Das Leben ist ein Zustand bewußten Seins. Entweder wir denken harmonische, gesunde, richtige Gedanken aus dem unsterblichen Gemüt, dem göttlichen Leben, oder wir nehmen die lähmende Auffassung an, das Leben sei zeitlich und in einem materiellen Körper. Geben wir den Gedanken vom unsterblichen Gemüt Raum, dann leben wir wirklich; im anderen Fall träumen wir von einem Leben, das in Wirklichkeit überhaupt kein Leben ist.
Gedanken aus dem göttlichen Leben, oder Prinzip, das Liebe ist, haben belebende Kraft und offenbaren uns die Liebe in Tätigkeit. Gott ist Liebe, wie uns die Bibel zeigt, und wir leben nur dann wirklich, wenn wir selbstlos lieben und geistige Gedanken hegen. Wenn wir die Materie vergöttern, das heißt in der Materie unser Glück suchen oder uns für Sicherheit auf sie verlassen, leben wir nicht wirklich. Der Christus, der Geist Gottes, neutralisiert die Materialität und entfernt sie aus unserem Bewußtsein, indem er die ursprünglichen und ewigen Kräfte — geistige Stärke, Reinheit, Frohsinn und andere — in uns lebendig und wirksam werden läßt. Diese Christus-Qualitäten, die Gott, Leben, in uns zum Ausdruck bringt, machen uns frei und glücklich.
Es ist nicht leicht, alle materialistischen Charakterzüge wie Eigenwillen, Eigenliebe und Selbstgerechtigkeit, die dem Glauben an ein vom göttlichen Leben getrenntes, endliches, persönliches Ich entstammen, aufzugeben. Üben wir aber Unterordnung unter Gottes Willen, lieben wir die ganze Menschheit und machen wir uns Gottes gerechtes Gesetz — Seine göttliche Wissenschaft — wirklich zu eigen, dann kommt Gottes lebendiges Ebenbild und Gleichnis, unser wirkliches Selbst, der ursprüngliche Mensch, ans Licht. Schließlich gibt es für uns nur diesen einen Weg der Vergeistigung des Denkens, wenn wir wirklich leben wollen.
Mrs. Eddy sagt in dem Buch Wissenschaft und Gesundheit: „Die harten Erfahrungen der Annahme von dem angeblichen Leben der Materie, wie auch unsere Enttäuschungen und unser unaufhörliches Weh, treiben uns wie müde Kinder in die Arme der göttlichen Liebe. Dann fangen wir an, das Leben in der göttlichen Wissenschaft zu begreifen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 322;
Wer das geistige Verständnis vom Leben sucht und „verborgen mit Christus in Gott“ Kol. 3:3; bleibt, wird von der unendlich guten, wahren und lebendigen Liebe inspiriert und belebt. Das Verweilen in dieser Wirklichkeit erreicht er mit Hilfe von Studium, Gebet und Weitergeben der empfangenen geistigen Gaben.
Für ihn ist das Leben offenbar geworden. Er entdeckt seine Vollständigkeit und Unschuld in seiner eigentlichen Identität als das Ebenbild seines Vater-Mutter Gottes. Er bringt die Vollständigkeit freudig und praktisch zum Ausdruck in einer Kombination gottähnlicher Eigenschaften von Intelligenz und Standfestigkeit, die allzuoft nur als männliche Eigenschaften betrachtet werden, und von Barmherzigkeit und Hilfsbereitschaft, die allzuoft nur als weibliche Eigenschaften betrachtet werden. Liebe verleiht allen Menschen alle ihre Gaben. Leben sieht sich selbst in jedem vollkommenen individuellen Menschen voll widergespiegelt. Es drückt ununterbrochen seine Aktivität im individuellen Menschen aus, der immer unversehrt bleibt
Unser zunehmendes Verständnis vom geistigen Sein befähigt uns, ein Leben der Nützlichkeit zu führen und dadurch der Menschheit zu helfen, aus überlebten materiellen Vorstellungen, die Sünde, Krankheit und Tod mit sich bringen, herauszukommen. Nichts macht uns schneller frei von den Ansprüchen der verkehrten Liebe, die Selbstsucht ist, als das tägliche Anwenden selbstloser geistiger Liebe, die die Widerspiegelung der Liebe, oder des göttlichen Prinzips, des Lebens, ist. Nächstenliebe segnet nicht nur den Nächsten, sondern zugleich denjenigen, der sie anwendet.
Ein Christlicher Wissenschafter litt an einer Krankheit. Da sein Studium und Gebet erfolglos zu sein schienen, bat er Gott um Erleuchtung. Darauf kam ihm der anregende Gedanke, eine heilende Nachricht an jemanden zu schreiben, dessen Brief noch unbeantwortet lag und der mehr als er selbst der Hilfe bedurfte.
Er setzte sich sofort an die Schreibmaschine, betete zu Gott um Inspiration und schrieb einen Brief, der ihm beim Durchlesen viel Freude brachte. Er sah ein, daß die darin enthaltenen heilenden Gedanken nicht seine eigenen waren, sondern daß Gott sie ihm eingegeben hatte. Plötzlich wurde ihm dankbar bewußt, daß er während des Schreibens völlig geheilt worden war. Diese Erfahrung bewies den praktischen Wert von Mrs. Eddys Behauptung: „Das Christentum ist die Grundlage des wahren Heilens. Alles, was den menschlichen Gedanken auf gleicher Linie mit selbstloser Liebe erhält, empfängt unmittelbar die göttliche Kraft.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 192;
Der lebendige, belebende Christus, oder die unpersönliche Wahrheit, ist der Sieger über die lügenhaften materiellen Vorstellungen, nicht nur über Sünde und Krankheit, sondern auch über den Tod. Der Christus, durch den Christus Jesus den ersten Christen inspirierende Ideen mitteilte, sagt heute in des Meisters Worten zu uns: „Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.“ Matth. 10:39; Wenn wir unser Denken und Handeln auf den Christus, die Wahrheit, gründen, nähern wir uns der Wirklichkeit, die der Ausdruck des einen unendlichen Lebens ist, das keinen Anfang hat und kein Ende kennt. Wir demonstrieren in weiterem Umfang das Leben, das aus dem göttlichen Gemüt, dem einzigen Ich, hervorströmt, das All-Bewußtsein und All-Tätigkeit zugleich ist.
Die Frage ist die: Wie weit haben wir uns von der falschen, ängstlichen allgemeinen Annahme von Leben, Substanz und Intelligenz in der Materie entfernt, und wie weit erkennen wir unser wahres Selbst als ein individuelles geistiges Bewußtsein innerhalb des ewigen und unendlichen All-Bewußtseins oder Lebens? Das wahre Ich, das göttliche Leben, lebt und ist ständig wirksam. Egotismus, oder der Glaube an viele kleine endliche Ichs, ist eine leblose Illusion, ohne Existenz in der Wahrheit. Das ursprüngliche Ich, die göttliche Liebe oder das ewige Prinzip des Seins, ist alltätig.
Die Christliche Wissenschaft, „der Tröster, der heilige Geist“ Joh. 14:26;, erklärt uns das Leben, das uns Christus Jesus lehrte und vorlebte, so daß wir — Schritt für Schritt — aus der Traumvorstellung vom Leben in der Materie herauskommen und zum wahren Leben in Gott, dem unendlich Guten, erwachen können. In ihrem Brief an Erste Kirche Christi, Wissenschafter, in den White Mountains schreibt Mrs. Eddy: „Leben ist die Spontaneität der Liebe, untrennbar von der Liebe, und Leben ist das Lamm, ,das erwürgt ist von Anfang der Welt‘ — das nämlich, was tot war, und ist wieder lebendig geworden,. .. verloren, und ist wiedergefunden‘, denn Leben ist der Christus, und Christus heilt, wie ehedem, die Kranken, errettet die Sünder und zerstört den letzten Feind, den Tod.“ The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 185.
