Unsere Zeit verlangt nach besserem geistigen Heilen. Um das zu erreichen, werden wir einen erleuchteteren Glauben gewinnen müssen. Und das bedeutet einen selbstloseren Wunsch, Gott zu dienen.
Im 17. Kapitel des Lukasevangeliums beantwortet Jesus die Bitte der Jünger: „Mehre uns den Glauben!“ Luk. 17:5; Er verheißt zuerst, daß, wenn wir Glauben haben wie ein Senfkorn, wir zu einem Maulbeerbaum sagen können, daß er sich ausreißen und ins Meer versetzen solle, und er wird gehorsam sein. Jesus läßt es aber nicht dabei bewenden. Er weist darauf hin, daß von einem Diener Gehorsam gegen seinen Herrn erwartet wird. Und er sagt: „Danket er [der Herr] dem Knechte, weil er getan hat, was ihm befohlen war? Ich glaube nicht.“ Und er fährt fort: „So auch ihr! Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprechet: Wir sind uneigennützige Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.“ V. 9, 10 [n. der engl. Bibel];
Ein Studium der Worte Jesu sagt uns, daß in diesem Zusammenhang derjenige ein uneigennütziger Knecht ist, der Gott dient, ohne daran zu denken, was Gott ihm geben wird. Er gehorcht Gottes Gebot, weil er Ihn liebt. Wenn er auch unbedingt darauf vertraut, daß Gott für ihn sorgt, tut er doch nicht Gottes Werk im Gedanken an seine eigenen Bedürfnisse.
Wenn wir Heilung suchen oder wenn wir beten, um zu wissen, wie wir wirksamer heilen können, muß unser Glaube so groß sein, daß uns um das Resultat nicht bange ist. Wir beten das Gebet erleuchteten Glaubens, weil wir Gott preisen möchten. Er ist unser Leben, unser Gemüt, unsere Liebe. Wir verneinen den Mangel an Gesundheit, weil Leben Alles ist. Wir leugnen unintelligente Tätigkeit, weil Gemüt der eine Unendliche ist. Wir verneinen Haß und Furcht, weil die göttliche Liebe immer gegenwärtig ist.
In vielen Fällen verzögern sich unsere Heilungen, weil wir uns an einen Begriff vom Selbst klammern, das über nichts anderes beten kann, als über das, was uns weh tut. Das offenbart sich an der Art der Stellen, die wir bei unserem Studium aufschlagen, und an der Art der Erklärungen, die wir in unseren Gebeten machen. Wenn wir zum Beispiel Schmerzen haben, verbringen wir dann unsere Zeit damit, über Schmerz zu beten und zu studieren, in der Hoffnung, daß der Schmerz weichen wird? Wenn dem so ist, dann sind wir keine uneigennützigen Diener.
Damit soll nicht gesagt werden, daß ein Patient oder Ausüber nicht spezifische Arbeit tun sollte, um den Schmerz oder dessen mentale Ursachen zu beheben; mentale Arbeit aber, die mit dem Schmerz beginnt oder ihr Augenmerk auf ihn richtet, als ob er wirklich wäre, ist nicht völlig selbstlos. Wenn wir das Gebet wahren Glaubens beten, beginnen wir mit Gott und befassen uns von ganzem Herzen mit Gott und Seiner Idee, dem vollkommenen Menschen — nicht in der Hoffnung auf das, was Gott für uns tun kann, sondern in der Erkenntnis, daß Gott Alles ist und alles getan hat.
Die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, sagt uns in der ersten Zeile auf Seite 1 von Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, des Lehrbuchs der Christlichen Wissenschaft: „Das Gebet, das die Sünder umwandelt und die Kranken heilt, ist ein absoluter Glaube, daß bei Gott alle Dinge möglich sind — ein geistiges Verständnis von Ihm, eine selbstlose Liebe.“ Und sie beschließt die Seite mit: „Verlangen ist Gebet; und kein Verlust kann uns daraus erwachsen, daß wir Gott unsere Wünsche anheimstellen, damit sie gemodelt und geläutert werden möchten, ehe sie in Worten und Taten Gestalt annehmen.“
Ein Glaube, der durch Eigenliebe abgestumpft ist, erklärt ungestüm und mit nur wenig wirklicher Hoffnung, daß Gott einen unharmonischen Zustand beseitigen kann. Ein durch selbstlose Liebe erleuchteter Glaube erkennt die Allheit Gottes zuversichtlich an und frohlockt in der sich daraus ergebenden Nichtsheit des unharmonischen Zustandes.
Die Gebete um Heilung der Unsicherheit und der Leiden in der Welt sind insoweit wirksam, als sie Gebete geistigen Verständnisses oder selbstloser Liebe sind. Es mag erforderlich sein, daß wir Gott unsere Wünsche weitgehend genug anheimstellen, um jene Wünsche sogar bis zu dem Punkt modeln und läutern zu lassen, wo sich unsere Ansichten über wichtige Angelegenheiten und unsere diesbezüglichen Wünsche ändern. Wenn wir nicht bereit sind, Gott so weit zu vertrauen, sondern nur darauf vertrauen, daß Er unsere Wünsche verwirklicht, dann fehlt unserem Glauben Licht.
Gott ist Leben. Als uneigennützige Knechte preisen wir die Güte des Lebens in allem, was wir tun, weil wir das Leben lieben. Es ist das einzige Leben, das gelebt werden kann, und es ist schön. Wenn erforderlich, verneinen wir furchtlos und dankbar jene Dinge als eine Nichtsheit, die ausdrücklich behaupten, ein Teil des Lebens zu sein, die aber nicht gut sind.
Gott ist Liebe. Als uneigennützige Knechte erkennen und akzeptieren wir die Liebe, die Gott uns in Christus Jesus und in der Offenbarung der Christlichen Wissenschaft durch Mrs. Eddy erzeigt hat. Wir suchen nicht eigennützig, was uns zusagt oder was unsere Leiden lindert, sondern studieren die ganze Offenbarung, wie sie uns im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft nahegebracht wird. Wir werden bessere Diener, wenn wir im Lehrbuch nicht das suchen, was wir zu unserem persönlichen Nutzen verwenden oder womit wir das festigen können, was wir bereits glauben, sondern wenn wir jeden Tag mehr von dem lernen, was Gott offenbart hat, damit wir Sein Wesen besser zum Ausdruck bringen und besser demonstrieren können, was das unendliche Leben, die unendliche Wahrheit und Liebe ist.
Mit wahrem Glauben erweisen wir uns als wahre Diener, die Gott nicht bloß vertrauen, sondern würdig sind, Ihn als Seine Ideen getreu zum Ausdruck zu bringen. Die folgenden Worte von Mrs. Eddy fassen das zusammen: „ ‚Ich glaube; hilf meinem Unglauben‘, drückt die Hilflosigkeit eines blinden Glaubens aus; wohingegen das Gebot: ‚Glaube ..., so wirst du ... selig!‘ selbstgewisse Vertrauenswürdigkeit fordert, die geistiges Verständnis in sich schließt und alles Gott anvertraut.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 23.
