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[Urtext in deutscher Sprache]

Genie oder Talent?

Aus der März 1973-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein Kunstprofessor mag zu seinen Schülern sagen: „Ein Künstler, der die Natur kopiert, ist noch lange kein Genie — er besitzt nur Talent. Ein Genie gibt seine lebhafte, innere Vision wieder, wobei es das Sichtbare dem Symbol unterstellt.“ Der Professor sagt damit etwas, was uns an die Lehren der Christlichen Wissenschaft erinnert.

Durch bloßes menschliches Wissen gewinnen wir nur eine oberflächliche Vorstellung von den äußeren Erscheinungen. Durch ein Wissen, das durch geistige Wahrheit und Inspiration erhoben wird, gewahren wir die göttliche Idee. Wir schauen bis zu einem gewissen Grade durch die Erscheinungen hindurch und über sie hinaus und sehen die vollkommene, geistige Wirklichkeit.

Mrs. Eddy sagt in dem Buch Wissenschaft und Gesundheit: „Beobachtung, Erfindung, Studium und schöpferisches Denken erweitern den Horizont; sie sollten dazu beitragen, daß das sterbliche Gemüt über sich selbst hinauswachse, über alles, was sterblich ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 195; An anderer Stelle in Wissenschaft und Gesundheit heißt es hingegen: „Schulprüfungen sind einseitig; wir werden nicht so sehr durch akademische Erziehung, wie durch moralische und geistige Bildung gehoben.“ S. 235;

Das Verständnis von der Christlichen Wissenschaft ist nicht in erster Linie intellektuell; man erlangt es nicht durch ein Anhäufen bloßen menschlichen Wissens, denn es ist das Verständnis von der absoluten Wirklichkeit aller Dinge.

Auf akademische Bildung wird zu viel Wert gelegt. Eine mir bekannte Christliche Wissenschafterin fand erst in reiferen Jahren ihren Lebensgefährten, als sie ihr Vorurteil gegen Menschen aufgab, denen es an akademischer oder ganz spezieller schulischer Bildung fehlte. Unter ihren Verwandten herrschte zuerst Ablehnung und Kritik. Nach christlich-wissenschaftlicher gebetvoller Arbeit wurde daraus jedoch Anerkennung und Zuneigung, und diese Ehe erwies sich als äußerst harmonisch und für beide Teile fruchtbar. Eine geistige Liebe befähigte die Wissenschafterin, ihren Partner als das wahre, göttliche Bild, als sein wirkliches Selbst, zu sehen.

Christus Jesus hatte nicht die übliche Bildung eines Rabbiners, er war aber ein geistiges Genie. Die Rabbiner waren erstaunt und ihm feindlich gesinnt, weil er intuitiv über ein großes Wissen verfügte — es war größer, als er selbst seinen Jüngern mitgeteilt hatte, denn er sagte einmal zu ihnen: „Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.“ Joh. 16:12; Die Rabbiner waren stolz auf ihre Fähigkeit, Wissen zu sammeln und es den Menschen eindrucksvoll zu vermitteln, aber der Meister besaß die große Inspiration, das zu leben, was sie lehrten und wonach sie sich in ihrem Leben allzuoft nicht richteten. Durch das Heilen der Kranken und die Auferweckung der Toten bewies der Meister, was er von Gott wußte. Selbst wenn wir den Buchstaben der Christlichen Wissenschaft intellektuell verstanden haben, so ist es allein unsere Inspiration, die die Beweise erbringen kann.

Die Fähigkeit, den Weg in das göttliche Reich zu finden, ist eine latente Kraft. Sie erhebt einen auf eine Bewußtseinsebene, die weit über der rein weltlichen liegt — zu einem bewußten Zustand geistigen Einsseins, oder der Einheit, mit der Wahrheit.

Für den Christlichen Wissenschafter ist es oft notwendig, einen Zustand vollkommenen, stillen Lauschens zu erlangen, um die innere Stimme des geistigen Sinnes deutlich und in ihrer Reinheit zu vernehmen. Dies gibt ihm aber die Möglichkeit, seine schlummernden Talente zu entdecken und zu entwickeln, Dinge zu vollbringen, auf die er in einem zerstreuten oder angstvollen Zustand nie gekommen wäre. Wir sind im Grunde alle in der Lage — auch der anscheinend unbedeutendste und schwerfälligste Mensch —, durch völlige, intelligente Anerkennung unseres Einsseins mit unserer geistigen Quelle inspirierende Ideen zu erhalten, die uns höher steigen und unsere Probleme lösen lassen.

Wir können uns mit der Frage prüfen: Sind wir nur talentiert, oder haben wir eine geistige Entwicklung durchgemacht? Sind wir nur erfahren oder intuitiv? Sehen wir zum Beispiel in einer Frühlingslandschaft lediglich den blauen Himmel, die frischen Farben der Häuser und Blumen, und genießen wir allein den Duft der Blüten? Oder ergreift uns das, was darin ausgedrückt wird — der Glanz und die Erhabenheit des göttlichen Wesens, seine Mannigfaltigkeit im Ausdruck, die zarte Schönheit der Seele und Liebe?

Sehen wir in unseren Mitmenschen nur die äußere Erscheinung und all die günstigen und ungünstigen Eigenschaften? Oder haben wir das Gefühl, daß sich das göttliche Urbild in jedem von ihnen individuell widerspiegelt?

Unsere Mitmenschen von dem wahren Standpunkt ihres gottgegebenen, vollkommenen, geistigen Seins aus zu sehen bedeutet, unser eigenes Bewußtsein zu heilen und zugleich unseren Mitmenschen zu helfen. Durch die Liebe, die wir zum Ausdruck bringen, mögen sie sehr wohl freudiger ihres Weges gehen und Schwierigkeiten leichter überwinden.

Damit werden wir und sie die nötige geistige Initiative, die göttliche Fähigkeit entwickelt haben, die es uns möglich macht, unsere Probleme harmonisch zu lösen, ob sie nun mit unserem Beruf, mit zwischenmenschlichen Beziehungen oder mit unserer Gesundheit zu tun haben. Das Wissen, daß Krankheit nur ein falsches Gedankenbild, eine täuschende, sichtbar gewordene materielle Anschauung ist, wird zur allmählichen Harmonisierung des Bewußtseins beitragen. Dann wird sich der geistige Begriff vom Menschen heilend auf den Körper auswirken — auf unseren eigenen oder den anderer.

„Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht“ Ps. 36:10;, steht in den Psalmen. Dies hilft uns Mrs. Eddys Erklärung zu verstehen: „Die göttliche Wissenschaft, die in der Ursprache der Bibel gelehrt wurde, kam durch Inspiration, und es bedarf der Inspiration, um sie zu verstehen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 319.

Dann werden wir, von Liebe inspiriert, unsere Arbeit auf uns nehmen — nicht nur das Studium der Lektionspredigt im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft und der Werke Mrs. Eddys, sondern auch jede andere Arbeit, die uns obliegt, ganz gleich, welcher Art sie ist. Wir sehen den Alltag erleuchtet, fühlen die Wärme der Liebe, nehmen das wirkliche oder geistige Leben wahr und erreichen so ein fortgeschritteneres Verständnis, daß wir in der Gegenwart der göttlichen Liebe leben, die uns ständig erneut.

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