Theologie war früher ein Studienfach, das jeder Student, der etwas auf sich hielt, mied... Heute ist die theologische Fakultät an Dutzenden von Hochschulen und Universitäten diejenige Fakultät, wo sich etwas tut...
„Ganz offensichtlich haben sich die Zeiten geändert“, sagt Professor Robert S. Michaelsen, Leiter der Abteilung für theologische Studien an der Universität von Kalifornien, Santa Barbara. Professor Michaelsen, ein ordinierter Methodist, promovierte an der Yale-Universität und ist ein Mann, der mit diesem Trend wohlvertraut ist. Er erinnert sich noch an das „düstere Zeitalter“ der Wirtschaftskrise, als der Rock eines Geistlichen „ein höfliches oder spöttisches Gähnen“ hervorrief und Theologie als „absolut anachronistisch“ angesehen wurde.
Doch damit ist es vorbei. Die amerikanische Gesellschaft ist in ein neues Zeitalter des Theologiestudiums eingetreten. Professor Michaelsen nennt es „die stille akademische Revolution“ ...
Vor dreißig Jahren wurden an zehn Prozent aller staatlichen Hochschulen und Universitäten Amerikas Theologievorlesungen im Rahmen des Vorlesungsprogramms gehalten. Heute sind es 90 Prozent. Und private Universitäten wie Stanford, Harvard und Vanderbilt überarbeiten ihr theologisches Vorlesungsprogramm. Darüber hinaus hat ein Viertel aller staatlichen Hochschulen eine theologische Fakultät eingerichtet, und immer mehr Universitäten verfolgen das gleiche Ziel...
Woher das lebhafte Interesse am Theologiestudium an den Universitäten des Landes? Die Studenten ... vertreten die Meinung, daß die Theologie in der modernen Welt von Belang ist, daß sie nicht mehr ein weltfremdes Studienfach ist.
Außerdem hat der Oberste Gerichtshof der USA einem neuen Zeitalter des Theologiestudiums den Weg geebnet...
Er fällte eine Entscheidung gegen „religiöse Bekehrung“ im Klassenzimmer. Die Entscheidung wandte sich jedoch nicht gegen das Theologiestudium. Akademiker wie Professor Michaelsen zitieren jetzt einen oft übersehenen Absatz aus Bundesrichter Clarks Begründung: „Es kann gewiß gesagt werden, daß die Bibel verdient, ihres literarischen und historischen Wertes wegen studiert zu werden. Nichts, was wir hier gesagt haben, zeigt an, daß ein solches Bibel- oder Theologiestudium, wenn es objektiv als ein Teil eines weltlichen Bildungsprogramms präsentiert wird, nicht in Übereinstimmung mit dem Ersten Verfassungszusatz durchgeführt werden kann...“
Da sich die geistes- und literaturwissenschaftlichen Fakultäten mehr und mehr mit technischen Fragen befassen, sind die wachsenden theologischen Fakultäten in die entstandene Lücke vorgestoßen. Sie ziehen suchende Studenten an, die sich selbst prüfen, sich mit den „letzten Dingen“ beschäftigen und die „totale Kultur“ suchen.
