Eines Nachmittags fuhr ich zusammen mit einem Studenten im Zug durch die wunderschöne hügelige Ebene Norddakotas. Wir knüpften ein Gespräch über Gott, Religion und Moral an. Mein neuer Freund sagte: „Neulich hielt im College ein Mann einen Vortrag über das Thema, Gott ist tot!‘ “ Er fuhr fort: „Dieser Mann, lag völlig schief‘. Jeder, der ein bißchen Verstand hat, weiß, daß Gott existiert.“
Die Unterhaltung wandte sich dann anderen aktuellen religiösen Ansichten zu, die nahelegten, daß die Zehn Gebote und die Bergpredigt wahrscheinlich überholt seien und daß wir unseren Maßstab für moralisches Verhalten dem vorherrschenden Brauch und der allgemeinen Meinung anpassen sollten. Mein junger Freund sagte: „Diese Idee von einer dehnbaren Moral liegt ebenfalls, völlig schief‘. Man muß bestimmte Richtsätze für sein Leben haben.“
Gott hat uns allen bestimmte Richtsätze für unser Leben gegeben, drei große Gesetzbücher für unser Handeln, die zum Geist hinführen: die Zehn Gebote, von Mose offenbart, Jesu Bergpredigt und das Handbuch Der Mutterkirche von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft. Das mosaische Gesetz gründet alles moralische und geistige Verhalten auf die Voraussetzung, daß es nur einen Gott gibt. Gehorsam gegen dieses Gesetz bringt Befriedigung, Erneuerung und Wiedergeburt. Die Bergpredigt gibt uns eine Reihe von Schlüsseln für christliches Verhalten und die Verheißung von gegenwärtigem Lohn, wenn wir gebetvoll unseres Meisters Wege gehen. Das Kirchenhandbuch hebt das Denken und Handeln zur Höhe geistiger Vollendung. Es verflicht das Gesetz und das Evangelium mit einer goldenen Kette von Regeln, die es uns ermöglichen, das wissenschaftliche Christentum im täglichen Leben zu demonstrieren.
Als ein Buch mit Anweisungen, die ihre Vollmacht von Gott herleiten, nimmt das Kirchenhandbuch seinen Platz an der Seite der Zehn Gebote und der Bergpredigt ein, und die drei Gesetzessammlungen stellen eine Trilogie von Richtlinien für ein hervorragendes christliches Leben dar, die ihren Ursprung in Gott haben. Die Menschheit wird mit kräftigeren Schritten vorrücken, wenn sich alle in bezug auf Gebet und geistiges Wachstum an die Ermahnungen halten, die sich in diesen drei Gesetzbüchern für geistiges Verhalten finden. Wenn wir unser Leben auf gebetvolles und aktives Befolgen dieser Trilogie von Gottes Geboten gründen, dann können wir wie der Psalmist freudig ausrufen: „Deine Satzungen sind mir zu Lobgesängen geworden im Hause meiner Pilgerschaft.“ Ps. 119:54 [Menge-Bibel];
Wenn wir die Zehn Gebote studieren, erkennen wir, daß sie als meisterhafte Lebens-regeln angewandt werden können. Ihr Kernpunkt ist die Bejahung und Anerkennung des einen Gottes und die Notwendigkeit des Gehorsams gegen Sein Gesetz unendlicher Güte. Ihre zweifache Forderung ist die, daß wir Gott getreulich lieben, indem wir Ihm allein vertrauen, und daß wir die verschiedenen Suggestionen des Materiell-Gesinntseins, die unser Einssein oder unsere Einheit mit Gott und unsere Treue zu Ihm entthronen möchten, verneinen und sie als unwirklich und machtlos verwerfen.
Ein Anerkennen der Einheit von Gott und Mensch, wie es uns im Ersten Gebot zur Pflicht gemacht wird, ist Gebet, das die dem Menschen von Gott verliehene Rechtschaffenheit ans Licht bringt. Die übrigen Gebote ermahnen uns, aus dem Bewußtsein gewisse negative Gedanken und Neigungen zu verbannen, die Gott leugnen und die Rechtschaffenheit des Menschen entthronen möchten. Wir müssen der Versuchung, andere Götter zu lieben, wie Materie, Furcht, Stolz, Eigenwillen und persönlichen Sinn, widerstehen und sie überwinden; dasselbe gilt für die Versuchung, Gott die Ehre zu versagen, den Feiertag nicht zu heiligen, Eltern oder andere unmenschlich oder ungerecht zu behandeln; die von Gott verliehene geistige Kindschaft eines anderen physisch zu töten oder mental zu zerstören, indem man ihn als einen begrenzten Sterblichen ansieht, der dem Tod und der Zerstörung unterworfen ist; und für die Versuchung, jemanden physisch zu bestehlen oder durch Kritik oder Verdammung mental zu berauben.
Das Gebot: „Du sollst nicht ehebrechen“ 2. Mose 20:14; warnt vor der Versuchung, sich in außereheliche geschlechtliche Beziehungen einzulassen, ganz gleich, ob vor oder nach der Eheschließung. Diese Versuchung muß verneint und widerlegt werden. Jeder Jugendliche und jeder Erwachsene muß lernen, daß solch eine Versuchung nichts von Gott in sich hat und daher keine Autorität oder Macht hat. Diese Versuchung regelmäßig gründlich zu verneinen und zu überwinden entfaltet Rechtschaffenheit im Denken und Handeln und führt zu Glück und Befriedigung für den einzelnen wie für die Familie.
Während die Zehn Gebote gewisse grundlegende Verneinungen aufweisen, die für uns wichtig sind, um die Geistigkeit des Menschen und seine Untrennbarkeit von Gott zu beweisen, führt die Bergpredigt gewisse geistige Eigenschaften auf, die wir in unserem Leben pflegen müssen. In dieser außergewöhnlichen Unterweisung pflichtet Jesus nicht nur der treuen Einhaltung der Gebote bei, sondern er hebt auch das Gesetzbuch des Sinai über einen oberflächlichen Satz von Regeln für das Verhalten der Menschen hinaus, indem er zeigt, wie wichtig es für den einzelnen ist, den gedanklichen Beweggrund, der allen Handlungen zugrunde liegt, zu beherrschen und zu läutern. So warnt er zum Beispiel vor Ärger, Haß, Kritik. Er erkannte, daß diese negativen Gedanken der Versuchung zu morden zugrunde liegen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Gebot: „Du sollst nicht ehebrechen.“ In einer Diskussion über dieses Gebot tritt er für die Reinheit des Ehebundes ein, indem er die mentale Ursache der Untreue mit den folgenden Worten bloßlegt: „Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.“ Matth. 5:28; Die geistige Höhe des Denkens, die zu dauerndem Glück in der Ehe führt, beruht auf dem Bewußtsein, daß der Mensch als der Ausfluß des reinen Gemüts eins ist mit Gott und daher zufrieden und vollständig. Wenn das Denken von Gott ausgeht, halten die Ehepartner ganz natürlich zusammen, unterstützen, lieben und schätzen sich gegenseitig und bemühen sich, die Entfaltung der Individualität und des gottgesandten Zweckes bei dem anderen zu fördern. In der Vorbereitung auf eine glückliche eheliche Verbindung und zu ihrer Aufrechterhaltung sollte man weder vor noch nach der Eheschließung den krassen und selbstzerstörerischen Versuchungen wollüstiger Gedanken nachgeben, die einen zu außerehelichen Beziehungen verführen könnten.
Die geistigen Richtlinien, an denen die Bergpredigt so reich ist, werden durch das Gebet unaufhörlicher Bejahung in unserem Leben zum Tragen gebracht. Wenn wir diese Regeln studieren und sie mit dem aufrichtigen Wunsch, geistig zu wachsen, auf unser Verhalten anwenden, können wir solche christusähnlichen Eigenschaften entfalten wie geistige Empfänglichkeit, Sanftmut, liebevolle Freundlichkeit, geistige Integrität, geistige Kraft, Reinheit und viele andere, die in dieser köstlichsten aller Predigten entdeckt werden können. Wenn wir diese von Gott gesandten Regeln in unser tägliches Denken aufnehmen und sie bei unserem Tun anwenden, entfaltet sich uns ein wahres Gefühl der Vollständigkeit und eines schöpferischen Lebens.
Wie die Zehn Gebote, so gibt uns auch das Kirchenhandbuch das grundlegende Gesetz, einen allmächtigen Gott zu lieben und anzubeten. Wie die Bergpredigt, so legt auch das Kirchenhandbuch die Goldene Regel dar. Sie lautet: „Und wir geloben feierlich zu wachen, und zu beten, daß das Gemüt in uns sei, das auch in Christus Jesus war; anderen zu tun, was wir wollen, daß sie uns tun sollen, und barmherzig, gerecht und rein zu sein.“ Kirchenhandbuch, S. 16; Durch das ganze Kirchenhandbuch ziehen sich Richtlinien für reines christliches Verhalten und Tun. Wenn wir die verschiedenen Satzungen, die für jedes Kirchenmitglied gelten, betrachten und ihre geistige Bedeutung erkennen, werden wir feststellen, daß das Kirchenhandbuch ein Gesetzbuch für unser Handeln wird, das zu geistigen Errungenschaften führt.
Viele Satzungen des Kirchenhandbuchs finden speziell Anwendung auf Ämter in Der Mutterkirche und ihren Zweigkirchen und auf die Personen, die die Ämter innehaben. Aber diese Satzungen können gleicherweise auf jeden Christlichen Wissenschafter angewandt werden und auf alle, die ihren Weg in der Christlichen Wissenschaft suchen. So richtet sich zum Beispiel die Satzung „Moralische Verpflichtungen“ speziell an die Leser Der Mutterkirche und ihrer Zweigkirchen. Ihre Forderung nach aufmerksamer Vorbereitung auf das Lesen der im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft enthaltenen Lektionspredigt am Sonntag kann jedoch uns alle dazu inspirieren, geistige Schritte zu unternehmen, unser Denken zu reinigen, um unser Leben mit der folgenden Satzung für die Leser in Übereinstimmung zu bringen: „Sie müssen sich von der Welt unbefleckt halten — rein vom Übel —, damit der mentale Einfluß, der von ihnen ausgeht, Gesundheit und Heiligkeit fördere, ja die geistige Gesinnung, die so allgemein not tut.“ Art. III Abschn. 1;
Satzungen für das Gebet, für unsere Verteidigung gegen das Böse, für selbstlose Liebe und Reinheit ziehen sich durch dieses außergewöhnliche Buch. Es enthält Satzungen für eine hervorragende Durchführung unserer täglichen Aufgaben; Satzungen, die uns anhalten, liebevoll die Wahrheit zu sprechen und Böses mit Gutem zu vergelten, wenn uns Ungerechtigkeit, Verleumdung und Haß entgegentreten; da sind Satzungen, die uns einschärfen, in Einigkeit und christlicher Gemeinschaft miteinander zu leben und den Frieden und das Wohlergehen der Menschheit und der Sache Gottes, der Christlichen Wissenschaft, zu fördern. Wenn wir in innigem Gebet jede der Satzungen des Kirchenhandbuchs in unserem täglichen Leben anzuwenden suchen, wird dies die Vergeistigung unseres Denkens beschleunigen und uns in unseren Handlungen dahin bringen, daß wir den hohen Stand christlichen Verhaltens erreichen, den Gott von uns allen verlangt.
Wenn wir die Regeln ernsthaft anwenden, die in den Zehn Geboten, der Bergpredigt und dem Handbuch Der Mutterkirche verkörpert sind, werden unser Verständnis und unsere Demonstration christlichen Verhaltens zu neuen Höhen der Vollendung emporgehoben werden. Solch eine Vergeistigung des Denkens macht einen jeden von uns zu einem Täter des Wortes. Es macht uns zu aktiven Vertretern des Gesetzes Gottes. Von solch einem Verhalten schreibt Mrs. Eddy: „Was sagt nun die Christliche Wissenschaft?, Wenn ein Mensch recht handelt, dann sind auch seine Gedanken in Ordnung, aktiv, und sie sind fruchtbar; er geht in der Liebe auf und kann sich selbst nicht hören, es sei denn, er verliere den harmonischen Zusammenklang. Der rechte Denker und Arbeiter tut sein Bestes, und er denkt für die Jahrhunderte. Es gibt keine Hand, die nicht seine Hilfe, und kein Herz, das nicht seinen Trost spürt.‘ “ Message to The Mother Church for 1900, S. 3.
