Mit dem, was sie „das Lied der Christlichen Wissenschaft“ nannte, faßte Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, zusammen, was von Kindheit an das Thema ihres Lebens war. „Das Lied der Christlichen Wissenschaft ist:, Arbeitet — arbeitet — arbeitet — wachet und betet.‘ “ Message to The Mother Church for 1900, S. 2; Diese Worte heben sich heraus, als wären sie in den Granit ihrer heimatlichen Berge gemeißelt. Dieses „Lied“ hatte in der Tat die Lebensaufgabe unserer Führerin gestützt. Daher konnte sie es auch aus der Tiefe ihres Herzens weitergeben, so daß ihre Nachfolger es ebenfalls zu ihrem Lied machen könnten.
Dreimal betont Mrs. Eddy die Notwendigkeit zu arbeiten, und dann weist sie sogleich auf das Schutz- und Verteidigungsmittel hin, nämlich „Wachen und Beten“. Damit legt sie besonderen Nachdruck auf die Bedeutung richtiger wissenschaftlicher Tätigkeit zur Beschleunigung des Fortschritts auf allen Gebieten rechter Bemühungen. Es ist ein Aufruf, unsere Gedanken gut zu beobachten. Zwischen der Christlichen Wissenschaft und Untätigkeit besteht nicht mehr Verwandtschaft als zwischen der Geschwindigkeit eines Motors und einer zerbrochenen Schubkarre, die man auf dem Felde stehengelassen hat. Die Christliche WissenschaftChristian Science; sprich: kr’istjən s’aiəns. ist eine Religion, in der die von ihr dargelegten Wahrheiten praktisch angewandt werden; sie ist nicht bloße Theorie.
Man kann bis zu einem gewissen Grade die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft verstehen und schätzen und etwas von der Schönheit, Erhabenheit und majestätischen Entfaltung, die vor einem liegt, sehen. Wenn man aber diese Wahrheiten nicht in Anwendung bringt, kommt man nicht von der Stelle. Die Christliche Wissenschaft ist kraftvoll, lebensvoll. Sie entfaltet die Wahrheit allen denen, die ihren Weisungen folgen. Hierzu ist es notwendig, von der bloßen Theorie abzulassen und sich an die wirksamen, tätigen Wahrheiten zu halten, die das Leben des Menschen umwandeln und erneuern können.
Was bedeutet in der Christlichen Wissenschaft „arbeiten“? Die Christliche Wissenschaft bezieht sich auf mentale Vorgänge. Daher bedeutet arbeiten hier, das Denken so zu schulen, daß wissenschaftlich geistige Gedanken, die auf einem Wissen beruhen, daß Gott Alles und das Böse nichts ist, die Oberhand gewinnen. Wenn man sein Denken auf diese Weise beobachtet und regiert, wird man es auch in seinem Tun zum Ausdruck bringen. Der Gedanke geht der Tat voraus. Sie können nicht voneinander getrennt werden. In den Werken unserer Führerin wird der Ausdruck „rechtes Denken“ fast immer unmittelbar mit dem Ausdruck „rechtes Tun“ oder „rechtes Handeln“ zusammen angewendet. Arbeiten in der Christlichen Wissenschaft bedeutet, kurz gesagt, recht denken und handeln. Sie sind wesentlich für alles, was wir tun. Jakobus ermahnt uns: „Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein.“ Jak. 1:22;
Die beiden Verben „wachen“ und „beten“ können in der Christlichen Wissenschaft fast wechselweise angewendet werden, so eng sind sie miteinander verknüpft. „Wachen“ hat die besondere Bedeutung von gewahr werden und auf der Hut sein. Es betont weiterhin die Notwendigkeit, zu behüten und zu beschützen. Paulus faßte das zusammen, als er sagte: „Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark!“ 1. Kor. 16:13; Er stellt uns das Ziel klar vor Augen. Der besondere Beitrag, den das Verb „beten“ in diesem Zusammenhang liefert, mag wohl darin bestehen, daß es auf Beständigkeit in dieser Richtung rechten Bemühens hindeutet und uns den Glauben an Gott und an uns selbst bewahrt.
Gebet gibt uns die Möglichkeit, mit Gott zu sprechen und mit Ihm zu wandeln. Durch das Gebet steigen wir geistig höher und leiten Fortschritt ein. Durch das Gebet wird der Wunsch nach Fortschritt formuliert, und wenn das Denken wissenschaftlich beherrscht und in rechte Tätigkeit umgewandelt wird, sind wir bereit, es wirksam werden zu lassen. Es hat wenig Nutzen, wissenschaftlich zu denken, dieses Denken jedoch nicht zur Tat werden zu lassen. Ist das aber nicht allzu häufig der Fall? Die Christliche Wissenschaft fordert wissenschaftlichen Fortschritt. Wir können nicht unbekümmert zu rudern aufhören, sonst werden wir leicht in gefährliche Wasser abgetrieben, wo wir auf tückische Felsen auflaufen oder in die reißenden Wasser sterblicher Annahmen geschleudert werden können. Wir müssen achtsam und wachsam sein, ständig bereit zu prüfen, welche Richtung unser Denken nimmt.
In der Wissenschaft wird durch bloßen Stillstand nichts gewonnen. Wenn wir nicht vorwärtsgehen, können wir leicht zurückfallen. Mrs. Eddy hat uns gezeigt, wie wir den aufwärtsführenden Weg gehen können. Und sie hat uns dazu ausgerüstet, denn sagt sie uns nicht: „Wisset denn, daß ihr unumschränkte Macht habt, recht zu denken und zu handeln, und daß nichts euch dieses Erbes berauben und sich an der Liebe versündigen kann.“ Pulpit and Press, S. 3;
Um unsere Gedanken wissenschaftlich zu beobachten, müssen wir in der Lage sein, schnell zu unterscheiden, ob das menschliche Gemüt oder das Gemüt, das Gott ist, unser Denken und Handeln bestimmt. Wir müssen lernen, das menschliche Gemüt zu lesen. Dies muß jedoch immer von dem Standpunkt aus geschehen, daß das allwissende göttliche Gemüt unser Denken erleuchtet und mit geistigem Verständnis belebt, wobei es uns alles enthüllt, was wir wissen müssen.
Unsere Motive beim Umgang mit anderen Menschen und mit unserer Umwelt müssen sein, zu heilen, gesund zu machen, zu erneuern und zu erheben. Die Allheit des Geistes ist die einzige Grundlage, von der aus das bewirkt werden kann. Nur durch ständig zunehmende Vergeistigung unseres Denkens können wir Gott näherkommen und der Welt Heilung und Erlösung bringen. Die Forderung, Fortschritte zu machen und höher zu steigen, ist so stark, daß wir uns der Aufgabe, unsere Gedanken zu bewachen und zu schützen, nicht nur durch Gebet hingeben müssen, sondern auch dadurch, daß wir daran arbeiten, unsere Gebete in die Tat umzusetzen.
In dem Bewußtsein jedes einzelnen von uns herrscht ein beständiges Kommen und Gehen von Gedanken jeder Art und Gattung. Sind wir ihrer Beschaffenheit und ihrem Wirkungsbereich gegenüber gleichgültig? Flüstert uns das sterbliche Gemüt ein, daß wir uns darum nicht zu kümmern brauchten, da ja niemand genau wüßte, was wir denken? Wie töricht und gefährlich wäre es, wenn wir uns vom sterblichen Gemüt leiten ließen! Oft sind unsere Gedanken weit stärker wahrnehmbar, als wir meinen. Sie bestimmen unsere menschliche Erfahrung. Also, je vergeistigter unser Denken, um so mehr Harmonie bringen wir in unser eigenes Leben und in das Leben anderer. Wie deutlich erinnert uns doch Mrs. Eddy hieran, wenn sie in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift sagt: „Laßt Selbstlosigkeit, Güte, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Gesundheit, Heiligkeit und Liebe — das Himmelreich — in uns herrschen, so werden Sünde, Krankheit und Tod abnehmen, bis sie schließlich verschwinden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 248.
Das Denken eines Menschen kann mit einem großen Gebäude verglichen werden, dessen Drehtüren unaufhörlich in Bewegung sind. Viele Menschen gehen dort ständig ein und aus. Es ist schon nötig aufzupassen, welche Gedanken eintreten, und darauf zu achten, daß auch nicht ein Mensch hereinkommt oder hinausgeht, der durch die Last unserer Verdammung, unserer ungerechten Kritik, unseres Spottes oder Hasses, unserer Rache oder Geringschätzung oder auch nur unserer Gleichgültigkeit niedergedrückt wird. Wenn wir unser Denken beobachten und niemanden hinein- oder hinauslassen, bis wir ihn als Gottes Gleichnis sehen — vollkommen, aufrecht, geliebt, frei —, werden wir mehr dahin kommen, den wirklichen Menschen zu schauen und der Welt Frieden zu bringen.
Wenn unser Denken von Liebe erfüllt ist, wird allen ein Willkommensgruß entgegenleuchten, und niemand braucht sich davor zu fürchten, uns zu begegnen. Wir müssen darauf achten, daß niemand von dem, was wir denken, etwas zu befürchten hat. Nur durch die beständige Wachsamkeit der Liebe können wir uns in den höheren und heiligeren Bereich des Denkens erheben, wo wir den vollkommenen Gott und den vollkommenen Menschen erblicken und so heilen, wie der Meister, Christus Jesus, heilte.
Unser Ziel ist nicht nur, die Menschen körperlich zu heilen, sondern auch, den materiellen Sinn und das materielle Selbst von Grund aus umzugestalten und unser Teil zu der umfassenderen geistigen Tätigkeit beizutragen, die schließlich die Welt und jeden in der Welt umwandeln muß. Diese Umwandlung wird in dem Verhältnis gefördert, wie wir unser Denken schulen, wie wir wissenschaftlich arbeiten, wie wir treu wachen, wie wir unermüdlich beten, um unser Denken in die größeren Höhen zu erheben, wo Gott allerhaben ist.