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Geistige Selbstdisziplin — Sicherheit vor der Sünde

Aus der Februar 1971-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Und es wird dort eine Bahn sein.“ Diese Verheißung aus dem 35. Kapitel des Buches Jesaja erlangte einmal besondere Bedeutung für die Verfasserin.

Sie und ihre Freundin hatten sich auf eine Wanderung begeben. Die Landstraße war heiß und staubig, und sie bogen in einen überwachsenen Waldweg ein, der sehr bald ein Ende hatte. Vor ihnen lag der unwegsame Wald. Der kühle Schatten, der Sonnenschein, der durch die Baumkronen tanzte, weite Flächen von tiefem, weichem Moos und duftenden Fichtennadeln lockten sie immer weiter. Selbst schwierige Strecken von dichtem Unterholz bereiteten ihnen Vergnügen. Sehr schmale Pfade schienen in alle Richtungen zu führen, nur um sofort wieder zu verschwinden. Von Zeit zu Zeit sagten sie: „Wir werden uns dies (oder das) für unseren Rückweg merken.“

Aber es gab kein Zurück. Bald stellten sie fest, daß sie jeden Orientierungssinn verloren hatten. Die Suche zur Rechten und zur Linken brachte nichts ein. Die Dämmerung brach bald herein. Während ihre Freundin noch immer umherlief, hielt die junge Christliche Wissenschafterin schließlich inne und betete. Eine große Stille überkam sie, und die oben angeführten Worte kamen ihr mit ruhiger Überzeugung. Eine geistige Eingebung wies ihr die Richtung, die sie einschlagen mußten. Ihre Freundin setzte die nutzlose Suche fort; sie blieben aber immer in Hörweite voneinander, während sie weitergingen. Eine Barriere aus Erlengestrüpp drohte schließlich jedes weitere Vorankommen unmöglich zu machen, doch die junge Frau bahnte sich einen Weg hindurch und rief: „Eine Straße, eine Straße!“

Ja, dort war eine Straße, eine schmale, ohne Wegweiser, ohne ein Haus in Sicht, aber ihre Verheißung war gewiß. Beide beteten jetzt dankbar, wandten sich nach links und sahen bald in der Ferne ein vertrautes Haus.

Ein Rückblick auf diese Erfahrung zeigte klar, daß Selbstdisziplin die beiden von vornherein vor einer solch abenteuerlichen Wanderung und damit vor dieser Erfahrung bewahrt hätte. Und es war auch klar, daß sie, nachdem sie einen Ausweg gefunden hatten, ohne Selbstdisziplin vielleicht wieder umhergewandert wären.

Was ist nun Selbstdisziplin?

Verlockt von einer falschen Auffassung von Sicherheit und Vergnügen, suchen die Sterblichen Befriedigung und Erfüllung auf materielle anstatt auf geistige Weise und tappen dabei in einer unwegsamen Wildnis umher. Aber der Prophet Jesaja sah den Tag voraus, an dem „dort eine Bahn sein [wird], die der heilige Weg heißen wird. Kein Unreiner darf ihn betreten; nur sie [die Erlösten des Herrn] werden auf ihm gehen; auch die Toren dürfen nicht darauf umherirren.“ Jes. 35:8;

Christus Jesus sagte: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ Joh. 14:6; Mit diesen Worten wies er auf die Göttlichkeit seiner Mission hin und definierte den Christus. Er wußte, daß die Menschen nicht von Furcht und Krankheit, von Eigensinn und Leid erlöst werden konnten, es sei denn, daß sie von der Sünde erlöst würden. Er wußte, daß Gott Geist ist und daß es nur einen Geist gibt, ohne einen zweiten oder ein Gegenteil. Die Allheit des Geistes schließt die Existenz der Materie aus. Er übte unbedingten Gehorsam gegen das Erste Gebot. Auf diese Weise hob er das physische Gesetz auf, beraubte den materiellen Sinn seines Anscheins von Glaubwürdigkeit und die Materie ihres Anspruchs auf Intelligenz. Er verlangte von seinen Nachfolgern Reinheit und Gehorsam. Er sagte: „Ihr müsset von neuem geboren werden.“ 3:7;

Es ist bedeutsam, daß er sich nach der herrlichen Offenbarung seiner Gottessohnschaft der Versuchung in der Wüste, wie sie gewöhnlich genannt wird, ausgesetzt sah. Ist es nicht möglich, daß er vor dem Antritt seines wundervollen geistlichen Amtes sah, daß er den Machenschaften des Bösen, dem tierischen Magnetismus, entgegentreten und sie entlarven mußte?

Die erste Versuchung, der er begegnete, war die Lüge, daß das Leben seine Nahrung und Befriedigung aus der Materie schöpft und daß er sein Verständnis von Gott dazu benutzen könnte, das Materielle herbeizuschaffen, um damit die Sinne zufriedenzustellen. Die zweite, daß er jedes gewünschte Abenteuer vollbringen und sein geistiges Verständnis dazu benutzen könnte, ihn zu beschützen. Die dritte, daß er durch Mesmerismus, Hypnotismus oder Willenskraft alles haben könnte, was er sich wünschte, tun könnte, was er wollte, und die Welt zu Füßen haben könnte.

Jesu entschiedene Zurückweisung dieser falschen Ansprüche des tierischen Magnetismus war das Resultat seiner geistigen Selbstdisziplin, die den Irrtum aufdeckte und handhabte (ihn auf seine Nichtsheit zurückführte und auf diese Weise seine Machtlosigkeit, Jesus zu beeinflussen, bewies) und dadurch das Fundament zu seinem triumphalen Lebenswerk legte.

In ähnlicher Weise mußte Mrs. Eddy die Machenschaften des tierischen Magnetismus erforschen und bloßstellen. Die Christliche Wissenschaft kam zu ihr als eine herrliche Offenbarung des Wesens und Charakters Gottes. Sie befähigte sie zu erkennen, daß ein Gott, der das unendlich Gute ist, nichts Böses schaffen konnte, daß Gott, der allmächtige Liebe ist, kein Leid senden konnte, daß sich das unendliche Leben nicht im Tod ausdrücken noch das reine Gemüt den Wunsch oder die Fähigkeit zu sündigen erzeugen konnte.

Der Beweis für die Richtigkeit dieser Offenbarung war ihre geistige Heilkraft. Mrs. Eddy war voller Freude angesichts der Möglichkeit, die Herrlichkeit der Allheit Gottes mit der Welt zu teilen. Aber sie stellte bald fest, daß die Welt die Offenbarung ablehnte. Familienangehörige und Freunde behandelten sie verächtlich, einige ihrer Schüler betrogen sie, und sie war Angriffen und dem Spott ausgesetzt. Sie mußte die Ursache für diesen Widerstand erkennen. Sie mußte seine Quelle aufdecken. Sie berichtet uns, daß die Wahrheit über Gottes Allheit spontan in ihr Bewußtsein geströmt war, daß jedoch das Aufdecken des Irrtums mühsam war. Hätte sie es aber nicht getan, wäre ihr Lebenswerk unvollständig gewesen und die Menschheit wäre im Dunkeln gelassen worden, der Falschheit nicht gewahr, durch die sie getäuscht wird. Wie der Meister übte sie Selbstdisziplin, die sie befähigte, die Aufgabe auf sich zu nehmen.

In Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift zitiert sie aus dem zweiten Kapitel der Genesis und schreibt: „ ‚Ein Nebel ging auf von der Erde.‘ Dieses Schriftwort stellt den Irrtum so dar, als ginge er von einer Idee des Guten auf materieller Grundlage aus.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 546; Sie erkannte, daß das Verlangen nach dem Guten jedem menschlichen Bewußtsein innewohnt, daß aber die Idee des Guten auf materieller Grundlage die Teufelslehre ist, die die Wahrheit zurückweist und Unrecht, Verbrechen, Rassenkonflikte, soziale und bürgerliche Ungerechtigkeiten und individuelle Vergehen zur Folge hat. Die Vorstellung vom Guten auf materieller Grundlage ist der Irrtum, der die Menschheit in Dunkel hüllt.

Dualismus ist die Wurzel der Sünde. Er ist die Annahme, daß der eine unendliche Gott ein Gegenteil habe und daß es folglich zwei Mächte gäbe, Gott, oder das Gute, und das Böse, das sich als das Gute ausgibt und noch mächtiger ist. Diese Lüge ist der tierische Magnetismus, den die Wissenschaft aufdeckt und zerstört. Seine Wirkungsweise ist mentale Malpraxis, verkehrte Praxis. Sein Werkzeug ist die aggressive mentale Suggestion, die die Sterblichen zu Handlungen und Empfindungen drängt, die ihrer höheren Natur zuwider sind. Da der tierische Magnetismus oder das sterbliche Gemüt ständig in Tätigkeit zu sein behauptet, ist die Tatsache, daß das Gute alle Tätigkeit ausmacht, die spezifische Wahrheit, die ihn vernichtet. Dies kann bewiesen werden.

Wie die beiden, die sich im Walde verlaufen hatten, irren heute viele in einer verworrenen Wildnis umher, einer Wildnis, die „von einer Idee des Guten auf materieller Grundlage“ ihren Ausgang nimmt. Bei ihrer Suche nach dem Guten werden sie immer weiter in die Irre geleitet. Ein jeder wünscht das Gute, wenige aber verstehen die wahre Natur des Guten und sind willens, an seinen Regeln festzuhalten. Die „köstlichen“ Formen des tierischen Magnetismus sind hinterhältiger als seine offensichtlich schlechten. Die aggressive mentale Suggestion verleitet ihr Opfer zu der Annahme, daß Sünde Vergnügen bereite, Diebstahl Gewinn bringe, persönliches Besitzenwollen liebevoll sei und daß in der Ausübung des menschlichen Willens Kraft liege. Diese unwegsamen Pfade enden in Enttäuschung, wie sie auch damit beginnen. Ein aufrichtiges Verlangen nach dem Guten, ein geistiger Hunger ist das Gebet, das Befreiung bringt.

Gott vergibt die Sünde nicht dadurch, daß Er sie entschuldigt, sondern indem Er sie zerstört. Es ist ein wichtiger Punkt in der Theologie der Christlichen Wissenschaft, daß nicht der Sünder die Sünde schafft, sondern daß die Sünde oder das fleischliche Gemüt, das sich angenommenermaßen selbst geschaffen hat, den Sünder erzeugt und daß das eine nicht ohne das andere existiert. Folglich zerstört die Vernichtung der Sünde, oder des Sünders, nicht den Menschen, sondern sie bringt den wahren Menschen, der Reinheit, Erhabenheit, Kraft und Größe verkörpert, in der Wirklichkeit und Majestät seines Seins ans Licht.

Der tierische Magnetismus tritt ebenso als Massenmesmerismus wie als moralisches Vergehen des einzelnen auf. Er behauptet, über Menschenmassen Macht zu haben, und wirkt als mentale Ansteckung, die über Nationen, Völker, Rassen und Heime hinwegfegt. Der Ausweg aber und die Sicherheit liegen in der individuellen Beziehung des Menschen zu Gott.

Die Christliche Wissenschaft erweckt den einzelnen zu seinem gottgegebenen Erbe der Freiheit. Sie gibt einem jeden die Fähigkeit, die Fallgruben des sterblichen Gemüts zu entdecken, sich gegen aggressive mentale Suggestion zu verteidigen, der Versuchung zu widerstehen und sich von der selbstauferlegten Knechtschaft unter der Sünde zu befreien. Seine Verteidigungswaffen sind beständige Wachsamkeit und die Stärke, die aus einem höher entwickelten Verständnis von Gott kommt, einem Verständnis, das aus tiefer Aufrichtigkeit geboren und durch Gebet und tägliches Studium der Bibel und der Werke Mrs. Eddys erlangt wird. Der Christliche Wissenschafter muß seine Rüstung anbehalten. Indem er seine Unschuld verteidigt, legt er den Grund für einen glücklichen und erfolgreichen Beitrag zu dem, was die Welt braucht.

In einem Abschnitt von seltener Schönheit schreibt Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit: „Das göttliche Gemüt, das den Menschen geschaffen hat, erhält auch Sein Ebenbild und Gleichnis. Das menschliche Gemüt streitet wider Gott und muß abgelegt werden, wie Paulus erklärt. Alles wirklich Bestehende ist das göttliche Gemüt und seine Idee, und in diesem Gemüt wird das ganze Sein als harmonisch und ewig erfunden.“ S. 151. Das englische Wort „maintain“ (erhalten) bedeutet seiner Abstammung gemäß „in der Hand halten; fassen“. Es weist nicht nur auf Sicherheit hin, sondern auf die Aufrechterhaltung eines Standards, ununterbrochene Versorgung, Tätigkeit, Obhut, zärtliche Liebe und Fürsorge.

Der Abschnitt lautet weiter: „Diese Tatsache sehen und anerkennen, dieser Macht sich ergeben und den Führungen der Wahrheit folgen, das ist der gerade und schmale Weg.“ Was macht es, wenn der Weg zunächst gerade und schmal erscheint? Er wird breiter, wenn unsere mentalen Lasten abfallen. Wir stellen fest, daß wir die geistige Tatsache nicht nur sehen, das heißt intellektuell erfassen müssen — wir müssen sie aufrichtig und vorbehaltlos anerkennen und akzeptieren. Wir müssen uns der Macht der Wahrheit, des göttlichen Prinzips, das Liebe ist, ergeben. Sich zu ergeben ist nicht immer ein leichter Vorgang. Es erfordert Demut, Geduld, Gehorsam, Bereitschaft und konsequente Beharrlichkeit. Sich zu ergeben bedeutet, das Selbst — Selbstgerechtigkeit, Eigenwillen und Eigenliebe — völlig aufzugeben, bis wir als Gottes Gleichnis wiedergeboren sind.

Wir sind also vor der Sünde sicher, wenn wir durch geistige Selbstdisziplin den Führungen Christi, der Wahrheit, folgen. Und es wird in uns der von Gott geschaffene Mensch in der ganzen geistigen Integrität seines Seins, unbefleckt von Sünde oder Schwachheit, sichtbar werden — der Mensch, der das ewige Gleichnis seines sündlosen Schöpfers ist.


Herr, zeige mir
deine Wege
und lehre mich deine Steige!

Psalm 25:4

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