Klaus war sehr glücklich. Er durfte seine Großmutter in der Stadt besuchen. Dort würde es viele interessante Geschäfte geben, in denen man sich umschauen konnte, besonders das große Spielwarengeschäft, wo er die elektrische Eisenbahn gesehen hatte.
Klaus lebte mit seiner Mutter, seinem Vater und seinem älteren Bruder Georg in einem entlegenen kleinen Dorf in Deutschland. Er und Georg konnten keine christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule besuchen, weil es keine in der Nähe gab.
Um sie dafür zu entschädigen, erzählte ihre Mutter ihnen abends oft biblische Geschichten und las ihnen aus der Bibel vor oder aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, oder manchmal einen für Kinder geschriebenen Artikel aus dem deutschen Herold der Christlichen Wissenschaft. So lernten sie, die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft auf ihr eigenes Leben anzuwenden. Und wenn sie einmal mit einem Problem nicht allein fertig werden konnten, gingen sie zu ihren Eltern und baten sie, ihnen zu helfen.
In der Stadt waren sie nun allein bei ihrer Großmutter und einer Tante, die beide keine Christlichen Wissenschafter waren. Am zweiten Tag wurde Georg sehr krank. Er lag zu Bett und wollte von nichts etwas wissen.
Als Klaus hörte, wie seine Großmutter zu seiner Tante sagte: „Am liebsten würde ich einen Arzt holen“, rief er erstaunt: „Du brauchst doch nur Gott zu bitten! Der hilft immer.“
Die Großmutter schien ihn nicht zu verstehen: „Das kann ich leider nicht“, erwiderte sie ehrlich.
„Dann muß ich es tun!“ erklärte er.
Er ging ins Nebenzimmer, setzte sich auf einen Stuhl und fing an, laut das Gebet, das Christus Jesus uns gab — das Gebet des Herrn —, zu beten. Er konnte es nicht ganz auswendig und kam nur bis zu: „Dein Reich komme.“ Matth. 6:10;
Als er diesen Teil des Gebets des Herrn gebetet hatte, fiel ihm auf einmal ein Satz von Mrs. Eddy ein, den seine Eltern ihm oft vorgelesen hatten: „Dein Reich ist gekommen; Du bist immergegenwärtig.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 16; Bisher hatte dieser Satz ihm nicht viel bedeutet. Aber jetzt kam er ihm so tröstlich vor wie ein Engelsgedanke, den Gott selbst ihm geschickt hatte.
„Wenn Gott immergegenwärtig ist“, dachte er, „so ist Er ja jetzt auch bei Georg.“
Er erinnerte sich daran, wie seine Mutter ihn einmal liebevoll an sich gedrückt und ihn gefragt hatte: „Fühlst du, wie lieb ich dich habe? Siehst du, Gottes Liebe ist noch größer. Wir alle sind Seine Kinder und sind immer in Seinen liebevollen Armen. Er gibt Seinen Kindern alles, was sie brauchen, und alles, was Er gibt, ist gut, weil Er selbst gut ist.“ Wie beruhigend es jetzt für Klaus war, zu wissen, daß all dies Gute auch auf seinen Bruder zutraf!
Er sprang vom Stuhl und lief zurück ins andere Zimmer. Doch die Großmutter legte den Finger auf die Lippen und zeigte auf Georg, der schlief. Sie und Klaus gingen auf Zehenspitzen aus dem Zimmer.
Als sie ihn zu Bett brachte, sagte sie ernst: „Ich glaube, daß Gott dein Gebet erhört hat. Georg wurde schnell ruhig und schlief ein.“
Georg schlief die ganze Nacht. Am nächsten Morgen war er völlig gesund, und er und Klaus verbrachten vier erlebnisreiche Tage in der großen Stadt.
Als die Mutter sie abholen kam, erzählte die Großmutter ihr von Georgs wunderbarer Heilung. Dann sagte die Mutter zu den Jungen: „Ihr habt eine wichtige Lektion gelernt. Ihr wißt jetzt, daß Gott euch immer und überall nahe ist und euch hilft, wenn ihr euch an Ihn wendet, auch wenn kein Ausüber der Christlichen Wissenschaft zu erreichen ist.“
Dann fügte sie hinzu: „Klaus, du hast etwas getan, was Gott von uns allen fordert, wie Mrs. Eddy geschrieben hat:, Es ist möglich, ja, es ist die Pflicht und das Vorrecht eines jeden Kindes, Mannes und Weibes, dem Beispiel des Meisters durch die Demonstration der Wahrheit und des Lebens, der Gesundheit und der Heiligkeit in einem gewissen Grade zu folgen.‘ S. 37. “
Klaus schaute zu Georg auf und lächelte.