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[Für junge Leute]

Brief an jemanden, der verliebt ist

Aus der Januar 1969-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Liebe (r)... ! Kürzlich erzählten Sie mir, daß Sie sich verliebt hätten und wie verwirrt Sie dadurch seien. Ich frage mich, ob Sie klar genug erkennen, daß es Gott ist, der alle wirkliche Liebe schafft, die es gibt. Er ist Liebe, Er ist all-liebend. Gott liebt nicht nur alle, sondern alle wahre Liebe kommt von Ihm.

Der geistige Mensch ist der Ausdruck der Liebe Gottes. Wer verliebt ist und Gott beständig als die einzige Quelle der Liebe und sich selbst als Mensch, den Ausdruck der Liebe, identifiziert, erweitert seine Fähigkeit, zu lieben und geliebt zu werden. Durch ein größeres Gefühl der Freiheit und Ehrlichkeit wird die Liebe in jedem ausgelöst, der Gottes gütige Liebe für sich und für andere geistig zu spüren vermag. Er kann wissen, daß seine selbstlose Liebe für andere seine geistige Widerspiegelung der Liebe Gottes ist. Ich dachte, daß Ihnen vielleicht folgender Hinweis dienlich sein mag —, daß alle wahre Liebe ihren Ursprung in Gott hat. Wenn Sie dies verstehen, wird es Ihnen helfen, die Echtheit der Liebe zu prüfen.

Andererseits kann die Liebe, die ihren Ursprung in einer materiellen Auffassung von Persönlichkeit hat, selbst dann als unecht entlarvt werden, wenn sie gut vorgetäuscht wird. Persönliche Liebe verfolgt und besitzt ihr Objekt, möchte gern die Erwiderung, die sie fordert, modeln, und möchte gern den gegenseitigen Austausch den eigenen Wünschen entsprechend gestalten. Die Liebe, die im sterblichen Gemüt ihren Ursprung hat, kann von anderen und von der betreffenden Person an- und ausgeschaltet werden. Sie wird sogar fast unbewußt dazu benutzt, Gefälligkeiten zu erlangen und Einfluß zu gewinnen.

Wer aus reiner Freude liebt, immer bemüht, Gottes Liebe auszudrücken, weiß, was wirklich ist. Er weiß, daß seine Liebe zu einem anderen nicht aus- und angeschaltet werden kann. Der Mensch ist der Ausdruck der Liebe, und er fühlt die geistige Liebe so völlig, daß er sie jederzeit zum Ausdruck bringt.

Wenn derjenige, der verliebt ist, sich dafür entscheidet, die geistige Liebe zum Ausdruck zu bringen, und es ablehnt, sinnliche, vergängliche Liebe zu suchen, wird man ihm nicht nachjagen, noch wird er der Liebe nachjagen, sondern er wird lieben und geliebt werden. Wer der Liebe nachjagt, der ermangelt echter Liebe, da er hauptsächlich sein physisches Verlangen spürt; so werden seine Beziehungen zu anderen eher eine Sache des Verlangens als eine Sache der Liebe.

Wer der Liebe nachjagt, muß befürchten, daß seine Zuneigung zurückgewiesen wird, und dies wiederum fordert Ablehnung heraus. Der Apostel Johannes sagt: „Die völlige Liebe treibt die Furcht aus.“ 1. Joh. 4:18; Die einzige vollkommene Liebe ist die Liebe Gottes. Das Wissen, daß unsere Liebe zueinander in Wirklichkeit unser Widerspiegeln der göttlichen Liebe ist, vermindert die Furcht, daß unsere Liebe zurückgewiesen werden könnte. Wer Gottes Liebe ausdrückt, vertraut nicht nur sich selbst in seinen Gefühlshandlungen, sondern auch sein Partner vertraut ihm. Er ist gewiß, daß seine Zuneigung selten zurückgewiesen wird. Und wenn sie auch vorübergehend mißverstanden oder abgelehnt wird, so fühlt er sich nicht persönlich getroffen, denn seine Liebe basiert nicht auf einem persönlichen Sinn. Sie ist geistig, umsonst gegeben. Sie strömt immerdar aus, weil sie von Gott her widergespiegelt wird, dem unendlichen Quell reiner Liebe.

Es gibt immer einen Weg, Liebe so auszudrücken, daß sie den anderen erreicht, von ihm empfunden wird, und doch ein moralisches Vergehen vermieden wird. Geistige Zuneigung entfaltet neue und natürliche Wege, sich gegenseitig Liebe zu erweisen. Jeder einzelne Ausdruck Gottes ist einmalig und verschiedenartig, und wer dies erkennt, wird in seinen menschlichen Angelegenheiten frei und natürlich und in einer nur ihm eigenen Art reine Liebe ausdrücken. Er wird niemals so naiv sein und das nachmachen, was er andere tun sieht.

Wer der Liebe nachjagt, gründet seine Liebe auf das Körperliche. Er lernt nichts, was für ihn oder seinen Partner hilfreich ist. Er — und der Gebrauch des Wortes „er“ bedeutet auch „sie“ — bringt die Schwächen des Partners ans Licht. Er ist daran interessiert, seine eigenen Wünsche zu befriedigen. Da er glaubt, daß körperliches Experimentieren zu einer ernsthaften Liebesaffaire führt, wird er vielleicht vorschlagen, außereheliche Beziehungen einzugehen.

Als junge Verliebte werden Sie schon herausgefunden haben, daß menschliche Gemeinschaft im wesentlichen ein Erforschen des Geistes und Intellektes ist. Um das Beste in Ihrem Partner zu erforschen und in ihm hervorzubringen, müssen Sie den Menschen als das Bild und Gleichnis Gottes erkennen. Dieses Thema ist so umfangreich, daß wir es hier nur eben streifen können. In Wirklichkeit ist der Mensch der einzigartige und originelle Ausdruck des einen Gemüts, der göttlichen Liebe. Im Gegensatz zur menschlichen Persönlichkeit ist die geistige Individualität die wirkliche Selbstheit, klar erkennbar und vollkommen.

Vielleicht hat niemand Ihrem Freund jemals helfen können, seine wahre Individualität zu finden, doch in der Atmosphäre Ihrer ermutigenden Liebe wird er sein wahres Selbst finden. Auf diese Weise mag jeder von Ihnen dem anderen helfen, sich besser kennenzulernen und die geistigen Werte ans Licht zu bringen und hemmende, persönliche Begrenzungen zu überwinden. Dieses Erforschen ist nicht einfach. Es erfordert ein scharfes Erkennen der Beweggründe und echte Selbstlosigkeit.

Der erste Lehrer der Christlichen Wissenschaft, Mrs. Eddy, schreibt: „Das Böse äfft das Gute nach; es sagt: ‚Ich bin Wahrheit‘, obgleich es eine Lüge ist; es sagt: ‚Ich bin Liebe‘ — aber Liebe ist geistig, und die sinnliche Liebe ist materiell, daher ist sie Haß, nicht Liebe, denn die fünf Sinne bereiten den Sterblichen Qual, Krankheit, Sünde und Tod — Vergnügen, das trügerisch ist, Leben, das zum Tode führt, Freude, die zum Kummer wird.“ Vermischte Schriften, S. 351.

Daß sinnliche, materielle Liebe eine Form des Hasses ist, mag zuerst schwer zu verstehen sein. Aber es sollte unverkennbar sein, daß tierischer Instinkt nicht Liebe ist und keine Beziehung zur göttlichen Quelle wahrer Liebe hat. Er ist Sinnenlust, und Sinnenlust ist gewalttätig und geltungsbedürftig. Außerehelicher Sex schließt weder Ehrlichkeit noch gegenseitigen Respekt ein. Die zärtliche Besorgtheit in einer fortschreitenden Ehegemeinschaft mäßigt die tierische Natur und zerstört sie schließlich durch geistiges Wachstum.

Ganz gleich, wo Sie sind, wenn Sie diesen Brief lesen, Sie können sofort damit anfangen, in Christus, der geistigen Idee der Kindschaft, die ideale Auffassung von sich und Ihrem Partner zu finden und eine geistigere Liebe herbeiführen. Die Christliche Wissenschaft lehrt, wie wir eine Zuneigung läutern können. Sanft führt sie das Bewußtsein Schritt für Schritt zur geistigen Liebe hin.

Wenn Sie zum Beispiel versucht sind, nach Liebe zu jagen, können Sie diesem Impuls Einhalt gebieten. Durch das Wissen, daß Sie in Ihrer wahren Selbstheit Gottes eigener Ausdruck der Liebe sind, können Sie Ihr Sehnen auf eine höhere Ebene bringen. Wenn Sie dann diese reine und herzliche Liebe fühlen, nehmen Sie sofort jede Gelegenheit wahr, sie anderen gegenüber auszudrücken. Es gibt viele Möglichkeiten, sie in die Tat umzusetzen — vielleicht für Freunde außerhalb Ihres Kreises ein besonderes Gericht zu bereiten oder einem Freund ernsthaft zuzuhören, während Sie sich in Ihrem Denken die Wahrheit über den Menschen vergegenwärtigen.

Wenn wir Liebe empfangen wollen, müssen wir einfach Liebe ausdrücken. Reine, christusgleiche Liebe in unserem Bewußtsein regiert unser Denken, unser Gefühl und unseren Körper. Solche Liebe kann nicht verletzen oder zerstören, denn sie hat nicht den geringsten Haß in sich. In der Wahrheit können sich Haß und Liebe nicht vermischen. Der Mensch kann keine Gegensätze in sich vereinigen. Jeder ehrliche Mensch kann jetzt in sein Leben die Liebe bringen, die die Liebe widerspiegelt.

Liebe junge Liebende, mögen Sie Gottes Freude und Liebe spüren. Denken Sie daran, daß Ihre Liebe zueinander nicht Ihre eigene Liebe ist, sondern Ihre Widerspiegelung der göttlichen Liebe. Dann wird Ihre Fähigkeit, zu lieben und geliebt zu werden, reifen und sich erweitern. Ihr Ausdruck der Liebe wird rein und spontan, stark und beständig sein.

Herzlichst...

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