Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Die Nöte der Welt und wie Die Mutterkirche ihnen begegnet

[„Jeder Christliche Wissenschafter hat sowohl eine individuelle wie eine kollektive Mission, ,um sich selbst gerecht zu werden‘ und, aus Erbarmen mit den Sterblichen‘. Dementsprechend wendet sich der Christliche Wissenschafter, wenn er die Probleme der Menschheit heilt, an seinen unmittelbaren Kreis und den weiteren, Kreis der Erde‘.“]

Soziales Verhalten und der Christliche Wissenschafter

Aus der Oktober 1971-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Geistiges Verständnis, selbst in geringem Grade, zwingt zu Aufgeschlossenheit, Verantwortung und Aktivität auf sozialem Gebiet. Ein zunehmendes Verständnis von der Christlichen WissenschaftChristian Science; sprich; kr’istjən s’aiəns. führt uns ganz natürlich dazu, unseren Horizont zu erweitern, bis die ganze Menschheit in die eine heilende Liebe eingeschlossen ist.

Wenn der Christliche Wissenschafter immer klarer erkennt, daß das Reich Gottes gekommen ist, daß die Regierung und Herrschaft des Geistes eine gegenwärtige Wirklichkeit „auf Erden wie im Himmel“ Matth. 6:10; ist, dann werden Haß, Neid, Habgier, Vorurteil, Eifersucht, die sich eingenistet haben, ausgerottet. Was immer im Denken und Leben Gott unähnlich ist, macht zunehmendem geistigem Verständnis Raum.

Von verwirrenden und begrenzenden Annahmen und Überzeugungen befreit, öffnet sich das Denken neuen Erkenntnissen, geistigeren und auf sittlicheres Verhalten gegründeten Verfahren zur Lösung der vielfältigen Probleme der Menschheit. Wenn der einzelne sich von mesmerisiertem, eigenwilligem Denken abwendet und es der göttlichen Führung öffnet, wird er dazu angeregt, die notwendigen menschlichen Schritte zur Verbesserung der menschlichen Situation zu unternehmen.

Erleuchtetes menschliches Verhalten geht von einer solchen geistigen Grundlage aus. Von dem Gipfel geistigen Verständnisses aus wendet man sich am sinnvollsten und wirksamsten an die Menschen, um zu heilen und der menschlichen Not abzuhelfen.

Von 1866, als Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, den ersten Schimmer von der Christlichen Wissenschaft erhaschte, bis zur Gründung des Christian Science Monitors, ihrer letzten krönenden Leistung, fand sie immer mehr Wege, sich an die Menschheit zu wenden.

In den nachfolgenden Jahren haben ihre Schüler ihr tägliches Studium der Bibellektion aus dem Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft mit dem täglichen Lesen des Monitors verbunden. Ein derartiges kombiniertes Studium zwingt dazu, die durch Gebet gewonnene individuelle Entfaltung auf die umfassenderen Nöte der Menschheit anzuwenden. Der Monitor erinnert seine Leser täglich an ihre kollektive Verantwortung. Er weist sie auf die Notwendigkeit des Gebets und des praktischen, erleuchteten menschlichen Verhaltens hin, das dem Gebet folgt.

Die Welt hat Heilung sehr nötig. Ebenso wie der einzelne von der Dreiheit: Sünde, Krankheit und Tod befreit werden muß, so muß auch die Gesellschaft kollektiv von ihren Sünden des Vorurteils und der Frömmelei, von ihren Krankheiten des Rassenhasses und der Ungerechtigkeit, von ihrer Untätigkeit angesichts der Zerstörungen durch Krieg und Umweltverschmutzung geheilt werden.

Die überall auftretenden und komplizierten Probleme, wie Armut, Kriminalität, der Verfall von Städten, weltweiter Argwohn und Aufruhr und viele andere, rufen jeden von uns auf, seinen Teil beizutragen und seine heilende Mission durchzuführen. Unser menschliches Tun wird jedoch wahrscheinlich irregeführt und zwecklos sein, wenn ihm nicht das Gebet vorangeht. Wenn umgekehrt unseren Gebeten keine Heilungen folgen, sind sie eine Farce, lediglich eine mentale Übung.

In ihrer Botschaft, die Mrs. Eddy anläßlich der Einweihung des Erweiterungsbaues Der Mutterkirche am 10. Juni 1906 schrieb, gibt sie zu ihrem Thema „Wählet!“ die folgende eindeutige Erklärung ab: „Die Christliche Wissenschaft steht nicht abseits in königlicher Abgeschiedenheit; sie ist nicht ein Gesetz der Materie, noch eine übersinnliche Philosophie, die nur die Kranken heilt. Diese Wissenschaft ist ein Gesetz des göttlichen Gemüts, ein überzeugender Einfluß, ein unfehlbarer Antrieb, eine immergegenwärtige Hilfe. Ihre Gegenwart ist fühlbar, denn sie wirkt, und sie wirkt weise, und entfaltet ständig den Weg der Hoffnung, des Glaubens und Verständnisses.“ The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 3; Im nächsten Abschnitt spricht sie dann davon, wie die Goldene Regel spontan betätigt wird, wenn wir den Glauben an die Materie und Sünde verlieren, und wie ein solcher Gehorsam zu vermehrter Geistigkeit führt.

Christus Jesus brachte die Goldene Regel in seiner täglichen Heilarbeit ganz natürlich zum Ausdruck. Er schaute über das sterbliche Bild hinaus und erblickte den wahren Menschen, den Gott geschaffen hat. Er liebte seinen Nächsten, liebte ihn genügend, um ihm zu helfen und ihn zu heilen. Und er ermahnte seine Nachfolger, desgleichen zu tun.

Jesus beantwortete die Frage eines Schriftgelehrten: „Wer ist denn mein Nächster?“ Luk. 10:29;, indem er das Gleichnis von einem Mann erzählte, der auf dem Wege von jerusalem nach Jericho überfallen, ausberaubt und schwerverletzt liegengelassen wurde. Ein Priester kam an die Stelle, doch er „ging. .. vorüber“. Ein Levit „sah ihn“ ebenfalls und ging seines Weges. Obgleich diese angesehenen, gottesfürchtigen Persönlichkeiten, der Priester und der Levit, die menschliche Not sahen, linderten sie sie doch nicht.

Es war der verhaßte, verstoßene Samariter, der dahin kam, wo der Mann war, und ihm aus der Not half. Er „ging zu ihm, goß Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm und hob ihn auf sein Tier und führte ihn in eine Herberge und pflegte sein“. Jesus lobte den Samariter für seine Tat individueller Barmherzigkeit und sagte zu dem fragenden Schriftgelehrten: „So gehe hin und tue desgleichen!“

Doch nehmen wir einmal an, Jesus hätte das Gleichnis fortgeführt. Angenommen, er hätte erzählt, daß der Samariter, als er an einem anderen Tage wieder die Straße nach Jericho hinabzog, einen anderen Mann, der ausgeraubt und niedergeschlagen worden war, fand und sich seiner annahm. Wenige Tage später fand er einen weiteren und half ihm ebenso wie dem ersten und zweiten.

Man würde natürlich weiterhin die Barmherzigkeit des Samariters und sein Interesse am Wohlergehen dieser einzelnen Leute loben. Sollte sich aber der Samariter nicht an diesem Punkt auch für bessere Patrouillen auf der Straße nach Jericho einsetzen, damit die Reisenden in Zukunft geschützt wären? Mit anderen Worten: Hatte der Samariter nicht eine individuelle wie auch eine kollektive Verantwortung?

Mrs. Eddy schreibt in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift über den Meister unter den Christen: „Seine Mission galt ihm selbst wie der Gesamtheit. Er erfüllte sein Lebenswerk in der rechten Weise, nicht nur um sich selbst gerecht zu werden, sondern auch aus Erbarmen mit den Sterblichen — um ihnen zu zeigen, wie sie ihr Lebenswerk zu erfüllen hätten, nicht aber, um es für sie zu tun oder sie einer einzigen Verantwortlichkeit zu entheben.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 18;

Jeder Christliche Wissenschafter hat sowohl eine individuelle wie eine kollektive Mission, „um sich selbst gerecht zu werden“ und „aus Erbarmen mit den Sterblichen“. Dementsprechend wendet sich der Christliche Wissenschafter, wenn er die Probleme der Menschheit heilt, an seinen unmittelbaren Kreis und den weitern „Kreis der Erde“ Jes. 40:22;.

Wie sehr wir um das Wohl der Menschheit bedacht sind, zeigt sich daran, in welchem Maße wir den Christus zum Ausdruck bringen. In einem anderen seiner Gleichnisse beschreibt Jesus einen König, der zu Gericht sitzt und die „Gesegneten meines Vaters“ Matth. 25:34; auffordert, das „Reich zu ererben“. Wer waren die Aufgeforderten? Es waren jene, die ihn gespeist, ihn getränkt, ihn beherbergt, ihn bekleidet und besucht hatten.

Und in dem Gleichnis heißt es weiter: „Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeist? oder durstig und haben dich getränkt? Wann haben wir dich als einen Fremdling gesehen und beherbergt? oder nackt und haben dich bekleidet? Wann haben wir dich krank oder gefangen gesehen und sind zu dir gekommen? Und der König wird antworten und sagen zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“

Es ist klar, daß Jesus auf die Verantwortung jedes einzelnen gegenüber der Menschheit hinwies. Er erwartete, daß Geistigkeit unserem Tun ein ganz anderes Gesicht geben würde.

Lukas berichtet eingehend über den reichen Obersten der Zöllner, Zachäus, der sich das Recht, die Steuern oder Zölle in Jericho einzunehmen, erkauft haben mag. Daß Zachäus sich für Jesus interessierte, ist daran zu erkennen, daß er, um besser sehen zu können, auf einen Maulbeerbaum stieg, was eigentlich unter seiner Würde war. Jesus sprach nicht nur zu ihm, sondern kehrte auch in seinem Hause ein. Angesehene Leute waren schockiert. Wußte er nicht, in welchem Ruf der Mann stand? Doch dieser Besuch veränderte das Leben des Zachäus.

Lukas erzählt: „Zachäus aber trat vor den Herrn und sprach: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich jemand betrogen habe, das gebe ich vier- fältig wieder. Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist Abrahams Sohn.“ Luk. 19:8, 9; Der Besuch Jesu veranlaßte Zachäus zur Reue, Wiedergutmachung und Großzügigkeit, was Heil bedeutete. Der Wandel seines Herzens und Lebens brachte seinem Hause Segen und bewies, daß er wirklich ein Sohn Abrahams war. Der Schimmer, den er von der geistigen Wirklichkeit erhascht hatte, trieb ihn dazu, sich sozial zu verhalten.

Die Heilung von sozialer Ungerechtigkeit beginnt beim einzelnen, beginnt mit der Heilung von Rassen- und Klassenvorurteilen, politischem Fanatismus und sozialer Gleichgültigkeit. Reformen sind das Ergebnis. Unter der Randüberschrift „Richtige Anschauungen der Menschheit“ schreibt Mrs. Eddy: „Nimm Reichtum, Ruhm und gesellschaftliche Einrichtungen weg, die nicht ein Jota in der Waagschale Gottes wiegen, und du gewinnst klarere Anschauungen vom Prinzip. Durchbrich das Cliquenwesen, gleiche Reichtum durch Ehrlichkeit aus, beurteile inneren Wert der Weisheit entsprechend, und du gelangst zu besseren Anschauungen über die Menschheit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 239;

Der Christliche Wissenschafter hat einen einzigartigen und absoluten Befehl erhalten, zu heilen, wirkliche Liebe zu seinem Nächsten zu zeigen. Man wird nicht Mitglied der Kirche Christi, Wissenschafter, um erlöst zu werden. Kirchenmitgliedschaft an sich schließt eine solche Garantie keineswegs ein. Man wird Kirchenmitglied, um mit anderen zu teilen, um zu geben, um sich an die Menschheit zu wenden, um sich an einer gemeinsamen Tätigkeit im Interesse anderer zu beteiligen.

Die vielen Unternehmungen Der Mutterkirche und ihrer Zweigkirchen bieten eine Fülle von Möglichkeiten, an der Mission der Kirche, mit anderen zu teilen, was wir haben, aktiv Anteil zu nehmen. Solche Unternehmungen wie Literaturverteilung, Gottesdienste, Sonntagsschulen, Lesezimmer, Vorträge, Radioprogramme und die Heiltätigkeit wenden sich an eine darbende Welt und machen das Evangelium der Christlichen Wissenschaft immer weiteren Kreisen bekannt.

Wenn diese Unternehmungen auch nicht als Sozialarbeit angesehen werden, so ist doch ihr Ergebnis Sozialarbeit. Denn derjenige, der unsere Zeitschriften liest, der von unseren Gottesdiensten oder der Sonntagsschule berührt wird, derjenige, der zu unserem offenen Lesezimmer findet, der unsere Vorträge besucht oder unsere Radioprogramme hört, der Patient, der geheilt wird, ein jeder, der den göttlichen Einfluß der Christlichen Wissenschaft durch irgendeines dieser Mittel empfindet, beginnt sogleich, „um sich selbst gerecht zu werden“ und „aus Erbarmen mit den Sterblichen“, seine eigene individuelle und kollektive Mission des Heilens zu erfüllen.

Der Christliche Wissenschafter gewinnt eine völlig neue Auffassung vom menschlichen Leben. Er sieht nicht länger hauptsächlich eine Welt der Sterblickeit und der Materie, eine Adamswelt, d. h. eine Welt des persönlichen Sinnes, die genau das Gegenteil der Gottesschöpfung ist. Statt dessen beginnt er eine Welt zu erkennen, in der das Menschliche und das Göttliche zusammentreffen. Es zeigt sich, daß in dieser Welt das Göttliche die sterblichen Begrenzungen und sterbliche Unwissenheit auflöst. In dieser Welt macht das Menschliche allmählich Gott, dem Göttlichen, Raum, bis das Göttliche als das Eine und einzige erkannt wird. Diese neue Auffassung führt zu sozialem Interesse und sozialem Bewußtsein. Sie vermehrt die Liebe. Sie erzwingt menschlichen Fortschritt. Sie ruft Reformen ins Leben. Sie heilt.

In dem Buch Ein Jahrhundert christlich- wissenschaftlichen Heilens, das die Auswirkungen eines zunehmenden Verständnisses von der Christlichen Wissenschaft ausführlich behandelt, heißt es: „Dieser neue Daseinsbegriff kann nicht anders als in tätiger Liebe zu anderen überfließen — zuerst vielleicht im engeren Kreise, schließlich in neuen Erkenntnissen, Einblicken und einem umfassenderen Interesse für die menschliche Gesellschaft als Ganzes. Früher oder später muß er ein Aufrütteln solcher fest verwurzelten persönlichen Vorurteile zur Folge haben, die zu Intoleranz führen und oft fälschlich für ewige Wahrheiten gehalten werden. Wenn Geist als das einzig Absolute angenommen wird, so tritt nach und nach zutage, daß jeder menschliche Standpunkt relativ ist.“ Ein Jahrhundert christlichwissenschaftlichen Heilens, S. 257.

Das neue Kirchenzentrum der Christlichen Wissenschaft wird nach seiner Fertigstellung die so sehr benötigten Einrichtungen bieten, damit die Christlichen Wissenschafter sich noch wirksamer als je zuvor an die Menschheit wenden können. In dem Verhältnis, wie wir weiterhin im geistigen Wahrnehmungsvermögen und Verständnis wachsen, werden wir gezwungen sein, unsere individuellen und kollektiven Aufgaben immer weiter voranzutreiben. Wir werden unsere soziale Verantwortung erkennen und ihr gemäß handeln.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Oktober 1971

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.