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[Urtext in deutscher Sprache]

„Wie wir vergeben unsern Schuldigern“

Aus der November 1971-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im Gebet des Herrn lehrt uns Christus Jesus zu beten: „Vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern.“ Matth. 6:12; Der zweite Teil dieser Stelle, der als Voraussetzung oder Bedingung für die Erfüllung des ersten angesehen werden kann, ist anscheinend nicht immer leicht zu befolgen. Ja, manchen Leuten könnte er sogar unbequem sein. Der sterbliche Sinn sträubt sich manchmal zu vergeben.

Aber hat uns Jesus nicht immer wieder anempfohlen, den Nächsten zu lieben wie uns selbst? Wir können unseren Bruder nicht wirklich lieben, wenn wir versucht sind, ihm nicht zu vergeben. Und auf jeden Fall sollten wir ihm nicht nur mit Worten vergeben, sondern wir müssen ihm mit der Tat vergeben. Mrs. Eddy schreibt in ihrer geistigen Auslegung des Vaterunsers zu dieser Stelle: „Und Liebe spiegelt sich in Liebe wider.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 17;

Es gibt jedoch noch einen weniger offensichtlichen, dafür aber nicht minder wichtigen Aspekt. Wir lernen in der Christlichen Wissenschaft, zuerst unser eigenes Bewußtsein zu klären. Wir sollten dies so gut tun, daß wir in unseren Mitmenschen das sündlose, reine und vollkommene Kind Gottes sehen können. Wenn wir nun in unserem Nächsten den vollkommenen Menschen sehen, haben wir ihm dann überhaupt etwas zu vergeben? Sicherlich nicht. So kommt es schließlich darauf hinaus, daß wir im Grunde genommen in jedem Fall nur für uns selbst um Vergebung zu bitten haben und unser eigenes Bewußtsein von falschem Denken reinigen müssen.

Wenn wir unseren Nächsten im Lichte der Wahrheit sehen, also so, wie Gott Sein Ebenbild, den Menschen, geschaffen hat, können wir ihn gar nicht mit etwas Falschem belasten, selbst wenn er, mit dem Maßstab des sterblichen Sinnes gemessen, etwas Unschönes sagt oder tut. Es ist eine falsche Auffassung vom Menschen, die der Übeltäter ist, und wenn wir ihn richtig sehen und in der richtigen Weise über ihn denken, befreit, heilt dies. Haben wir jedoch immer wieder etwas an ihm auszusetzen, was wir offenbar vergeben müssen, so sündigen wir selbst und vergehen uns gegen das Gebot: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ 2. Mose 20:16; Auch erfüllen wir nicht das Gesetz: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Matth. 22:39; Wenn wir diese Wahrheiten verstehen lernen und sie in die Praxis umsetzen, wie leicht wird es uns dann fallen, unseren Schuldigern zu vergeben!

Als sich die Verfasserin einmal aufs äußerste anstrengen mußte, diesen Wahrheiten entsprechend zu denken und zu handeln, wurde ihr von einer erfahrenen Christlichen Wissenschafterin der tiefgründige Gedanke gegeben: „Was ich in Ihnen sehe, bin ich, und was Sie in mir sehen, sind Sie.“ Dies war eine ernste Mahnung, die ihrem Denken galt, aber zugleich war es eine solch wertvolle Hilfe, daß die negative Einstellung sehr rasch überwunden war.

Auf Seite 9 des Lehrbuchs der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, schreibt Mary Baker Eddy: „Der Prüfstein eines jeden Gebets ist in der Antwort auf folgende Fragen enthalten: lieben wir unseren Nächsten mehr infolge dieser unserer Bitte? Verharren wir in der alten Selbstsucht, zufrieden, daß wir um etwas Besseres gebetet haben, obwohl wir keinen Beweis von der Aufrichtigkeit unserer Bitten dadurch liefern, daß wir in Übereinstimmung mit unserem Gebet leben?“

Wir können unseren menschlichen Begriff von Dingen so sehr der Güte und Liebe Gottes unterstellen, daß wir bei strenger Prüfung den ersten zitierten Satz ehrlichen Herzens mit Ja und den zweiten mit Nein beantworten können. Jeder ist nur für sein eigenes Denken verantwortlich, nicht für das seiner Mitmenschen. Wenn wir erkennen, daß wir unserem Nächsten in Wirklichkeit gar nichts zu vergeben haben, dann fällt es uns auch leicht, ihn zu lieben.

Unsere verehrte Führerin Mrs. Eddy schreibt an einer anderen Stelle: „Daß wir uns untereinander lieben, ist der sehr einfache und tiefe Rat des inspirierten Schreibers (siehe 1. Joh. 3:23).“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 572. Können wir das, solange wir glauben, dem Nächsten eine Schuld vergeben zu müssen?

Wenn Gott Alles-in-allem ist, wie die Christliche Wissenschaft auf Grund der Bibel lehrt, dann gibt es in Wirklichkeit gar keine Schuld und somit nichts zu verzeihen. Im Grunde genommen können wir gar nicht anders als lieben, denn wenn der Mensch als die Idee des Gemüts von Gott ausgeht, dann ist er der Sprößling der unveränderlichen, unsterblichen Liebe und deshalb liebevoll, liebenswert und gütig.

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