„Warum trinken Christliche Wissenschafter keinen Alkohol? Ist das nicht ein wenig puritanisch?“ Diese Fragen werden oft gestellt. Was können wir darauf antworten?
Sehr früh gelangte ich zu der Überzeugung, daß ich nicht trinken würde, wenn ich erwachsen wäre. Ich hatte von Leuten gehört, deren Leben durch das Trinken ruiniert worden war, und ich kam außerdem aus einer Familie, wo wir ohne Alkohol sehr vergnügte Stunden hatten.
Als ich aber in das Alter kam, wo meine Freundinnen zu trinken begannen, war es mir nicht leicht, zu meinen Überzeugungen zu stehen. Ich war oft in Verlegenheit, wenn ich in einer Gruppe die einzige war, die nur Alkoholfreies trank.
Nach meinem ersten Jahr auf der Hochschule besuchte ich im Frühjahr auf der Heimreise eine Freundin. Wir gingen mit einer Gruppe in einen Nachtklub. Der Kellner kam an den Tisch, die Bestellungen aufzunehmen, und etwas verlegen bestellte ich Apfelsaft. Ein netter Junge neben mir beugte sich herüber und sagte: „Hast du Apfelsaft bestellt? Das ist ein guter Gedanke! Das nächste Mal werde ich es auch tun.“
Das war genug, um mir zu zeigen, daß ich nicht verlegen sein sollte. Ich war entschlossen, mir nichts daraus zu machen, wenn die Leute dächten, ich wäre eigenartig, weil ich keinen Alkohol trank. Diejenigen, die ich wirklich als Freunde haben wollte, würden meinen Standpunkt respektieren. Ich stellte sogar fest, daß es Spaß machte, anders zu sein. Als mein Verständnis von der Christlichen Wissenschaft zunahm, gründete sich mein Kindheitsentschluß fest auf das Prinzip.
Was kann man erwidern, wenn jemand sagt: „Ich sehe nichts Verkehrtes daran, ein oder zwei Glas zu trinken. Trinken in Maßen löst Spannungen und macht die Menschen glücklich.“ Was ist Glück? Ein Gefühl von Wohlbehagen, Zufriedenheit und Freude. Können diese sich auf chemische Reaktionen gründen? Es wäre bestenfalls ein trügerisches Glück und würde nicht lange anhalten. Es gibt bestimmt eine gesündere Grundlage!
Die Bibel erklärt: „Wohl dem, der sich auf den Herrn verläßt.“ Spr. 16:20; Jesu Bergpredigt (siehe Matth. 5–7) ist ein Wegweiser zum Glück. Das Wort „selig“ in den Seligpreisungen könnte mit „glücklich“ übersetzt worden sein. Ist dieses Glück nicht tiefer und bleibender als eine Entspannung durch Drogen?
Wenn der Mensch nichts weiter ist als ein materieller Organismus, der auf chemischem Wege glücklich gemacht werden kann, dann gehört zu derselben Kategorie, daß chemische Reaktionen auch Unglück, Krankheit, Schmerz, Verfall und Tod bringen können. Aber die Christliche Wissenschaft behauptet, daß der Mensch nicht lediglich ein biochemischer Organismus ist, sondern daß jeder einzelne eine geistige Identität besitzt, die von Gott, dem göttlichen Geist, geschaffen und beständig beherrscht wird. Aus diesem Grunde steht der Genuß von Alkohol oder Drogen nicht im Einklang mit der Christlichen Wissenschaft.
Es ist nicht puritanische oder viktorianische Prüderie, sondern ein göttliches Prinzip, das dem Wunsch der Christlichen Wissenschafter, vom Gebrauch von Alkohol und Drogen frei zu sein, zugrunde liegt. Es hat einen tieferen Sinn als Furcht vor Strafe oder vor Folgen. Es hängt damit zusammen, was der Mensch wirklich ist, wer wir wirklich sind. Der Mensch ist das Bild und Gleichnis Gottes, der Liebe. Als das Gleichnis der Liebe muß er Liebe zum Ausdruck bringen. Als das Gleichnis Gottes, des Geistes, muß er den Geist der Freude und Ursprünglichkeit ausdrücken. Kann ein materielles, chemisches Präparat, Alkohol genannt, diesen Ausdruck steigern, der völlig geistig und für uns natürlich ist?
Jemand, der nach der Überzeugung lebt, daß er der geistige Ausdruck Gottes ist, ist in der Lage, verwickelte Probleme zu lösen. Ein Blick auf die Heilungszeugnisse in dieser Zeitschrift wird das bestätigen. Christus Jesus sagte: „Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze.“ Joh. 6:63;
Die Christlichen Wissenschafter blicken nicht mit Mißfallen auf Vergnügungen. Mrs. Eddy schreibt: „Und das Vergnügen ist kein Verbrechen, es sei denn, daß es den Einfluß schlechter Neigungen stärkt oder die Tatkraft der Tugend vermindert.“ Vermischte Schriften, S. 362; Es gibt viele ersprießliche Vergnügungen, die nicht den Einfluß schlechter Neigungen stärken oder die Tatkraft der Tugend vermindern; doch wie verhält es sich mit dem Alkoholgenuß? Jedermann gibt zu, daß geistiger Scharfsinn, Urteilsvermögen und Gedächtnis durch Alkohol geschwächt werden. Es ist kein Geheimnis, daß innere Zurückhaltung abnimmt — manchmal bis zu dem Punkt, wo man vielleicht etwas tut, was man sehr bedauert.
Was die Inserate nicht erwähnen und die Leute leicht übersehen, bis es Schwierigkeiten gibt, ist, daß der Alkohol selbst bei mäßigem Genuß noch das Trinken zur Gewohnheit werden läßt und die tückische Eigenart besitzt, unsere Fähigkeit, zu wissen, wann wir aufhören müssen, zu vermindern. Wir alle hören von Menschen, die Alkoholiker geworden sind. Es gibt Verbrechen, Autounfälle, vernachlässigte oder mißhandelte Kinder, zerrüttete Familien und verlorene Positionen als Resultat des Alkoholgenusses. Was für ein Vergnügen ist es, das zu derartigen Tragödien führen kann?
Wir alle halten Ausschau nach dem Weg zum Glück und damit verbunden zum Fortschritt der Menschheit. Hüten wir uns, die verkehrte Richtung einzuschlagen. Wenn wir mutig unsere Stellung behaupten und dem Prinzip gemäß handeln, werden wir wahres Glück und wirkliches Vergnügen finden, ohne etwas bedauern zu müssen, aber mit dem Respekt derjenigen, auf die es wirklich ankommt. Wenn Ihnen das nächste Mal etwas zu trinken angeboten wird, scheuen Sie sich nicht, Apfelsaft zu bestellen. Denken Sie daran, was der Apostel Paulus schrieb: „Es hat euch noch keine denn menschliche Versuchung betroffen. Aber Gott ist getreu, der euch nicht läßt versuchen über euer Vermögen, sondern macht, daß die Versuchung so ein Ende gewinne, daß ihr's könnet ertragen.“ 1. Kor. 10:13.
 
    
