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„Willst du gesund werden?“

[Urtext in deutscher Sprache]

Aus der April 1975-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Johannes berichtet im fünften Kapitel seines Evangeliums, wie Christus Jesus den Mann am Teiche Bethesda heilte, der 38 Jahre lang krank gelegen hatte. Als ich eines Tages diesen Heilungsbericht las, fiel mir besonders die Frage des Meisters auf: „Willst du gesund werden?“ Joh. 5:6; Dies schien eine recht überflüssige Frage zu sein, eine Frage, die vielleicht sogar lieblos war.

Doch ich merkte dann, daß, wenn man dieser Frage genauer nachsinnt und auch die Antwort des Kranken überdenkt: „Ich habe keinen Menschen, wenn das Wasser sich bewegt, der mich in den Teich bringe; wenn ich aber komme, so steigt ein anderer vor mir hinein“, man in diesem Gespräch eine Beschreibung dessen erkennen kann, was sich mitunter in unserem eigenen Denken vollzieht. In der Antwort des Kranken können wir irrige Argumente finden, die in unserem eigenen Denken auftauchen. Sie sind hinterhältig und behaupten, uns ebenso lange und unbarmherzig zu beherrschen wie jenen Kranken.

Haben wir uns jemals klargemacht, wieviel Selbstbedauern in unserem Denken ist, wenn wir uns krank fühlen und feststellen, wie schwierig, mühsam und quälend es ist, geistig klar zu denken? Wir kommen uns dann bedauernswert vor und haben nur den Wunsch, nachzugeben. Gerade dieser Zustand ist das Gift, dessen sich der Irrtum bedient, um unser Denken und Wollen zu lähmen. Auf seine Einflüsterung hin neigen wir dazu, das Öl für unsere Lampe, unser göttlich verliehenes Bewußtsein der Wahrheit, zu vergessen, wie einige Jungfrauen in Jesu Gleichnis (s. Matth. 25:1–13). Wir können aber wissen, daß Selbstbedauern nur eine Lüge ist, die ihren Ursprung nicht in Gott, dem göttlichen Gemüt, hat und sich unserem ernstlichen, wissenschaftlichen Bemühen, sie zu vertreiben, nicht widersetzen kann.

Mrs. Eddy schreibt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit: „, Sei willfährig, nicht willfährig zu sein‘ gegen die herannahenden Symptome chronischer oder akuter Krankheit, sei es nun Krebs, Schwindsucht oder Pocken. Tritt den Anfangsstadien der Krankheit mit ebenso kräftigem mentalen Widerstand entgegen wie ein Gesetzgeber, der das Durchgehen eines unmenschlichen Gesetzes vereiteln will.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 390;

Hand in Hand mit der Einflüsterung des Selbstbedauerns geht die Lüge, daß die Gegenwart von Liebe, Geborgenheit und Fürsorge von Personen und Umständen abhängig sei. Welch armseliger Begriff von Liebe! Die göttliche Liebe, die wahre, ewige, unerschütterliche und unveränderliche Liebe, die uns erschuf, uns erhält und uns ständig mit zärtlichster Fürsorge umgibt, steht uns immer zur Verfügung. Sie ist uns näher als die Luft, die wir atmen, und sie führt immer zu Kraft, Freude und Herrschaft. Sie weiß nichts von schwachen Sterblichen, die einen schmerzlichen und ungewissen Kampf mit grausamen Gegnern führen. Wir werden gewissermaßen immerdar von der göttlichen Liebe getragen, doch dies bedeutet nicht einen passiven, sondern einen aktiven Bewußtseinszustand.

Vielleicht beschuldigte der Kranke andere grollend, ihm nicht rechtzeitig in die heilenden Wasser geholfen zu haben. Wie bequem ist es doch, andere zu beschuldigen und somit das „königliche Gesetz. .. nach der Schrift:, Liebe deinen Nächsten wie dich selbst‘ “ Jak. 2:8; zu brechen!

Wie könnte eine Idee Gottes einer anderen Idee bewußt oder unbewußt Schaden zufügen? Böse Absichten oder Mutwille können uns nur dann erreichen und uns körperlich oder seelisch verletzen, wenn wir mit Groll, Beleidigtsein, Empfindlichkeit oder mit dem pharisäischen Gedanken: „Wieviel besser bin ich als dieser!“ auf sie reagieren. Wenn wir uns bewußt in die reine Atmosphäre der allgegenwärtigen Harmonie und Stille erheben, sind wir vor jedem Pfeil des Bösen sicher.

Was kann uns dann hindern, unsere eigene Erlösung zu finden?

Andererseits kann uns auch das Gefühl eigener Schuld binden. Manchmal scheint es uns, als müßten wir die Folgen unseres falschen Tuns und Denkens gerechterweise tragen und dürften nicht versuchen, ihnen zu entfliehen. Es ist gut, das königliche Gesetz, uns selbst genauso zu lieben wie unseren Nächsten, zu befolgen. Wenn wir uns bemühen, unseren Nächsten als die Idee Gottes, die reine Widerspiegelung aller göttlichen Eigenschaften, zu sehen, und Schuld und Irrtum von ihm trennen und als nicht zu ihm gehörend erkennen, tun wir es gleicherweise auch für uns. Ist nicht eine erkannte und bereute Schuld auch in uns getilgt, wenn wir sie nicht künstlich in einer Art der Selbstpeinigung oder des Selbstbedauerns am Leben erhalten?

Paulus schreibt: „Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich nach dem, das da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, nach dem Kleinod der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“ Phil. 3:13, 14;

Wie uns weder eigene noch fremde Schuld daran hindern kann, uns über sie zu erheben, so kann uns auch die Lüge nichts anhaben, die sagt: „Es ist aber doch passiert“ oder: „Dieser Zustand dauert schon so lange, und er widersteht hartnäckig aller geistigen Arbeit.“ Ist der Idee Gottes jemals etwas Schlimmes zugestoßen? Gibt es je einen Augenblick, wo Gott nicht die Kontrolle über Sein Universum vollkommen ausübt? Wir sollten diese Vorstellung energisch als Gotteslästerung zurückweisen.

Ebenso energisch sollten wir alle die Illusionen zurückweisen, die uns einreden wollen, daß wir, die wir in Wahrheit die untrennbare Widerspiegelung Gottes sind, je einen Augenblick von Seiner Herrschaft abgefallen sind. Dies würde bedeuten, daß es einen Schöpfer gibt, der nicht widergespiegelt wird, der nicht allmächtig ist, der nicht existiert. Dies ist aber undenkbar. Laßt uns alle Gedanken an eine unabänderliche Vergangenheit aufgeben. Gottes barmherzige Macht ist „alle Morgen neu“ Klagel. 3:23;, und wir spiegeln diese ewige Neuheit wider.

Welche Antwort gab Jesus, der wunderbare Menschenkenner, auf die Argumente des Irrtums? „Stehe auf, nimm dein Bett und gehe hin!“ Joh. 5:8; Da sein Bewußtsein so fest in Gott wurzelte, brauchte er sich keiner Gegenargumente zu bedienen. Er versuchte auch nicht, die Beschwerden der Leidenden bloß vorübergehend zu beseitigen, bot keine materielle Hilfe an, schob die Ausarbeitung der Seligkeit des Menschen nicht in die Zukunft hinaus und stieg so nicht von seiner geistigen Höhe herab. Er sprach, und der kranke Mann, der offensichtlich seine gegenwärtige Stärke und Herrschaft erkannte, ging hin. Dieses Beispiel Jesu zeigt uns, wie wir die List des Irrtums zerstören können.

Mrs. Eddy schreibt: „Erhebe dich in der Stärke des Geistes, um allem zu widerstehen, was dem Guten unähnlich ist. Gott hat den Menschen dazu fähig gemacht, und nichts kann die dem Menschen göttlich verliehene Fähigkeit und Kraft aufheben.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 393.

Dieses Erheben ist kein mühseliger Kampf, vielmehr ein Ruhen in der widergespiegelten Kraft Gottes, der einzigen Kraft, die es gibt. Wenn wir Gott verstehen und Ihn über alles lieben, Ihn so sehr lieben, daß wir Ihm augenblicklich und vollständig gehorchen, ohne auf das falsche sterbliche Ich zu lauschen, kann dies das augenblickliche Aufhören eines jeden Bewußtseins von Krankheit und Disharmonie bedeuten — und das ist Heilung.

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