Wenn ein Student an einer Hochschule oder Universität mit seinem Fortschritt nicht zufrieden ist, wird er es hilfreich finden, seine Beweggründe zu prüfen. Beweggründe regen die Menschen zum Handeln an und wirken sich entschieden auf die Ergebnisse aus. Er könnte sich fragen: „Warum tue ich gewisse Dinge?“ Hat er seine Beweggründe erkannt, so stellt er vielleicht fest, daß es ihm deshalb an Fortschritt ermangelt, weil seine Beweggründe nicht hoch genug sind. Vielleicht wird ihm klar, daß er ein höheres Ziel braucht als menschlichen Erfolg, um in einer Richtung vorwärtszukommen, die der Mühe wert ist.
Moralische Beweggründe wie Ehrlichkeit, Wohlwollen und Mäßigkeit sind wünschenswert und nützlich, doch muß der Student seine Ziele vergeistigen, um seine Erfahrungen mit Gottes Gesetz in Einklang zu bringen und so daraus Nutzen zu ziehen. Es erfordert, den geistigen Beweggrund, die wahre Identität zu entdecken und auszudrücken, um Herrschaft über menschliche Situationen zu erlangen. Das bedeutet, an der Wahrheit festzuhalten, daß schon jetzt überall alles in Wirklichkeit geistig und vollkommen ist und daß die wahre Selbstheit des einzelnen, die Widerspiegelung des unendlichen Geistes, der göttlichen Liebe, dies schon weiß.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, sagt in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Liebe inspiriert, erleuchtet, bestimmt und führt den Weg. Rechte Motive geben dem Gedanken Schwingen und der Rede und Handlung Stärke und Freiheit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 454;
Der Student hat vielleicht bei seiner Mitarbeit in Studentenorganisationen oder bei seiner Teilnahme an gesellschaftlichen Veranstaltungen Enttäuschungen erlebt. Er mag sich immer noch als Außenseiter betrachten, der nirgends richtig hineinpaßt, obwohl er versucht hat, den Rat zu befolgen, daß man, um gute Freunde zu finden, ein guter Freund sein und hingehen und geben muß, anstatt zu nehmen. Was ist da nun falsch? Einfach folgendes: Gute menschliche Beweggründe sind besser als schlechte, doch indem er diesen folgt, hält er sich wahrscheinlich immer noch für sterblich. Um von einem Zustand wie mangelnder Anpassungsfähigkeit geheilt zu werden, muß er sich der göttlichen Liebe zuwenden und dort seine wahre Selbstheit und Identität wie auch die der anderen suchen.
Wenn wir gewillt sind, daran festzuhalten, daß jeder in Wirklichkeit das Bild der Liebe ist, werden sich unsere Beziehungen zu anderen durch die Anwendung der Christlichen Wissenschaft bessern. Dann werden wir in der Lage sein, uns und andere so zu sehen, wie wir wirklich sind — bereits geistig, bereits vollkommen, bereits in harmonischer Beziehung zueinander. Dann werden wir entdecken, daß unser wahrer Beweggrund selbstlos ist, daß wir dazu beitragen wollen, jede Zusammenkunft und jede Tätigkeit in der Universität zu einem Erfolg zu machen. Unser Ziel bei jedem dieser Anlässe ist, unser wahres Sein in Eigenschaften wie Zusammenarbeit, Begeisterung, Zuverlässigkeit und Güte, die ihren Ursprung in der Liebe haben, zum Ausdruck zu bringen. Dieses Erwachen zu unserem wahren Zweck enthüllt die Ausgeglichenheit, die Zuversicht und die Freude, die uns schon gehören.
Haben wir — was die akademische Seite des Studentenlebens betrifft — nur das Ziel, gute Noten zu erhalten? Würde das als unser einziges Ziel nicht dazu führen, sowohl unsere Studien als auch die Entwicklung unseres Charakters zu begrenzen? Auch hier müssen wir unseren wirklichen Zweck finden, den die wahre Selbstheit einschließt.
Eine Studentin, eine Christliche Wissenschafterin, erfuhr an sich, wie nützlich es war, ihre Beweggründe in bezug auf einen Kursus, den sie nahm, zu veredeln. Sie hatte immer versucht, der Goldenen Regel zu folgen, die Christus Jesus uns gegeben hat: „Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“ Matth. 7:12; In jedem Kursus versuchte sie herauszufinden, welches Ziel der Dozent verfolgte, und ihren Teil dazu beizutragen, es zu erreichen. Dies hatte sich als gut erwiesen, doch es kam die Zeit, wo dies nicht mehr ausreichte. Den Lehrbestimmungen gemäß mußte sie einen anderen Kurs belegen, dessen Dozent allgemein dafür bekannt war, daß er äußerst schwer, wenn überhaupt, zufriedenzustellen war.
Zuerst war sie zuversichtlich, genauso arbeiten zu können, wie sie es in den anderen Unterrichtsfächern gemacht hatte, doch im Laufe der Monate verliefen die Ereignisse wie vorausgesagt. Die Kommilitonen verzagten wegen ihrer schlechten Noten und ihrer Unfähigkeit, die richtigen Antworten zu geben. Und die Christliche Wissenschafterin hatte auch keinen Erfolg. Sie hatte nicht herausfinden können, was der Professor in diesem Kurs darzulegen versuchte.
Als die Zeit kam, für das Abschlußexamen zu lernen, begann sie wie wild alles in sich hineinzupauken, was in dem Kurs behandelt worden war. Doch bald erwachte sie aus diesem Irrtum und wandte sich an Gott. Sie fragte: „Vater, was soll ich tun?“ Die Antwort kam sofort. Es waren, dem Sinne nach, die folgenden Worte des Paulus: „Befleißige dich, vor Gott dich zu erzeigen als einen rechtschaffenen und unsträflichen Arbeiter.“ 2. Tim. 2:15;
Natürlich, dachte sie, das ist die Antwort — denk nicht mehr daran, wie du dem Professor gefallen kannst, sondern diene lieber Gott. Aber was möchte Gott, daß ich tun soll? Und die Antwort kam: Sei bewußt Seine Idee und bekunde so Seine Eigenschaften, Intelligenz und Aufrichtigkeit. Damit würde sie die bedeutenden Werke der Literatur, die in diesem Kurs behandelt wurden, wahrhaft zu würdigen wissen. Sie hatte sofort ein Gefühl inneren Friedens und hatte zum erstenmal an diesem Fach wirklich Freude, und sie fand Schönheit und Sinn in dem, was sie las.
Als sie in die Abschlußprüfung ging, war sie völlig ruhig und verstand jede Frage und erinnerte sich an die Antworten darauf, und sie schrieb sogar ihre eigenen Gedanken ausführlich und zuversichtlich über die erwähnten Bücher nieder. Sie verließ das Examen völlig befriedigt. Da sie das göttliche Prinzip, Liebe, demonstriert hatte, war sie der höheren Bedeutung der Goldenen Regel gefolgt. Als sie später erfuhr, daß sie eine sehr gute Note erhalten hatte, war sie dankbar für diesen neuen Beweis, daß die Vergeistigung des Denkens das menschliche Leben verbessert. Sie war von der Tatsache beeindruckt, daß ihre höheren Beweggründe ihr den Zweck des Kurses offenbart hatten, wohingegen zuvor all ihre Anstrengungen, diesen herauszufinden, fehlgeschlagen waren.
Unsere Beweggründe hängen von unseren tiefliegenden Gedankengängen ab. Sie befinden sich nicht an der Oberfläche. Sie sind keine äußerliche Handlung, sondern innere Überzeugung. Was wir wirklich ersehnen, hat einen Einfluß auf unser Leben. Was macht es schon, wenn unser geistiges Verständnis gering zu sein scheint? Wenn es unser echter Beweggrund ist, Gott zu finden, Ihn zu verstehen, Ihm zu dienen, Ihn zu verherrlichen, werden wir alle rechten Ideen haben, die wir für jede Tätigkeit benötigen. Wenn aber unser Verlangen oberflächlich ist und wir nur äußerlich Hingabe an die Wahrheit zeigen, während unsere wahren Wünsche selbstisch und materiell sind, werden wir enttäuscht werden. Studenten, die die fadenscheinigen Beweggründe des sterblichen Gemüts als ihre eigenen akzeptieren, werden ihr Versagen mit der Behauptung zu rechtfertigen suchen, daß ihnen die Christliche WissenschaftChristian Science: sprich: kr’istjən s’aiəns. nicht hilft, doch die Christliche Wissenschaft kann uns nur helfen, wenn wir aufrichtig sind.
Mrs. Eddy schreibt: „Geistigkeit ist die Grundlage allen wahren Denkens und Wollens.“ Vermischte Schriften, S. 156. Während der Studienjahre und danach kann jeder beweisen, daß die von Liebe inspirierten Beweggründe das Denken und Handeln über die sterblichen Begrenzungen erheben und zu Herrschaft und Erfolg führen.
