Eins der begrenzenden Merkmale des menschlichen Gemüts ist die Neigung, an alten Denkgewohnheiten, an einer alten Art und Weise, Dinge zu tun, hartnäckig festzuhalten, einfach aus dem Grunde, weil sie einem vertraut sind. Diese gedankliche Einstellung scheut vor der Unterbrechung zurück, die neue Ideen, Tätigkeiten und eine neue Umgebung manchmal verursachen. Selbst wenn alte Gewohnheiten negative Ergebnisse zeitigen, so neigt man doch dazu, im Sinne dieses alten Sprichworts zu denken, daß „der Teufel, den man kennt, immer noch besser ist als der, den man nicht kennt“.
Aber neue, frische Wege brauchen in ihrem Endergebnis nicht teuflisch zu sein. Wenn sie von Gott, dem göttlichen Gemüt herstammen, der Quelle allen wirklichen Denkens und Handelns, können sie uns zu einer Harmonie und Befriedigung führen, wie wir sie uns niemals haben träumen lassen. Unsere Führerin Mrs. Eddy stellt geradewegs fest: „Wenn du aus dem Alten herauswächst, solltest du dich nicht fürchten, das Neue anzuziehen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 452;
Neue Begriffe, eine neue Art und Weise, Dinge zu erledigen, erfordern eine wachsame Reaktion und oft harte Arbeit. Wenn man dieser Forderung gerecht wird, bringt dies unbedingt Erfolg und ein befriedigendes Bewußtsein des eigenen Wertes. Andererseits führt ein träges, apathisches Zufriedensein mit dem, was leicht und anspruchslos ist, zu Enttäuschung und unerfüllten Hoffnungen und Bestrebungen. Nicht jeder hat ein Verlangen nach anstrengenden schwierigen Situationen in einer außergewöhnlichen Umgebung. Aber jeder, der gerade dort, wo er ist, etwas Lohnendes erreichen will, weiß, daß er sein Ziel nicht erreichen wird ohne eine gewaltige Anstrengung, Trägheit abzulegen — die Neigung, sich willenlos treiben zu lassen, wohin das sterbliche Gemüt ihn drängt.
In den letzten Jahren des neunzehnten Jahrhunderts hielt Theodore Roosevelt eine Ansprache, der er den Titel Das anstrengende Leben gab. Er faßte seine Grundsätze in folgender Weise zusammen: „Ich möchte predigen — nicht die Lehre unwürdiger Bequemlichkeit, sondern die Lehre vom anstrengenden Leben, vom Leben der Mühsal und der Anstrengung, der schweren Arbeit und des Kampfes; ich möchte von der höchsten Form des Erfolgs predigen, die nicht dem Menschen beschieden ist, der sich einen bequemen Frieden wünscht, sondern dem Menschen, der vor Gefahr, Ungemach und bitterem Mühen nicht zurückschreckt und der durch sie schließlich einen glänzenden Triumph erringt.“ The Strenuous Life;
Heute nach über siebzig Jahren werden die meisten zielbewußten Menschen zustimmen, daß Herrn Roosevelts Rezept für wahren Erfolg immer noch gültig ist. Die Christlichen Wissenschafter stimmen gewißlich zu, denn sie sind im höchsten Grade auf ihr geistiges Wachstum und ihre Demonstration bedacht. Sie wissen, daß jeder wirkliche Fortschritt durch ernstes Studium der Bibel und der Schriften Mrs. Eddys verdient werden muß, durch demütige, stille Gemeinschaft mit dem einen göttlichen Gemüt und dadurch, daß sie in den kleinsten Dingen ihres täglichen Lebens Christlichkeit zum Ausdruck bringen.
Wenn der Anhänger dieser Wissenschaft lernt, sein Denken und Handeln einer Disziplin zu unterziehen, und er wie ein Kind auf die Gedanken Gottes, die Ideen des Gemüts lauscht, beginnt der Eigenwille nachzulassen, und er folgt willig der Führung der Liebe zu neuen und höheren Gefilden. Er legt das Alte freudiger beiseite und streckt seine Hand nach dem Guten aus, das Gott für ihn bereitet hat. Der Christliche Wissenschafter versteht dann, warum er wie ein Kind werden soll und warum Christus Jesus dem so große Bedeutung beimaß. Er beginnt die Wirklichkeit des einen immergegenwärtigen Gemüts und daher des einen allmächtigen Willens zu erfassen, und demütig unterwirft und beugt er sich der Führung Gottes auf jedem Gebiet seines Lebens. Hinsichtlich dieser Wirkung schreibt Mrs. Eddy: „Der Wahrheit, stilles sanftes Sausen‘ tut sich kund. Entweder wenden wir uns von dieser Verkündigung ab, oder wir hören auf sie und rücken hinauf. Die Willigkeit, wie ein kleines Kind zu werden und das Alte um des Neuen willen aufzugeben, macht den Gedanken für die vorgeschrittene Idee empfänglich. Die Freudigkeit, die falschen Marksteine zu verlassen, und die Freude, sie verschwinden zu sehen — eine solche Gesinnung beschleunigt die endgültige Harmonie.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 323;
Tausend Jahre vor dem christlichen Zeitalter begann Salomo mit Energie und Begeisterung die Aufgabe, in Jerusalem den ersten Tempel zu bauen. Sein Vater, David, hatte die Pläne festgelegt, und Salomo ließ sich weder durch Trägheit noch Gleichgültigkeit daran hindern, dieses Projekt zu einem erfolgreichen Abschluß zu führen. Er sagte: „Das Haus, das ich bauen will, soll groß sein; denn unser Gott ist größer als alle Götter.“ 2. Chron. 2:4.
In Hinblick auf die primitive Technik jener Tage ist dies ein erstaunliches Meisterstück. Doch weder die damaligen primitiven Mittel noch die Größe des Unternehmens noch die vielen Jahre schwerer Arbeit, die für die Vollendung notwendig waren, durften die Begeisterung dämpfen noch die Menschen in ihren Bemühungen entmutigen. Salomos erhabene Vision und seine Beharrlichkeit trugen das dazu bei, was in jener Zeit nötig war, um die Anbetung des einen wahren Gottes zu fördern und den Leuten Sein Gesetz der Gerechtigkeit vor Augen zu halten.
Heute läßt das Volk Gottes wiederum das Überholte und Veraltete zurück. Die praktischen Einrichtungen, die zur Förderung des Erlösungsplanes Gottes erforderlich sind, müssen wie zu Salomos Zeiten ständig verbessert und erneuert werden. Und wir wissen, daß heute die gleiche liebevolle Hingabe hier und jetzt da ist wie vor dreitausend Jahren beim Bau des Tempels. Das gleiche von Gott eingegebene Gefühl der Dringlichkeit und Begeisterung wird alle, die die Sache der Christlichen Wissenschaft lieben, dazu inspirieren, ihren Teil beizutragen. Das Bauprogramm des christlich-wissenschaftlichen Kirchenzentrums in Boston ist dafür vorgesehen, unsere immer größer werdende Arbeitslast zu erleichtern. Gegenwärtig sind die Büroräume stark überbelegt; um also die Mission, die uns von unserer Führerin anvertraut worden ist, erfolgreich ausführen zu können, müssen wir in jeder praktischen Weise das Alte um des Neuen willen aufgeben. Selbstlose metaphysische und finanzielle Hilfe wird augenblicklich auf Jahre hinaus benötigt, damit das neue Verwaltungsgebäude und andere Teile des Projekts termingemäß fertiggestellt werden können.
Dankbarkeit für das, was die Christliche Wissenschaft für uns getan hat, und die Liebe, die der Antrieb dazu ist, daß wir dieses Gute mit anderen teilen, werden uns inspirieren und uns über Trägheit und Gleichgültigkeit hinausheben. Wir werden Freude daran finden, an dieser großen Arbeit teilzuhaben, und werden mit Salomo sagen: „Das Haus, das ich bauen will, soll groß sein; denn unser Gott ist größer als alle Götter.“