Das Problem der Übervölkerung tritt nahezu auf der ganzen Welt in der einen oder anderen Form auf. Manche Gebiete sind jetzt so übervölkert, daß der Mangel an Nahrungsmitteln und anderen Hilfsquellen und sogar an Lebensraum kritische Ausmaße für die Bevölkerung angenommen hat. In diesen wie auch in vielen anderen nicht so dicht besiedelten Gegenden hat die Bevölkerung und die Zivilisation die Umwelt durch eine viele Formen annehmende Verschmutzung verdorben. Wer hätte nicht den Ruf nach saubrerer Luft, reinerem Wasser, nach Naturschutz und der Erhaltung gefährdeter Tierarten gehört!
Allzuoft sind menschliche Lösungen mehr auf die Auswirkungen als auf die zugrunde liegenden Ursachen gerichtet. In unserer technologisch fortgeschrittenen Gesellschaft scheint die Tendenz zu bestehen, zu erwarten, daß menschliche Erfindungsgabe alle durch die Übervölkerung verursachten Probleme lösen könne. Wir hören Vorschläge zur technologischen Behebung der Nahrungsmittel-Knappheit, der Verschmutzung der Luft und des Wassers und der Zerstörung des ursprünglichen Zustandes der Natur, indem neue Verfahren zur Beherrschung der Umwelt durch den Menschen aufgezeigt werden. Hier liegt natürlich ein rechtmäßiges Bedürfnis vor, und diese Probleme sollten von allen Seiten energisch angepackt werden. Wenn jedoch allzu großer Optimismus in diesen technologischen Bereichen uns einlullt, so daß wir das grundlegendere Problem der Übervölkerung nicht lösen, wird der Tag der Abrechnung nur um einige Jahre hinausgeschoben und wird höchstwahrscheinlich schwerwiegender sein, wenn er kommt.
Wie kann die Christliche Wissenschaft Christian Science; sprich: kr'istjәn s'aiәns. unmittelbar auf das Problem der Übervölkerung angewendet werden? Betrachten Sie die Frage im Lichte der Ökologie.
Zur Naturwissenschaft der Ökologie gehört das Studium der Wechselbeziehungen zwischen Lebewesen — Wechselbeziehungen, bei denen es sowohl um Lebewesen wie um leblose Bestandteile der Umwelt geht. Begriffe wie das „Netzwerk des Lebens“ oder Ökosystem deuten den hohen Grad der Wechselwirkung an. In einem Ökosystem führt kein Lebewesen, noch eine Anzahl von Lebewesen, ein Inseldasein, und sie können die eigenen Bedürfnisse nicht selbst befriedigen; überall herrscht gegenseitige Abhängigkeit. Die naturwissenschaftliche Ökologie der Übervölkerung ist, daß keine Bevölkerung unbegrenzt wachsen kann. Früher oder später wird sie eine oder mehrere notwendige Energie- oder Rohstoffquellen verbraucht haben oder dem Lebensraum entwachsen und Beschränkungen unterworfen sein. Eine raschere Zunahme kann dazu führen, daß es zu einem Zusammenbruch kommt, daß die Bevölkerung durch Massensterben drastisch und plötzlich bis auf eine sehr kleine Zahl abnimmt.
Wie steht es aber um die Ökologie der Bevölkerung im Universum des Geistes, wo, wie die Christliche Wissenschaft lehrt, in Wirklichkeit alles Leben existiert? Haben Bevölkerungszahlen überhandgenommen? Hat sich die Umwelt verschlechtert? Sind bestimmte Arten von Ausrottung bedroht? Muß es zu einem Zusammenbruch der Bevölkerung kommen? Wo Gemüt alle „Sträucher auf dem Felde“ gemacht hat, als sie „noch nicht auf Erden“ 1. Mose 2:5; waren, und das harmonische Universum einschließlich des Menschen als Sein Bild und Gleichnis schuf, das Herrschaft hat, muß offensichtlich alles der göttlichen Kontrolle unterstehen.
Im Glossarium von Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift definiert Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, den Begriff „Mensch“ als „die zusammengesetzte Idee des unendlichen Geistes; das geistige Bild und Gleichnis Gottes; die volle Darstellung des Gemüts.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 591; Die Ideen des Gemüts sind in Wirklichkeit keinen Begrenzungen unterworfen. Sie werden keineswegs gezählt. Doch sie passen alle in das Universum des Gemüts, weil dieses Universum keine Grenzen hat. Außerdem benötigen Ideen keinen Raum, und sie ernähren sich von den unbegrenzbaren Reichtümern des Gemüts. Es gibt demnach keinen Mangel an Raum oder Nahrung für jede einzelne Idee des Gemüts. Das wirkliche Dasein besteht nicht und bestand niemals in dem physischen Fortbestand von Raum und Zeit. Ebensowenig existieren Angebot und Nachfrage, Hersteller und Verbraucher in begrenzten irdischen Begriffen. Das einzig wahre Ökosystem ist göttlich mental. Jede geistige Idee harmoniert mit allen anderen.
In unserem wahren Sein als Mensch, als die höchste Idee des Gemüts, besitzen wir in der Tat Herrschaft über die anderen Geschöpfe Gottes. Legen Sie aber nicht „dominieren“ als eine Funktion von Herrschaft aus. Der einzelne sollte die Herrschaft des Menschen zu dem Zweck demonstrieren, für die Natur Sorge zu tragen, nicht sie nach seinem eigenen Willen zu manipulieren. Wir alle sind verpflichtet, die Erde, die in der Christlichen Wissenschaft als Gottes Ökosystem angesehen wird, in dem alle Ideen im Netzwerk des Lebens aufeinander einwirken, zu lieben und zu hegen. Es ist unsere Obliegenheit, sie zu verwalten. Die wahre Kontrolle liegt natürlich bei Gott, dem Gemüt, nicht bei uns. Das Gemüt veranlaßt uns, auf unserem Posten als Verwalter verantwortungsbewußt zu handeln.
Es ist klar, daß das allmächtige Gemüt die Placierung aller seiner Ideen reguliert. Keine Kontrolle existiert jemals außerhalb des harmonischen Gemüts, das dadurch, daß es sich selbst und seinen Ausdruck kennt, auch das Universum, jede Einzelheit desselben, kennt. Diese Herrschaft des Gemüts ist hier, ist wirksam, unabhängig vom Augenschein, und sich an sie zu wenden ist die einzige Möglichkeit, die menschlichen Probleme unter Kontrolle zu sehen.
Mrs. Eddy beschreibt den Menschen als „das, was weder Leben, Intelligenz noch schöpferische Kraft aus sich selbst besitzt, sondern alles seinem Schöpfer Zugehörige geistig widerspiegelt.“ S. 475; Der Mensch kann nur deshalb verantwortungsbewußt handeln, weil er die Tätigkeit Gottes widerspiegelt. Dies trifft universell auf jeden individuellen Ausdruck Gottes zu. Daher kann das Verantwortungsgefühl eines jeden Menschen den Plan des Gemüts widerspiegeln, in dem jede Idee an ihrem rechten Platz ist, das Rechte tut und es weiß. Die Kontrolle über die Placierung und Tätigkeit des wirklichen Menschen liegt voll und ganz beim Gemüt, das alle Dinge sieht und kennt, und unser Verständnis dieser Wahrheit kann sie auf jeden Menschen anwendbar machen.
Absolute Erklärungen über die geistige Tatsache mögen von der gegenwärtigen menschlichen Situation weit entfernt zu sein scheinen, wo es so aussieht, als ginge die Menschheit mit ihrer Zahl und Aktivität über die Möglichkeiten des Ökosystems der Erde, sie zu erhalten und zu tragen, hinaus. Kann man mit der Christlichen Wissenschaft wirklich praktisch an die Lösung des Problems der Übervölkerung herangehen? Kann die individuelle Entscheidung der Menschen, Kinder zu zeugen, rechtzeitig unter Kontrolle gebracht werden, um zu verhindern, daß großes Elend entsteht und die Massen vor Hunger umkommen? Wird die menschliche Einstellung entsprechend reagieren, indem man sich der nicht-menschlichen Bestandteile seiner Umwelt mehr bewußt wird und sie in größerem Maße respektiert? Viele scharfsichtige Ökologen prophezeien offen, daß der Hunger und die Verschlechterung der Umwelt allgemein zunehmen werden.
Wer ein Gefühl der Hilflosigkeit und Verzweiflung empfindet, wenn er einem scheinbar so großen Weltproblem gegenübersteht, sollte über Mrs. Eddys kurzen Artikel mit dem Titel „Power of Prayer“ (Die Macht des Gebets), der in dem Buch The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany zu finden ist, gründlich nachdenken. Das Studium dieses Artikels half dem Verfasser erkennen, daß derjenige, der etwas von dem tatsächlichen geistigen Gesetz versteht, von keinem Bild von Begrenzung mesmerisiert zu sein braucht. Mrs. Eddy schreibt beispielsweise über Christus Jesus: „Er würde den geringsten Zweifel an der immer gegenwärtigen Macht des göttlichen Geistes, alle Zustände des Menschen und des Weltalls zu beherrschen, heftig zurückweisen.“ My., S. 294;
Die grundlegende Frage ist, ob die Dinge unter Kontrolle gehalten werden können. Wird die Situation vom Willen der Sterblichen oder vom göttlichen Willen beherrscht? Wahre Herrschaft ist nicht sterblich; sie ist weder physisch noch materiell mental. Die einzig wahre Herrschaft ist die, die vom Gemüt ausgeübt wird. Kein Bild unkontrollierter Tätigkeit ist wirklich. Es ist einfach nicht wahr, daß Gottes bewußte Herrschaft irgendwelchen Begrenzungen von Zeit oder Raum unterliegt. Wir dürfen für die stets aktive, beherrschende Gegenwart des Gemüts nicht blind sein.
Wollen wir uns doch über jedes mesmerische Gefühl erheben, das uns einflüstern möchte, es sei zu spät, zu erkennen, daß tatsächlich „bei Gott. .. alle Dinge möglich [sind]!“ Matth. 19:26. Diese Worte Christi Jesu zeigen, daß er die völlige Umkehrung und Umwandlung festverwurzelter Standpunkte und ihrer Auswirkungen erwartete. Da alles, was wirklich vollbracht wird, das Werk Gottes ist, der Ausdruck der Tätigkeit des Gemüts, ist alles Gute möglich. Ja, das Gute ist letzten Endes unausbleiblich. Schon jetzt ist die Entfaltung der Unendlichkeit Gottes, in der alle Seine Ideen auf ihrem rechten Platz sind — in ihrer rechten Beziehung zu Ihm und zueinander — die einzige Erschaffung, die vor sich geht.
Die Christlichen Wissenschafter haben die ihnen von Gott übertragene Verantwortung, sich der harmonischen Herrschaft des Gemüts zu unterwerfen. Sie haben die Fähigkeit und die Pflicht, auf die Herausforderung der Übervölkerung beharrlich mit einer geistigen Denkweise zu reagieren. Wenn sie in zunehmendem Maße darauf bedacht sind, die Erde und das Universum als das geistige Ökosystem Gottes anzusehen, wird das Problem der Übervölkerung auf diese gebeterfüllte geistige Erkenntnis ansprechen. Die Direktoren Der Mutterkirche zeigen durch das Erweiterungsprogramm des Kirchenzentrums der Christlichen Wissenschaft ihre Zuversicht, daß die Christlichen Wissenschafter überall auf der Welt den kritischen Bedrohungen der weltweiten Harmonie, denen wir uns gegenübersehen, entgegentreten werden. Unsere Kirche kann kein Inseldasein führen, abgeschnitten von der Welt. Dies ist ökologisch ungesund. Es kann in der Wissenschaft bewiesen werden, daß die Welt nicht aus Inseln besteht, sondern aus einem ausgezeichnet integrierten System, wo alle Bestandteile in harmonischer Wechselwirkung zueinander stehen und die Oberherrschaft der Liebe widerspiegeln.
Das Problem der Übervölkerung tritt uns gegenüber. Die wissenschaftliche Demonstration auf Erden, daß das Wesen der Schöpfung grenzenlos und geistig ist, hat den Anspruch des sterblichen Geburtenüberschusses an die Oberfläche gebracht. Folgt dann nicht daraus, daß alle diejenigen, denen die Wissenschaft der Schöpfung offenbart ist, von Gott dazu berufen sind, diesen sterblichen Anspruch zu vernichten und Gottes Herrschaft zu demonstrieren? Unverzügliches Handeln wird jetzt verlangt. Es ist eine übermenschliche Aufgabe. Ist es nicht großartig, daß die über das Menschliche hinausgehende Macht Gottes gegenwärtig ist, bewiesen und beweisbar? Wollen wir sie uns doch zunutze machen!
