Zwei Christliche Wissenschafter standen an einem Sommertag am Ufer eines breiten Flusses. Unmittelbar am Ufer hatte ein größeres Schiff angelegt. Das Schiff schaukelte auf dem bewegten Wasser hin und her. Nachdem sie längere Zeit schweigend auf das Schiff und auf das bewegte Wasser geschaut hatten, hatten sie ein eigenartiges Empfinden: es schien so, als wenn das Ufer, auf dem sie standen, sich ebenfalls bewegte. Dieses Empfinden wurde immer stärker, je länger sie auf das Schiff und in das bewegte Wasser schauten.
Was war dieses eigenartige Empfinden? Es war nichts weiter als eine Illusion. Beide wußten, daß nur das Schiff auf dem bewegten Wasser schaukelte, nicht das Land.
Ist es nicht mit Krankheit, Not, Mangel, Kummer, Sorge, Disharmonie das gleiche? Der Irrtum versucht dem Menschen vorzutäuschen, er sei wirklich, ja oft sogar fühlbar wirklich. Und doch ist Irrtum jeder Art eine Täuschung, weil, wie die Christliche Wissenschaft lehrt, Gott ihn niemals geschaffen hat und Er der einzige Schöpfer ist.
Wenn man in einem Krankheitsfall voll und ganz die Wahrheit weiß, die Wahrheit, daß Gesundheit oder Harmonie die gegenwärtige Tatsache ist, dann kann die Täuschung, Krankheit oder Schmerz, keine Wirkung haben. Es ist eine Täuschung, daß der Mensch ein Sterblicher, arm, ohne Freunde, unharmonisch, freudlos sei; es ist eine Täuschung, daß der Mensch, Gottes Bild und Gleichnis, einmal krank und einmal gesund sein könne. Mrs. Eddy sagt im Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit: „Die Vorstellung, daß beide, das Böse und das Gute, wirklich sind, ist eine Täuschung des materiellen Sinnes, die die Wissenschaft vernichtet.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 330;
Es ist notwendig, nicht länger auf den körperlichen Augenschein von Krankheit zu schauen, sondern mehr und mehr die Wahrheit über Gott und den Menschen und über das ganze Universum zu verstehen. Je länger wir auf den falschen Augenschein schauen, desto stärker erscheint er uns; aber wenn wir ihn als Illusion erkennen, sind wir bereit, seine Unwirklichkeit zu sehen, und er beginnt zu verschwinden.
Es könnte jemand fragen: „Wie kann das Böse — Sünde, Krankheit oder Tod genannt — eine Täuschung sein? Es kommt mir doch so wirklich vor!“ Es ist eine Täuschung, weil es nicht die Wahrheit über den Menschen ist. Christus Jesus bewies dies, als er die Kranken heilte und die Toten erweckte.
Gott ist das Gute, und Er ist vollkommen. Er ist Geist, Gemüt, Wahrheit, Liebe. Er ist Alles-in-allem. Da Gott das allumfassende Gute ist, kann Er nur der Schöpfer des Guten sein. Gott kann das Böse nicht kennen. Die Bibel sagt: „Deine Augen sind zu rein, als daß du Böses ansehen könntest, und dem Jammer kannst du nicht zusehen!“ Hab. 1:13;
Gott hat den Menschen zu Seinem Bild und Gleichnis geschaffen; deshalb ist der Mensch gut, vollkommen und geistig. Und da Gott das Böse nicht kennt, kann der Mensch niemals etwas Böses, Sünde oder Krankheit ausdrücken. So hat der Mensch in Wahrheit überhaupt keine Beziehung zu dem, was die körperlichen Sinne Krankheit nennen. Wir lesen in dem bereits erwähnten Lehrbuch: „Alles Gute oder Wertvolle hat Gott gemacht. Alles Wertlose oder Schädliche hat Er nicht gemacht — daher dessen Unwirklichkeit. In der Wissenschaft der Genesis lesen wir, daß Er alles ansah, was Er gemacht hatte, ‚und siehe da, es war sehr gut‘.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 525;
Was läßt uns nun eine Krankheit in oder am Körper wahrnehmen? Der falsche, materielle Sinn, der eine Illusion wie Krankheit für wahr hält; die Unwissenheit über Gott und Seine Schöpfung und somit über die immer bestehende Gesundheit eines jeden Menschen. Mrs. Eddy sagt: „Unsere Unwissenheit über Gott, das göttliche Prinzip, bringt scheinbare Disharmonie hervor, und das richtige Verständnis von Ihm stellt die Harmonie wieder her.“ S. 390;
In jeder Situation kann man von der absoluten Wahrheit ausgehen, daß alles sehr gut ist. Was nicht gut oder göttlich ist, muß daher eine Lüge, eine Täuschung sein.
Am Tage nach der kleinen Begebenheit am Ufer des Flusses sollte die Verfasserin beweisen, daß die daraus gewonnene Erkenntnis praktisch anwendbar war. Als sie am Morgen aufwachte, fühlte sie sich nicht wohl. Es schien so, als ob sie nicht aufstehen konnte. Anfangs war sie sehr traurig, denn ihre Freunde erwarteten sie beim Frühstück. Dann kam ihr die Erfahrung des vergangenen Tages in den Sinn, und sie sagte sich sofort und ganz klar und freudig: „Dieses Übel und der Schmerz sind Täuschungen.“
Der Irrtum wich nicht sogleich, aber je mehr die Verfasserin von der Wahrheit überzeugt war, daß sie Gottes vollkommenes Kind war, um so mehr ließ die Übelkeit und auch der Schmerz nach. In kurzer Zeit konnte sie das Bett verlassen, und sie war vollkommen frei.
Mehr Bereitsein für das Gute, mehr Geistiggesinntsein und mehr Vertrauen sind vonnöten, um die Lüge vom Bösen zu zerstören und das, was gut ist, zu erkennen.
Eine Begebenheit aus der Heiligen Schrift mag hier hilfreich sein. Es wird berichtet, daß der Sohn einer Sunamiterin krank wurde und starb. Voller Vertrauen machte sich die Sunamiterin auf den Weg zu Elisa, dem Mann Gottes. Wir lesen: „Als aber der Mann Gottes sie kommen sah, sprach er zu seinem Diener Gehasi: Siehe, die Sunamiterin ist da! So lauf ihr nun entgegen und frage sie, ob es ihr, ihrem Mann und ihrem Sohn gut gehe. Sie sprach: Gut!“ 2. Kön. 4:25, 26;
Elisa ging mit der Sunamiterin, und ihr Sohn wurde wieder zum Leben erweckt. Dieser Bericht zeigt, daß die Sunamiterin sich von der Illusion vom Tode nicht gänzlich täuschen ließ, denn sie vertraute darauf, daß der Mann Gottes ihr helfen konnte, und sie konnte sagen, daß es ihr, ihrem Mann und ihrem Sohn „gut“ gehe. So konnte die Illusion vom Tode auf die Dauer keinen Raum in ihrem Bewußtsein finden.
Die Worte eines Liedes aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft erinnern uns an den Glauben der Sunamiterin:
Ob wir auch durch Trübsal gehen —
Alles wird gut.
Weil das ew'ge Heil ist unser,
Wird alles gut.
Glücklich ist, wer Gott vertrauet,
Fruchtbar, wer auf Christus bauet,
Heilig, wer im Geiste schauet,
Daß alles gut. Nr. 350.
So kann jeder von uns freudig und dankbar an der wunderbaren Aufgabe arbeiten, die Wahrheit über das ganze Sein, über Freude, Gesundheit, Frieden zu erkennen. Niemand braucht sich noch länger von Illusionen täuschen zu lassen.
