Die Menschen geben der Krankheit ebenso ihre Zustimmung wie der Sünde. Der Körper kann von sich aus nichts tun und nichts fühlen. Das sterbliche oder fleischliche Gemüt bestimmt, ob sich der Körper krank oder wohl fühlen soll, und es bestimmt dies aufgrund der falschen materiellen Annahmen, die es über die Gesundheit hegt.
Die Christliche Wissenschaft erklärt, daß der wirkliche, geistige Mensch von dem göttlichen Gemüt regiert wird und in Gesundheit und Heiligkeit vollkommen ist. Tatsächlich ist Gesundheit geistig und niemals von materiellen Zuständen abhängig, sondern sie ist die Widerspiegelung der göttlichen Eigenschaften des Gemüts. Der Mensch hat vollkommene Gesundheit, weil er das Bild und Gleichnis des Gemüts, der Wahrheit ist. Wenn das sterbliche Gemüt dem göttlichen Gemüt weicht, wird ein wahrer geistiger Begriff von Gesundheit aufgerichtet. Aber das sterbliche Gemüt muß demütig darauf vorbereitet werden und diesem Weichen seine volle Zustimmung geben.
Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Für die Tatsache, daß das sterbliche Gemüt den Anspruch erhebt, jedes Organ des sterblichen Körpers zu regieren, haben wir überwältigende Beweise. Aber dieses sogenannte Gemüt ist eine Mythe und muß mit seiner eigenen Zustimmung der Wahrheit weichen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 151; Unsere Schwierigkeit mag darin liegen, diese Zustimmung zu geben.
Es ist nicht genug zu versuchen, die Zustimmung zur Krankheit einfach durch Willenskraft zurückzuhalten. Bloß zu sagen, daß man persönlich nicht an Krankheit glaubt, ist nur eine menschliche Meinung, wie stark man sie auch vertreten mag. Als solche wird sie von der Mehrheit der Meinungen über diesen Gegenstand beherrscht. Die allgemeine Annahme wird stärker als die Annahme eines einzelnen sein.
In ähnlicher Weise hat ein guter Gesundheitszustand, der das Ergebnis von Gehorsam gegen materielle Gesundheitsgesetze und Hygiene ist, seine Grundlage nur in der Annahme. Daher unterliegt er dem Wechsel, der jederzeit eintreten kann. Das Denken muß dem geistigen Verständnis von der Allheit der Wahrheit und der Unwirklichkeit und Nichtsheit alles dessen, was dem Göttlichen entgegengesetzt ist, zustimmen.
Es gibt ein bekanntes Gemälde von Holman Hunt mit dem Titel „Das Licht der Welt“. Es zeigt Jesus, der den Christus, die Wahrheit, darstellt, wie er in der Dunkelheit eine Lampe hält und an die Tür eines Hauses klopft, das das menschliche Herz oder Gemüt symbolisch darstellt. Da die Tür an der Außenseite keine Klinke hat, kann sie nur von innen geöffnet werden. Mit anderen Worten, der Christus muß mit Zustimmung des Bewohners eingelassen werden. Der Christus stellt die göttliche Idee des vollkommenen, geistigen Seins dar. Das sterbliche Gemüt nimmt ihn auf oder verwirft ihn. Das sterbliche Gemüt muß mit eigener Zustimmung alle seine materiellen Annahmen aufgeben, ja alles, was seine eigene scheinbare Existenz ausmacht, und es muß erkennen, daß das göttliche Gemüt das einzige Gemüt und die einzige Wirklichkeit ist.
Dies geschieht durch Vergeistigung und Läuterung des Denkens und Handelns. Unsere Verlegenheit liegt oft in folgendem: obwohl wir den Wunsch haben, von Krankheit geheilt zu werden, sind wir nicht immer bereit, die falschen Annahmen, Befürchtungen und Sünden aufzugeben, die die Krankheit verursachen, und so die ersten Schritte in Richtung der Begründung der wahren Gesundheitsauffassung zu unternehmen. Wir hegen vielleicht zum Beispiel gewisse Befürchtungen und halten an ihnen fest. Wir sind vielleicht abgeneigt, uns von eingewurzelten Vorurteilen zu trennen oder von medizinischen Theorien, persönlichen Antipathien, von Kummer und Bitterkeit. Wir möchten gern trotz dieser Gedanken, geheilt werden, aber es sind gerade diese Gedanken, die die Krankheit verursachen. Da die wahre Gesundheit geistig ist, kann sie nur durch die Vergeistigung des Denkens und die Zerstörung von Furcht und Sünde begründet werden.
In der biblischen Geschichte von Naёman, wie sie im 5. Kapitel des zweiten Buches der Könige berichtet wird, können wir ein Beispiel dafür finden. Naëman litt unter einer Art Aussatz, die als unheilbar galt, aber er wurde überredet, bei dem Propheten Elisa Hilfe zu suchen. Naëman war ein Kriegsmann, der erhebliches Ansehen genoß, und er erwartete etwas Aufsehenerregendes. Sein Stolz wurde verletzt, als er aufgefordert wurde, in dem ziemlich unbedeutenden Fluß Jordan zu baden. Als er seinen Stolz überwinden und zustimmen konnte, der Führung der Wahrheit gehorsam zu sein, wurde er geheilt.
Vielleicht hat uns jemand eine Kränkung zugefügt, so daß wir ein Gefühl von Ungerechtigkeit und Bitterkeit hegen. Wenn wir diesen Gedanken nachhängen, können sie uns krank machen. Die Ursache dieser Krankheit wird nicht dadurch beseitigt, daß sie ärztlich behandelt wird. Ein Medikament wird keine Bitterkeit heilen. Christus Jesus gab das geistige und wirkliche Heilverfahren. Er sagte: „Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen.“ Matth. 5:44. Er lehrte, daß Erlösung nicht stellvertretend sein kann, sondern daß jeder einzelne sich durch seine eigene Bereitwilligkeit der Wahrheit ergeben muß.
Tragen wir Leid über den Verlust eines lieben Menschen und machen uns vielleicht auf diese Weise selbst krank? Anstatt uns an eine sterbliche Auffassung vom Leben zu klammern, die Leid verursacht, können wir dem Verständnis nachgeben, daß Leben Gott ist, unsterblich und immergegenwärtig, und wissen, daß dieses Leben durch Widerspiegelung das Leben des Menschen ist. Der Tod ist eine Illusion des sterblichen Sinnes, eine Annahme vom Leben in der Materie. Sie wird verschwinden, wenn wir durch den geistigen Sinn das Verständins gewinnen, daß Leben Geist ist und daß der Mensch die ewige, geistige Widerspiegelung des Lebens ist. Dann fangen wir an zu erkennen, daß der Mensch, den wir lieben, immer noch die lebhafte, freudige Idee Gottes ist und niemals gestorben ist. Das Leid, das durch den Schmerz der Trennung verursacht wurde, wird vergehen, wenn wir rückhaltlos bereit sind, uns der Wahrheit zu ergeben.
Sich die Christliche Wissenschaft zunutze zu machen bedeutet nicht, Willenskraft auszuüben, um wertlose Gedanken zu verwerfen und geistige Gedanken zu akzeptieren. Es bedeutet vielmehr, durch das geistige Verständnis der Wirklichkeit und Allheit des göttlichen Gemüts und seiner geistigen Ideen und der daraus folgenden Unwirklichkeit und Nichtsheit materieller Gedanken den wahren Begriff von Gesundheit zu gewinnen. Da es in Wirklichkeit nur ein Gemüt, Gott, gibt, kann es kein Bewußtsein geben, in dem irrige Gedanken entstehen können, und kein Gemüt, das diese Suggestionen aufnehmen oder an sie glauben kann. Wahre Gedanken drücken Gesundheit und Heiligkeit aus und kommen von Gott. Über diese Wahrheiten nur nachzudenken reicht nicht hin. Wir müssen diese Wahrheit ganz und gar annehmen und sie jeden Tag in unserem Leben zum Ausdruck bringen, und zwar in einem reineren und geistigeren Leben.
Die umfassende Zustimmung, die die Sterblichen gewissen Annahmen gegeben haben, scheint diesen Annahmen die Macht verliehen zu haben, als Gesetze der Materie zu handeln. Aber nichts kann den Menschen an Krankheit und Sünde binden, wenn er sich weigert, ihnen seine Zustimmung zu geben. Er kann diese Annahmen zurückweisen und Gott, Wahrheit, seine völlige Zustimmung geben und sich Seiner Herrschaft unterwerfen. Wenn das geschieht, folgt Heilung, und man hat in gewissem Grade bewiesen, daß außerhalb der göttlichen Tatsächlichkeit des Seins, dem unendlichen Bewußtsein der Liebe, nichts existiert.
