Was wollen wir sehen, wenn wir zur Kirche kommen, das Prinzip oder eine Person? Sind wir gekommen, um eine Vorführung zu sehen, um festzustellen, wie die Leser aussehen, wie sie sich geben oder wie sie lesen? Sind wir gekommen, um persönliche Prediger zu sehen? Die Bibel und das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, sind unsere Prediger — sie sind der Botschafter und die Botschaft und bereiten Schritt für Schritt den Weg dafür, daß sich der Christus, die Wahrheit, in uns entfalte.
Fragen wie diese zu beantworten ist wie eine Bestandsaufnahme unserer Einstellung: wir erneuern und festigen unsere Vorstellung von unserem eigenen Anteil am Gottesdienst, wir lernen erkennen, was er uns wirklich bedeutet, was wir von ihm erwarten und was wir beizutragen, zu geben beabsichtigen.
Eine Bekannte wollte wissen, um welche Zeit die Sonntagsgottesdienste der Kirche Christi, Wissenschafter, an unserm Ort beginnen. Ich gab ihr die offizielle Anfangszeit; doch als ich ihr aufrichtiges Interesse an unserer Religion bemerkte und ihren großen Wunsch, mehr darüber zu erfahren, fügte ich hinzu: „Aber für uns beginnt der Gottesdienst ganz individuell in dem Augenblick, wo wir die Kirche betreten, ganz gleich, wie früh wir da sind.“ Die Leser haben die Aufgabe, die Lektionspredigt darzubieten, wie sie im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft veröffentlicht ist; wir haben die Aufgabe, uns innerlich vorzubereiten, uns für die Wahrheit empfänglich zu machen. Wenn wir die Kirche betreten, bemühen wir uns, alle weltlichen Gedanken zurückzulassen und unser Bewußtsein mit der gebetvollen Anerkennung der Gegenwart und Macht der göttlichen Liebe zu erfüllen. Mrs. Eddy sagt: „Die Wissenschaft spricht, wenn die Sinne schweigen; und dann triumphiert die immerwährende Wahrheit.“ Vermischte Schriften, S. 100;
Und genauso wichtig wie die stille, gebetvolle metaphysische Arbeit vor dem Gottesdienst ist die aktive Reaktion auf die Aufforderung des Lesers: „Wir wollwn uns jetzt im stillen Gebet vereinen“! Dies ist keine beiläufige Aufforderung. Stilles Gebet ist Ausübung. „Stilles Gebet ist ein demütiges, inbrünstiges Verlangen; hierdurch wird erkannt, wie sich die Metaphysik über die Physik erhebt, allen Glauben auf Geist setzt und jeden Augenschein irgendeiner anderen Macht als der des Gemüts entfernt.“ Die allgemeine Anschauung der Menschen von Gott, S. 9; Das sind Mrs. Eddys Worte. Es ist unser Vorrecht, dieses Gebet als unsere ganz persönliche Opfergabe darzubringen.
Von der sicheren Basis des stillen Gebets ausgehend, müssen alle Kirchentätigkeiten, ob Gottesdienste oder Versammlungen, förderlich sein. Alles, was wir tun, ruht sicher, wenn wir uns still an die Quelle allen Lebens und Gesegnetseins wenden. Stilles Gebet ist der Same, den wir aussäen. Erwarten wir, daß etwas wächst, wenn wir es nicht pflanzen? Wir können nur ernten, wenn wir säen, und wir können nur empfangen, wenn wir geben.
Eine Kirche ist so stark wie die Erfahrung und der Ausdruck des einzelnen von der Wahrheit und Liebe und so unanfechtbar wie die Wachsamkeit ihrer Mitglieder. Ein Gottesdienst ist so machtvoll wie die Empfänglichkeit des einzelnen Herzens und nicht wie die Anzahl der Sterblichen, die ihn besuchen.
Was können wir tun, um die Kirche zu stärken und die Gottesdienste zu unterstützen? Das eine, das wir tun können, ist ganz naheliegend: wir können auf unsere Einstellung achten und sie verbessern. Das sterbliche Gemüt hat eine heimtückische Art, unsere Aufmerksamkeit auf andere zu lenken — darauf, was in ihrem Leben, ihret Arbeit oder ihrem Charakter verkehrt ist, was sie versäumen oder was sie vernachlässigen. Wir können nichts ändern oder verbessern, wenn wir auf das Versagen unserer Mitmenschen hinweisen. Wenn wir auf diese negativen Suggestionen hören und sie wiederholen — wenn wir eine Wirklichkeit aus ihnen machen —, dann sind wir diejenigen, die ihren Anteil, ihre Pflicht, vernachlässigen, und wir werden eins der schwachen Glieder, das die Kette in Zeiten der Spannung und Not reißen lassen kann.
Kritik und eine negative Einstellung wird niemanden zu unserer Kirche bringen. Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, auf die geistigen Kräfte des göttlichen Gemüts zu vertrauen; Wahrheit ist deren Stärke und Liebe deren Anziehungskraft. Daher haben wir die Verpflichtung, unsere Liebe, unsere freudige Aufgeschlossenheit zu stärken, unsere Hingabe zu erneuern und unser Verständnis zu erweitern. Wir müssen diese Eigenschaften als kostbare Gaben zu unserem Gottesdienst bringen, um Lauheit und Gleichgültigkeit zu zerstreuen, abschweifende Gedanken durch die Klarheit disziplinierten Denkens zu ersetzen und die lähmende Kälte des Kritisierens mit der Wärme und Begeisterung der Liebe zu überwinden, die düstere Sorge mit der strahlenden Freude.
Akzeptieren wir die leeren Plätze in unserer Kirche als einen Beweis der Gleichgültigkeit? Dann sollten wir unser Denken umgestalten und uns für Gemüt und Liebe einsetzen anstatt für die Materie; auch sollten wir die Plätze als ein herzliches Willkommen betrachten. Wenn wir uns in der Stärke des Geistes erheben, unsere gebetvolle geistige Arbeit tun, um eine scheinbare Leere zu füllen, den angeblichen Mangel durch den Reichtum der Dankbarkeit, durch die Freude der Anerkennung und das glückliche Erwarten des Guten zu ersetzen, dann haben wir tatsächlich einen wesentlichen Beitrag zu unserem Gottesdienst geleistet und etwas Beachtliches für unsere Kirche getan.
Ein wesentlicher Teil unseres Gottesdienstes ist die Musik. Wahre Musik ist eine geistige Tätigkeit, ein Ausdruck von der Hermonie der Seele, die das Herz berührt. Sie bewirkt, daß das Bewußtsein aus dem Mühseligen und Beladenen ins Glückselige und Helle erhoben wird — vom Sinn zur Seele — und wir dadurch veranlaßt werden, unser Herz für die Botschaft des Gottesdienstes zu öffnen.
Der Solist und der Organist sind nicht die einzigen, die sich musikalisch betätigen; jeder sollte seinen Teil dazu beitragen, wie beim gemeinsamen Singen der Lieder. Paulus sagt: „Singet und spielet dem Herrn in euren Herzen.“ Eph. 5:19; Wir sollten wissen und uns deutlich vergegenwärtigen, daß nichts und niemand es unterlassen kann, Harmonie, eine Eigenschaft der Seele, zum Ausdruck zu bringen. Sie ist ein allmächtiger, von Gott gegebener Auftrieb und dient einem großen Zweck. Dieses Verständnis kann die Atmosphäre unseres Gottesdienstes vergeistigen und erheben, „daß man Wonne und Freude darin findet, Dank und Lobgesang“ Jes. 51:3;
Als Christus Jesus von dem großen Prediger, Johannes dem Täufer, sprach, fragte er: „Was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen in weichen Kleidern sehen? Siehe, die da weiche Kleider tragen, sind in der Könige Häusern.“ Matth. 11:8; Jesus kannte die menschliche Natur — ihre Neugier, ihre Weltlichkeit und ihre materialistischen Neigungen. Auf die geistige Bedeutung von Johannes’ Berufung hinweisend, fuhr er fort: „Dieser ist’s, von dem geschrieben steht:, Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll‘ “, vor dem Messias.
Wir tragen zu unseren Gottesdiensten bei, wenn wir mit offenem Herzen und offenem Gemüt zuhören. Obwohl wir für ein inspiriertes Lesen tief und aufrichtig dankbar sind, lauschen wir durch die persönliche Darbietung „hindurch“ und erwarten, daß sich das göttliche Wort in einem neuen Licht entfalte. Wir schalten den materiellen Sinn mit seiner hemmenden Kritik aus und bemühen uns, mit der unfehlbar widergespiegelten Fähigkeit und Intelligenz des Gemüts zu lauschen, mit dem tiefen und starken Gefühl der Seele.
Wenn wir unsere Lektionspredigten verstehen und ihnen entsprechend bis an die Grenzen unserer gegenwärtigen Fähigkeit leben, sind sie die Bausteine, die uns Schritt für Schritt Paulus’ Worte verstehen helfen: „Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid?“ 1. Kor. 3:16.
Die Frage: „Was seid ihr hinausgegangen zu sehen?“ ist beantwortet worden mit: „Wir sind nicht gekommen, um etwas zu sehen. Wir sind gekommen, um zu geben und aktiv zu sein.“
