Vor mehreren Jahren hatte ich in meiner Zweigkirche das Amt des Zweiten Lesers inne. Nachdem ich einige Monate gelesen hatte, erkältete ich mich. Das führte dazu, daß meine Stimme völlig versagte. Obwohl ich um die Lösung dieses Problems betete, wie es uns in der Christlichen Wissenschaft gelehrt wird, konnte ich am Samstag abend immer noch nicht sprechen. Als letzte Vorbereitung für den Sonntagsgottesdienst lasen meine Frau und ich gewöhnlich die Lektionspredigt zusammen. Sie saß direkt neben mir und konnte trotzdem nicht hören, was ich las.
Ehe ich am Sonntagmorgen zur Kirche ging, bat ich ein anderes Kirchenmitglied, sich darauf einzustellen, eventuell für mich einzuspringen. Als ich in der Kirche ankam, fragte ich die Erste Leserin, ob es ihr nicht lieber wäre, wenn meine Aushilfe mit ihr auf das Podium gehen würde. Sie gab jedoch liebevoll und weise zur Antwort: „Nein, dies ist Ihre Aufgabe. Die Mitglieder haben Sie zum Leser gewählt. Denken Sie daran: Als die Israeliten unter Josuas Führung den Jordan überqueren sollten, wich das Wasser erst zurück, als die Priester, die die Bundeslade trugen, in den Fluß stiegen. Oft will der Irrtum nicht weichen, bis wir direkt auf ihn zugehen.“
Gestärkt durch diese Worte, nahm ich meinen Platz auf dem Podium ein. Beim Singen des ersten Liedes brachte ich keinen Ton über meine Lippen. Während des stillen Gebets bemühte ich mich, mein Denken von jeglicher Furcht frei zu machen. Aber trotz allem mußte ich mich fragen, was wohl geschehen werde, wenn ich die Gemeinde im Gebet des Herrn führen mußte. Als es soweit war, klang meine Stimme klar und kräftig. Ich las im dänischen Gottesdienst und nach der üblichen Pause von 15 Minuten im englischen Gottesdienst. Meine Stimme war klar und drang bis in die entfernteste Ecke des Saales.
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