Ein Mann wurde versehentlich von einer Kugel getroffen. Er war bewußtlos. Vier Ärzte untersuchten ihn und waren sich darüber einig, daß er nicht am Leben bleiben könnte. Einige Stunden später ging der Hausarzt weg, nachdem er berichtet hatte, daß der Pulsschlag kaum noch spürbar war. Zu diesem Zeitpunkt kam ein Christlicher Wissenschafter an die Tür und erbot sich, den Mann zu behandeln. Die Familie, die nie etwas von der Christlichen WissenschaftChristian Science; sprich: kr'istjən s'aiəns. gehört hatte, war zunächst dagegen, erklärte sich dann aber mit der Behandlung einverstanden. Innerhalb von etwa 15 Minuten begann der Mann normal zu atmen, und er kam wieder zu Bewußtsein. In wenigen Tagen war er vollständig geheilt.
Dies geschah im November 1886 in Boston, und der Betreffende war Joseph G. Mann. Seine eidesstattliche Erklärung ist in einem Artikel von Calvin C. Hill im dritten Band der Buchreihe We Knew Mary Baker Eddy (Wir kannten Mary Baker Eddy) enthalten (siehe S. 29–35). Diese Heilung gibt uns einen wichtigen Anhaltspunkt, um zu verstehen, was die Christliche Wissenschaft ist und wie sie wirkt. Es war eindeutig nicht ein Fall, wo der Patient um Heilung betete oder sich damit einverstanden erklärte, an einem Gedanken festzuhalten, auf den jemand anders ihn hingewiesen hatte, oder wo er eine Wahrheit, auf die er gestoßen war, bejahte oder einen Irrtum verneinte. Nicht nur, daß der Patient nichts von der Christlichen Wissenschaft wußte, sondern er konnte auch nicht von der Behandlung in Kenntnis gesetzt werden, die er erhalten sollte, denn er war bewußtlos. Wie brachte dann das Verständnis, das der Ausüber von der Christlichen Wissenschaft hatte, eine Heilung zustande?
Die Christliche Wissenschaft heilt, doch nicht auf der Grundlage menschlicher Psychologie oder einer Gedankenübertragung, sondern auf der Grundlage von Gesetz. Mary Baker Eddy sagt darüber: „Diese Wissenschaft ist ein Gesetz des göttlichen Gemüts, ein überzeugender Einfluß, ein unfehlbarer Antrieb, eine immergegenwärtige Hilfe. Ihre Gegenwart ist fühlbar, denn sie wirkt, und sie wirkt weise, und entfaltet ständig den Weg von Hoffnung, Glauben und Verständnis.“ The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 3; Wir sehen also, daß die Christliche Wissenschaft mehr ist als ein Lehrstoff, der pedantisch gelernt werden muß. Und sie ist mehr als eine Kunstfertigkeit, die durch die Praxis erlernt wird. Wenn ihre heilende Macht verstanden werden soll, müssen die Wahrheiten, die sie lehrt, studiert werden, und ihre Methode muß geübt werden; aber ihre heilende Wirkung ist das Ergebnis dessen, was sie ist — ein umfassendes Gesetz des Gemüts, Gottes, das einen Wandel im menschlichen Denken bewirkt.
Die heilenden Wirkungen dieser Wissenschaft zeigen, daß unsere Erfahrung, einschließlich unseres Körpers, eine Vergegenständlichung unseres Denkens ist. Daß jemand geheilt werden kann, wenn er bewußtlos ist, zeigt, daß das irrige Denken, das einen Unfall oder eine Krankheit hervorgerufen hat, nicht notwendigerweise sein eigenes Denken ist, sondern vielmehr eine Reihe falscher Annahmen, die das fleischliche oder sterbliche Gemüt jemandem hypnotisch eingeflüstert hat und die der Betreffende als seine eigenen angenommen hat. Diese hypnotische Suggestion wirkt Gesetzen gemäß, die falsch sind, aber trotzdem die Menschheit zu beherrschen scheinen.
Wenn ein Christlicher Wissenschafter den Suggestionen des sterblichen Gemüts bezüglich eines bestimmten Falles mit den Wahrheiten der göttlichen Wissenschaft entgegentritt — mit der Allheit des Gemüts, Gottes, und der Vollkommenheit des Menschen als der Idee des Gemüts —, dann wirken diese Wahrheiten als ein höheres Gesetz, um die Suggestionen null und nichtig zu machen und den Fall zu heilen.
Jemand, der sich von der falschen Propaganda des materiellen Sinnes hat einwickeln lassen, glaubt, daß seine Lebenserfahrungen größtenteils aus materiellen Empfindungen bestünden. Er lernt, sich als eine materielle Person zu identifizieren und sich in bezug auf Befriedigung und Erfüllung von materiellem Gewinn, materiellen Freuden und materieller Gesundheit abhängig zu machen. Weil Geist jedoch unendlich, Alles ist und weil diese Allheit das Gesetz ausmacht, muß derjenige, der sich auf irgend etwas anderes als Geist verläßt, schließlich unter Schmerzen lernen, daß er nichts gewonnen hat und daß seine Freuden wie auch seine Auffassung von Gesundheit unwirklich sind. Ein Unfall, eine Krankheit, die Sklaverei einer sinnlichen Gewohnheit beweisen, wie wertlos seine Annahmen sind. Aber sein Denken mag dadurch auch, bewußt oder unbewußt, darauf vorbereitet werden, sich von der Materie dem Geist zuzuwenden, um Befriedigung und Erfüllung zu erlangen.
Paulus sprach mit folgenden Worten von der Wirksamkeit des göttlichen Gesetzes: „Gott [hat] gesandt den Geist seines Sohnes in unsre Herzen, der schreit: Abba, lieber Vater!“ Gal. 4:6. Der Sohn des All-Gemüts ist der Christlichen Wissenschaft zufolge Christus, Wahrheit. Der Geist des Christus, der Wahrheit, ist die Christliche Wissenschaft, „ein Gesetz des göttlichen Gemüts, ein überzeugender Einfluß, ein unfehlbarer Antrieb.“
Wenn wir leiden, weil wir uns auf das Zeugnis des materiellen Sinnes verlassen haben und weil sich dieses Zeugnis als unwahr erwiesen hat, dann ist dieser „Geist seines Sohnes“ bereits in unserem Herzen am Werk. Das in uns, was nach der Hilfe des unendlichen Einen ruft, ist bereits für das göttliche Gesetz empfänglich, weil es ein Ausdruck des göttlichen Gesetzes ist. Und wer bewußt die Wahrheiten über Gott und den Menschen anerkennt und bejaht und mit diesen Wahrheiten das sterbliche Gemüt und sein materielles Sinnenzeugnis leugnet, zeugt für den unfehlbaren Antrieb, der das göttliche Gesetz ist.
Bis dieses wissenschaftliche Gebet einsetzt, mag das Gewicht der menschlichen Annahme auf seiten des materiellen Sinnenzeugnisses zu ruhen scheinen, oder vielleicht genauer gesagt, auf seiten des medizinischen Gesetzes. Aber ein einziger wahrer Zeuge in einem mentalen Krankheitsfall — und jeder Fall von Leiden ist ein mentaler Fall — genügt, um die Auswirkungen vieler falscher Zeugen zu überwinden.
Christlich-wissenschaftliches Gebet enthüllt für alle, die mit dem Fall zu tun haben, das unfehlbare, überzeugende, belebende, vorwärtstreibende Wirken der Wahrheit. Dieses Wirken zerstört die trügerische Wirkung des sterblichen Gemüts, wandelt das Denken des Patienten um und heilt ihn.
