in dem auffällige Bars waren. Der Geruch und der Lärm, die von dort kamen, waren entsetzlich. Ein in der Nähe gelegenes Lesezimmer der Christlichen Wissenschaft war an diesem Abend geöffnet, und ich ging dorthin. Ich konnte mein Denken erheben und gelangte zu der Überzeugung, daß es im Gemüt keine Fehler gibt und somit im Leben des Menschen keine geben kann.
Zwei Tage später traf ich in der Kirche eine junge Frau und erfuhr, daß sie und ihr Mann für diese drei Wochen in die Ferien gingen. Sie boten mir ihr Heim an. So hatte ich in der Stadt, die ich für eine „fremde“ Stadt hielt, ein Zuhause und konnte viele dauernde Freundschaften schließen.
In Bombay machte sich eines Nachmittags, nachdem ich mich in meinem Hotel abgemeldet hatte, eine Lebensmittelvergiftung bei mir bemerkbar. Ich konnte an diesem Abend Bombay nicht wie vorgesehen verlassen und stelle fest, daß in meinem Hotel kein Zimmer frei war. Doch Liebe hatte den Weg bereitet, denn ich hatte die einzige Ausüberin der Christlichen Wissenschaft getroffen, die es zu jener Zeit in Indien gab, und nahm eine Taxe zu ihrem Hotel, wo ich liebevoll aufgenommen wurde. Ich las alles, was ich im Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit über das Thema Nahrung finden konnte, und um Mitternacht erkannte ich klar, daß ich, wenn ich beweisen wollte, daß Nahrung keine Macht hat zu schaden oder zu töten, die geistige Tatsache anerkennen mußte, daß Nahrung keine Macht hat, das Leben des Menschen zu erhalten. Als ich davon überzeugt war, spürte ich das wunderbare Gefühl des Friedens, das mit wahrer Heilung kommt.
Vier Jahre nach meiner Ausreise aus Amerika und nachdem ich viele weitere interessante Erlebnisse in vielen anderen Ländern gehabt hatte, fand ich einen Platz hoch oben in den Schweizer Alpen, ein neues Heim, groß genug, um es mit meiner Familie oder mit Freunden, die mich besuchen kommen, zu teilen. Wenn wir unseren Horizont geistig erweitern, folgt die materielle Kundwerdung. Eine meiner Reisefreuden war, mir eine Kenntnis der Sprache der verschiedenen Völker und Länder, die ich besuchte, anzueignen. Die Fähigkeit, die Sprachen zu lernen, wurde durch die Erkenntnis demonstriert, daß es ein Gemüt gibt und daß Liebe all-umfassend ist.
Ich möchte meine grenzenlose Dankbarkeit für unseren Meister Christus Jesus und für Mrs. Eddy ausdrücken, deren Schriften die unerschöpfliche Quelle für die geistige Erweiterung des Denkens und Handelns sind.
Villars-sur-Ollon, Schweiz
