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Materie: Substanz oder Schatten?

Aus der November 1971-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Was in der Christlichen Wissenschaft für dies Menschen vielleicht am schwierigsten zu verstehen ist, ist die Behauptung, daß die Materie nicht wirklich ist. Und doch ist diese Tatsache für das Verständnis und die Ausübung der Christlichen Wissenschaft grundlegend. Mary Baker Eddy schreibt: „Geist ist unendlich; daher ist Geist alles., Es gibt keine Materie‛ ist nicht nur das Axiom der wahren Christlichen Wissenschaft, sondern es ist auch die einzige Grundlage, auf der diese Wissenschaft bewiesen werden kann.“ The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 357;

Ein Axiom ist eine Wahrheit, die ohne weiteres einleuchtet. Dem geistigen Bewußtsein leuchtet es ohne weiteres ein, daß die Materie illusorisch ist, doch nicht dem gefälschten materiellen Bewußtsein, das ausschließlich auf der Materie als Substanz und Wirklichkeit basiert. Die Christlichen Wissenschafter schulden diesem Axiom ihrer Religion mehr als nur ein Lippenbekenntnis. Täglich lesen wir bei unserem Studium dieser Wissenschaft von der Wirklichkeit und Allheit des Geistes und der trügerischen Natur der Materie. Wir geben uns große Mühe, uns die Wahrheit zu vergegenwärtigen, daß Leben, Substanz und Intelligenz geistig sind, weder in noch von der Materie. Doch die meisten von uns halten es für zu schwer, den Augenschein dieses „allzu festen Fleisches“, wie Shakespeare es nannte, zu durchschauen.

Wir leugnen die Existenz der Materie nicht nur, um zu widersprechen, sondern weil dies in Heilung und Erneuerung bewiesen werden kann. Jede Heilung in der Christlichen Wissenschaft beweist in gewissem Grade, daß die Materie und ihre Begleiterscheinungen — Sünde, Krankheit, Begrenzung und so weiter — keine hartnäckigen Wirklichkeiten sind, sondern Umkehrungen der Wahrheit. Wenn wir uns über die absolute Allheit des Geistes und die daraus folgende Nichtsheit der Materie nicht völlig im klaren sind, werden unsere Demonstrationen wahrscheinlich entsprechend begrenzt sein.

Nicht jeder nimmt die Christliche Wissenschaft auf die gleiche Art und Weise an. Manch einer akzeptiert intuitiv die Allheit Gottes, des Geistes, und die Nichtsheit der Materie. Andere machen Vorbehalte über die Nichtsheit der Materie, stellen jedoch fest, daß ihnen im Verhältnis zu ihrem eigenen Fortschritt diese Tatsache verständlicher wird. In gewissem Sinne wird heute selbst von den Physikern anerkannt, daß die Materie nicht stofflich ist. Mehr und mehr sehen die Physiker die Materie in einem neuen Licht. Es ist ihre Aufgabe, die grundlegende Struktur und Natur der Materie zu erforschen, aber je weiter sie in ihren Forschungen vordringen, desto mehr erkennen sie von der mentalen Natur der Materie. Mrs. Eddy sagte das bereits vor einem Jahrhundert; aber sie ging viel weiter und offenbarte die Allheit des Geistes, des Gemüts.

Obgleich diese Naturwissenschaftler dem christlich-wissenschaftlichen Standpunkt von der Allheit des Geistes nicht notwendigerweise zustimmen, nähern sie sich immer mehr der gleichen Auffassung hinsichtlich der NichtStofflichkeit der Materie. Sie sind sich im allgemeinen einig, daß die Materie nicht aus unzerstörbaren festen materiellen Partikeln besteht, sondern betrachten sie als im wesentlichen elektrischer Natur. Die Wellen- und Korpuskulartheorien machen mentalen, mathematischen oder metaphysischen Auslegungen Raum. Nichtsdestoweniger ist noch eine große Kluft zu überbrücken zwischen dem materiell-mentalen oder elektrischen Bereich und dem geistig-mentalen Reich Gottes, des Gemüts.

Arthur Koestler schreibt in dem Buch Die Nachtwandler über die Wellentheorie bezüglich der Materie und sagt: „Diese Wellen, aus denen die Materie zu bestehen scheint, werden von einigen Physikern als völlig immaterielle, Wahrscheinlichkeitswellen‛ erklärt, die, aufgestörte Gebiete‛ kennzeichnen, wo höchstwahrscheinlich ein Elektron, vorkommt‛.“ Er zitiert J. W. N. Sullivan, der von diesen Wellen sagt: „Sie sind genauso immateriell wie die Wellen von Depression, Loyalität oder Selbstmord und so weiter, die über ein Land hinweggehen“, und er fährt fort: „Von da ist es nur noch ein Schritt, um sie abstrakte, mentale oder Gehirnwellen des Weltgeistes zu nennen — und das ohne Ironie.“ Die Nachtwandler, S. 531;

In einem Artikel, der die Korpuskulartheorie berührt und den Titel hat: „Kann ein Wissenschaftler an Gott glauben?“, erklärt Dr. Warren Weaver: „Kein Wissenschaftler hat je ein Elektron gesehen... Und doch ist für einen Wissenschaftler nichts, wirklicher‛ als ein Elektron. Stühle und Tische und Steine — alle diese Dinge sind für einen Wissenschaftler tatsächlich nicht sehr, wirklich‛, wenn er tief nachdenkt. Ein Tisch, mit den Präzisionsgeräten eines Atmophysikers gesehen, ist ein schattenhafter, wirbelnder Satz elektrischer Energien, und diese elektrischen Energien sind selbst sehr vage und schwer erfaßbar. So gesehen verliert der Tisch völlig seine großangelegte Vorspiegelung von Festigkeit.“

Er fährt fort: „.. . alle diese großangelegten Vorstellungen können einer näheren Untersuchung einfach nicht standhalten. Wenn er [der Wissenschaftler] sich dazu zwingt, den Dingen auf den Grund zu gehen, wird eine völlig neue und seltsam abstrakte Reihe von Begriffen in Bewegung gesetzt. Feste Körper sind nicht wirklich fest., Wirklich Bestehendes‛ ist nicht einmal, wie die Physiker es vor einem halben Jahrhundert annahmen, aus submikroskopischen Atomen, die Billardkugeln gleichen, zusammengesetzt.“ Kurz gesagt, Dr. Weaver stellt fest: „. .. der Wissenschaftler weiß, daß die alltägliche Wirklichkeit des Tisches und des Steines eine Illusion ist und daß die Wirklichkeit in der Tat eine sehr heikle, schwer erfaßbare und etwas abstrakte Angelegenheit ist.“ Religions in America, von Leo Rosten, S. 207‒209;

Bertrand Russell, der die philosophische Seite diskutiert, schreibt in dem Buch Philosophie der Materie: „Was die Welt im allgemeinen betrifft, sowohl die physische als die geistige, so ist alles, was wir von ihrer innerlichen Beschaffenheit wissen, von der psychischen Seite abgeleitet, und fast alles, was wir über ihre Kausalgesetze wissen, von der physischen Seite. Vom philosophischen Standpunkt betrachtet, ist jedoch die Unterscheidung zwischen Physischem und Psychischem eine oberflächliche und irreale.“ Philosophie der Materie, S. 402;

In den Augen der Naturwissenschaftler und Philosophen hat die Materie bereits ihre Grundlage der Körperlichkeit verloren. Ihre Atome werden nicht mehr als die Bausteine des Universums angesehen. Selbst die wirbelnden elektrischen Kräfte, die nach heutigem Dafürhalten die Atome ausmachen, an deren Stelle man früher körperliche Partikel vermutete, sind durch verhältnismäßig große Zwischenräume voneinander getrennt. Auch die am festesten aussehende Materie ist in der Tat praktisch nur leerer Raum. Der Kern ist der massive Teil des Atoms. Wenn alle Atomkerne in einem menschlichen Körper bis zum Äußersten zusammengepreßt würden, könnten sie auf einer Stecknadelspitze Platz finden. Wir sollten uns sehr wohl Gedanken darüber machen, aus was für einer „Substanz“ der menschliche Körper besteht! Würde dieses winzige Stäubchen auf der Stecknadelspitze wiederum bis zur Größe eines menschlichen Körpers aufgeblasen, so würde die Menge an „Materie“ in ihm immer noch nur ein winziges Stäubchen sein. Mit diesem Bild vor Augen sollten Physiker und andere Mrs. Eddys Erklärung, daß die Materie illusorisch ist, besser zu würdigen verstehen.

Ein ungläubiger Freund, mit dem ich einmal über dieses Thema sprach, sagte jedoch: „Ja, aber dadurch, daß die Materie einfach zusammengepreßt wird, ist sie noch nicht ausgelöscht! Wie ist es mit jenem Stäubchen? Ist es nicht immer noch materiell und wirklich?“ Diese Frage wird von Professor Heisenberg, dem Nobelpreisträger auf dem Gebiet der Physik, beantwortet. Er sagt: „Diese kleinsten Einheiten der Materie sind tatsächlich keine körperlichen Objekte im gewöhnlichen Sinne; sie sind Formen, Ideen, die nur in mathematischen Begriffen eindeutig ausgedrückt werden können.“ Frontiers of Modern Scientific Philosophy, S. 37;

Ein anderer Physiker und Nobelpreisträger, Erwin Schrödinger, hat gesagt, daß die Elemente der Materie, die von Bestand sind, Gestalt und systematischer Aufbau seien. Wir zitieren aus seinem Buch Naturwissenschaft und Humanismus: „Die Sprache hat sich der uralten Substanzhypothese so ganz und gar angepaßt, daß wir fast notgedrungen denken, wenn wir Worte wie, Form‛ oder, Gestalt‛ hören, sie wären sinnlos, wenn wir nicht sagen, was diese Form oder Gestalt hat; es müsse, denken wir, doch ein Substrat sein als Träger der Gestalten.. . Aber wenn wir zu den letzten Partikeln kommen, die die Materie ausmachen, erscheint es sinnlos, wiederum zu denken, daß sie aus irgendeinem Material bestünden. Sie sind sozusagen reine Gestalt, nichts als Gestalt; was bei wiederholten Beobachtungen immer wieder auftaucht, ist diese Gestalt, nicht ein einzelnes Stäubchen von Materie.“ Naturwissenschaft und Humanismus, S. 21; Außerdem deutet die Tatsache, daß schon allein das Beobachten subatomarer „Partikeln“ ihr Verhalten beeinflußt, auf die subjektive Natur der Materie hin.

Diese neuen Ansichten über die Natur der Materie sind deshalb so interessant, weil sie zeigen, daß sich die Welt immer mehr dem Punkt nähert, wo sie bereit ist, die These der Christlichen Wissenschaft zu akzeptieren, daß die Materie ein offenbar gewordener oder projizierter sterblicher Gedanke ist. Wir wissen, daß durch die neue technologische Entdeckung der Holographie Bilder in den Raum projiziert und dort dargestellt werden können. Dies entspricht der Art und Weise, wie das sterbliche Gemüt seine Gedanken als materiellen Körper und dessen Umgebung verbildlicht. Diese Bilder werden im Bewußtsein oder Unterbewußtsein oder in der allgemeinen Atmosphäre des sterblichen Denkens festgehalten. Krankheit, Verkrüppelung, Hinfälligkeit, Unfälle, Sünde, Begrenzung, Tod, Kriege und so weiter sind projizierte Bilder des falschen sterblichen Gemüts. Dieses materielle Gemüt ist, wie sein Substrat, die Materie, elektrischer Natur, wie die Naturwissenschaftler herausgefunden haben. Für den Christlichen Wissenschafter ist jedoch das ganze Gebiet der Materie, des sterblichen Gemüts und der Elektrizität die mesmerische Fälschung des Reiches Gottes, des Geistes, des göttlichen Gemüts, und der Schöpfung der Seele — der reinen und heiligen Identitäten.

Die Materie scheint Gestalt und einen systematischen Aufbau zu haben, weil sie das festumrissene Bild, der verkörperte Zustand des fleischlichen Gemüts ist. Die Christliche Wissenschaft kommt, um uns die reine, vollkommene, geistige Wirklichkeit zu zeigen, im Gegensatz, zu den Illusionen des Materialismus, die das gefälschte oder umgekehrte Bild darstellen. Anstatt aus Materie, dem materiellen Sinn und Elektrizität zu bestehen und von diesen Faktoren beherrscht zu werden, ist der wirkliche, von Gott geschaffene Mensch geistig; er wird von der göttlichen Intelligenz regiert und für alle Zeiten von dem göttlichen Gemüt durch dessen immergegenwärtige Engelsgedanken beherrscht.

Die Aufgabe der Christlichen Wissenschaft besteht darin, die falschen, unharmonischen, begrenzenden, materiellen Annahmen des materiellen Sinnes gegen wahre, substantielle, harmonische, grenzenlose, vollkommene Ideen des Geistes, des Gemüts, auszutauschen, die durch den geistigen Sinn offenbart werden. Im Universum Gottes besteht alles aus reinen und vollkommenen Ideen. Wenn wir diese geistigen Ideen im Gebet erschauen und an ihnen festhalten, verdrängen sie im Bewußtsein irrige Annahmen und haben Heilung zur Folge, indem sie uns die geistige Wirklichkeit entfalten.

Dadurch, daß Christus Jesus so klar die Allheit und Vollkommenheit der geistigen und einzigen Schöpfung Gottes wahrnahm, konnte er seine wunderbaren Werke vollbringen und völlige Herrschaft über alle materiellen Annahmen demonstrieren. Er sagte: „Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze.“ Joh. 6:63. Wir in diesem Zeitalter sind gesegnet, weil uns diese Wissenschaft des Christus offenbart worden ist, die es uns möglich macht, seinem Beispiel zu folgen und uns über den vorgetäuschten Bereich der Materie und des Bösen in das Reich des Geistes, der göttlichen, harmonischen Wirklichkeit zu erheben.


Stellet euch nicht dieser Welt gleich,
sondern verändert euch
durch Erneuerung eures Sinnes.

Römer 12:2

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