Christus Jesus faßte seine Herausforderungen als Gelegenheiten auf. Aussatz, Blindheit, eine verdorrte Hand und selbst der Tod forderten seine Auffassung vom Leben heraus, doch er heilte die Aussätzigen, öffnete die blinden Augen, stellte die Hand wieder her und weckte die Toten auf. Als seine Auffassung von der Liebe herausgefordert wurde, ließ er nicht ab von dem, was, wie er wußte, Liebe ist, oder von seinem eigenen Begriff von sich selbst als dem Ebenbild der Liebe, und er überwand die Auswirkungen des Hasses seiner Feinde, während er sie liebte.
Die Herausforderungen an diejenigen, die der Wissenschaft folgen, die Jesus lehrte, sind jenen nicht unähnlich, die dem Meister begegneten. Heute drohen sie ebenso bestimmt mit der Auslöschung der Christlichen WissenschaftChristian Science; sprich: kr'istjən s'aiəns., wie sie damals die Vernichtung des Christus androhten. Jesus trat seinen Gegnern allein entgegen. Die Christlichen Wissenschafter begegnen heute ihren Gegnern gemeinsam mit allen Mitgliedern Der Mutterkirche und mit einer gewissen verständnisvollen Unterstützung durch jene, die der Kirche nicht angehören, die ihr aber entweder teilweise beipflichten oder für das Recht auf individuelle Entscheidungsfreiheit eintreten. Der Widerstand scheint aber geschlossener, fortgeschrittener und vielschichtiger zu sein als in den Tagen der ersten Christen. Wir haben Gelegenheit, zu beweisen, daß Gott der einzige wahre Arzt ist, und Gelegenheit, Haß mit Liebe zu überwinden, und diese Gelegenheiten nehmen ständig zu.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, definiert „Christus“ in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift als „die göttliche Offenbarwerdung Gottes, die zum Fleisch kommt, um den fleischgewordenen Irrtum zu zerstören.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 583 ; Christus, Wahrheit, ist unwandelbar. Das Fleisch aber ist das gegenwärtige menschliche Denken. Es wandelt sich unaufhörlich. Wenn das Wort, die Wahrheit, Fleisch wird, muß ihr Erscheinen seinem Wesen nach zeitgemäß sein. Wenn wir als Christliche Wissenschafter unsere Religion wirklich ausüben, denken wir in Begriffen der Gegenwart. Und den Herausforderungen des medizinischen Fortschritts können wir nur in Begriffen der heutigen Menschheit begegnen.
Einfacher ausgedrückt: Wir müssen genug lieben, um zu sehen, was unser Nächster braucht — um seinen gegenwärtigen Standpunkt zu verstehen —, damit wir erkennen, wie wir ihm die Wahrheit in der Sprache vermitteln können, die er versteht. Diese Liebe wird heilen, wie sie stets geheilt hat. Wenn wir aber nicht mit den menschlichen Veränderungen Schritt halten, wenn wir uns statt dessen auf vergangenen Lorbeeren ausruhen und die Wahrheiten, die wir wissen, wie eh und je anwenden, wird die Menschheit eine Sprache sprechen, die wir nicht sprechen können, und der Mangel an Liebe, der es zuließ, daß wir unsere mentalen Schritte verlangsamten, wird uns die Kraft nehmen zu heilen. Wir werden unsere Gelegenheiten versäumt haben.
Wenn die unvergänglichen Tatsachen ehrlich in Betracht gezogen werden, erkennen wir, daß die Christliche Wissenschaft der Menschheit die einzig wahre Heilkraft bietet. Diese Wissenschaft erklärt, daß Krankheit nicht in der Materie, sondern im sterblichen Denken ist. Die Heilung von Krankheit ist deshalb mental, nicht physisch. Wenn Krankheiten durch materielle Mittel geheilt worden sind, ist nichts anderes geschehen, als daß eine Krankheitsannahme durch eine andere Annahme ersetzt worden ist. Von einem unsterblichen Standpunkt aus betrachtet ist aber eine Heilung nicht erfolgt, wenn nicht eine falsche, sterbliche Annahme überwunden und eine bestimmte unsterbliche Wahrheit deren Platz im menschlichen Denken eingenommen hat.
Das allgemeine Denken scheint der Theorie zuzuneigen, daß das Leben mit dem Tode des Körpers aufhöre. Ein großer Teil des Widerstandes gegen die Christliche Wissenschaft läßt sich auf diese Annahme zurückführen. Je mehr die Menschen zu der Überzeugung gelangen, daß das, was sie in der Materie sehen, das ganze Leben ausmacht, um so beunruhigter sind sie, wenn jemand materielle Heilbehandlung ablehnt und sich in bezug auf die Heilung auf geistige Mittel verläßt. Daß sich die Menschheit in zunehmendem Maße mit materiellen Dingen beschäftigt, führt dazu, daß sie das Leben nur im Materiellen finden will, und zuweilen zu haßerfülltem Widerstand gegenüber jedem Hinweis, daß das Leben geistig ist. Gelegenheit, die sich heute den Christlichen Wissenschaftern bietet, kann nicht durch falschen Optimismus besser gestaltet werden. Einige Mediziner oder Naturwissenschaftler geben Erklärungen ab, in denen sie zum Teil die mentale Natur der Dinge anerkennen. Aber zu glauben, daß solche Erklärungen einen Durchbruch verhießen, durch den die Welt der Wissenschaften plötzlich der Christlichen Wissenschaft zu Füßen sitzt, würde bedeuten, gegenüber der Herausforderung und der Gelegenheit, die sich uns bietet, blind zu sein.
Die Fortschritte der materiellen Wissenschaften deuten auf eine Welt hin, die von medizinischen Annahmen so beherrscht wird, daß nicht nur Gesundheit und Geburt, sondern auch persönliche Wesenszüge. Temperament, Intelligenz, Statur und so weiter von technisch und biologisch kontrollierten Prozessen bestimmt werden.
Sogenannte wissenschaftliche Fortschritte durch Zunahme des materiellen Wissens führen nur zu einer größeren Abhängigkeit der Menschheit von einem Wissen, das unwahr ist. Mrs. Eddy schreibt: „Je weniger Gemüt sich in der Materie offenbart, desto besser. Wenn der nicht-denkende Hummer seine Schere verliert, so wächst sie wieder. Wenn die Wissenschaft des Lebens verstanden würde, so würde man sehen, daß die Sinne des Gemüts niemals verlorengehen und daß die Materie keine Empfindung hat. Dann würde das menschliche Glied ebensoleicht wiederersetzt werden wie die Schere des Hummers — nicht etwa durch ein künstliches Glied, sondern durch das echte.“ S. 489 ;
Wenn die Christlichen Wissenschafter in ihrem Verständnis von der Nichtsheit der Materie Fortschritte machen, wenn sie ihren anerzogenen Glauben an die Materie als die Wirklichkeit des Lebens verlieren, werden ihre metaphysischen Behandlungen oder Gebete verlorene Glieder neu hervorbringen und kranke Organe wiederherstellen. Während die Methoden des Mediziners auf das zunehmende Wissen vom sogenannten materiellen Leben angewiesen sind, ist die Methode des Christlichen Wissenschafters davon abhängig, daß solches Wissen durch ein Verständnis der geistigen Substanz, des geistigen Lebens ersetzt wird — durch ein Verständnis vom Menschen, der nicht ein materieller Organismus ist, sondern das Bild oder die Widerspiegelung des unendlichen Gemüts.
Die Christliche Wissenschaft bietet der Menschheit unendliche Möglichkeiten. Christus Jesus befahl Lazarus, der vier Tage im Grabe gelegen hatte, herauszukommen. „Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen.“ Joh. 11:44; Jesus ließ auch seinen eigenen Körper aus dem Grabe erstehen und erhob sich später aus dem materiellen Gesichtskreis. Er hinterließ der ganzen Menschheit folgende Worte: „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, denn ich gehe zum Vater.“ 14:12;
Im Augenblick ist die christlich-wissenschaftliche Bewegung in einem Bauprogramm begriffen, das ausreichende Einrichtungen für die wachsenden Unternehmungen schaffen soll, die erforderlich sein werden, um den Herausforderungen und Gelegenheiten der kommenden Jahre gerecht zu werden. Diese Einrichtungen sind unerläßlich. Die Aufgabe, mit einer zunehmend materialistischen Welt die grenzenlosen Möglichkeiten der Wissenschaft zu teilen, wird ein zunehmend wirksames Vorgehen und bessere Koordination erfordern, eine außerordentliche Entwicklung neuer Gedanken, neuer Programme und neuer Arbeitsgebiete.
Damit aber das alles erfolgreich ist, wird von allen Christlichen Wissenschaftern eine neue Einstellung verlangt, um mental für den Christus, der zum Fleisch kommt, Raum zu schaffen. Zu dieser neuen Einstellung gehören zwei wichtige Dinge, um Fortschritt zu erzielen: Hingabe an den unsterblichen Begriff vom Leben und die Erwartung eines weit größeren Verständnisses von der Christlichen Wissenschaft — was größeres Geschick bei ihrer Ausübung bedeutet.
Die Hingabe an den unsterblichen Begriff vom Leben wird der Christlichen Wissenschaft eine Richtung geben, der die medizinische Wissenschaft nicht folgen kann. Sie wird die Ausübung der Christlichen Wissenschaft über jeden Wettstreit mit medizinischen Verfahren erheben. Sie wird dieser Ausübung eine lebendige, geistige Glut verleihen, die den Widerstand schmelzen läßt. Sie wird auch zu besseren Heilungen führen.
Die Hingabe an den unsterblichen Begriff mag eine Läuterung der Beweggründe erforderlich machen. Anstatt die Christliche Wissenschaft der Welt — besonders der Jugend — mit der Aussicht auf ein leichteres Leben zu offerieren, werden wir sie darbieten, weil sie die Wahrheit des Lebens ist. Wenn wir das wirklich wissen, werden wir die Wissenschaft nicht länger als etwas ansehen, was ein wirksameres und befriedigenderes sterbliches Leben bietet, sondern sie in ihrer sittlichen und geistigen Größe als den einzigen Weg erkennen, unsere unsterbliche Identität zu finden und zu verstehen.
Der zweite wichtige Punkt, die Erwartung größeren Verständnisses und größerer Demonstrationen, schließt eine neue Auffassung vom Lehren der Christlichen Wissenschaft ein. Mit Lehren meine ich jede Tätigkeit, durch die die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft anderen vermittelt werden.
Wenn das Jahr 2000 größere Heilungswerke und ein höheres Verständnis von der Wissenschaft des Christus erleben soll, werden die Klassen eines jeden Jahres Schüler hervorbringen müssen, die ihre Lehrer überflügeln. Die Ausbildung wird deshalb dergestalt sein, daß der Lehrer weit mehr tut, als nur das weiterzugeben, was er von seinem Lehrer gelehrt worden ist. Jeder Lehrer wird mit seinen Schülern arbeiten, um sie von ihren falschen Annahmen frei zu machen und mit ihnen ihre unbegrenzte Fähigkeit zum Wachstum im geistigen Verständnis und in der Demonstration zu entdecken. In dem Kapitel „Das Lehren der Christlichen Wissenschaft“ in Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy: „Entfalte die latenten Energien und Fähigkeiten für das Gute in deinem Schüler. Lehre die großen Möglichkeiten des Menschen, der mit der göttlichen Wissenschaft ausgerüstet ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 445.
In den Beziehungen der Christlichen Wissenschafter zueinander, der jungen und alten, muß herablassendes Reden der Enthüllung der wahren Größe des Menschentums, die jedem einzelnen zugehört, Raum geben. Und wenn wir genügend wissen, um etwas von der wahren geistigen Größe in jemandem zu enthüllen, dann wissen wir genug, um in Demut und Ehrfurcht zu dem aufzuschauen, was wir sehen. Demut fordert, daß wir das gelten lassen, was wir nicht wissen, und ferner, daß wir uns beeilen, das zu lernen, was wir wissen müssen, damit unser Verständnis und unsere Darlegungen der Christlichen Wissenschaft mit der sich wandelnden Suche der Menschheit nach wahrer Identität Schritt halten.
Wenn die Christlichen Wissenschafter immer mehr die Liebe leben, die heilt, werden sie in ihrer Fähigkeit genügend vorankommen, den Menschen da zu begegnen, wo sie gerade sind, um das Ansehen der Christlichen Wissenschaft als der Religion für die heutige Zeit auszubauen. Wenn sie es aber versäumen, in dieser christusgleichen Liebe wesentlich zu wachsen, wird sich nicht nur das Ansehen in der Annahme verlieren, sie sei eine überlebte Religion, sondern die Heilkraft, die nur aus einer solchen Liebe hervorgeht, wird ebenfalls dahinschwinden.
Die vor uns liegende großartige Gelegenheit besteht darin, im Laufe der Zeit die Mediziner für die Wahrheit zu gewinnen, in der sie ihre Fähigkeit zu heilen als nicht mehr auf den sterblichen Bereich begrenzt erkennen werden, sondern voll und ganz auf das vom Tode unabhängige Leben anwendbar, und nicht länger auf materiellen Mitteln beruhend, sondern frei, sich geistiger Mittel zu bedienen. Mit einem Verständnis vom Heilen durch Anwendung der Gesetze des unsterblichen Gemüts werden die Ärzte nicht länger Prothesen zu verschreiben brauchen, um Organe und Glieder des Körpers zu ersetzen; sie werden ihre gottverliehenen Fähigkeiten erkennen, sie auf natürliche Weise wiederherzustellen.
Jeder, der den aufrichtigen Wunsch hat, der Menschheit bei der Verhütung und Heilung mentaler und physischer Krankheit zu helfen, kann durch die fortschreitende Demonstration der Heilkraft der Christlichen Wissenschaft erreicht werden. Dies wird jedoch nicht geschehen, solange die Christlichen Wissenschafter selbstgefällig warten oder solange sie ihre Untätigkeit mit dem wachsenden Materialismus des menschlichen Denkens entschuldigen. Es wird durch große Opfer eintreten — durch die Bereitschaft, dem Christus und unserer Führerin, Mrs. Eddy, die uns durch ihre Schriften immer voraus ist, zu folgen.
Wir werden stets ihre Nachfolger sein. Aber ebeso wie jede Generation von Naturwissenschaftlern Männer und Frauen hervorbringt, die viel mehr von dem bestehenden physischen Universum verstehen, so muß jede Generation von Christlichen Wissenschaftern Männer und Frauen hervorbringen, die viel mehr von der unendlichen Wahrheit, die Mrs. Eddy uns beständig offenbart, verstehen und demonstrieren. Wenn wir das von heute an bis zum Jahre 2000 tun, werden wir unsere Gelegenheiten genutzt, werden wir den Haß des Irrtums gegen die Wahrheit überlebt haben, und die Christliche Wissenschaft wird als das, was sie ist, erkannt und geachtet werden.