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DIE BIBEL ALS ZUSAMMENHÄNGENDES GANZES

[Diese Artikelserie zeigt die stetige Entfaltung des Christus, der Wahrheit, die ganze Heilige Schrift hindurch.]

Jesu Wirken in Judäa

Aus der April 1973-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jesus hielt sich nach der Hochzeitsfeier zu Kana nur kurze Zeit in Kapernaum auf. Das jüdische Passah nahte. Für dieses sehr hohe Fest folgte Jesus dem jüdischen Brauch und reiste nach Jerusalem, zu dessen wichtigster heiliger Stätte, dem Tempel. Von seinem derzeitigen Wirken wird im Johannesevangelium berichtet.

Zu dieser Zeit war gewöhnlich viel Betrieb im Tempel. Viele der Pilger, die zum Passahfest anwesend waren, mußten Vögel und Tiere für das erforderliche Opfer kaufen. Und wer von weither kam, mußte sein Geld umtauschen, um die Tempelsteuer, einen halben Sekel pro Person, in den entsprechenden jüdischen Münzen zu entrichten. Gegen diese Tätigkeiten wäre an sich nichts einzuwenden. Aber durch das bei derartigen geschäftlichen Transaktionen gewiß übertrieben laute Feilschen und den damit verbundenen Mißbrauch des Tempels, in dem all dies vor sich ging, waren sie zweifellos fehl am Platz. Wir lesen über Jesus: „Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Ochsen und verschüttete den Wechslern das Geld und stieß die Tische um und sprach zu denen, die die Tauben feilhielten: Traget das von dannen und machet nicht meines Vaters Haus zum Kaufhause!“ (Joh. 2:15, 16.)

Nicht nur die Geldwechsler und die Händler wurden von diesem Vorgehen betroffen. Die priesterliche Obrigkeit mußte ihr Treiben geduldet haben, wenn sie nicht sogar selbst in die Geschäfte verwickelt war. Jesu Worte: „Brechet diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten“ (Vers 19) haben anscheinend die Obrigkeit ebensosehr verstimmt wie seine Taten.

Auch seine Jünger waren von seinen Worten beeindruckt, denn Johannes schreibt (Vers 21, 22): „Er aber redete von dem Tempel seines Leibes. Da er nun auferstanden war von den Toten, gedachten seine Jünger daran, daß er dies gesagt hatte.“

Von seinem Wirken zur Zeit dieses Passahfestes wird nichts im einzelnen berichtet, doch Johannes’ Bemerkung, daß „viele an seinen Namen [glaubten], da sie die Zeichen sahen, die er tat“ (Vers 23), deuten auf die Heilungswerke hin, die er vollbracht haben muß.

Ob Nikodemus von sich aus zu Jesus kam oder als Abgeordneter des Sanhedrins, dem er angehörte — „ein Oberster unter den Juden“ (3:1) —, er zog es vor, allein und bei Nacht den Meister aufzusuchen. Da seine Fragen eher Aufrichtigkeit und Achtung als Hohn durchblicken lassen, war das von ihm gezeigte Interesse wohl sein eigenes, obgleich man auch das Interesse anderer den Worten entnehmen könnte: „Meister, wir wissen, daß du bist ein Lehrer von Gott gekommen“ (3:2).

Als Pharisäer war Nikodemus mit allen Aspekten des jüdischen Gesetzes und der jüdischen Prophezeiung vertraut. Wenn er auch Jesu Heilungswerk nachdenklich bewunderte (s. Vers 2), so verriet doch seine rein buchstäbliche Betrachtungsweise das Unvermögen, sich das seit langem erwartete Reich Gottes als einen geistigen Zustand vorzustellen, den man nur durch geistige Wiedergeburt erreichen konnte.

Die Worte des Meisters müssen auf Nikodemus einen bleibenden Eindruck gemacht haben. Johannes berichtet, daß derselbe Nikodemus später die christliche Einstellung verteidigte (s. 7:50, 51) und zusammen mit Joseph von Arimathia nach der Kreuzigung hervortrat, um für den Leichnam Jesu zu sorgen (s. 19:39). Sein Gespräch mit dem Meister, wie es in diesem Evangelium niedergeschrieben ist, war der Anlaß zu einem der beliebtesten Aussprüche in der ganzen Heiligen Schrift (3:16): „Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“

Jesus und seine Jünger sind anscheinend kurz danach von Jerusalem weggegangen, in das Jordangebiet, wo viele zu ihnen kamen, um sich taufen zu lassen. Der Verfasser des vierten Evangeliums berichtet jedoch, daß es Jesu Jünger waren, die tauften, und nicht Jesus selbst (s. 4:2).

In der Zwischenzeit fuhr Johannes der Täufer mit seiner Aufgabe, zu predigen und zu taufen, fort. Als sich ein Streit zwischen einigen Jüngern des Johannes und den Juden erhob, wurde Johannes die Tatsache entgegengehalten, daß Jesus nun beträchtliches Ansehen gewann (s. 3:25, 26). Die Antwort Johannes’ des Täufers machte es ganz klar, was er über Christus Jesus dachte: „Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen“ (Vers 30).

Als Jesus erfuhr, daß die Pharisäer von seinem Erfolg wußten, zog er von Judäa nach Galiläa (s. 4:1, 3). Die drei Synoptiker scheinen diesen Rückzug mit der Festnahme und der Gefangensetzung Johannes’ des Täufers, nachdem dieser die Umtriebe des Herodes offen gerügt hatte, in Verbindung zu bringen (s. Matth. 4:12; Mark. 1:14; Luk. 3:19, 20). Im vierten Evangelium (4:4) heißt es, daß Jesus auf seinem Weg nach dem Norden „durch Samarien reisen [mußte]“ — Worte, die einen Hinweis auf die uralte Fehde zwischen den Juden und den Samaritern enthalten, obwohl diese Feindseligkeit an Jesu eigenem Verhalten oder aus seinen Gesprächen nicht zu erkennen ist.

In Samarien wurde der Jakobsbrunnen zu Sychar der Schauplatz eines eindrucksvollen Ereignisses in Christi Jesu Laufbahn. Da es bis in die kleinsten Einzelheiten geschildert wird, dürfte man annehmen, daß der Bericht von einem Augenzeugen stammt. War vielleicht der Lieblingsjünger aufgefordert worden, bei dem Meister zu bleiben, während die anderen in die Stadt gingen, um Speise zu kaufen? (S. Vers 8.)

„Es war um die sechste Stunde“, als eine Frau aus Samarien an den berühmten alten Brunnen kam, um Wasser zu schöpfen, und Jesus sie bat, ihm zu trinken zu geben.

Daß ein jüdischer Mann eine Frau aus Samarien um einen Trunk Wasser bat, war überraschend genug (s. Vers 9). Aber wie Nikodemus, ein gelehrter „Meister in Israel“, durch Jesu Erkenntnis verwirrt war, so war auch diese einfache Frau aus Samarien durch sein ebenso tiefsinniges Gespräch über das Wasser des Lebens verblüfft. Sein geistiges Wahrnehmungsvermögen enthüllte ihn ihr nicht nur als einen Propheten (s. Vers 19), sondern auch als den Messias. Da die Samariter keine anderen biblischen Bücher anerkannten als nur den Pentateuch, war sie mit nur einer Verheißung vom Kommen des Messias vertraut — mit der, die Mose zugeschrieben wird (s. 5. Mose 18:15).

In ihrem Gespräch kam die Frau auf die jahrhundertealte Streitfrage zu sprechen, welches der alleinige Ort der Anbetung sei. Seit dem vierten Jahrhundert v. Chr. hatten die Samariter ihren eigenen Tempel auf dem Berg Garizim. Der Meister hob das Thema schnell auf eine geistige Höhe (s. Joh. 4:21) und sagte dann voraus: „Es kommt die Zeit und ist schon jetzt, daß die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit... Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten“ (Vers 23, 24). Die Antwort der Frau auf diese Worte führte Jesus zu der Erklärung, daß er tatsächlich der Messias war.

Als die Jünger mit der gekauften Speise zurückkamen, waren sie überrascht, ihren Führer mit einer samaritischen Frau im Gespräch zu sehen, sie sagten jedoch nichts (s. Vers 27). Die Frau ließ ihren Wasserkrug stehen und ging in die Stadt zurück, um die gute Nachricht zu verbreiten, während die Jünger — im Gegensatz zu Jesu Geistigkeit — in gewisser Weise denselben materialistischen Mangel an Verständnis zeigten, den Nikodemus und die Frau hatten erkennen lassen (s. Vers 31–34).

Nachdem Jesus darauf hingewiesen hatte, wie wichtig es ist, sich um die reifende geistige Ernte zu kümmern (s. Vers 35–38), blieb er auf die Bitte derer, die der Frau geglaubt hatten, zwei Tage in Samarien. Bevor er wieder ging, konnten viel mehr Samariter aus eigener Erfahrung sagen (Vers 42): „Wir haben selber gehört und erkannt, daß dieser ist wahrlich der Welt Heiland.“

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