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Der Disziplin den Stachel nehmen

Aus der Februar 1977-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das Wort „Disziplin“ weckt in manchen Menschen die Vorstellung von Strafe, Strenge und Groll. Kann der Stachel, der mit Disziplin in Verbindung gebracht wird, entfernt werden? Durch die Christliche Wissenschaft können wir lernen, wie Ungeduld, Groll und Mißverständnis durch Geduld, Liebe und Verständnis ersetzt werden.

Wenn wir ein Kind oder einen Schüler disziplinieren, mag es hilfreich sein, sich zu fragen: „Warum greife ich zu diesem Mittel? Reagiere ich ungeduldig und irritiert? Ist mein Motiv nur, zu strafen, oder stelle ich die Notwendigkeit, daß das Kind Gehorsam lernt, über meine eigenen Gefühle?“

Die größte Herausforderung besteht manchmal darin, bei sich selbst mit der Disziplin anzufangen, das eigene Denken zu disziplinieren, d. h., jede Spur von Gereiztheit, Gekränktsein und Stolz zu beseitigen. Bei diesem Reinigungsprozeß müssen wir auf die Eingebungen der Wahrheit lauschen, die uns den richtigen Weg zeigen, wie wir an ein Problem herangehen können. Es gibt keine Situation, in der Gott nicht helfen könnte. Heilung beginnt immer bei uns selbst und mit unserem Glauben an Gottes Allgegenwart. Wir lesen im Buch des Propheten Jeremia: „Bin ich es nicht, der Himmel und Erde erfüllt? spricht der Herr.“ Jer. 23:24;

Hier mag nun jemand einwerfen: „Ich bin doch aber nicht derjenige, der etwas Verkehrtes tut! Warum sollte ich da geheilt werden müssen?“ Wenn wir dem materiellen Sinn glauben — daß der Mensch Gott unähnliche Eigenschaften besitze und falsch regiert und beeinflußt werde —, dann müssen diese Annahmen durch die Wahrheit berichtigt werden. Das Vertrauen auf eine Macht neben Gott ist die Wurzel allen Übels. Wir müssen verstehen, daß es nur eine Macht gibt, nämlich Gott, eine Natur des Menschen, die geistig und gottähnlich ist, eine Kraft, und zwar die Kraft des Geistes, des Guten, und ein Gemüt, das göttliche Gemüt.

Unser Glaube an die Wirklichkeit des Bösen läßt uns verärgert und bestürzt reagieren. Das Böse scheint immer als Person, Ort oder Ding in Erscheinung zu treten. Darin besteht die Hinterlist des Bösen, durch die es sich der richtigen Klassifikation als absolut nichts zu entziehen scheint. Wir verdammen die Person, die den Irrtum auszudrücken scheint, anstatt den Irrtum zu verdammen. Der Irrtum muß bekämpft werden. Wenn wir es mit Aufsässigkeit, Ungehorsam, Unehrlichkeit zu tun haben, hilft es nicht, sich zu fragen, warum jemand sich so benimmt, oder ein Kind als aufsässig, unehrlich und halsstarrig abzustempeln.

Was auch immer die falsche Eigenschaft oder der Charakterzug vorgibt, wir können ihn in unserem eigenen Denken durch die entgegengesetzte Eigenschaft Gottes ersetzen, d. h. durch die Wahrheit, die dieses Kind in Wirklichkeit zum Ausdruck bringt, nämlich Liebe, Friedlichkeit und Güte. Dieses ruhige, unpersönliche Gebet wird das Kind in seinem Bemühen, negative Eigenschaften in sich selbst zu überwinden, unterstützen. Wir verhelfen ihm dadurch zu der Erkenntnis, daß eine jede Gott unähnliche Eigenschaft kein Bestandteil der Schöpfung Gottes ist und daher auch nicht zu dem Menschen gehört, den Gott erschaffen hat. Da Gott der einzige Urheber und Schöpfer ist, haben diese falschen Eigenschaften keine Grundlage, keinen Ursprung. Sie sind nicht wahr oder wirklich.

Wir müssen den Menschen beständig allein mit den Eigenschaften Gottes identifizieren und leugnen, daß das Böse ein Teil des Menschen ist. Durch Christus, Wahrheit, können wir erkennen, daß der Mensch immerdar von jeder Phase des Bösen unberührt bleibt. Christus befähigt uns, das Böse oder den Irrtum von der Person zu trennen und dessen Wirklichkeit in uns und in anderen zu leugnen. Was ein irrender Sterblicher zu sein scheint, ist ein sterblicher Traum. Der Mensch ist immer die geliebte, geistige Idee Gottes.

Wir lernen unsere Lektionen dadurch, daß wir uns im Gebet an Gott wenden, um Disziplinprobleme auszuarbeiten, anstatt es mit menschlichem Willen zu tun. Diese Lektionen segnen nicht nur das Kind; sie segnen auch uns.

Ich hatte einmal Schwierigkeiten mit einem meiner heranwachsenden Kinder. Die Situation schien immer schlimmer zu werden. Die Sache spitzte sich zu, als der Junge eines Tages absichtlich mit unserem Wagen davonfuhr, nachdem ihm ausdrücklich gesagt worden war, daß er zu Hause bleiben solle. Ich war wütend, als ich das herausfand. Nachdem es mehrere Stunden in mir gekocht hatte und der Teenager immer noch nicht zurückgekehrt war, erkannte ich, daß ich diese Sache durch die Christliche Wissenschaft ausarbeiten mußte.

Meine Gedanken bewegten sich etwa in dieser Richtung: „Wenn ich es mit Ungehorsam zu tun habe, dann muß die Annahme von Ungehorsam hier in meinem eigenen Denken geheilt werden.“ Als ich Stellen aus der Bibel und aus Mrs. Eddys Schriften studierte und zu erkennen suchte, daß der Mensch immer dem göttlichen Gemüt gehorsam ist, erkannte ich, daß ich selber nicht immer so gehorsam gewesen war, wie ich es hätte sein sollen, daß ich dem Beispiel Christi Jesu nicht immer gefolgt war oder die Bestimmungen im Handbuch Der Mutterkirche von Mary Baker Eddy nicht immer beachtet hatte. Mit diesem Erwachen in meinem eigenen Denken schwanden der Zorn und der Groll.

Als der Junge später nach Hause kam, empfand ich ein tiefes Mitgefühl; wir sprachen über die Notwendigkeit, dem Prinzip zu gehorchen, und zwar nicht, weil wir Strafe fürchten, sondern weil der einzige Weg zu dauerndem Glück und Erfolg darin besteht, unserem höchsten Begriff vom Gesetz zu gehorchen. Ich bat den Jungen, die Stellen über Gehorsam zu studieren, damit er erkennen würde, daß ein striktes Festhalten an dem Prinzip notwendig ist. Diese Erfahrung stellte einen Wendepunkt dar; die extreme Ungeduld und Gereiztheit, die unsere Beziehung gekennzeichnet hatte, war verschwunden.

Ich erkannte, daß ich mehr lieben mußte, und als ich mir mehr Mühe gab, geduldiger und verständnisvoller zu sein, wurde dieser Junge empfänglicher und gehorsamer. Ich gewann einen klareren Begriff davon, was Mrs. Eddy meint, wenn sie schreibt: „Die ganze Erziehung der Kinder sollte derart sein, daß sie den Gehorsam gegen das moralische und geistige Gesetz zur Gewohnheit macht, wodurch das Kind der Annahme von sogenannten physischen Gesetzen, einer Annahme, die Krankheit großzieht, entgegentreten und sie meistern kann.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 62;

Von einigen Charaktereigenschaften glaubt man, sie würden vererbt, und wir akzeptieren diese Suggestionen als Gesetz, indem wir denken: „Er ist genauso wie sein Vater“ oder: „Sie macht es ganz so wie ihre Mutter.“ Gott ist der einzig wirkliche Vater und die einzig wirkliche Mutter, die wir haben. Wir lesen in der Bibel: „Haben wir nicht alle einen Vater? Hat uns nicht ein Gott geschaffen?“ Mal. 2:10; Vererbung, Umwelt oder weltweite Annahmen können uns keine Bedingungen auferlegen, wenn die Wahrheit über unsere geistige Identität erkannt und beständig anerkannt wird.

Eine Kluft zwischen den Generationen weist mitunter auf einen Mangel an Liebe auf beiden Seiten hin. Gottes Liebe kann alle Gleichgültigkeit, Feindseligkeit, Aufsässigkeit und alle Mißverständnisse dahinschmelzen lassen.

Was sollen wir aber tun, wenn wir gebetet haben und versuchen, unseren höchsten Begriff von Liebe auszudrücken, sich jedoch immer noch kein Wandel zeigt? Dann müssen wir ein klareres Verständnis von Gott gewinnen. Wir können immer noch langmütiger, rücksichtsvoller, demütiger, liebevoller sein und daran festhalten, daß Gott uns die Wahrheit zeigen wird, die wir erkennen müssen, und daß Er uns befähigen wird, uns selbst und andere als Gottes Kinder zu sehen. Die korrekte Auffassung heilt.

Wir können die Stärke und Weisheit der Liebe zum Ausdruck bringen und uns klarmachen, daß geistige Mittel ebenso wirkungsvoll bei der Ausarbeitung von Disziplinproblemen sind wie bei jedem anderen Problem, vor dem wir stehen. Was immer menschlich getan werden muß, kann getan werden. Wir können sicher sein, daß wir dazu geführt werden, die richtigen Schritte zu tun. Mrs. Eddy sagt uns: „Bei menschlichen Handlungen beginnt die Weisheit mit dem, was unter den gegebenen Umständen dem Rechten am nächsten kommt, und von da aus vollbringt sie das unbedingt Rechte.“ Vermischte Schriften, S. 288;

Prinzip und Liebe sind Synonyme für Gott. Wenn wir das eine zum Ausdruck bringen, braucht dies nicht auf Kosten des anderen zu geschehen. Die Stärke des Prinzips und die Zärtlichkeit der Liebe können gleichzeitig ausgedrückt werden. Wenn es notwendig ist, Festigkeit zu zeigen, können wir sie ausdrücken, ohne dabei irgendeine Eigenschaft der Liebe zu opfern. Liebe ausdrücken bedeutet ja, daß wir in Übereinstimmung mit unserem höchsten Begriff vom Rechten handeln. Es ist keine wirkliche Liebe, wenn wir einem Kind ein Verhalten erlauben, das nicht dazu beiträgt, ihm den Gehorsam gegenüber dem Prinzip zur Gewohnheit zu machen. Wenn wir uns bemühen, allein von der göttlichen Liebe regiert zu werden und an der korrekten Auffassung vom Menschen festzuhalten, muß alles, was beansprucht, dem Guten, Gott, unähnlich zu sein, der Wahrheit weichen. Wir finden Gewißheit in folgendem Bibelvers: „Bleibe fromm und halte dich recht; denn einem solchen wird es zuletzt gut gehen.“ Ps. 37:37.

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