Vor mehr als einem Menschenalter wurde meine Mutter zu dem Leben eines Halbinvaliden verdammt. Eine Röntgenaufnahme zeigte die Verlagerung gewisser Organe — die ärztliche Diagnose stellte eine Magensenkung und ernste Komplikationen fest. Meine Mutter hatte bereits zwei große Operationen hinter sich und stand vor einer dritten. Seit einer Reihe von Jahren hatten wir Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy im Hause. Eine Großtante hatte aus Dankbarkeit für eine bemerkenswerte Heilung durch die Christliche Wissenschaft fast jedem Mitglied unserer Familie ein Exemplar geschenkt. Aber unerschütterliche Treue zur protestantischen Kirche, der wir als Mitglieder angehörten, hatte es meiner Mutter anfänglich unmöglich gemacht, die Lehren dieses Buches anzunehmen.
In ihrer größten Not wandte sie sich jedoch rückhaltlos an Gott und begann wieder das Lehrbuch zu lesen. Sie las bis tief in die Nacht hinein, bis sie ein Gefühl großer Freude und die tröstliche Gewißheit hatte, daß sie geheilt war. Sie unterzog sich dann einer weiteren gründlichen ärztlichen Untersuchung, und die Entscheidung zu operieren wurde fallengelassen. Eine Freundin gab meiner Mutter den Rat, mit einer Ausüberin der Christlichen Wissenschaft zu sprechen, was sie auch tat. Diese erste Unterredung festigte ihre Heilung.
Als Mutter das Büro der Ausüberin verließ, wandelte sie wie auf Wolken. Mehrere Tage später bemerkten wir, daß sie ohne Brille las. Sie hatte die stärksten Gläser gehabt, die ein Spezialist verschreiben konnte, und sie fürchtete, blind zu werden. Die Heilung war endgültig, und selbst als meine Mutter weit über achtzig Jahre alt war, konnte sie die Lektionspredigt aus dem Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft noch täglich ohne Brille studieren.
Am darauffolgenden Sonntag besuchte meine Mutter ihren ersten Gottesdienst in einer Kirche Christi, Wissenschafter, und ich begleitete sie. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, daß wir nie wieder zu unserer früheren Kirche zurückkehren würden, hätte ich das für unsinnig gehalten, aber gerade das trat ein. Wie die ersten Christen die Lehren Christi Jesu als „den Weg“ bezeichneten, so fanden wir, daß die Lehren der Christlichen Wissenschaft der Weg zu Gesundheit, Heiligkeit und Freude waren.
Da ich noch im schulpflichtigen Alter war, wurde ich in der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft angemeldet. In mir wurde eine Liebe zur Wahrheit erweckt, die mich nie wieder verlassen hat. In der Sonntagsschule begann meine Wiedergeburt, die immer noch anhält. Seitdem habe ich keinen Darmkatarrh mehr gehabt, worunter ich von meiner frühesten Kindheit an oft gelitten hatte. Frostbeulen und andere leichtere Krankheiten verschwanden. Ich wurde ehrlicher und verlor jegliches Verlangen nach frivolen Büchern. Meine ganze freie Zeit verbrachte ich mit der Bibel und den Schriften Mrs. Eddys, und ich wurde mit diesen Büchern außergewöhnlich gut vertraut, wofür ich tief dankbar bin.
Später suchte ich bei einem hingebungsvollen Lehrer der Christlichen Wissenschaft um Klassenunterricht nach, und das Verständnis von der Wahrheit, das ich in diesen denkwürdigen zwei Wochen erhielt, versetzte mich in die Lage, in der Kirchenarbeit eine aktivere Rolle zu spielen. Auch meine Mutter hatte die Freude, Klassenunterricht zu haben, und in unserer Zweigkirche war sie immer sehr rege tätig.
Als ich vor Jahren großen Kummer hatte, besuchte ich einen Gottesdienst am Kommunionssonntag. Mein ganzes Sehnen ging nicht mehr dahin, geheilt zu werden, sondern mit dem himmlischen Vater eins zu sein, der so weit weg zu sein schien. Während des stillen Gebets kamen Jesu Worte (Joh. 14:18, n. der engl. Bibel): „Ich will euch nicht ungetröstet lassen“ mit der absoluten Überzeugung zu mir, daß er sein Versprechen gehalten hatte. Als ich nach dem Gottesdienst nach Hause ging, war ich von Selbstbedauern und Kummer völlig geheilt. Diese Heilung war mir kürzlich eine große Stütze, als meine liebe Mutter friedevoll und ohne Schmerzen weiterging. Die Wochen, die dieser Erfahrung vorangingen, hinterließen in unserem Heim die Erinnerung an viel Liebe und Freude, und ich weiß, daß ihre außergewöhnlichen Eigenschaften wie moralischer Mut, Geduld, Treue und Liebe unzerstörbar sind.
Ich bin dankbarer, als ich es ausdrücken kann, für den Meister Christus Jesus und für das selbstlose Leben Mrs. Eddys, für die vielen Kanäle des Guten, die Die Mutterkirche und ihre Zweigkirchen bereithalten, für jene hervorragenden Arbeiter — die Ausüber — und für all die Segnungen, die durch Gottes Offenbarung der göttlichen Wissenschaft, die in der Heiligen Schrift mit Recht als wunderbar charakterisiert wird, auf uns herniederströmen.
Buenos Aires, Argentinien
