Kürzlich überhörte ich im Omnibus ein Gespräch. Ein Mann beklagte sich bei seinem Freund über eine unharmonische zwischenmenschliche Beziehung, die offensichtlich seinen inneren Frieden störte. Was sein Freund, ein Amerikaner, ihm riet, um der Situation abzuhelfen, kam in sechs kurzen Worten zum Ausdruck: „Treib es aus deinem System aus.“ Die Menschen erhalten oft einen derartigen Rat, wenn etwas schwer auf ihnen zu lasten scheint oder ihr Körper irgendwie nicht richtig funktioniert. Oft wissen sie nicht, wie sie furchterfüllte Gedanken über den Körper loswerden können.
Eine der grundlegenden Lehren der Christlichen WissenschaftChristian Science; sprich: kr'istjən s'aiəns. ist, daß Gott, das göttliche Gemüt, den Menschen und das Universum regiert. Gottes Mensch ist eine vollkommene, unkörperliche Idee des Gemüts, die immer von der göttlichen Intelligenz beherrscht wird. Mary Baker Eddy schreibt in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Gemüt, erhaben über allen seinen Gebilden und sie alle regierend, ist die zentrale Sonne seiner eigenen Ideensysteme, ist das Leben und das Licht seiner gesamten unermeßlichen Schöpfung, und der Mensch ist dem göttlichen Gemüt untertan. Der materielle und sterbliche Körper oder das materielle und sterbliche Gemüt ist nicht der Mensch.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 209;
Die Ideensysteme des Gemüts arbeiten unter dem göttlichen Gesetz vollkommen fehlerfrei. Als das Ebenbild des Gemüts ist der Mensch die Widerspiegelung und Verkörperung der für das Universum des Gemüts charakteristischen unbehinderten Tätigkeit und Bewegung. In den Ideensystemen des Gemüts gibt es weder Stauung, Verstopfung, Verengung noch Infektion. Das Gemüt ist unablässig tätig; es kennt weder Stillstand noch Stockung, weder Schwankung noch Übermaß. In Übereinstimmung mit Gottes Gesetz der Harmonie und Vollkommenheit lebt und bewegt sich der Mensch als Gottes Idee in den unbehinderten Systemen des Gemüts.
Dieser geistige Begriff vom Menschen als von einer Idee, die von dem allwirkenden Gemüt regiert wird, findet im menschlichen Denken seine Fälschung in einer materiellen Auffassung vom Menschen als von einem physischen Körper, der von einem sogenannten sterblichen Gemüt regiert wird. Dieses Gemüt kehrt die Schöpfung des Gemüts und seine Ideensysteme der Annahme nach um und behauptet, der Mensch sei physisch und könne das hilflose Opfer eines gestörten Blutkreislaufs oder eines gestörten Nerven-, Ausscheidungs- oder Atmungssystems werden. Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, diese Einflüsterungen des sterblichen Gemüts als unwirklich zurückzuweisen. Sie zeigt, daß der materielle Körper tatsächlich keinerlei Ansprüche stellen kann, denn die Materie ist nicht intelligent.
Mrs. Eddy schreibt: „Der Christliche Wissenschafter, der wissenschaftlich versteht, daß alles Gemüt ist, fängt mit der mentalen Ursächlichkeit, mit der Wahrheit des Seins, an, den Irrtum zu zerstören. Dieses Milderungsmittel ist ein alterierendes Heilmittel, das jeden Teil des menschlichen Organismus erreicht. Der Schrift zufolge erforscht es ‚Mark und Bein‘ und stellt die Harmonie des Menschen wieder her.“ S. 423; Hier wird uns gesagt, daß die wissenschaftliche Wahrheit, daß Gemüt Alles-in-allem ist, das wirksamste Heilmittel ist — ein Heilmittel, das alles in der richtigen Weise entfernt, was den menschlichen Organismus, oder das menschliche System, zu behindern scheint. Gemüt ist der Ich Bin; es besteht durch sich selbst, erhält sich selbst und ist in sich selbst vollständig. Es ist für die Erhaltung seiner Reinheit und Unversehrtheit, seiner Harmonie und Gesundheit nicht von physischen Vorgängen abhängig. Der Mensch ist die Widerspiegelung des Gemüts, Gottes individualisierter Ausdruck der stets einwandfrei funktionierenden Gegenwart des Lebens.
Niemand hat jemals das Bedürfnis der Menschheit nach den heilenden Wahrheiten Gottes und Seines Christus besser verstanden als Christus Jesus. Während seines dreijährigen Wirkens demonstrierte er die Allgegenwart und heilende Macht eines alliebenden Vater-Mutter Gottes, indem er den Kranken ein gesundes und nützliches Leben wiedergab, die Sünder bekehrte und die Toten auferweckte. Und in seiner eigenen Auferstehung bewies er über jeden Zweifel hinaus, daß die erhaltende Macht Gottes dem Menschen in jeder Lebenslage zur Verfügung steht.
Es ist kein Wunder, daß wir überall in den vier Evangelien Berichte über Männer und Frauen finden, die sich in Zeiten drückender Not an den Meister wandten. Sie fanden Erleichterung und Heilung, weil sie bereit waren, die wahre Idee Gottes, oder den Christus, den Jesus verkörperte, zu erkennen und zu akzeptieren. Einen solchen Bericht finden wir im fünften Kapitel des Markusevangeliums. Dort lesen wir von einer Frau, die zwölf Jahre lang an einer ernsten Krankheit gelitten hatte. Etwas in ihrem Körper funktionierte nicht richtig. Vergeblich hatte sie durch medizinische Mittel Erleichterung gesucht. Mittellos und in großer Not hörte sie von den Heilungswerken des Meisters und ging dorthin, wo er war. Wie die Bibel uns berichtet, kam sie „im Volk von hinten herzu und rührte sein Kleid an. Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur seine Kleider könnte anrühren, so würde ich gesund. Und alsbald versiegte die Quelle ihres Blutes, und sie fühlte es am Leibe, daß sie von ihrer Plage geheilt war.“ Mark. 5:27–29; Aus dem biblischen Bericht geht hervor, daß eine große Menschenmenge den Meister umdrängte, als sich dieser Vorfall ereignete. Doch nichts konnte das demütige und inbrünstige Verlangen dieser Frau nach der heilenden Berührung des Christus, der Wahrheit, unterdrücken.
Die Christliche Wissenschaft befähigt uns, in den Fußtapfen des Meisters zu folgen und die verschiedenen Annahmen von gestörten Körperfunktionen, falschem Wachstum oder Verlagerung zu heilen. Sie zeigt, daß Harmonie das Gesetz Gottes ist, das stets im Menschen wirkt und sich durch ihn bekundet. Impuls, Wollen und Antrieb unseres wahren Seins kommen von Gott, dem vollkommenen Gemüt; sie sind immer aufbauend, harmonisch und vollkommen aufeinander abgestimmt. Unsere wahre Identität ist die zusammengesetzte Idee Gottes, des Guten. Sie bringt unablässig die Ordnung, Harmonie und Vollkommenheit des göttlichen Gemüts zum Ausdruck.
Mrs. Eddy erinnert uns daran, daß Gott, das alliebende Gemüt, niemals aufhört, die Vollkommenheit Seiner geliebten Idee, des geistigen Menschen, zu erhalten und zu bewahren. Sie schreibt: „Die Notwendigkeit, das Menschengeschlecht zu heben, ist der Vater der Tatsache, daß Gemüt dies zu tun vermag; denn Gemüt kann Reinheit anstatt Unreinheit, Stärke anstatt Schwachheit und Gesundheit anstatt Krankheit verleihen. Wahrheit ist ein Mittel, das den ganzen Organismus umwandelt und ‚den ganzen Menschen... gesund‘ machen kann.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 371.
