Am Sonntagnachmittag, bevor die neue Lektionspredigt beginnt, gestatte ich mir eine Audienz bei meiner Führerin Mrs. Eddy, und zwar mittels der Lektionspredigt. Ich stecke die Bücher und lese dann gleich die betreffende Stelle. Ich nehme mir dabei Zeit und tue dies mit einem beglückenden Gefühl der Muße, denn ich bin der Gast Gottes und genieße die geistige Speise.
Ich benutze das große Vierteljahrsheft, mache mir reichlich Notizen und fasse jeden Abschnitt am Ende zusammen. Ich beginne mit dem Goldenen Text und suche dabei den Aufbau oder Hauptgedanken für mich herauszufinden. Wenn ich einen finde, ist die Entdeckung anregend. Ich komme mir vor, als hätte ich den Ball gefangen und rennte nun auf das Tor größeren geistigen Verständnisses zu. Wenn ich die für diese Woche bestimmte Botschaft erkenne, zähle ich mich zu den Auserwählten: zu den Tausenden von uns — hier, dort, überall —, die, in Einigkeit und im Geist verbunden, spezifischen Anweisungen gemäß arbeiten und beten.
Da „die Inspiration das Christus-Gewand der Gerechtigkeit in allen seinen Teilen wiederherstellt“ (Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, S. 242), betrachte ich das Lesen der Lektionspredigt nicht als eine Pflicht, sondern als eine Freude. Ich erlaube mir nicht, in ein bloßes mechanisches Lesen zu verfallen.
Nachdem ich mir am Sonntagnachmittag einen Überblick über die gesamte Lektion verschafft und mir ihre vielen Einzelheiten gründlich zu eigen gemacht habe, arbeite ich am Montag mit dem Anhang B zu der Konkordanz zu Mrs. Eddys Schriften außer Wissenschaft und Gesundheit. Auf einem neuen Blatt Papier notiere ich mir, wo auf die Bibelstellen Bezug genommen wird, und dann studiere ich diese Zitate. Welche Bereicherung! Solch tiefes, gründliches Studium gibt mir (und meinen Patienten) nicht nur Speise, sondern vertieft, erleuchtet und erweitert meine Wertschätzung der unermeßlichen Bedeutung der Schriften unserer Führerin immer mehr.
Im Laufe der Woche lasse ich mich dann beim Studium der Lektion von Inspiration leiten: manchmal lese ich die ganze Lektion laut von Anfang bis zu Ende, damit die Welt sie hört und auf sie aufmerksam wird; ein andermal studiere ich sie mit einem Bibelkommentar; mitunter lese ich die Bibelstellen in einer modernen Übersetzung.
Gelegentlich wende ich noch eine andere Methode an: ich stelle für jedes Zitat eine Frage. Dies ist eine ausgezeichnete Übung in Genauigkeit und zwingt einen, gründlich zu prüfen, was jeder Satz aussagt. Dies ist auch eine große Hilfe für den Unterricht in der Sonntagsschule.
Das Studium der Lektionspredigt ist mein großes tägliches Erlebnis. Beim Lesen suche ich nach absoluten Wahrheiten, geistigen Wahrheiten — was lehrt die Christliche Wissenschaft über dieses Thema? Ich bemühe mich bewußt, mir diese Wahrheiten zu vergegenwärtigen, so daß ich die Wahrheit weiß und sie zur Substanz meines Seins wird.
Dann suche ich nach Forderungen oder Aufrufen zur Tat. Ich suche nach Anweisungen und Ermahnungen, nach Führung, um den Irrtum, den das sterbliche Gemüt mit dem Thema in Verbindung bringt, zu überwinden, und was ich finde, wende ich auf meine Welt an. Ich suche nach gottähnlichen Eigenschaften und bemühe mich, sie konsequenter auszudrücken, wobei ich oft meine eigenen Leistungen überprüfe. Dadurch erhalte ich mir meine Demut und die Ehrfurcht vor der Güte und Liebe Gottes. Wenn ich bei der Erfüllung meiner täglichen Pflichten über diese Dinge nachdenke, hilft mir dies, eine liebevolle und heilende Haltung beizubehalten und weniger von den Forderungen des materiellen Sinnes überzeugt oder ihretwegen beunruhigt zu sein.