Christus Jesus faßte schon frühzeitig in seinem Wirken seine Auffassung vom Leben zusammen. Er sagte: „Der Geist ist’s, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze.“ Joh. 6:63; Von der Grundlage dieser Erkenntnis aus vollbrachte er Heilungen, die heute von den ausgeklügeltsten Methoden der Arzneimittelbehandlung und der Chirurgie nicht erreicht werden. Und gegen Ende seiner irdischen Laufbahn demonstrierte er, daß Leben, wenn es als geistig und nicht materiell erkannt wird, unzerstörbar ist.
Das christlich-wissenschaftliche Heilen beruht auf der Grundlage ebendieser Erkenntnis, nämlich daß das Leben und die Identität des Menschen nicht von der Materie, sondern vom Geist aufrechterhalten werden.
Die gegenwärtig aktuellen biologischen Erklärungen in bezug auf den Menschen sehen ihn so, als habe er sich aus einem einzelligen Lebewesen entwickelt und als sei er nun abhängig von dem Zusammenwirken einer Vielzahl dieser organischen Einheiten oder Zellen. Man glaubt, daß diese Zellen in der Regel richtig funktionieren, daß sie sich ihren eigenen Gesetzen gemäß in gesunder Weise vermehren, teilen, reproduzieren und erneuern — daß sie aber manchmal nicht richtig arbeiten und Krankheiten verursachen, die dann der Heilung durch materielle Behandlung bedürfen.
Die Christliche Wissenschaft heilt durch eine genau entgegengesetzte Methode, eine völlig geistige Methode. Das kommt daher, daß sie eine genau entgegengesetzte Auffassung vom Menschen hat wie auch von seinem Ursprung und von dem, was sein Leben und seine Identität erhält. In Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy: „Die Christliche Wissenschaft stellt Entfaltung, nicht Zuwachs dar; sie bekundet kein materielles Wachstum vom Molekül zum Gemüt, sondern ein Sichmitteilen des göttlichen Gemüts an den Menschen und das Universum.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 68;
Wo bleibt da die Vorstellung von einem physischen Sterblichen, der die kurze Spanne zwischen Geburt und Tod durchlebt? Was ist mit der komplizierten Struktur von Zellen, die sich durch zahllose Generationen hindurch entwickeln und angeblich für den Werdegang jedes Sterblichen richtunggebend sind? Diese Vorstellungen sind nur ein Schatten dessen, was der Mensch wirklich ist, nur ein verworrenes Bild, das von dem begrenzten materiellen Sinn, der schon von Natur aus unfähig ist, die letzten Wahrheiten über das Leben zu erfassen, irrigerweise zusammengestellt wurde.
Der Mensch, wie er vom geistigen Sinn verstanden wird, ist das genaue Gegenteil von einem physischen Sterblichen. Er ist die Wahrheit, die Wirklichkeit in bezug auf den Menschen. Er ist nicht in einer Zellstruktur beheimatet, wie kompliziert und verwickelt sie auch sein mag. Noch sind sein Leben und seine Identität von der Funktionsweise und dem Zustand von Zellen abhängig, wie zahlreich und wie verschieden diese auch sein mögen. Er stammt vom Geist, von Gott, ab, der ihn vollkommen erschuf; und er besteht zugleich mit Geist, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Seine Substanz, seine Fähigkeiten, die Art und Weise, wie er funktioniert, alles ist völlig geistig; und es gibt keine Funktionsstörungen, weil alles von der Allmacht Gottes, des Guten, aufrechterhalten wird.
Von dieser Grundlage aus heilt die Christliche Wissenschaft allein durch geistige Mittel all die verschiedenen Krankheiten, die darauf zurückgeführt werden, daß die Zellen nicht richtig arbeiteten. Die Annahme, daß der Mensch physisch sei und aus Zellen bestehe und daher anfällig für Krankheiten sei, wird durch die Erkenntnis, daß der Mensch rein geistig und darum Störungen im Bereich der Zellstruktur nicht unterworfen ist, aus dem menschlichen Denken entfernt. Der menschliche Körper, der ja ein Abbild des Denkens ist, paßt sich dann gesunden Zuständen an.
Wenn der Mensch nicht aus Zellen besteht, woraus dann? Aus geistiger Substanz, aus geistigen Ideen; d. h. aus Ideen ohne ein einziges Element begrenzender Materialität. Wenn wir erst einmal akzeptieren, daß der Mensch vom göttlichen Gemüt, vom göttlichen Geist, erschaffen ist, ergibt sich logischerweise, daß geistige Ideen sein Hauptbestandteil sind. Diese Ideen sind genau und klar, bis zur winzigsten, unendlich kleinen Einzelheit geordnet und strukturiert. Sie können immer nur in der vollkommensten und gesündesten Weise funktionieren.
Andere Bestandteile dieses wahren Menschen sind die geistigen Eigenschaften, die er von Gott her widerspiegelt, Eigenschaften wie Liebe, Frieden, Reinheit, Redlichkeit, geistige Stärke und Freude. Nehmen wir einmal Freude. Diese geistige Eigenschaft ist nicht von äußeren Umständen, anderen Personen oder von einem besonderen Platz abhängig. Sie quillt in all ihrem Reichtum und in all ihrer Vielfalt direkt aus unserem innersten Sein hervor, aus Gott, unserem Ursprung, dem Prinzip aller Freude. Sie ist Beweggrund und treibende Kraft. Sie ist ein wesentlicher Faktor zur Erhaltung unserer Gesundheit, unserer Energie, bei unserem Tun und zur Förderung ständig neuer geistiger Entwicklung.
Nun noch ein dritter grundlegender Bestandteil. Dabei handelt es sich um die göttlichen Gesetze, die den geistigen Menschen regieren und beherrschen. Geistige Ideen und geistige Eigenschaften wirken immer in Übereinstimmung mit den Gesetzen ihres eigenen Wesens, absolut genau und fehlerfrei. Über die zentrale Bedeutung dieser Gesetze schreibt Mrs. Eddy: „Der Mensch hat eine fortdauernde Individualität; und Gottes Gesetze und ihr intelligentes und harmonisches Wirken bilden seine Individualität in der Wissenschaft der Seele.“ Nein und ja, S. 11.
Fällt es schwer, zu akzeptieren, daß geistige Ideen und geistige Eigenschaften, die in Übereinstimmung mit geistigen Gesetzen wirken, das lebendige, intelligente Wesen bilden können, das wir Mensch nennen? Ist es leichter, sich damit abzufinden, daß alle Schönheit und alle Intelligenz des Lebens lediglich das zufällige Endprodukt davon sind, daß zahllose unbewußte, nicht-intelligente Zelleinheiten in Übereinstimmung mit nicht-intelligenten Gesetzen arbeiten? Bezüglich dieser beiden Alternativen ist die Logik sicherlich auf Seiten des Menschen, der vom einzig intelligenten Geist empfangen, erschaffen und erhalten wird, und zwar durch dessen geistige Ideen, Eigenschaften und Gesetze.
Wie erlangen wir die heilende Erkenntnis, die die Vorstellung von scheinbar nicht richtig arbeitenden Zellen berichtigt? Indem wir den göttlichen Ursprung, die geistige Substanz und das völlig geistige Wesen des Menschen als einer geistigen Idee der vollkommenen Intelligenz oder des göttlichen Gemüts, Gottes, anerkennen. Indem wir die geistigen Eigenschaften, die uns von dieser göttlichen Intelligenz zufließen, nach bestem Vermögen im täglichen Leben zum Ausdruck bringen. Indem wir unser Denken und unser Herz weit öffnen, um Gottes Gesetze und „ihr intelligentes und harmonisches Wirken“ zu akzeptieren und zu lieben — Gesetze, die uns alle bis hin zur allerletzten, unendlich kleinen Einzelheit unseres Seins regieren. Dann sehen wir die heilende Macht Gottes in Tätigkeit.