Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

DIE BIBEL ALS ZUSAMMENHÄNGENDES GANZES

[Diese Artikelserie zeigt die stetige Entfaltung des Christus, der Wahrheit, die ganze Heilige Schrift hindurch.]

Zephanja: Das Erwachen der Weissagung im siebenten Jahrhundert

Aus der August 1970-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Beim Erforschen der hebräischen, schriftlich niedergelegten Weissagung haben wir bisher unsere besondere Aufmerksamkeit den großen Sehern des achten Jahrhunderts v. Chr. gewidmet — Amos und Hosea, Jesaja von Jerusalem und Micha, seinem Zeitgenossen. In dem Werk dieser vier großen Männer haben wir die Grundzüge ihres Denkens und Handelns dargelegt, die dazu beitrugen, die Ideale des hebräischen Volkes zu formen und es für weiteren Fortschritt vorzubereiten. Amos legte eine feste Grundlage der Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit. Charakteristisch für Hoseas Botschaft war Liebe. Jesaja von Jerusalem betonte den Glauben an den Gott Israels, die Zuversicht, daß Er ihre Not stillen würde, und zwar unmittelbar und durch Seinen idealen Vertreter, der als der Messias oder Christus bekannt werden würde. Soziale Gerechtigkeit bedeutete Micha so viel, daß sie immer noch mit seinem Namen in Verbindung gebracht wird.

Zu Beginn des siebenten Jahrhunderts v. Chr. wurde der Einfluß, den das heidnische Reich der Assyrer auf die Angelegenheiten des hebräischen Volkes ausübte, immer stärker. Um etwas von den Problemen zu erfassen, mit denen die Propheten in jener Zeit zu tun hatten, ist es wichtig, einen Blick auf die hauptsächlichen Ereignisse und Charakteristiken des siebenten Jahrhunderts zu werfen.

Eine auffallende Tatsache bedarf der Erklärung. Amos, Hosea, der erste Jesaja und Micha folgten einander in kurzen Abständen, von denen die drei letzten in dem halben Jahrhundert von 750 bis 701 v. Chr. tätig waren. Die Weissagung war zu einem wesentlichen Merkmal der Zeit geworden. Warum scheint dann die Weissagung in den folgenden 75 Jahren, vom Jahre 701 bis zu Beginn von Zephanjas priesterlichem Amt um etwa 626 v. Chr., fast völlig ignoriert worden zu sein? Warum wurden die dringenden Rufe nach Reform durch ein bedenkliches Schweigen zum Verstummen gebracht?

Wenn wir uns mit den historischen Ereignissen jener Zeit befassen, finden wir die Antwort. Etwa um das Jahr 701 v. Chr. scheiterten die Armeen des Königs Sanherib von Assyrien vor den Toren Jerusalems, wie Jesaja es vorhergesehen hatte. Wieder einmal hatte der Herr Sein Volk gerettet, wie Seine Propheten es geweissagt hatten, aber das Volk war weit davon entfernt, für solch eine Ermutigung und Unterstützung durch die Propheten dankbar zu sein, und so fiel es wieder in Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit zurück, denen sie nur durch ein plötzliches Entsetzen vor einer nationalen Niederlage zeitweilig entrissen worden waren.

Der gute König Hiskia, der nach der Befreiung seiner Hauptstadt noch mehrere Jahre lebte, scheint alles erdenklich Mögliche getan zu haben, um den wahren Gottesdienst wiedereinzuführen und zu fördern, aber es lagen immer noch Gefahren auf dem Weg. Hiskias Sohn Manasse wurde bald sein Nachfolger und „regierte fünfundfünfzig Jahre zu Jerusalem“ (2. Kön. 21:1). Er gab dem zunehmenden Druck der Assyrer nach und zollte nicht nur ihrem Führer Tribut, sondern stellte sich auch bereitwillig unter die religiöse und politische Vorherrschaft jenes heidnischen Königreichs.

Wie der Verfasser des zweiten Buchs der Könige lebhaft zum Ausdruck brachte, tat Manasse, „was dem Herrn mißfiel, nach den greulichen Sitten der Heiden, die der Herr vor Israel vertrieben hatte“ (Vers 2). Götzendienst, verbunden mit Menschenopfer, war unter seiner Verwaltung an der Tagesordnung (Vers 5 und 6), während viele, die es wagten, sich den heidnischen Bräuchen Manasses zu widersetzen, ohne Gnade ermordet wurden (Vers 16).

So kam es, daß die Weissagung vorübergehend zum Schweigen gebracht wurde, nicht deshalb, weil es keine Propheten gab, noch weil sie nichts zu sagen hatten, sondern wegen ernster Lebensgefahr. Jeremia drückte es einige Jahre später so aus: „Euer Schwert frißt eure Propheten wie ein wütender Löwe“ (Jer. 2:30). Doch die Weissagung war nicht gänzlich tot. Die inbrünstigen Worte Zephanjas belebten sie wieder.

Wie es bei vielen der relativ „kleinen“ literarischen Propheten des Alten Testaments der Fall war, so ist auch über Zephanjas Herkunft recht wenig bekannt. Die Tatsache, daß er sich selbst als den „Sohn Kuschis“ (Zeph. 1:1) bezeichnet, mag auf eine Beziehung hinweisen, die zwischen seiner Familie und dem südlichen Ägypten bestand, denn Kusch war ein alter Name für Äthiopien. Darüber hinaus weist er stolz auf seine Abstammung von Hiskia hin, mit dem er vermutlich den jüdischen König gleichen Namens meinte. Demzufolge kann es gut möglich sein, daß Zephanja, wie Jesaja von Jerusalem, nicht nur zum Hof gehörte, sondern auch ein Vetter des regierenden Königs seiner Tage war. Ja, verschiedene Verse weisen darauf hin, daß er mit dem Leben derer, auf die er als „die Oberen und die Söhne des Königs“ hinweist, vertraut war und es oft freimütig kritisierte (1:8; vergl. 3:3).

Der Prophet will uns nicht direkt erzählen, wo er gewohnt hat, obwohl es wahrscheinlich Jerusalem war, auf das er als auf „diese Stätte“ hinweist (1:4); er erwähnt verschiedene Stadtteile, die ihm sehr bekannt sind, einschließlich des „Fischtors“ und des zweiten Viertels oder der Neustadt (Vers 10), und er erwähnt auch den Maktesch, buchstäblich „Mörser“ (Vers 11), wo die Kaufleute ihre Wohnungen oder Geschäftsstellen gehabt haben sollen.

Bevor wir den Inhalt und die Lehren des Buches Zephanja besprechen, sollten wir die Skythen erwähnen, deren drohende Invasion um etwa 625 v. Chr. sowohl der Anlaß zu der Botschaft des Propheten wie auch deren Gegenstand war.

Wie im achten Jahrhundert v. Chr. das Reich der Assyrer im Osten als das klassische Symbol sich nahenden Untergangs angesehen wurde, so wurde im siebenten Jahrhundert diese Rolle oft von den Skythen übernommen, den großen Horden wilder und grausamer Stammesangehöriger, die traditionsgemäß mit dem Kaukasus im Norden in Zusammenhang gebracht wurden. Furchtbare Gerüchte über die bevorstehende Invasion waren schon bis nach Jerusalem gedrungen. Für Zephanja symbolisierten die Skythen den Zorn Gottes, der in Kürze über eine Nation verhängt werden sollte, die unverhohlen den Götzendienst angenommen hatte. „Des Herrn großer Tag ist nahe“, ruft er, „er ist nahe und eilt sehr“ (Vers 14).

Beim Ausarbeiten seiner Beweisführung legt der Prophet drei Hauptpunkte dar, die manchmal wie folgt bezeichnet werden: die Drohung (Kap. 1), die Mahnung (2:1 bis 3:8) und die Verheißung (3:9–20). Er sieht das Kommen eines schrecklichen Untergangs voraus, in dessen Verlauf die Skythen aufgefordert werden, an dem Opfer des auserwählten Volkes teilzuhaben (siehe 1:7). Gott, so versichert er ihnen, wird „ausrotten von dieser Stätte, was vom Baal noch übrig ist“ (Vers 4), alle Spuren des entehrenden Götzendienstes, der für die Zeit Manasses so typisch war, und Er hat keine Geduld mit der unbeschreiblichen Apathie und der Trägheit derer, die geneigt sind, Gott völlig außer acht zu lassen (Vers 12–14).

Im zweiten Teil versichert der Prophet seiner Zuhörerschaft, daß es einen Ausweg gibt: „Suchet den Herrn, alle ihr Elenden im Lande, die ihr seine Rechte haltet! Suchet Gerechtigkeit, suchet Demut! Vielleicht könnt ihr euch bergen am Tage des Zorns des Herrn“ (2:3); aber auf seine Worte wird immer noch nicht eingegangen. Ja, der zweite Teil endet fast genauso wie der erste (vergl. 1:18), und dem Herrn selbst werden von Zephanja strenge Worte zugeschrieben (3:8): „Alle Welt soll durch meines Eifers Feuer verzehrt werden.“

Der abschließende Teil wiegt das dunkle und trübe Bild der früheren Kapitel wieder auf. Der Verfasser weist jetzt wie Jesaja auf eine treue und rechtschaffene Gruppe Übriggebliebener hin, die das Unheil, vor dem sie gewarnt wurden, überleben und überwinden werden. „Die werden auf des Herrn Namen trauen“, ruft Zephanja, und sie sollen sein „ohne alle Furcht.. . Der Herr, der König Israels, ist bei dir, daß du dich vor keinem Unheil mehr fürchten mußt. Zur selben Zeit wird man sprechen zu Jerusalem: Fürchte dich nicht.. . Er wird dir vergeben in seiner Liebe und wird über dich mit Jauchzen fröhlich sein“ (3:12, 13, 15–17).

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / August 1970

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.