Lieber David!
Liest Du mitunter die Randüberschriften in Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy? Wenn ja, hast Du mal eine gefunden, die lautet: „Pferde falsch erzogen“? Du findest sie auf Seite 179. Sagt Dir das etwas?
In Deinem letzten Brief schriebst Du mir, daß das Wetter sehr kalt gewesen wäre und Du vergessen hättest, Deinen Mantel anzuziehen, als Du hinausgingst. Nun nimmst Du an, daß dies wahrscheinlich der Grund dafür sei, daß Du jetzt mit einer schweren Erkältung im Bett liegst. Lies Dir einmal den Abschnitt auf der erwähnten Seite durch, damit Du siehst, was Mrs. Eddy über Pferde und Erkältungen sagt. „Du kannst sogar ein gesundes Pferd in der Physiologie so weit bringen, daß es sich ohne Decke erkältet, wohingegen das wilde Tier, das seinen Instinkten überlassen bleibt, den Wind mit Entzücken einatmet“, sagt sie.
Du weißt, daß Du Dein Pony auf der Weide lassen kannst und daß Du an einem kalten Tag nicht hinauszulaufen brauchst, um es mit einer Decke zuzudecken. Du siehst, wie es den Wind genießt und keine Angst hat, sich zu erkälten. Wenn Du es andererseits bei jedem Wetterwechsel zudecktest, würde es bald gegen Temperaturveränderungen empfindlich werden. Doch Mrs. Eddy sagt auf Seite 220 von Wissenschaft und Gesundheit: „Die Atmosphäre der Erde, freundlicher als die Atmosphäre des sterblichen Gemüts, überläßt letzterem den Katarrh. Erkältungen, Husten und Ansteckung werden lediglich durch menschliche Theorien erzeugt.“ Wir haben nun gesehen, wie das Pferd, das sich selbst überlassen bleibt, die Atmosphäre der Erde genießt und „den Wind mit Entzücken einatmet“.
Mrs. Eddy schreibt auf derselben Seite: „Der Schneefink singt und schwingt sich inmitten des Sturms empor; er bekommt keinen Katarrh infolge von nassen Füßen, und mit größerer Leichtigkeit als ein Nabob verschafft er sich ein Sommerhaus.“ Was ist es dann, das versucht, Pferde, Vögel oder selbst Menschen unter Temperaturschwankungen leiden zu lassen? Es ist gewiß nicht der Christus, die Wahrheit, nicht wahr? Siehst Du nicht, daß es „die Atmosphäre des sterblichen Gemüts“ ist, die „menschlichen Theorien“, die versuchen, uns alle unter ein materielles Gesetz zu stellen?
Du hast in der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft gelernt, daß der Mensch eine geistige Idee ist, die durch das geistige Gesetz regiert wird, Er ist kein Sterblicher, der in der grausamen Atmosphäre des sterblichen Gemüts lebt. Daher kannst Du die „herrliche Freiheit der Kinder Gottes“ Röm. 8:21; annehmen und den Tag genießen, sei es heiß oder kalt, bei Regen oder Sonnenschein.
Wir lernen in der Christlichen Wissenschaft, daß wir keine materiellen Gesetze anzuerkennen brauchen; sie sind nur falsche Annahmen. Wenn wir uns weigern, sie anzuerkennen, haben sie absolut keine Macht über uns. Wenn Du einmal erkennst, daß es kein Gesetz gibt, daß Dir infolge irgendeiner Witterung eine Erkältung aufzwingen kann, kannst Du Deine Freiheit von Erkältung beanspruchen. Sei nicht länger Sklave einer falschen Annahme! Du weißt, daß Du in der Wahrheit des Seins geborgen bist, darum laß Dich nicht verleiten zu glauben, daß Du leiden mußt, wenn Du ein materielles Gesetz übertrittst. Laß Gottes Gesetz des Guten das einzige Gesetz sein, das Dich beherrscht.
Ich entsinne mich an eine Gelegenheit, wo mir der Abschnitt über die Pferde geholfen hat. Die ersten Symptome einer schweren Erkältung schienen sich bei mir bemerkbar zu machen, und die Einflüsterung kam, daß es weise sei, im Haus zu bleiben und mich warm zu halten. Ich mußte jedoch unbedingt in eine nahegelegene Stadt fahren, und es schien mir richtig, dies zu tun. Als ich meine Besorgung erledigt hatte, stellte ich mich an der Bushaltestelle an, um nach Hause zu fahren. Ein bitterkalter Ostwind wehte, und der Bus hatte Verspätung. Als ich meinen Kragen hochschlug und den Mantel fester um mich zog, merkte ich, wie ich vor Kälte zitterte. Doch schnell kam mir der Gedanke: Atme „den Wind mit Entzücken“ ein! Und das tat ich. Ich konnte in dem folgenden Gedanken aus einem Lied frohlocken:
In Gottes Liebe leben wir
Und wachsen und gedeihn. Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, No. 144;
Als der Bus endlich kam, war ich von den Symptomen einer Erkältung völlig frei.
Du siehst daraus, daß auch Du dem Ruf folgen kannst: „Bürger der Welt, nehmt die herrliche, Freiheit der Kinder Gottes' an und seid frei!“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 227. Schreibe mir bald wieder und vergiß nicht, daß Du nicht wie eins der „falsch erzogenen Pferde“ bist; Du bist Gottes geliebtes Kind — richtig erzogen.
Mit herzlichen Grüßen
M.